Holzbau der außergewöhnlichen Art

marcus_n

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Elmgi: Und was beeindruckt dich da jetzt so sehr? Ich finde es interessant.
Aber wenn ich das mit den Architekturkonzepten aus den 70ern vergleiche sehe ich da keine so großen Unterschiede ausser dem Werkstoff. Wobei selbst damals schon viel mit Holz experimentiert wurde, aber einfach noch nicht die technischen Voraussetzungen vorhanden waren.
Erinnert mich an die 90er Jahre Gebäude von Nicholas Grimshaw, aber auch das Olympia Stadion in Muc, der Flughafen in Muc oder verschiedene Gebäude in Paris oder London aus den 90ern.
Ich frage mich bei diesen Lösungen: Wo ist hier das holzspezifische? Warum Holz und nicht Metall oder Kunststoff? Das sind ja auch keine handwerklichen Lösungen sondern holztechnische Ingenieurskonzepte, also von der Denke her. Wo wird auf das eingegangen, das Holz so einzigartig macht? Die inneren Strukturen, die Stabilität und Biegefestigkeit bieten? Ich hab irgendwo noch ein Manuskript von Frei Otto hier herumfliegen, der Architekt des Münchener Olympia Stadions, der damals in den sechzigern Pflanzen und Blumen unter dem Mikroskop fotografiert hatte und daraus seine Gitterstrukturen entwickelte. Das sind ja alles Blütenstengel und Blattgitter.
Von Otl Aicher habe ich hier noch Bücher und Manuskripte aus seiner Zeit an der HfG in Ulm an denen er ein Architekturkonzept vertreten hat, in dem Gebäude "wie gewachsen" konstruiert werden sollten. Knotenartige Verbindungen im Metallbereich hat Nicholas Grimshaw präferiert, auch sehr pflanzenartig, obwohl in Metall ausgeführt.
Diese Holzskelettlösung von Swatch ist zwar CNC realisiert, aber man denkt gleich an einen 3D Drucker. Überhaupt sind das heute ja alles technische Lösungen. Aber wo bleibt die Gestaltung? Guckt man unter diese walförmige, amorphe Oberfläche findet man einen ganz normalen Kubus als Gebäude. Die Hülle liegt darüber wie ein Tarnnetz, das das innere verbirgt.
Was sind da noch für technische Lösungen enthalten? Die heutigen Oberflächen werden ja gerne mit allerlei Zusatznutzen versehen, seien es Heiz- und Kühlelemente, Stromerzeugung, Sensortechniken, eingebaute Antennen, Spiegelsysteme und was weiss ich alles. Ich bin da schon eine ganze Weile raus aus der Thematik.
Was unterscheidet die 2000er von den Jahrhunderten davor gestalterisch, formal? Ist das noch die Postmoderne oder schon etwas anderes? Diese pompöse Form der Architektur muss sich ja auch rechtfertigen. Wieviel Habitus steckt da drin und wieviel Funktion. Mit welcher Halbwertszeit für so ein Gebäude wird da gerechnet?
Nur so ein paar spontane Gedanken von mir.
Besten Gruß
 
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brubu

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Hallo
Auf die eine Seite eine grossartige Leistung und wenn man genau hinschaut verliert Holz in dieser Form verarbeitet seine Vorteile bezüglich
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Es braucht ein Lehrgerüst fast wie bei Beton, viel Leim und wieder Material für die Formen der gebogenen Teile.
Für mich eine Materialschlacht pur. Dann die Dachhaut, wie lange hält die? Ich hatte erst gerade wieder Reparaturarbeiten an einem Tor in einem Industriebau ohne Dachvorsprung. Alles leidet wenn Wasser herunterläuft, Beschläge, Schlösser alles rostet.
Für mich ist das ein Protzbau einer Firma und eines Architekten.
Gruss brubu
 
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Maho68

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beeindruckend, was so möglich ist mit cnc technik. Billig wars nicht ! eine Baustelle für protzende Bauherren,Architekten,Bauingenieure,
Oh Gott, wenn jetzt jeder so ausschweifende Gebäude haben will, haben wir bald keine Bäume mehr :emoji_astonished:
Ich würde ein Holzbau von Japaner vorziehen, die brauchen keine schrauben und metallteile ! :emoji_wink:
 

U.Tho

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Für mich ist das ein Protzbau einer Firma und eines Architekten.
Sicher Protzbau - die halbe Welt ist voll Protzbauten und Statussymbolen aber trotzdem beeindruckend, was man mit Holz machen kann, auch wenn`s nicht so lange hält, wie eine japanische Pagode.
 

Elender Kruzefix

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Hatte noch nicht die Zeit den Beitrag anzusehen, aber wenn man sich das Portfolio der Swatch Group ansieht, ist klar dass dies kein 0815-Bau sein kann.
Swatch baut nicht nur die bekannten bunten Swatch-Uhren, sondern hat auch einige "exklusivere" Uhrenhersteller in petto.
Swatch Group
 

predatorklein

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hallo

aber trotzdem beeindruckend, was man mit Holz machen kann

Darum geht´s aber ja eigentlich nicht :emoji_wink:

Die Frage ist , ob es nicht eine Nummer kleiner ginge ?

Bei großen Firmen geht das ja noch in Ordnung , geht´s denen gut drücken die auch einiges an Steuern ab .
Ufert inzwischen aber auch beim Staat aus .
Siehe Elbphilharmonie oder Gorch Fock .

Und das geht noch kleiner , schau dir heute manchen Kindergarten und manches Feuerwehrgebäude an .
Prachtbauten , die keine Sau braucht :emoji_thumbsdown:

Andererseits fehlt dann im benachbarten Bundesland die Kohle , um überhaupt eine neue KITA zu bauen .
Oder die alte KITA halbwegs ordentlich zu renovieren .

Gruß
 

U.Tho

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geht´s denen gut drücken die auch einiges an Steuern ab
So sollte es eigentlich sein - die Praxis schaut anders aus. Je größer der Gewinn um so mehr kriminelle Energie wird aufgewendet, um Steuerschlupflöcher auszunutzen. Für uns im Mittelstand gibt`s da kaum Möglichkeiten.
Aber jetzt kommen wir etwas vom Thema ab - ansonsten könnte ich mich den ganzen Tag drüber aufregen.
 

ceto

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ich habe vor 2-3 jahren im rahmen des studiums eine führung bei Blumer Lehmann, also der ausführenden Firma mitgemacht. Das swatchgebäude selbst hat mich nicht so recht überzeugt, aber technisch war es schon unheimlich spannend. wann sieht man schon eine cnc portal fräse mit 20m bearbeitungsfläche? auch logistisch, keine 2 teile die gleichen, just in time produziert und verschickt.

klar nicht alles was technisch möglich ist, ist am ende auch sinnvoll.
Ich würde ein Holzbau von Japaner vorziehen, die brauchen keine schrauben und metallteile ! :emoji_wink:
mit diesem Bau hat Blumer Lehmann sich wohl auch für diese art des bauens empfohlen , und arbeitet seit dem auch viel mit shigeru ban zusammen:bild

wie gewünscht, ohne schrauben :emoji_slight_smile:
 
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