Holzhaus | abdichten | Hanf/Leinöl | Brandgefahr

Mitglied 67188

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Hallo Zusammen,

meine Schwiegereltern haben ein ≈ 20 Jahre altes Blockbohlenhaus mit Doppelwand welches
an den Überblattungen leicht undicht ist (Sommer/Winter unterschiedlich) und Kältebrücken deutlich messbar macht (10-15° C Unterschied aktuell)
vor allem um die Fenster herum.
Ein Zustand der aber seit Neubau vorhanden ist.

Jetzt sollen einige Schlitze ≈ 5-6 mm mit Hanf aus dem Fachhandel für diese Zwecke zum Einsatz kommen.
Laut Aussage läßt sich der Hanf trocken sehr schlecht verarbeiten, nun wird dem Tipp nachgegangen diesen mit
Leinöl zum tränken.

1) Jetzt schellen da bei mir etwas die Alarmglocken wegen Selbstentzündungsgefahr von Leinöl.
Ist das in diesem Fall zu vernachlässigen wegen geringer Menge und was ist in dieser Hinsicht besser, Firnis oder pur.

2) Ich kenne mich nur etwas mit Kalfatern aus, da bleibt die Verbindung elastisch, ist das bei ausgehärteten Hanf/Leinöl auch der Fall?

Auch sonstige Ratschläge sind gerne willkommen,
leider sitzen meine Schwiegereltern in Berlin und kann sie nicht unterstützen.

Danke für Ratschläge und Tipps.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

IngoS

ww-robinie
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Hallo,

ich kenne zwei Arten von Hanf zum stopfen. Einmal eine eher kurzfaserige, etwas krümlige Stopfmasse, die wirklich schlecht zu verarbeiten ist und zum Anderen ein langfaseriges Produkt welches sich mit einem Spachtel recht gut und einfach in die Fugen stopfen lässt. Mit irgendwas tränken würde ich das Material nicht. Also auf langfaserige Ware achten, auch wenn die teurer sein sollte, ist die so viel einfacher und schneller zu verarbeiten, dass sich das lohnt.

Gruß

Ingo
 

IngoS

ww-robinie
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Das Produkt sollte doch passen meine ich....

Hallo,

das sieht gut aus.
lockere Hanfwurst vor die Fuge legen und mit der Spachtelschneide einschieben. Wenn nötig mehrfach wiederholen, bis die Fuge voll ist. Die Hanfwürste nicht zu dick machen.
Das geht eigentlich recht zügig und unkompliziert.

Gruß

Ingo
 

Mitglied 67188

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Man kann auch statt Hanf Wolle/Filz verwenden.
hm ja, doch der Hanf ist erstmal da und ist ja grundsätzlich nicht verkehrt.
Hatte mich damals etwas schlau gemacht und zum einen kam immer wieder Moos als Tipp
welches aber zum nachträglichen einbringen eher nicht geeignet ist und so wurde "uns" Hanf empfohlen.

Klar wenn das nun wie auch immer nicht funktioniert, dann muss anderes Material her, am Geld scheitert es da eher weniger.

Konnte bisher dieses Video finden was eigentlich nicht so kompliziert aussieht. (4:50min.)
https://youtu.be/yMtd0PsR6qE?t=290

doch würde mich das nach wie vor mit der Leinölgefahr interessieren, wurde zumindest früher öfter gemacht,
aber wer weiß...

Dank aber auch dir für die Ratschlage bin ja Fan von gefilzter Wolle (Handschuhe gibt nix besseres)
aber ob die auch ein ähnliches Quellverhalten hat kann ich nicht einschätzen.
 

Mitglied 67188

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Das geht eigentlich recht zügig und unkompliziert.
danke, dachte ich mir auch!
Ich lass mir heute Abend mal Fotos schicken vielleicht können wir das Problem besser einsehen...
sowas macht mich immer fuchsig, da möchte ich gleich hinfahren und selber schauen...
 

K2H

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Von Wolle als Stopfdichtung rate ich ab! Da gehen u. U. ziemlich schnell Motten rein.
Ich verwende entweder losen Stopfhanf (die billigste Version) oder, wie beschrieben, Kalfaterband/-schnur.
Wenn du den Hanf vorm Stopfen ölst, gibts ne ziemliche Sauerei. Ich stopfe zuerst und tränke dann mit Leinöl.
Damit die Vögel die Fasern nicht raus ziehen (gern genutztes Nistmaterial) kannst du auch Lehm mit Öl (statt Wasser) dünnflüssig anrühren und die Ausstopfug damit noch tränken und zu schmieren. Als Werkzeug zum Stopfen verwendet man was in die Spalten passt: Spachtel, Schraubenzieher, dünne Fliesenmeißel, dünne Holzleistenstücke, o, ä..
Guggsdu da: https://www.hanffaser.de/ und https://www.naturbauhof.de/hanffaser-daemmstoffe#kalfater

Gruß,
KH
 

Mitglied 67188

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Ich stopfe zuerst und tränke dann mit Leinöl.
Danke für deine Hinweise!
Machst du das öfter?
Mit Leinöl hast du also keine Bedenken?
Das mit der Sauerei ist ein Argument stimmt, dass gibt Flecken die man nicht mehr rausbekommt so schnell
die Innenwände sind alle naturbelassen...

Der Hanf soll zunächst nur von innen angebracht werden, habe leider noch keine Bilder,
meine Schwiegereltern sind zwar Highend mäßig ausgerüstet was aber manchmal zur Verwirrungen führt
beim übermitteln von Bildern...

Jedenfalls erstmal danke...
 

joh.t.

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bei den Zwergen
Es gibt Wolle als flächige Isolierung.
Die ist gegen Motten etc behandelt und das kuscheligste Isolierungszeug, dass ich je verarbeitet habe.
Aber schlecht um in ritzen zu stopfen.
 

K2H

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Machst du das öfter?
Ja, ich bin Lehmbauer, saniere oder restauriere meistens alte Fachwerkhäuser, hab schon gefühlte 500 kg Hanf verstopft.
Die "Lehm-Öl-Kalfater-Technik" wird z. B. traditionell und in der Denkmalpflege zum Hinterstopfen von äußeren Fensterbekleidungen auf krummen Fachwerkhölzer angewendet.

Die ist gegen Motten etc behandelt und das kuscheligste Isolierungszeug, dass ich je verarbeitet habe.
Wenn die Wolle entsprechend behandelt ist, ists ok. Ich habe aber auch schon mehrmals zerfressene "Dämm"-wolle gesehen, inkl. hnderten von leeren Mottenpuppen.
Schafwolle gibts beim Schäfer manchmal kostenlos, weil sie keiner haben will. Und dann gibt es Öko-Extremisten die denken sie könnten die Wolle "naturbelassen" zum Dämmen verwenden. Weil, da ist ja noch das gute Lanolin drin, das doch die Wolle schützt.....
 

Mitglied 67188

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Ja, ich bin Lehmbauer, saniere oder restauriere meistens alte Fachwerkhäuser, hab schon gefühlte 500 kg Hanf verstopft.
Super, dafür liebe ich dieses Forum!

Kannst du mir vielleicht was zur Leinölgefahr sagen, begründet oder nicht?
Speziell für das dichten von innen, wie geht ihr da vor um eine größere Sauerei bzw. Gefahr zu vermeiden...

Danke!
 

K2H

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Kannst du mir vielleicht was zur Leinölgefahr sagen, begründet oder nicht?

Ja, das stimmt, die Gefahr von Selbstentzündung besteht.
Was da chemisch genau passiert kann ich nicht sagen, Chemie war noch nie mein Lieblingsfach. Laienhaft ausgedrückt, findet beim "Trocknen" von Leinöl ein Oxidationsprozeß statt bei dem Wärme entsteht. Staut sich die Wärme, z.B. in einem zusammen geknüllten ölgetränkten Lappen, kann es so heiß werden, dass sich das Öl, bzw. der Lappen selbst entzünden kann. Deshalb sollte man so einen Lappen entweder ausgebreitet trocknen lassen (kein Hitzestau), oder ihn in einem Gefäß luftdicht verpacken, damit kein Sauerstoff dran kommt.
Vor ein paar Wochen hat mir ein Feuerwehrmann, dessen Frau bei der Kripo als Brandermittlerin arbeitet, erzählt, dass sie, weil es sie persönlich interessiert hat, einen Versuch machten. Sie tränkten einen Stofflappen mit Öl, knäulten ihn zusammen und steckten ein Thermometer rein. Nach 20 Min. war die Temperatur in dem Knäuel schon auf 65° angestiegen. Sie hatten den Test daraufhin abgebrochen.

Klaro sollte man immer daran denken, aber ich sehe die Sache nicht ganz so kritisch. Leinöl hat, wie andere Öle auch, einen Flammpunkt von ca. 300 °. Es muss also zu einem extremen Hitzestau kommen, bevor es sich entzündet.
Ich lege ölgetränkte Tücher/Lappen einfach ausgebreitet auf eine nicht brennbare Unterlage, damit eben kein Hitzestau entstehen kann und lasse ihn trocknen.
Und ja, theoretisch könnte sich genauso eine ölgetränkte Hanfstopfung entzünden, wenn alle Voraussetzungen (große Oberfläche, was viel Oxidation bedeutet, Wärmestau, gute Sauerstoffzufuhr) zusammen passen. Praktisch ist mir aber noch nicht untergekommen, dass sich solche Stopfungen merklich erwärmt hätten. Selbst im Sommer bei 40° Umgebungstemperatur nicht. Meine Theorie ist, dass eine fest verpresste Hanfstopfung zu dicht ist, als dass größere Mengen Sauerstoff ins Innere der Hanfpackung gelangen kann und deswegen die Oxidation nur langsam verläuft. Aber das ist nur meine persönliche Vermutung!
 

Mitglied 67188

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Aber das ist nur meine persönliche Vermutung!
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Da ich nicht genau weiß was mein Schwiegervater da genau veranstaltet, rate ich ihm zum trockenen einbringen
der Hanffaser.
Das muss er halt vorsichtig mit Geduld machen, da es scheinbar haupsächlich die Fensterblenden sind und
er Angst hat, dass er beim einquetschen diese abhebelt.
Das Haus wurde leider von einer Firma errichtet, die kaum Erfahrung im Holzbau hatte, diese existiert auch nicht mehr.
Die haben keine einzige Bohlenlage gedämmt, da zieht es auch an den Kreuzungspunkten der inneren Trennwände zur äußeren Wand.
Nun ja, das Haus steht trotzdem noch und schaut immer noch gut aus.

Die Leinölthematik hatten wir hier berechtigter Weise schon einige male diskutiert und kann nicht oft genug wiederholt werden.

Dank nochmal und weiterhin viel Erfolg
mit deinen Lehmbauten!
 

mico

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Ich kann aus eigener Erfahrung auch zum langfaserigen Stopfhanf raten. Er lässt sich super verarbeiten und ist sehr feuchtigkeitsresistent. Zum Abdichten von Fensterfugen habe ich ihn schon benutzt. Es lassen sich auch prima sehr schmale Fugen bis mindestens 1mm Breite damit Stopfen.
 

Mitglied 67188

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Es lassen sich auch prima sehr schmale Fugen bis mindestens 1mm Breite damit Stopfen.
Danke Mico!

Ich werde heute Abend mal nachfragen wie die Arbeiten vonstattengehen.
Da bin ich selber gespannt...das Material ist auf jeden Fall das richtige, soweit ist das geklärt
und wenn Leinöl nicht zwingend notwendig ist, ist es mir lieber er lässt es weg.

SchönenTag noch.
 

K2H

ww-robinie
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mico hat recht. Wenn man feinfaserigen Hanf verwendet kann man den mit einer dünnen Spachtel /Stukkateureisen, o. ä. in die schmälsten Spalten stopfen. Zur Not, wenn man nur wenig braucht, tuts auch Dichtungshanf der Gas-Wasser-SChei..-Installateure. Den gits in jdem Baumarkt, ist aber genau der gleiche Hanf, nur sehr fein.
@Macchia Auch wenn ich die Situation bei deinem Schwiegervater nicht kenne, würde ich sagen, da es innen ist, reicht trockener Hanf. Vor allem wenn es nur relative schmale Fugen sind. Wenn zum Schluss einzelne Fasern etwas raus stehen, kann er ja die Oberfläche leicht einölen, damit die Fasern ein bischen verkleben.
 
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