Holzschwund bei Edelkastanienbretter

igor99

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Ich habe mir vor ein paar Wochen bei einer Sägerei etwa 50 Edelkastanienbretter nach Mass zusägen und abgerichten lassen (125cm lang, Breiten bis zu 16cm und zwischen 20 und 25mm dick). In der Zwischenzeit sind diese Bretter jedoch grösstenteils in meinem Keller, wohl durch den Klimawechsel, geschwunden und weisen meist eine konvexe Form (cups) auf.

Folgende Fragen:

1. Soll ich noch einige Zeit (Tage , Wochen?) warten und sie dann nochmals abrichten lassen - möchte letzlich mehrere dieser bretter verleimen (Ziel wäre ein Sideboard). Wird das Holz damit stabiler bezüglich der feuchtigkeit oder muss ich damit rechnen, jederzeit wieder diese Schwundprobleme zu haben.

2. Was ist der Grund für dieses Schwundproblem? Wurde das Holz nicht richtig getrocknet bei der Sägerei? Oder kann das an meinem Keller liegen? Ist Edelkastanie nicht richtig geeignet für Wohnmöbel?

Vielen Dank für eure Hilfe
 

derdad

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Schönen Abend!
Wahrscheinlich hast du die Bretter so gelagert, dass sie nur einseitig Luft bekommen haben. Ein Keller ist normalerweise etwas feuchter und schon bekommt man die schönsten Bögen.
Probier jeweils 2 Bretter so zusammenzustellen dass die hohle Seite nach aussen zeigt, und dass aussen eine beidseitige Luftzirkulation möglich ist. So lässt du sie ein paar Tage stehen und wartest ab was geschiet.
Der Umgang mit Massivholz ist eben doch etwas Erfahrungssache und in der 3 jährigen Tischlerausbildung eine immerwiederkehrende Problematik

lg
gerhard
 

igor99

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Vielen Dank für deine Antwort - habe diesbezüglich noch ein paar Fragen. Ich habe die Bretter in Lagen übereinander gestapelt, jeweils mit Querbrettern dazwischen, um die Luftzirkulation zu gewährleisten.

Was verstehst du unter einseitig? Muss ich ebenfalls einen Abstand lassen zwischen den Brettern auf derselben Lagerschicht? Ich habe zudem einige Bretter in der Wohnung wie oben aufbewahrt - mit demselben Schwundresultat.

Da die Bretter mittlerweile relativ stabil verzogen sind :emoji_slight_smile:, frage ich mich, ob es vielleicht trotzdem nicht Sinn machen würde, sie nochmals abrichten zu lassen (da sie ja möglicherweise ein Feuchtigkeitsgleichgewicht erreicht haben). Was meinst du dazu?
 

Felix49 (RIP)

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Hallo,

es hat den Anschein als wäre das Holz noch nicht trocken genug zur Verarbeitung gewesen.
Wurde die Feuchte beim Kauf / bearbeiten gemessen ? Wie ist jetzt die Holzfeuchte?
 

igor99

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Nein, jedenfalls nicht von meiner Seite - besitze auch keine Instrumente dafür. Bin davon ausgegangen, dass die Sägerei mir dies in getrocknetem Zustand verkauft (sie wussten auch zu welchem Zweck ich das Holz gekauft habe).

Hast du eine Empfehlung (Marke) für ein brauchbares Holzfeuchte-Messgerät (bin Hobby Neuling)?
 

Felix49 (RIP)

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Hi igor99,

es gibt die Geräte von € 10,- bis mehrere hundert €!
Meines hat rd. € 80,- gekostet.
Die Anschaffung ist ist je nach finanziellen Möglichkeiten u. Einsatzhäufigkeit abzuschätzen.
Die Alternative wäre z.B. einen WW-Kollegen der in der Nähe wohnt zu bitten dies einmal auszuleihen od. bei Dir vorzuführen. Dazu müsste natürlich bekannt sein wer wo wohnt!
Auch über die "Suche" gibt es dazu jede Menge Infos.
 

carsten

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Hallo

falls du eine recht genaue Waage zur Verfügung hast wäre die Darrprobe eine passende Alternative. Die Darrprobe ist letztendlich sogar die genaueste Messung.
Als erstes brauchst du ein Stück des zu messenden Holzes- direkt ein Endstück ist ungünstig da hier das Holz meist eh trockener ist- so 40 - 50 cm von einem Ende sollte es sein. Darauf achten das beim Ablängen nicht zu große Reibungshitze entsteht da diese das Holz am Schnitt trocknet und dso das Ergebnis verfälscht.
Dieses Stück legst du auf die Waage und notierst das Gewicht.
Den üblichen Darrofen hat man als Laie genauso wenig wie die meisten Schreiner.
Die Mikrowlelel eigent sich aber sehr gut das Holz zügig und recht schonend zu trocknen.
Mit der Leistung nicht bei volle Kanne starten sondern bei unterster Stufe beginnen 5 min, dann 2 min 2.Stufe, 1 min 3. , 1 min 4., dann hab ich angefangen zu wiegen. Und immer wieder für 10 - 20 sec. auf derhöchsten Stufe. Anfassen sollte man das Holzstück übrigens nicht mehr, wird sehr heiß, Wasserpumpenzange oder die Kuchenzange ( da man vermutlich eh in der Küche ist) sind da gut Helfer.
Das wiederholt man so lange bis sich das Gewicht nicht mehr ändert.
Jetzt ist ein wenig Mathematik gefordert.


Holzfeuchte in % = ((Nassgewicht - Darrgewicht ) / Darrgewicht) *100

Und schon weiß man wie naß oder trocken das Holz noch ist.
 

igor99

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Hallo Carsten - besten Dank für dein Anleitung. Habs natürlich auch umgehend ausprobiert mit einem lustigen Ereignis dazwischen. Hier die Versuchsreihe:

1. Stück: Nachdem ich schweren Herzens ein Brett geopfert hatte, um ein Mittelstück für die Testreihe zu kriegen (90gr schwer, 20mm dick, relative Kellerfeuchtigkeit 45%, Temp 13.5 Grad), ging ich in die Küche zur Mikrowelle (Skala von 80-900 Watt). Habe deinen Ratschlag von der untersten Stufe und den 5min irgendwie grosszügig überlesen und als erste Stufe 5min bei 350Watt benutzt --- grosser Fehler :eek:---- nach 2.5min hats nämlich einen Schwellbrand gegeben im Innern des Holzes und ich habe natürlich die ganze Bude zugequalmt... übrigens wog das gute Stück nach dem erloschenen Schwellbrand noch 76gr :emoji_slight_smile:

2. Stück: Also wieder in Keller runter und ein zweites Stück abgesägt (144gr, selbe Dicke). Habe mich dann entschlossen, doch bei 80 Watt und 5 min. zu beginnen (genau lesen sollte man halt :emoji_slight_smile:). Folgende Versuchsreihe hats schliesslich ergeben:
Ursprungsgewicht 144gr
80 Watt, 5min, 144gr
150 Watt, 2min, 142gr
250 Watt, 1min, 140gr
350 Watt, 1min, 136gr
450 Watt, 30sec, 134gr
500 Watt, 30sec, 134gr
700 Watt, 20 sec, 132gr
900 Watt (4 Mal), 10sec, 130gr
900 Watt, 15 sec, 130gr (hat wieder leicht zu qualmen begonnen, worauf ich dem Holz dann eine 5 Minuten Auszeit gegönnt habe), dann nochmals 4 Mal
900 Watt, 10 sec, 128gr

Habe schliesslich bei 128gr aufgehört - gemäss deiner Formel ergibt das also mindestens noch 13% bestehende Holzfeuchte (meine Waage kann leider nur in 2g schritten messen).

Sehe ich das richtig, dass das Holz deshalb in meiner Wohnung (rel Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 55%, Temp 22.5 Grad) 8-10% Holzfeuchte haben darf, um das Feuchtigkeitsgleichgewicht zu erreichen? Macht dann wohl noch Sinn das Holz weiter akklimatisieren zu lassen und später nochmals abrichten, richtig?

Beste Grüsse Igor99
 

Raumteil

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@Carsten und Igor99: Sehr interessant und witzig zu lesen - Danke!
 

derdad

Moderator
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Einen schönen Tag zu wünschen!
Interessant wären auch noch ein paar andere Details:
Haben sich die Bretter alle auf die gleiche Seite gewölbt. Sprich: in Richtung der Jahresringe oder entgegengesetzt.
Wie dick war die Dicke vorm Hobeln, wieviel danach.
Wurde gleichmäßig abgehobelt oder eiseitig um vieles mehr.

Mir ist es schon passiert, dass ich Holz vom Händler bekommen habe, dass übertrocknet war, und zu wenig konditioniert. Kurz vor Feierabend noch schnell ein paar Bretter abgerichtet und gleich einseitig 5mm abgehobelt (muss ja schnell gehen kurz vorm Heimgehen :emoji_wink:) Am nächsten Morgen hatte ich die schönsten "Halbschalen"

lg
gerhard
 
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