HSS Drehstahl Rohlinge für Holz richtig schleifen

christhewiz

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Guten Tag liebe Mitmenschen,

ich habe ein Frage, die mich schon länger beschäftigt. Ich arbeite beruflich als Gießereimodellbauer und muss häufig an der Drehbank Teile aus Holz herstellen, diese müssen bis auf 1 Zehntel mm genau sein, deswegen verwende ich 10x10 HSS Rohlinge (quadratisch), die ich nach Rat meiner Kollegen "einfach irgendwie" schleife. Die fertig geschliffenen Stähle schneiden auch gut. Das Problem ist jedoch: Ich suche seit einiger Zeit die optimalen Winkel für einen Drehstahl, der mir beim Drehen von Holz (hauptsächlich Erlenholz / Multiplex / Buche) einerseits eine optimale Oberflächenbeschaffenheit bringt und andererseits eine möglichst lange Standzeit des Drehstahles mit sich bringt. Ich habe überlegt, die Winkel, die für die Bearbeitung von Aluminium auf einer Drehbank verwendet werden, auf die Bearbeitung von Holz anzuwenden, möchte aber nicht unnötig viel schleifen müssen.
Im Internet wird eigentlich nur auf das Drechseln verwiesen - nicht auf das Drehen mit Drehstählen. Wendeschneidplatten kommen leider nicht infrage. Wichtig sind für mich einerseits die Oberfläche des Werkstückes sowie die Prozesssicherheit beim Schleifen eines neuen Stahles (am besten mit einer selbst angefertigten Schleiflehre).

Ich hoffe, einer von euch weiß besser Bescheid als meine Kollegen :emoji_wink:
 

Johannes

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Hallo Chris,
ich habe da leider nicht viel Ahnung, aber einen Tipp. Melde dich im www.drechsler-forum.de an und frage dort.
Da sind einige Leute, die sich in beiden Welten (Drehen und Drechseln) wirklich auskennen und auch nicht knausrig sind, wenn es um die Weitergabe von Wissen geht. Das mit den Wendeplatten würde ich noch mal überdenken.

Es grüßt Johannes
 

Gelöschtes Mitglied 109767

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Das mit den Wendeplatten würde ich noch mal überdenken.
Diese Aussage kann ich nur unterstützen. Ich habe nur eine Drehbank - keine Drechselbank. Und auf der bearbeite ich - wenn es erforderlich ist - Ahorn, Buche, Eiche. Dazu verwende ich Hartmetall-Wendeschneidplatten in polierter Ausführung mit einer Schneidengeometrie für Alu. Die kosten ja wirklich kein großes Geld. Mit dem Ergebnis bin ich absolut zufrieden und die halten gefühlt ewig. Nur die Sauerei auf der Drehbank ist nicht gerade toll...

Viele Grüße
Alois
 

christhewiz

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Ja, ich hätte (alleine der Einfachheit halber) auch am liebsten Wendeschneidplatten für unsere Drehbank, allerdings wird dies seitens der Geschäftsleitung nach häufigen Anfragen "aus Geldgründen" immer wieder abgelehnt. Obwohl es natürlich finanziell sinnvoller wäre, alle 3 (bzw. 4 oder so) Seiten einer Wendeschneidplatte auszunutzen, statt sich immer Drehstähle herzustellen. Leider muss man für besondere Konturen natürlich extra Formdrehstähle herstellen, aber das betrifft ja kaum den eröffneten Beitrag von mir :emoji_wink:
 

Daniboy

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Ich stelle zur Diskussion:

Spanwinkel (Gamma) erhöhen um die Oberfläche zu verbessern.
Um dies einfacher zu machen kann auch der Drehstahl außermittig weiter oben angesetzt werden (rechte Skizze).
Solange ein Freiwinkel (Alpha) erhalten bleibt ist das möglich und es vereinfacht wahrscheinlich auch den Schliff des Drehstahls.

700x328x72dpi.jpg
 
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Gelöschtes Mitglied 109767

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Ein Argument ist mir noch eingefallen das gegen die Verwendung von HM-Schneidplatten spricht:
HM-Schneiden können nicht so scharf geschliffen werden wie HSS. Bei mir wäre der Versuch einen HSS Rohling schärfer zu schleifen als eine HM Schneidplatte allerdings eine Lachnummer. Deshalb gibt es für mich nur HM-Wendeplatten...

Viele Grüße
Alois
 

vosa

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Hi Chris,
seit vielen Jahren arbeite ich quasi in "beiden Welten" als ambitionierter Geigenbauer und als Hobbymetaller an Drehbänken. Und wie Du schleife ich HSS für meine Anforderungen. Ich bin viel in der Zerspanbude unterwegs. Melde Dich dort an. Da gibt es massenhaft Info`s zu den ganzen Winkeln und Co und Infos zum schleifen, Schleifvorrichtungen. Einfach suchen und fragen, da wird Dir nach Deinen Bedürfnissen gut geholfen. Ich arbeite viel mit den Alu Schneidplatten die mit ihrer Geometrie gut für Holz geeignet sind (wobei ich eben viel mit Buchsbaum Palisander und Ebenholz arbeite). LG Thomas
 

seschmi

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Welche Drehzahlen verwendet ihr denn? Bei Holz hängt ja die Oberflächenqualität stark von der Schnittgeschwindigkeit ab, und die sollte hoch sein im Vergleich zu Metallen. Das ist vielleicht auch ein Faktor, wo sich etwas optimieren lässt, neben den Winkeln. Drechselbänke lässt man ja meist sehr schnell laufen.

Standzeit von HSS in Multiplex ist immer schlecht, speziell beim Drechseln, wo ja immer die gleiche Stelle des Werkzeugs schneidet - bei einer Kreissäge zB teilen sich ja 48 Zähne die Zerspanungsarbeit, beim Drechseln wird viel mehr Material mit wenigen mm des Werkzeugs zerspant.

Da hilft dann nur Hartmetall, und auch das hält nicht ewig...
 

Daniboy

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Ich komme aus der Metallecke, ich habe noch nie gehört,...
Die außermittige Einstellung des Drehstahls ist natürlich nicht der Standardfall beim Drehen.
Aber selbst in dem von dir verlinkten Text wird darauf hingewiesen ("untermittig für Schruppen").

Im gegeben Fall des Themenstarters sehe ich jedenfalls dadurch eine praktische Möglichkeit die Schneidwinkel zu ändern, ohne umschleifen zu müssen.

(Wenn ich mir einen einfachen Stahl mit ausreichend Freiwinkel schleife, kann ich eine ganze Reihe von Spanwinkeln durchprobieren. Ich verändere die Geometrie einfach durch höher einspannen und finde dadurch den optimalen Winkel für meine Holzart.
Dann rechne ich mit dem Korrekturwinkel zurück auf den notwendigen Spanwinkel bei mittiger Einstellung und schleife mir dafür einen entsprechenden Stahl.)

Die Schnittgeschwindigkeit zu prüfen halte ich auch für eine gute Idee.
 

magmog

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Guuden,

außer bei sehr großen Teilen ist die optimale Schnittgeschwindigkeit
beim Drechseln bzw. Drehen aus Sicherheitsgründen kaum zu erreichen.
40 bis 60 m/min wären ansonsten bei HSS Werkzeugen anzustreben.

Das würde bei 120mm Ø eine Drehzahl von ~ 8000 U/min bedeuten.
 
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GertG

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Ich bin auf dem Gebiet kein Profi, aber ich mache so etwas (Formenbau in Holz für Gießteile oder Laminate) auch schon länger.
Meine Erfahrungen decken sich bei der obermittigen Einstellung mit denen von Daniboy. Das geht schon in gewissen Grenzen.

Zusätzlich habe ich erfahren, daß man die Schneide am Stahl besser schräg zur Drehachse des Teils schleift (oder spannt), damit es einen ziehenden Schnitt gibt. Das verhindert das Einhaken und Herausreißen von Holzfasern durch die Schneidenkante.
Ähnlich wie bei gewendelten Hobelmessern.
Der Schnitt wird dabei von der Mitte der Schneide ausgeführt und nicht von seiner Kante.
Ich kann da aber nicht mal einen genauen Winkel angeben, weil ich das nach Gefühl mache und als Bastler darüber auch noch nie jemandem Rechenschaft ablegen mußte.
Das Problem ist dabei aber, daß man auf die Art nur gerade Flächen bearbeiten kann und keine großen wechselnden Dickenunterschiede am Drehteil, weil die Schneide ja auf diese Art nicht punktuell, sondern über einen breiteren Bereich arbeitet.

Zudem habe ich festgestellt, daß auch qualitativ hochwertige Stähle in Holz viel schneller stumpf werden als in Stahl oder gar Alu, weil die Schneiden im Holz, welches ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, überhitzen. Auch bei mäßiger Schnittgeschwindigkeit und geringer Zustellung.
Daß die entstandenen Späne zudem kaum Wärme aufnehmen und damit ableiten, kommt da noch erschwerend dazu.

Holz drehen auf der Bank dauert bei mir immer länger als in Alu, wenn es ordentlich werden soll.
Es geht aber.
 
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