naja,
hab meinen kompletten 2. Bildungsweg hinter dem Tresen verdient
(und 1/3 davor wieder ausgegeben) und war da schon begeistert von der Vielfalt der Kaffeearomen,
in diesem Rahmen konnte ich von 2 "Barrista" Lehrgängen profitieren die zur damaligen Zeit noch nicht auf dem Niveau waren wie heute.
Dann war ich sehr viel auf Reisen und mir ging der Hotelkaffee ziemlich auf den Wecker und so
beschloss ich mir zunächst einen Vollautomat von Jura anzuschaffen.
Als der den Geist aufgegeben hatte (nach gut 10 Jahren), holte ich mir ein "Profi"gerät mit der legendären E61 Brühgruppe plus separater Mühle.
Jetzt ist mein Anspruch auf einen perfekten Espresso zwar nicht mehr so ausgeprägt, aber einmal im Jahr
zu Weihnachten, holen wir uns einen erlesenen Kaffee (z.B. New York extra aus der Toskana oder Salimbene Superbar, aber nur 1 Kg)
dann wird die Maschine und die Mühle genau auf diese Röstung eingestellt,
dass kann dann schon ne halbe Stunde oder mehr dauern und ist mit einigem Ausschuss verbunden.
Es ist jedes mal wieder ein Aha Effekt wenn du nach über einer Stunde immer noch den Kaffeegeschmack auf der Zunge hast.
Dabei sind es bei meiner bevorzugten Variante gerade mal knapp 30ml Wasser (doppelter Caffè Ristretto) ≈ knapp 1/2 Espressotasse
bei etwas erhöhter Brühdauer von 25 s bei Verwendung des Doppelsiebes mit 15-16g Kaffee.
Da ist es wichtig den Kaffee genau zu kennen denn auf die ersten Sekunden des Bezuges kommen die milden Aromen,
bei weiterer Brühdauer die Süße und Säure und noch weiter kommen die Bitterstoffe.
D.h. wenn ich z.B. den Kaffee zu fein mahle und dadurch der Brühvorgang länger dauert könnten die Bitterstoffe zu dominant werden.
Das ist nur ein Szenario...
Mahlgrad, Bezugszeit und Temperatur müssen hier richtig gewählt/kombiniert werden um den max. Geschmack herauszuholen.
Das Pulver wird auch nicht irgendwie in den Siebträger geschmissen, sondern mit bestimmten Druck verdichtet und dabei
darauf achten, dass sich um Himmels Willen keine Bereiche bilden, in denen das Wasser einfacher hindurch strömen kann
(Channeling / Kanäle) sonst kann man sich nämlich alles andere auch sparen.
So kann man sich gut vorstellen, dass durch falschen Brühvorgang niemals ein z.B. Schokoladenaroma, sofern es die Röstung mitbringt,
entfalten kann.
Wie beim Sommelier auch, ist Wissen über die Region woher die Bohne kommt gefragt und die Vorgaben, die der Röster angedacht
hat, bzw. an der Bohne zu erkennen.
Auch in diesem Bereich gibt es wahre Künstler und Weltmeisterschaften die mit dem Cupping-Score bewertet werden,
da fällt meine "Kunst" bestenfalls unter mäßig, ambitioniertes Hobby, mit den paar Kaffeesorten die ich kenne.
Oh, ist ein bißchen länger geworden der Text...