Kesseldruckimprägnierung und Vergrauung

Eva_Maria

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Sehr geehrte Holz-Profis,

mein Mann und ich haben vor weniger als einem Jahr ein Holzhäuschen für mein Tochter zum Spielen gekauft. Nun bin ich seit Wochen dabei, mit der Lieferfirma wenig konstruktive E-Mails hin- und herzuschicken, weil das Häuschen innen und außen schwarze Flecken aufweist und alles dreht sich um folgende zwei Fragen:

- Wurde die Kesseldruckimprägnierung gut und richtig ausgeführt oder nicht?
- Sind die schwarzen Punkte natürliche Vergrauung oder ein Zeichen eines Mangels?

Wie kann ich das erkennen?

Ich würde mich freuen, wenn uns jemand weiterhelfen kann!
Wichtig ist uns vor allem, zu wissen, ob unsere Tochter nun weiterhin darin spielen kann oder ob es gesundheitsschädlich sein könnte und im zweiten Schritt auch um die Kommunikation mit der Lieferfirma.

Vielen Dank und
viele Grüße
Eva Maria
 

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seschmi

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Wenn das Häuschen fast ein Jahr alt ist, hat das Holz längst die Ausgleichsfeuchte erreicht. Diese hängt von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab.

Wie feucht das Holz bei Lieferung mal war, spielt jetzt keine Rolle mehr - inzwischen ist das trocken. So dick sind die Bretter nicht, und so ein Spielhaus ist ja gut belüftet.

Vergrauung entsteht dadurch, dass das Lignin im Holz abgebaut wird. Das geschieht durch UV-Licht und Pilze, die es an der Oberfläche abbauen. Das fängt fast immer mit solchen Punkten an, dann bilden sich größere Flächen, und dann wird es grau.

Das ist rein oberflächlich. Mit einem Schleifvlies, bzw der blauen Seite dieser blau-gelben Putzschwämme lässt sich das entfernen, kommt aber wieder. Im Sommer, wenn die Sonne draufscheint, wird es besser werden.

Schaden tut das nichts, weder dem Holz, noch dem Kind. Wo Holz ist, sind auch Pilze, so auch in jedem Wald. In so einem Häuschen, wo der Wind durchpfeift, bilden sich da auch keine relevanten Konzentrationen an Sporen oder sowas, und Holzpilze befallen auch keine Menschen. Sonst könnte man gar nicht in den Wald.

Was soll die Firma denn falsch gemacht haben?
 

raziausdud

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Aus der Ferne ein paar Spekulationen zu Bild 1: das ist ja offensichtlich innen. Möglicherweise (!) ist es dort langfristig zu feucht. Für mich (Amateur) nach nur einem Jahr deutlich zu viel und somit langfristig für die Haltbarkeit sehr ungünstig. Eventuell kommt das vom Spritzwasser außen (Vom Dach auf den Boden und aufs Holz). Es hat dieses Jahr zumindest bei uns recht viel oder normal geregnet. Vielleicht könnt Ihr dort noch etwas verbessern (Dachrinne; etwas an den Sockel stellen, damit das Wasser vom Haus wegspritzt; Kies). Mehr Aufwand aber bei Holzhütten eigentlich DER Schutz fürs Holz: größeren Dachüberstand herstellen. Fotos vom ganzen Häuschen außen könnten mehr Klarheit bringen.

Kesseldruckimprägnierung kenne ICH ehr grünlich … und unsere Palisaden hier bei uns draußen haben sich in den 9 Jahren bisher kaum verändert, keine Flecken, kein Grauwerden, kein Schimmel. Die stehen aber sonnig und in einer mit grobem Kies unterfütterten Rinne, sind also nicht dauerhaft feucht. Aber für das Häuschen hier müssten das die Profis richtig einordnen. Bitte!

Rainer
 
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Eva_Maria

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Hallo Seschmi,

danke für die Erklärung! Weil Sie fragen, was die Firma falsch gemacht haben soll... skeptisch macht mich, dass Brett A die Flecken aufweist, Brett B genau daneben aber eben nicht und auch der riesengroße schwarze Fleck im inneren (Bild 1). So frage ich mich, ob die Kesseldruckimprägnierung, die (so sagt es die Beschreibung) machen soll, dass das Holz ohne weitere Behandlung lange halten soll, richtig durchgeführt wurde. Vergrauung kenne ich von den Gartenmöbeln und das sah nie so aus. So bin ich eben einfach nicht sicher.

Wie unterscheidet man denn Vergrauung von Schimmel und ist es "normal", dass Schimmel auch bei kesseldruckimprägniertem Holz nach weniger als einem Jahr auftaucht? Wofür denn dann die Kesseldruckimprägnierung?
 

Eva_Maria

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Hallo Rainer,

danke für die Hinweise! Besonders hilft mir, dass es bei Ihren Palisaden kaum Veränderung gab. Haben Sie diese in irgendeiner Form nachbehandelt / gestrichen?
Wir gehen auch bewusster durch die Nachbarschaft und sehen an anderen Spielhäusern oder Zäunen nicht solche Flecken. Das ist wohl auch der Grund, der mir das Gefühl gibt, es wäre was nicht richtig.

Das Häuschen steht auf der Terrasse, hat also keinen Kontakt mit Erde oder Wiese und wir haben vor dem Kauf auch angefragt, ob es ok sei, es auf die Terrasse (schwimmend verlegte Platten) zu stellen und es wurde uns gesagt, dass das problemlos ginge. Die Idee mit dem Dachüberstand.... naja, es ist ja ein "Bausatz"-Haus, da kann ich den Dachüberstand ja nun gar nicht so einfach ändern, verstehe aber den Gedanken. :emoji_slight_smile:
 

raziausdud

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Ich bin ja „nur“ Amateur - aber jahrelanger ((hoffentlich) aufmerksamer Teilnehmer hier :emoji_slight_smile:

Nach allem was ich weiß, sind Bläuepilz (also Lebewesen) und Vergrauen (Verwitterung des Holz-Lignins durch Sonne und Auswaschung durch Regen) verschiedene Dinge. Innen kann es somit keine Vergraung sein. Vielleicht kannst Du selbst dazu mal das www bemühen.

Und nein! Wir haben unsere Palisaden nicht nachbehandelt. Die stehen seit 9 Jahren „einfach da“.

Was mir noch einfällt: ich habe mal das Holz eines Nachbarn nach dem Abbau eines Spielturms mit Haus (nennt man das so ? Oder Klettergerüst) übernommen. Das war ja auch schon sicher 10 Jahre draußen. Auch das: die typisch grünlich-braune Farbe, und nix zu sehen von großen Schäden bei den freiliegenden Hölzern.

Rainer
 

Eva_Maria

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Hallo Rainer,

diese Info hilft schon auch wirklich sehr! Im Internet steht so unglaublich viel und darunter auch so vieles, das sich widerspricht. Wenn ich es zusammenfasse, habe ich aus meinen Recherchen die Erkenntnis gewonnen, dass das eben nicht sein dürfte, fühle mich aber nicht sicher genug, das argumentieren zu können und die Firma stellt sich eben total quer. Sie meinen, ich hätte das Holz behandeln müssen. Und so dachte ich, ich frage mal die Profis.

Gerade habe ich rausgefunden, dass die Firma auch die Beschreibung auf der Homepage geändert hat und die Haftung bei Schwarzschimmel ausschließt. Dort ist nun genau so ein Foto, das solche Flecken zeigt, wie die unseren.

Ich bin gespannt, was die Profis sagen bzw. recherchiere parallel weiter und werde, sofern ich zu einem eindeutigen Ergebnis komme, dies hier berichten.

Viele Grüße und schönen Abend!
Eva Maria
 

raziausdud

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Also für mich heißt kesseldruckimprägniert: ich muss es gegen Witterungseinflüsse (!, s.u.) nicht mehr behandeln. Hauptsächlich gegen Bläuepilz. Wenn ich es behandeln müsste, kann ich gleich rohes Holz nehmen, das wäre nämlich billiger.

Etwas anderes ist es natürlich wenn Holz nicht über längere Zeit auch mal trocknen kann, zb indem man es in der Erde verbuddelt. Das hatte wenn ich recht erinnere auch dem oben erwähnten Kletterturm den Garaus gemacht.
Rainer
 

WinfriedM

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Diese kleinen schwarzen Punkte sind ganz typisch für Nadelholz im Außenbereich. In vielen Nadelhölzern schlummert der Bläuepilz, dann braucht es nur 1-2 Tage Feuchtigkeit und überall hast du dann die schwarzen Flecken. Die sind aber völlig unproblematisch und wenn das Holz erstmal einheitlich vergraut ist, sind auch diese schwarzen Flecken auch wieder weg.

Mit imprägnierten Hölzern kenne ich mich nicht aus, aber ich glaube nicht, dass die Imprägnierung das ganz verhindert.

Die großflächige schwarze Verfärbung auf dem ersten Bild finde ich außergewöhnlich. Da wüsste ich im Moment nicht so recht, was das ist. Sieht auf dem Bild so aus, als wäre das innen an einer Ecke, die nicht ständig feucht ist. Das würde gegen einen Pilz sprechen. Kannst ja mal prüfen, ob das eine Ecke ist, wo es feucht ist oder regelmäßig feucht wird. Bei Pilzen und Mikroorganismen aller Art gilt: Die brauchen alle Feuchtigkeit, sonst wachsen die nicht. Bist du sicher, dass diese großen schwarzen Flecken erst mit der Zeit entstanden sind oder waren die von Anfang an da?

Die hellen kleineren Punkte überall auf der Oberfläche verteilt sprechen für eine Kesseldruckimprägnierung.

Persönlich würde ich alles mal mit einer Waschsoda-Lösung und Bürste reinigen, nochmal mit klarem Wasser nachreinigen und dann z.B. mit Osmo Landhausfarbe farbig deckend streichen. Wenn es vergrauen soll, dann würde ich einmal farblos ölen. Das verringert die Feuchteaufnahme des Holzes deutlich und damit haben Pilze auch weniger Chance. Leinölfirnis reicht da völlig. Oberfläche aber nach Einwirkzeit trocken reiben, sonst klebt nachher alles.
 

seschmi

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Winfried hat eigentlich alles gesagt, und, wie immer, korrekt zusammengefasst.

KDI ist es offensichtlich, man sieht ja die typischen grün-weißen Ausblühungen. Der Sinn von KDI ist ja, zu verhindern, dass das Holz morsch wird. Mit der Oberfläche hat das erstmal wenig zu tun. Ich selbst würde für ein Spielhaus kein KDI verwenden, weil die Nutzungsdauer ohnehin kurz ist (Kinder werden groß). Ob die Imprägnierung wirkt, siehst Du in 10 Jahren - dann würden die ersten Bretter vielleicht morsch.

Zu den schwarzen Punkten hat Winfried alles gesagt: Das ist ein kosmetisches Thema, die schaden nicht. Wenn die Kosmetik stört, reinigen, ggf deckend streichen. Ansonsten einfach warten.

Den großen schwarzen Fleck auf dem ersten Bild kann ich auch nicht erklären - ist es wirklich sicher, dass der neu aufgetreten ist? Irgendwie sieht das mir eher aus wie ausgelaufene Farbe oder ähnliches.
 

seschmi

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Gerade habe ich rausgefunden, dass die Firma auch die Beschreibung auf der Homepage geändert hat und die Haftung bei Schwarzschimmel ausschließt. Dort ist nun genau so ein Foto, das solche Flecken zeigt, wie die unseren.

Noch was zur Klarstellung: Nur weil das in einem anderen Thread schon einmal geschrieben wurde, stimmt es trotzdem nicht.

Schwarzschimmel wäre Aspergillus Niger. Das ist etwas, was typischerweise in Innenräumen vorkommt und dort zu recht problematisch oder gefährlich ist. Gefährlich ist er deshalb, weil sich im Innenraum hohe Sporenkonzentrationen sammeln können, die dann allergische Reaktionen auslösen.

Das hier ist kein Aspergillus Niger, so ein offenes Spielhaus aus Holz ist für den kein einfach typischer Lebensraum. Hier werden auch keine relevanten Konzentrationen von Sporen vorkommen, die weht der Wind sofort weg - überall, wo draußen organisches Material rumliegt, siedeln sich sofort tausende verschiedene Pilze in enormen Mengen an. Wenn das irgendwie gefährlich wäre, könnte niemand einen Wald betreten. Wenn irgendwo ein alter Buchenstamm liegt, besteht der nach wenigen Jahren fast komplett aus Pilzen aller Art.

Welche Art Pilz das jetzt ist dürfte kaum rauszufinden sein (außer durch Molekularbiologische Untersuchungen), spielt aber auch keine Rolle. Bläuepilze wurden ja schon als Möglichkeit genannt. "Schimmel" bedeutet ja nur, dass der Pilz Hyphen bildet, das kann man mit der Lupe prüfen, das sind aber immer noch hunderte oder tausende verschiedene Arten. In der Natur leben überall Schimmelpilze in rauen Mengen, geh' mal in den Wald wühle in den Blättern, die da auf dem Boden liegen.

Um so einen oberflächlichen Pilzbefall zu verhindern müsste man das Holz übrigens mit Fungiziden behandeln ("Bläueschutz"), was ich bei einem Spielhaus für sehr ungünstig halten würde. Das wäre sicher gefährlicher als das, was da wächst.

Die meisten bei der Kesseldruckimprägnierung verwendeten Wirkstoffe sind übrigens wasserlöslich (z.B. Borsalze) und werden dann oberflächlich vom Regen recht schnell abgewaschen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die KDI oberflächliche Pilzansiedlung nicht verhindern kann. Trotzdem bleibt tiefer im Holz (hoffentlich) noch etwas Wirkung erhalten.
 
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