Klarlack auf Holz wird nicht trocken!!

Orikson

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Hallo,

ich habe vor gut einer Woche einen Schreibtisch aus Multiplex-Holz fertiggestellt. Das Holz is 21mm dick, wurde zuvor 2 x mit dunkler Holzlasur überzogen (gestrichen) und anschließend mit hochglänzendem Klarlack überzogen (gerollt). Habe das ganze in einer Garage lackiert, in der es aber eigentlich immer 15°C und mehr hatte.

Die Lasur-Dose war schon etwas älter, der Klarlack (auf Acrylbasis) wurde aber neu gekauft. Laut Klarlack-Dose ist der nach 24 Stunden komplett getrocknet.

Jetzt habe ich aber das Problem, dass der Tisch selbst nach einer Woche in der Wohnung (ca. 20°C) immernoch nicht so richtig trocken ist! Ich kann ihn zwar anfassen, ohne dass ich kleben bleib. Aber wenn ich etwas größere Sachen draufstelle merkt man, dass da etwas klebt! Außerdem hinterlassen etwas schwerere Gegenstände (kleine Lötstation mit ca. 1 kg) noch hässliche Abdrücke/Ränder!

Wie bekomm ich den Tisch endgültig trocken? Würde es helfen, wenn ich einen Heizlüfter für nen abend in das Zimmer stelle? Wollte eigentlich schon damit arbeiten, aber so wie es jetzt ist mach ich ja nur den Klarlack kaputt!

Danke schon für Antworten!
 

WinfriedM

ww-robinie
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Mach mal eine Probe, wo du nur den Klarlack testest. Es gibt Klarlacke, die werden nie hart, gerade so Billigprodukte aus dem Baumarkt. Auch Unverträglichkeiten zwischen Lasur und Lack sind möglich. Lasuren sind auch oft weich eingestellt und mitunter nicht dafür geeignet, dass man mit Klarlack drübergeht. Auch nicht geeignet für einen Tisch.

Mach mal konkrete Produktangaben, dann kann man was zu schreiben.
 

orikson

ww-pappel
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Hier ein paar Infos zu den Farben:

Lasur (schon etwas älter, von OBI):
- tönend, licht- und wetterbeständig
- Verarbeitung nicht unter 5°C
- Oberflächentrocken nach 4 - 6 Stunden, Überstrichbar nach ca. 24 Stunden
Am Deckel steht
- IDD170311C
- Holzlasur DNP
- Palisander 5 LTR
- Strichcode: 4 004014 113141

Klarlack (neu gekauft, auch bei OBI):
- auf Kunstharzbasis, hochglänzend, neue Rezeptur
- für innen und außen, stoß- und schlagfest, wetterbeständig
- lösemittelhaltig, blockfest, lichtbeständig, schichtbildend
- nicht unter 5°C verarbeiten
- Oberflächentrocken nach 4 Stunden, Überstreichbar nach 24 Stunden
Am Deckel steht
- 21.07.17
- Strichcode: 4 003498 363042

Hilft dir das weiter?
 

carsten

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Hallo

bin zwar nicht winfried aber ich geb mal meinen Senf dazu.

Das einzige was bei den Angaben zu einem brauchbaren Suchergebnis via google geführt hat war Holzlasur DNP.
Hatte eigentlich gehofft etwas zu Inhaltsstoffen zu finden.
Aber es gab nur Suchergebnisse zu Außenlasuren,
Das wäre der erste Fehler. Lasuren für außen haben IM Haus nix verloren. Sie enthalten häufig irgendwelche mehr oder eniger giftigen Zusätze die das Holz im Außenbereich haltbarer machen sollen.
Ich tippe wegen dem Weichbleiben auf eine Unverträglichkeit zwichen Lasur und Lack.
Wobei die Ursache bei der Lasur liegt.
Zum Färben von Hölzern im Innenbereich wird, bei nachträglicher Verwendung von Klarlacken, üblicherweise Beize verwendet.

Als Lösung die ich ohne bedenken empfehlen könnte wäre abschleifen und neuer Oberflächenaufbau.
 

orikson

ww-pappel
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Also abschleifen und neu streichen und lackieren wäre richtig mies da ab 4.11. mein Studium beginnt und das ist ohne Schreibtisch schlecht...

Ich hätte hier noch die Inhaltsstoffe:

Lasur:
Alkydharz, transparente Eisenoxide, wetterbeständige Eisenoxide, Farbruß, Testbenzin, Hilfsstoffe/Additive

Klarlack:
Alkydharz, Testbenzin, Additive

Ich mach die Woche mal nen Versuch mit dem Heizlüfter, evtl. bringt's ja was. abschleifen kann ich das dann immernoch, nur wäre die Frage wann ich da wieder Zeit dazu habe :emoji_frowning2:
 

Heimkino

ww-ahorn
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Moin,

da beides AK-Harze sind ist eine Unverträglichkeit sehr unwahrscheinlich.

Das Trocknungsverhalten wird bei diesen Harzen über Sikative gesteuert, diese sind vermutlich defekt.

Wenn das so ist, muss der Übeltäter wieder runter, evtl. mit Lösemittel wieder abwaschen.


Viel Erfolg
 

schreiner02

ww-eiche
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Hi,

Alkydharze trocknen (reagieren) durch Sauerstoff. Wenn Du die Lagen zu dick gemacht hast, dauerts halt länger... Das liegt daran, daß die Ober- und die Unterseite der Beschichrtung relativ schnell trocknen, und dann an das Innenleben Sauerstoff recht schlecht dran kommt. Nerven bewahren, das wird schon trocken. Temperatur fördert das procedere nur unwesentlich. Ich würde noch warten, runterschleifen ist die größte Sauerei der Welt.... Du brauchst ohne Ende Schleifpapier und Nerven...

mfg


stefan
 

WinfriedM

ww-robinie
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Alkydharz kann, wenn zu dick verarbeitet oder zu schnell eine neue Schicht drauf gekommen ist, schon etwas dauern in der Trocknung. Wenn du Glück hast, ist es in 6-8 Wochen deutlich härter. Wenn du stark zu dick gearbeitet hast, wird es nie richtig hart. Lasuren für außen sind weich eingestellt. Du müsstest mal checken, ob es unter dem Lack weich ist oder ob die Lackoberfläche selber nicht belastbar ist, also oberflächlich klebt oder ähnlich.

Bei Außenlasuren gut checken, ob keine Biozide enthalten sind.

Bevor du größere Aktionen anfängst, würde ich das Verhalten der Beschichtungsstoffe erstmal anhand einer Probe checken.
 

orikson

ww-pappel
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Also erst mal vielen dank für die schnelle Hilfe!

Bevor du größere Aktionen anfängst, würde ich das Verhalten der Beschichtungsstoffe erstmal anhand einer Probe checken.

Das mach ich eigentlich eh schon (eher unabsichtlich). Habe anfangs mal ein Stück Multiplex mit der Lasur eingestrichen, eigentlich um den Farbton zu sehen. Der letzte Anstrich war aber innerhalb von 24 Stunden trocken und ich konnte auch ordentlich Druck ausüben (zwischen Schraubzwinge untergelegt) ohne das etwas geklebt hat.

Im Keller hab ich noch ein paar Boxen stehen dennen ich am Freitag die zweite Schicht Klarlack verpasst habe. Da ist ebenfalls diese Lasur drauf! Ich hab den Klarlack da genauso gerollt wie am Schreibtisch, also könnte ich an denen mal eben einen Versuch machen...
 

hütte

ww-birnbaum
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Hallo,

ich befürchte, dass da die neue VOC-Verordnung zugeschlagen hat. Falls VOC des Lacks so um die 300 mg/Liter, dann kannst du dich auf einige Wochen Trockenzeit einstellen (danach kannst du den Lack nicht mehr mit dem Fingernagel abkratzen).

Man kann die VOC Verordnung umgehen, indem man dem Alkydharzlack etwas mehr Testbenzin zufügt. (Hatte im Frühjahr genau dasselbe Problem, und der freundliche Herr aus dem Farbenfachgeschäft empfahl mir jetzt die Zugabe von Lösungsmittel bevor man Alkydharzlack mit VOC < 500 verstreicht.)

-------
hütte
 

WinfriedM

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Ja, ist total bescheuert. Lackhersteller machen einfach weniger Lösemittel rein, um die VOC-Vorschriften einzuhalten, schreiben dann aber ins Merkblatt, dass man 10-20% verdünnen soll (z.B. diverse Clou-Produkte). Ein echter Schildbürgerstreich!

Wir sollten Lacke jetzt "Lackkonzentrate" nennen.
 

orikson

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Man kann die VOC Verordnung umgehen, indem man dem Alkydharzlack etwas mehr Testbenzin zufügt. (Hatte im Frühjahr genau dasselbe Problem, und der freundliche Herr aus dem Farbenfachgeschäft empfahl mir jetzt die Zugabe von Lösungsmittel bevor man Alkydharzlack mit VOC < 500 verstreicht.)

Wie bescheuert ist das denn? Wie bekomme ich raus, wie viel VOC der Lack wirklich hat? Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig als den Tisch erst mal nicht zu belasten :emoji_frowning2: Wird schon irgendwie gehen.
 

WinfriedM

ww-robinie
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VOC Gehalt sollte auf jeder Dose draufstehen. Auch mal gucken, ob der Hersteller verdünnen vorschlägt. Sollte ebenso auf der Dose stehen.
 

orikson

ww-pappel
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Auf der Dose steht nur, dass maximal 500g/l VOC enthalten sind. ABER: Dieser Hinweis ist mit Edding übermalt worden, damit man es nicht mehr lesen kann. Das ist bei jeder Dose im Baumarkt so gewesen!

Hab mich schon immer gewundert warum das so ist und was drunter steht. Aber ich vermute mal, dass dann einfach weniger drin ist? Es heißt übrigens unverdünnt anwenden...
 

orikson

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Wollte mich nur nochmal kurz zu Wort melden.

Es sieht jetzt schon besser aus, was den Lack angeht. Er klebt zwar immernoch leicht, aber ich kann locker Notebook etc. draufstellen, ohne das Abdrücke bleiben.

Danke für die Hilfe!
 

Quickly

ww-buche
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Hallo allerseits,

ich bin zwar kein experte für Alkydharze und kenne mich auch nicht direkt mit mit den Eigenschaften aus, aber laut der Beschreibung des Kollegens ist das Zeug A überlagert was durchaus dazu führen kann das einige Additive bereits reagiert haben die dies eigentlich erst an der Luft tuen sollten. B hat das Zeug während der Lagerung in der Garage bestimmt einmal Frost bekommen (Koregiere mich wenn es nicht so war).

Gennerell steht in Merkblättern von Farben man soll dieser keinem Frost aussetzen. Meines wissens nach zumindest bei dispersionen werden die Feststoffe dadurch unwiederbringlich aus der Disperse geholt und setzen sich als Schlamm unten ab. (Mich würde mal interessieren ob das bei Alkydharz genauso ist)

Die Folge dieses überlagerten Zeugs sind denke ich mal sehr breit gestreut und könnten sich durchaus in der sehr schlechten trocknung wiederspiegeln.

M.f.G. Thomas
 

WinfriedM

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Ich glaube, bei lösemittehaltigen Alkydlacken ist Frost kein Problem. Auch überlagern kann man die in der Regel recht lange. Ich habe schon 30 Jahre alte Alkyd-Lacke ohne Probleme verarbeitet. Allerdings kann dann die Trocknungszeit etwas länger sein.
 
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