Kompressor kaufen, technische Grundlagen

tomi_wunder

ww-nussbaum
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Hi,
es gibt ja einige Threads zu diesem oder ähnlichen Themen in diesem Forum, was mir zeigt, daß ich nicht der einzige bin, der sich mit einem derartigen Problem rumschlägt. Leider fühle ich mich auch nicht so recht schlauer als vorher, nachdem ich diese Threads nun an- bzw. sogar durchgelesen hab.

Aktuelle Situation:
Ich hab vor einigen Jahren ein einfaches Druckluftverteilnetz in unserem ehemals landwirtschaftlichen Anwesen installiert – nix großes, war aber sehr praktisch – Die Aufgaben waren damals ab und an mal einen Reifen zu füllen und regelmäßiger was ab- und auszublasen (Motorsäge, Werkzeug, etc.). Dafür hatte ich einen kleinen Baumarktkompressor im Einsatz, der ständig anlief, sobald man mal ein paar wenige Liter Luft verbraucht hatte. Nach knapp zwei Jahren war der dann auch kaputt (ist durch eine minimale, zunächst unbemerkte Leckage heißgelaufen und die Plastikteile waren total verschmort) und ich heilfroh daß er dabei nicht das ganze Anwesen mit in Brand gesetzt hat. Zwischenzeitlich hab ich mir eine Hobby-Schreinerei eingerichtet und wieder so einen kleinen Baumarktkompressor mit 25l Tank und viel zu wenig Abgabeleistung. Das Druckluftnetz nutze ich z.Zt. nicht weil ich durch den geschilderten Vorfall misstrauisch geworden bin und den Kompressor nur noch unter Aufsicht laufen lassen traue. In der Folge schiebe ich ihn ständig vom einen Einsatzort zum anderen und ärgere mich drüber daß er dauernd läuft und mir in meiner kleinen Werkstatt auch noch den ohnehin knappen Platz wegnimmt.
Kurzum ich möchte mein Druckluftnetz wieder in Betrieb nehmen, an dem dann auch die Schreinerei hängt (dort brauche ich die Druckluft z.Zt. zur automatischen Betätigung der Absaugschieber, zum Maschinenputzen, für den Druckluftnagler, etc.) und dafür einen leistungsstärkeren und einigermaßen zuverlässigen Kompressor anschaffen.

Zusätzlich plane ich in näherer Zukunft mich mal mit dem Thema "Möbelteile Lackieren" auseinanderzusetzen und will es daher vermeiden, mir diesbezüglich Möglichkeiten zu verbauen. Ich war deswegen schon bei den Werkzeughändlern meines Vertrauens vorstellig und hab dort den üblichen Schwall von wegen da brauchst du unbedingt dies und jenes und unser System ist überhaupt von allen das tollste und kostet nur 1,5 bis 2,5k€.

Deshalb hab ich jetzt viele, viele Fragen:
  1. Worauf sollte man beim Kauf eines Kompressors generell achten?
  2. Welche Luftleistung und welchen Druck braucht man zum Betrieb von HVLP-Lackierpistolen üblicherweise, um einwandfrei damit arbeiten zu können?
  3. Wie rechnet man die Abgabeleistung auf verschiedene Bezugsdrücke korrekt um (p*V/t = const.?)? Bspw. wenn die Angabe bei 8bar 250l/min lautet, darf man dann bei 6bar 333l/min erwarten?
  4. Oft wird auch die Fülleistung angegeben. Muß die mich als Nutzer überhaupt interessieren und welcher Zusammenhang besteht zw. Füll- und Abgabeleistung?
  5. Gibts in einer Schreinerei übliche Szenarien, wo man Druckluft mit mehr als 6bar braucht?
  6. Kann ich zur Wasser(vor)abscheidung einfach einen größeren (stehenden) Kessel verwenden?
  7. Muß die Druckluft zum Lackieren bestimmte Eigenschaften haben (Wassergehalt, ölfrei), die den Kompressor selbst betreffen?
  8. Wie kann ich beurteilen, ob ein Kompressor für mich wirtschaftlich ist (Anschaffungskosten, Energieverbrauch, Kosten für Einsatzstoffe, etc.)?
  9. Beim Hersteller Aircraft behauptet man bei bestimmten Modellen durch eine spezielle Verdichterbauweise einen 25% geringeren Energieverbrauch zu haben. Was darf man davon halten? Marketinggelabere? Hat hier jemand so ein Gerät und kann "ein paar Eindrücke davon da lassen"?
  10. Wie würdet ihr die Anschaffung eines gebrauchten (insbesondere evtl. auch älteren) Kompressors beurteilen? Lässt man da im besonderen Fall von Kompressoren besser die Finger davon oder kann sich das auch lohnen?
  11. Welche Hersteller und Modelle, abgesehen von den üblichen Verdächtigen, wie z.B. EB, Kaeser, Schneider, Boge, Gieb, Birkenstock und Co. könnt Ihr empfehlen? Habt Ihr ggfs. ähnliche Einsatzszenarien und was hat sich bei euch bewährt?

Vorab bereits vielen herzlichen Dank!
MfG
Tom
 

carsten

Moderator
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Hallo

1. die Leistung muss passen - Abgabeleistung
2. würde eher eine RP Pistole nehmen, ansonsten siehe technische Daten z.B. Sata.
Meine mich zu erinnern das die bei ca 400 l/ min liegen
3. aus meiner Erfahrung bei den niedrigen Drücken zu vernachlässigen
4. höhere Drücke als 6 bar braucht es eher selten meist nur zum Abblasen nach dem Prinzip Viel hilft viel ( zumindest wer daran glaubt).
5. nein dafür gint es spezielle Bauteile
6. ja mgl wenig bzw kein Wasser und erst recht kein Öl
7. Druckluft ist die teuerste Energie in der Werkstatt , Bedarf ermitteln und danach den Kompressor kaufen. Am teuersten sind Leckagen ( hast du ja schon erfahren)
8. keine Ahnung
9. kann sich auch lohnen, bei Versteigerungen kann man durchaus Schnäppchen n machen.
10. unabhängig vom Hersteller würde ich einen zentralen Hauptschalter setzen um den Kompressor bei nicht Nutzung abzuschalten.
 

Grille

ww-ulme
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Hallo, das sind ja viele offene Punkte.

Zu ein paar Punkten kann ich dir helfen.

-----Worauf sollte man beim Kauf eines Kompressors generell achten?
-Abgabeleistung nicht Ansaugleistung, gegen rosten beschichteter Kessel, wertige Verarbeitung,....... zu viel.

------Oft wird auch die Fülleistung angegeben. Muß die mich als Nutzer überhaupt interessieren und welcher Zusammenhang besteht zw. Füll- und Abgabeleistung?
-Die Ansaug/Füllleistung kann dir egal sein, wird viel beschissen und ist nicht relevant. Das was zählt ist die Abgabeleistung. Gibt ein Hersteller nur die Ansaugleisung an, dann kannst du ihn in der Regel vergessen.

----Welche Luftleistung und welchen Druck braucht man zum Betrieb von HVLP-Lackierpistolen üblicherweise, um einwandfrei damit arbeiten zu können?
-Zum Lackieren übliche Daumenwerte sind: 1-4bar Fließdruck, 100-600 liter/min, und saubere Druckluft.

-----Kann ich zur Wasser(vor)abscheidung einfach einen größeren (stehenden) Kessel verwenden?
-Ja, wichtig ist ein Ablassventiel für Kondensat.

-------Muß die Druckluft zum Lackieren bestimmte Eigenschaften haben (Wassergehalt, ölfrei), die den Kompressor selbst betreffen?
-Ja, die Druckluft muss Wasser frei und umbedingt Ölfrei sein-> zum Lackieren extra Schläuche benutzen die NIE mit Öl/Ölnebel in berührung gekommen sind. Zum Farbspritzen wird die Druckluftqualität 4 empfohlen, d. h. Partikelgröße kleiner 15qm, Wassergehalt kleiner 8mg/m³, Drucktaupunkt ca. 3°C, Ölgehalt kleiner 5mg/m³

------Welche Hersteller und Modelle, abgesehen von den üblichen Verdächtigen, wie z.B. EB, Kaeser, Schneider, Boge, Gieb, Birkenstock und Co. könnt Ihr empfehlen? Habt Ihr ggfs. ähnliche Einsatzszenarien und was hat sich bei euch bewährt?
-Ich habe einen Elmag Kompressor mit Kraftstromanschluss, großem Lüfter, 50 Liter Tank und Vorkühler. Schaltest du noch Pufferspeicher an Orten von großem Druckluftbedar dazu, schaltet der Kompressor selten ein und du hast große Luftreserven. Ich würde dir empfehlen, das die einzelnen Druckluftspeicher kleiner 100 Liter sind, dann sind die Behälter nicht TÜV bzw. Sachkundigen pflichtig.

mfg. Grille
 

veter

ww-esche
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Hatte mich früher auch mit so einem billigen Praktiker-Gerät rum geärgert. Seit ich den Gieb 600/90-11 habe, ist die Welt in Ordnung! Ein äußerst robustes Gerät, 2 Stahlzylinder, Langsamläufer, sehr gute Verarbeitung, 430l/min Abgabevolumenstrom, gut geignet zum Lackieren und Meißeln, relativ leise. Findest du z.B. hier GIEB - Kompressor 600/90-11-D-fahrbar 3,0 KW / 400 V: Amazon.de: Baumarkt Man kann die Gieb Kompressoren auch im Werk in der Nähe von Landau abholen.

-- veter
 

tomi_wunder

ww-nussbaum
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Hi,
danke für die Antworten und Empfehlungen! Ich hab mir den Gieb 600/90-11 und ein paar Geräte von Elmag angschaut und auch mit jemanden gesprochen, der bei Kaeser arbeitet. Mir wurde ein Kaeser EPC 440-100 angeboten. Der Preis dafür wäre, soweit ich das überhaupt vergleichen kann (Internetangebote), ganz ok, jedoch zahlt man hier auch einiges für den bekannten Markennamen...

Leichte Zweifel an seiner Eignung kamen mir allerdings beim Vergleich der Angaben über die Abgabeleistung. Hier ist an einer Stelle von 400l/min bei 10bar und an anderer Stelle von 270l/min bei 8bar bzw. von 300l/min bei 6bar die Rede. Irgendwie passen die Aussagen nicht so recht zusammen. Wie kann das sein?
Außerdem wird behauptet, daß er z.T. für Autolackierarbeiten zur Zufriedenheit eingesetzt wird, jedoch schreibt 'Grille' oben, daß mit bis zu 600l/min das Doppelte auch noch ein üblicher Verbrauchswert (bei welchem Druck war das gemeint?) wäre.
Kanns sein, daß der Kompressor dann für das was ich damit vorhabe doch zu "schwach auf der Brust" wäre oder sind meine Befürchtungen dahingehend unberechtigt?

Danke nochmal!
 

susibu

ww-pappel
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Du kannst auch mal bei Remeza Kompressoren durchgucken. Da gibts verschiedene Kompressor-Arten und du kannst sogar einen Kompressor gebraucht kaufen, natürlich mit Garantie und so. Kann ich nur empfehlen.
Viel Erfolg und lg
susibu
 

tomi_wunder

ww-nussbaum
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So,
ich dachte es wäre für den ein oder anderen vielleicht doch interessant, was bei der Sache rausgekommen ist, darum hier ein kurzer Abschlussbericht meinerseits.

Nachdem ich mir die vorgeschlagenen Marken bzw. Geräte angesehen und einige Nächte darüber geschlafen hatte, entschied ich mich dann doch für den Kaeser, allerdings eine Nummer größer (EPC630-100). Mir wurde eine Lieferzeit von zweieinhalb Wochen genannt, tatsächlich hatte ich das Gerät aber schon nach neun Tagen. Äußerlich macht der EPC einen sehr soliden Eindruck und läuft verglichen mit meinen anderen "Gurken" sehr ruhig. Der Kühler macht allerdings derartig Wind, daß man sich wirklich einen geeigneten, dreck- und staubarmen, möglichst abgeschlossenen Aufstellungsort aussuchen muß, sonst wird's ungemütlich. Ich hab ihn in unseren ehemaligen Kartoffelkeller verfrachtet, was aufgrund seiner Größe und seines Gewichts schon eine ganz schöne Herausforderung war, und von dort aus auf Empfehlung eine 1/2" Leitung aus verzinktem Rohr an alle potentiellen Abnahmepunkte gebaut. Magnetventilsteuerung und Betriebsstundenzähler sind noch in der Mache, ein Kältetrockner ist auch vorgesehen, wenn ich mal günstig 'nen gebrauchten bekomme...

Wie sehr sich diese Investition lohnt, d.h.wie hochwertig der Kompressor wirklich ist, wird sich über die nächsten Jahre erst zeigen müssen. Wen's also interessiert, einfach nochmal nachfragen!

Nochmal vielen Dank an alle "Antwortgeber"!
 

leichtbeton

ww-kiefer
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Hi ich hätte was ähnliches vor wie du wenn auch in viel kleinerem Rahmen. Könntest du mal deine Erfahrungen ggf. mit Bildern posten?
Danke
Gruß
lb
 

Jonesman

ww-kiefer
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Glaub mir, du hast eine absolut richtige Entscheidung getroffen! Wir verkaufen seit Jahren Kaeser Kompressoren und hatten noch nie Probleme damit.

Ich habe selbst lange überlegt ob nicht doch ein preisgünstiger Kompressor für meinen Gelegenheitseinsatz ausreicht, aber inzwischen nutze ich ihn einfach häufiger, da die Leistung da ist und man wirklich viel mit machen kann.

Und Kaeser sind mit Schneider zusammen denke ich die top Kompressoren in dieser Klasse.
 
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