Hallo Ben
Dieser Maschinentyp ist ja in Deutschland offensichtlich nicht sehr weit verbreitet, hier bei uns allerdings schon. Gehört quasi zur Grundausstattung einer jeden Schreinerei/Zimmerei. Die Zuschnittaufgaben sind in der Schweiz grundsätzlich ganz anders verteilt als in Deutschland. Rohzuschnitt von Massivholz geschieht praktisch überall mit Längskreissäge/Pendelkreissäge, Plattenzuschnitt mit der Striebig, die FKS werden meist nur für Gehrungsschnitte/Ablängschnitte in Massivholz genutzt, es werden hauptsächlich auch Schlittenlängen bis 2600mm verkauft, 3200er sind sehr selten, 5000er wüsst ich niemanden der das hat. Besäumen mit der FKS wird grundsätzlich als "Notlösung" betrachtet, das wird auch so gelehrt und vermittelt bei uns. Dafür verwendet man hier halt standesgemäss eine Längskreissäge, Zeitersparnis je nachdem 100-200%. Ebenso finde ich den Plattenzuschnitt auf der FKS sehr umständlich, das geht auf der PS viel schneller. Das mag daran liegen dass wir die Striebigs und die Längskreissägen (Jrion, Krüsi) "erfunden" und weitergebracht haben. Und in Deutschland wiederum sitzen nunmal viele FKS-Hersteller, dies erklärt vielleicht auch diese extreme "Universalität" der FKS bei euch.
Aber zurück zur eigentlichen Frage. Es gibt verschiedene Systeme bei den Längskreissägen, ich konnte schon diverse ausprobieren. Wir haben in der Firma eine Jrion HFS 170, die hat 11kW, 550er Blatt, 170mm Schnitthöhe, Vorschub ist stufenlos hydraulisch bis 80m/min. Der Vorschub des Blattes wird bei allen Längskreissägen per Fusspedal betätigt, dieses ist je nach Modell bis 3m lang, man kann an verschiedenen Positionen stehen.
Es gibt Modelle (zum Beispiel unsere Jrion) mit absenkbarem Blatt, oder solche mit fixem Blatt. Bei den Sägen, bei denen das Blatt nicht abtaucht, hängt halt ganz normal eine Schutzhaube an einen extrem fetten Spaltkeil. Sie fährt also einfach mit. Der Nachteil dieser nicht absenkbaren Sägen ist, dass sie das Werkstück beim Rücklauf einklemmen können. Ausserdem sind diese Sägen nicht so rationell beim Arbeiten, da das laufende Blatt in voller Höhe zurückfährt. Man muss dementsprechend oft warten mit auflegen des nächsten Brettes. Auch wenn die Säge verklemmt, kann das sehr umständlich sein, da man das Brett dann irgendwie um das Sägeblatt herum freihacken muss...
Wesentlich besser und verbreiteter sind die Sägen, bei denen das Blatt automatisch absenkt beim loslassen des Pedals und unter dem Tisch zurückfährt. Diese Sägen haben je nachdem, entweder gar keine Schutzhaube oder einer Druckbalken. Das ohne Schutzhaube hört sich sehr gefährlich an, ist aber nicht unbedingt so. Unsere Jrion ist so ein Modell. Der Spaltkeil geht bis ganz über das Blatt, es ist also nicht möglich von oben aus das Blatt zu greifen. Selbstverständlich erfordern diese Sägen Konzentration, man muss einfach achten wo man die Hände hat, dann ist das kein Problem. Sobald das Pedal losgelassen wird taucht das Blatt blitzschnell ab, und kann erst nach dem Rücklauf zum auftauchen gebracht werden.
Die neuen Modelle von Jrion, Krüsi, Weinig und Co. haben eine Art Druckbalken, dieser senkt sich ab wenn das Pedal betätigt wird. Mit so einer Maschine hab ich nur probegesägt, im praktischen Alltagseinsatz habe ich damit keine Erfahrungen. Ich bin aber nicht unbedingt Fan von solchen umhausten Sägen, diese Druckbalken finde ich im Allgemeinen recht lästig.
Die Sägen ohne Schutzhaube/Druckbalken sind bei richtiger Bedienung nicht wirklich gefährlich, ich wüsste auch grad keinen Fall bei uns in der Region bei dem sich jemand verletzt hat an so einer Maschine. Und ca. 80% der Längskreissägen bei uns sind solche ohne Druckbalken mit auf/abtauchendem Sägeblatt. Das 550mm grosse, 5mm starke Zuschnittblatt in den Maschinen macht soviel Eindruck, dass man sich immer überlegt wo man die Hände haben möchte. Ausserdem kann man dank stufenloser elektrischer Höheneinstellung die Schnitthöhe ja so einstellen dass das Blatt nicht mehr als 10mm über das Brett hinausschaut. In Kombination mit dem bogenförmigen Spaltkeil ÜBER dem Blatt gibt das eine grosse Sicherheit.
Die Verstellung des Paralellanschlages geschieht bei den meisten Maschinen per Handrad oder Elektromotor, die Breitenanzeige ist meist eine mechanische Digitalanzeige. Bei den neuen Modellen geschieht alles per Touchscreen auf dem Monitor.
Die Vorschubgeschwindigkeit wird meist durch den Pedaldruck beeinflusst, in der Regel gibt es ein Handrad und den Pedalweg zu begrenzen, damit kann man den Vorschub sehr gut einstellen.
Das wichtigste ist ein richtig fetter Motor, 9 oder 11kW, besser 15 oder gar 18 sollten es schon sein wenn man im Eiltempo besäumen und auftrennen will. Unsere Säge hat 11kW, und wenn man Schnitthöhen von über 100mm fährt muss man den Vorschub schon arg zurücknehmen (selbstverständlich immer noch wesentlich schneller als Handvorschub an der FKS). Wenn man sich erstmal an das Tempo und die Präzision beim Zuschneiden an einer Längskreissäge gewöhnt hat, wird man nie wieder zur FKS greifen für solche Aufgaben. Dadurch das das Werkstück unbewegt an einem 6m langen Anschlag liegt, sind krumme Schnitte bzw. Wiederholungsfehler (gibts an dem krzen FKS-Anschlag schnell), praktisch unmöglich.
Als Schnittlänge würde ich wenn möglich immer minimum 5m wählen, ich finde es angenehm wenn das Blatt auftaucht, und erst noch 50cm frei fahren kann bevors schon auf das Brett trifft, so kann man auch ggf. den Vorschub noch anpassen, oder langsam anfahren. Auch ein Ausfahrweg hinter dem Brett von min. 50cm ist von Vorteil.
Grüsse aus der Schweiz
David