Leinölfirnis-Balsamterpentin - Wie oft ölen?

Rod

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Hallo zusammen,

kann mir jemand sagen, wie hoch der Sättingsgrad nach einer Intensivkur mit
Leinölfirnis-Balsamterpentin-Gemisch (1:1) ist?

Ich habe mein Opinel aus Bubinga über Nacht darin gebadet. Ich hätte gerne ein Gefühl dafür, wie oft ich es noch mit Leinölfirnis behandeln muss, bis es gut gegen Wasser geschützt ist. Das Messer hat die Kur soweit gut überstanden, hat allerdings anschließend auch nicht sonderlich viel Öl abgegeben, was mich etwas überrascht hat.
 

WinfriedM

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Musst du auf jeden Fall mehrmals machen. Denn das Öl verteilt sich jetzt weiter im Holz, zieht also noch tiefer ein und dünnt so die Oberfläche aus. Wenn du Zeit hast, dann würde ich jetzt erstmal 14 Tage warten und dann erneut ölen. Würde erstmal dünn mit Lappen einreiben und gucken, wie das Öl weggesaugt wird. Das ist ein gutes Indiz, wie gesättigt das Holz ist.

In de Tiefen des Holzes dauert es Monate, bis das Öl trocken ist. Wenn du es in die Sonne legst, kann es dir immer wieder passieren, dass Öl ausschwitzt.
 

Rod

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Okay, die Sache mit dem Weiterverteilen war mir neu.

Ist "in die Sonne legen" denn sinnvoll, oder sollte ich das vermeiden? Das Ziel sollte sein, dass es einen stabilen Zustand erreicht und nichts mehr ausschwitzt.
 

WinfriedM

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Sonne beschleunigt, sorgt aber auch für Ausschwitzen. Wenn du also keine Eile hast, lass es besser im Schatten, gut belüftet und warm.
 

koala

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Im "hohen Norden"
Guten Morgen Rod,
mal nur so interessehalber: warum denn ein Gemisch Firnis 1:1 mit Balsamterpentin?
Ich hatte bei meinen ersten Tests für unsere Küchenmöbel damals festgestellt, daß mehr als 20% Balsamterpentin keinen nennenswerten Vorteil bringen, habe mich dann aber ja letztendlich für was ganz anderes entschieden.
 

Arpadopia

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Leinöl ist lichthärtend, es reagiert auf UV-Licht. Ohne Härter kann es Wochen dauern, bis es trocknet. In dunklen Räumen trocknet Leinöl fast überhaupt nicht. Im Winter kann man mit einer UV-Lampe arbeiten.

Ich empfehle Leinölfirnis, habe früher jedoch jahrelang mit reinem Leinöl gearbeitet.
Wenn man es kocht (im Backofen) härtet es anschließend schneller aus.
Reines Leinöl bildet sehr harte Oberflächen, die durch Lichteinfluss jahrelang aushärten können. Allerdings ist es je nach Lichtverhältnissen sehr unterschiedlich in der Trocknungszeit.

Der erste Auftrag sollte satt erfolgen, bis das Holz nichts mehr aufnimmt. Überständiges Öl abwischen. Die folgenden Aufträge erst dann durchführen, wenn die vorherige Schicht vollständig durchgetrocknet ist. Zwei Aufträge für eine seidenmatte Oberfläche, je mehr Aufträge, desto glänzender. Hauchdünn auftragen.
 

WinfriedM

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Das wird wohl ein ewiger Streitpunkt bleiben, ob es Sinn macht, Leinöl-Firnis noch zu Halböl zu verdünnen. Ist ganz schwer abzuschätzen und durch Versuche zu bestätigen, was schlussendlich zu besseren Ergebnissen führt. Theorien dazu, die durchaus schlüssig klingen, gibt es jede Menge. Aber ob die wirklich wahr sind?

Hängt wohl auch stark vom Holz ab.
 

Georg L.

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Bei Heidelberg
Ich habe am Samstag einige Teile aus Eiche mit Leinölfirnis behandelt. Das Zeug wurde wie verrückt vom Holz aufgesaugt, so daß ich mehrmals nachstreichen mußte um eine einheitliche Oberfläche zu bekommen. Ich wüßte nicht was da eine Zugabe von Balsamterpentin noch bringen würde.
 

Arpadopia

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Ganz einfach - es bringt dem Hersteller, dass er auch noch sein schönes Balsamterpentin verkaufen kann :emoji_grin:
(zum Ölmalen nehme ich es schon sehr gerne, aber da macht es auch Sinn).

Zum Grundieren verwende ich stets ungekochtes Leinöl, aber schön klar sollte es sein.
Sobald das Holz gesättigt ist dann zwecks Oberflächenbehandlung der Musikinstrumente gekochtes Leinöl bzw. Leinölfirnis.
Einen Lappen verwende ich nicht (Lappen wegen Selbstentzündungsgefahr in verschlossenen Gläsern aufbewahren). Sondern ich nehme meinen Handballen und reibe das Leinöl in das Holz ein. Schön massieren, wie bei dem/der Liebsten. :emoji_wink:
Da merkt man ganz genau, wo noch etwas fehlt oder zuviel ist.
 

Komihaxu

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Ich klinke mich hier mal ein:

Kann ich eigentlich auch Terpentin-Ersatz verwenden?
Hat es neben dem unangenehmen Geruch weitere Nachteile, die es gegenüber Balsamterpentin vielleicht unbrauchbar machen?

Über eine Empfehlung für eine Bezugsquelle für Balsamterpentin würde ich mich auch freuen.
 

WinfriedM

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Es ist technisch gesehen fast egal, ob du Balsamterpentin, Terpentinersatz, Waschbenzin/Testbenzin, Isoaliphate/Isoparaffine (z.B. Shellsol T) verwendest. Isoaliphate sind am Angenehmsten, weil sie kaum riechen. Dann aber Lüften nicht vergessen.

Vieles davon bekommst du bei kremer-pigmente.de
 

Arpadopia

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@ Komihaxu
Der Unterschied zwischen Terpentin und Terpentinersatz ist folgender:

Echtes Terpentin ist ein Naturprodukt. Es ist das Harz eines Nadelbaums, Balsamtanne, verschiedene Kiefern etc. Wenn Wasser und Öl entfernt werden, bleibt Colophonium zurück, was die Geigenspieler unter uns kennen. Dieses Harz wird zum "Griffigmachen" des Bogens eingesetzt. Geigenbauer verwenden Colophonium auch als Zusatz in gelöster Form, (ca. 1%) zum Leinöl, wenn das Leinöl als Schlußlack verwendet wird. Terpentin harzt also aus, das ist bei Oberflächenhärtung evtl. ein Faktor. Vielleicht hat das bei den Geigenbauern aber auch magische Gründe :emoji_wink:

Terpentinersatz ist schlicht und einfach Benzin.

Bei normalen Anwendungen genügt Standöl, das ist gekochtes Leinöl.

Weitaus wichtiger als die Konsistenz des Öls ist vor allem der Zustand des Holzes:
Es sollte sehr trocken sein, damit keine Wasserpartikel in den Poren verbleiben und dann von innen zersetzend wirken könnten, denn dann nützt die schönste Verdünnung nichts.
 

Komihaxu

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Sehe ich das dann richtig, dass das Lösungsmittel eine reine "Transporthilfe" ist, damit das Leinöl tiefer einziehen kann?
Und das Lösungsmittel verdampft hinterher rückstandslos!?
 

Arpadopia

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Wenn das Holz ordentlich getrocknet ist, zieht das Leinöl ganz von selbst schön tief ein.
Ist das Holz pitschnass, hilft kein Öl irgendwas, dann gammelt nämlich das Wasser im Holz gemächlich vor sich hin und oben drauf ist eine ausgehärtete Ölschicht, die das Wasser hermetisch im Holz einschließt.

Wer jemals einen Wassereinschluss im Holz hatte (kann wachstumsbedingt sein, ich hatte sowas mal unter einem Ast in Esche), weiß wie sowas "duftet".
Bei den Holzporen verhält es sich ähnlich, nur in klein.

Sicherlich ist das Terpentin als Transorthilfe gemeint, allerdings m. M. nach nicht nötig.
Es sei denn, das Leinöl steht schon wer weiß wie lange und ist verdickt.
 

WinfriedM

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Genau so ist es, es verdunstet zu 100% und ist reine Transporthilfe bzw. setzt die Viskosität runter.

@Arpadopia: Balsamterpentin wird nicht harzig, verdunstet auch zu 100%. Wg. allergenem Risiko heute fast überall ersetzt. Wer ein Ökotest gut bekommen will, sollte es nicht im Produkt haben.

Nachtrag: Öl vermag Wasser nicht hermetisch einzuschließen, das Holz bleibt diffusionsoffen. Aber dort wo Wasser war, ist dann kein Öl...
 

Arpadopia

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Winfried, wenn Du mal genau liest, habe ich nicht über Balsamterpentin, sondern über Leinöl geschrieben. Und Leinöl härtet unter Lichteinfluss (UV) knallhart aus, und zwar sogar über Jahrzehnte.

Aber dann streicht mal schön Euer feuchtes Holz mit Leinöl, schaun wir mal, was passiert.
 

WinfriedM

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Verstehe es immer noch nicht, du schreibst doch in Beitrag 14: "Terpentin harzt also aus, das ist bei Oberflächenhärtung evtl. ein Faktor."

Darauf hatte ich mich bezogen. Kannst du mir erklären, wie du es meinst?

Es hat auch keiner eine Empfehlung gegeben, nasses Holz zu ölen. Das halte ich auch für ungünstig. Es ging mir nur darum, dass die Feuchtigkeit durch Öl nicht hermetisch eingeschlossen bleibt.

Ein Forum ist doch dazu da, Widersprüche zu klären, damit wir alle etwas schlauer werden. Und an deinen Beiträgen merke ich auch, dass du dich schon viel mit der Materie beschäftigt hast. Das ist doch eine echte Bereicherung für das Forum hier.
 

Arpadopia

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Danke schön, freut mich, wenn ich hier bereichernd wirke.
Ich baue seit zwanzig Jahren professionell Musikinstrumente.
Aber lass uns morgen weiterplaudern, ich muß mich jetzt amüsieren gehen
 
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