Maserknolle verarbeiten / lohnt es sich und wenn ja – wie?

Knotenstock

ww-birke
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Hallo zusammen,

vor einigen Tagen habe ich nun endlich unsere ›Knubbel-Weide‹ gefällt, auf eben dessen Knubbel ich schon seit Jahren schiele. Die Weide hat eine recht große Knolle ausgebildet, die direkt am Wurzelstock begann (ca. 20-30cm unter dem Boden) und bis ca 50-60cm aus dem Boden herausragte. Erst dort begann der Stamm (bzw. die Stämme – es war ein Zwiesel). Insgesamt ist das Teil fast Kugelrund und misst ca. 80cm im Durchmesser.

Mittlerweile habe ich die Knolle mithilfe von Spaten, Beil und Hubzug aus dem Boden geholt und bin dabei sie zu säubern. Soweit kein Problem und für mich auch nicht das erste mal. Nun stellen sich mir aber zwei Fragen.

1. Maserknolle hin oder her – es ist ’ne Weide. Ein befreundeter Tischler, der mich heut besuchte, schaute sich mein ›Projekt‹ Naserümpfend an und fragte, was ich da bloß vor hätte. Weide würde er nichtmal verheizen. Ich habe ihn natürlich nachhause geschickt. Aber vielleicht hat er Recht? Nach meiner Meinung (aber eben nicht Erfahrung), ist Weide grundsätzlich nicht geeignet für Möbel, Messer oder sonst etwas – die Maserknolle wird aber eine spannende Maserung mitbringen und durch den Wucherwuchs auch deutlich beständiger und härter sein, als gewohnt. Wie ist eure Einschätzung? Es gibt übrigens noch keine konkreten Pläne für das Ding – ›erst mal haben‹.

2. Wie am besten aufsägen? Mein erster Gedanke war eine Blockbandsäge. Auf Grund der Größe müsste das allerdings auch schon eine recht große, vermutlich industrielle Säge sein… dessen Sägebänder entsprechend kostspielig sind, sodass ich die gesamte Knolle peniebelst schälen und entsanden sowie vorallem entsteinen muss. Zumal es vermutlich nicht auszuschließen ist, dass sogar Steine eingewachsen sind, oder?
Da mag es vielleicht die etwas simplere, günstigere Lösung zu sein, die Knolle mit einer großkalibrigen Kettensäge aufzusägen und den Schwund durch die breiten (und vsl. etwas schiefen…) Schnitte in Kauf zu nehmen. Oder wie seht ihr das?

Lange Rede – kurzer Sinn. Freue mich auf Einschätzungen!

Gruß
Niclas
 

fahe

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...irgendetwas hat zur Knolle geführt. Gerne sind das auch mal Granatsplitter und Co. Ich fürchte, kein Mensch sägt Dir das auf, es sei denn Du versicherst ihm vorher glaubhaft, die evtl. anfallenden Kosten großzügig zu übernehmen...:emoji_wink:

Ob Knollen wirklich eine interessante Maserung aufweisen, kannst Du immer mit dem Wurf einer Münze feststellen. Im Ernst: Ich habe schon aufgeschnittene Knollen gesehen, die vor Langeweile laut "Brennholz" riefen. Natürlich auch das Gegenteil.

Die Frage ist, was Du damit eigentlich machen willst. Auch aus Weide kann man was schönes drechseln. Ich würde das Ding mit der Kettensäge aufteilen. Nach den ersten Schnitten sieht man auch, was man da hat.
 

derdad

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Guten Morgen!
Bei Weide entsteht die "Knolle" oft durch die Nutzung. Die jungen Triebe wurden abgeschnitten und zum Flechten verwendet. Wahrscheinlich wurde die Weide nicht mehr benutzt und einfach wachsen gelassen. Deshalb der spätere Stamm.
Zum Holz: Ob das Holz jetzt jemand gefällt oder nicht ist eine persönliche Sache. Zu meiner Lehrzeit war Erle bestenfalls ein Holz für Holzschuhsohlen. Nicht mal als Brennholz wurde es bewertet. In den 90ern war es auf einmal das "In Holz". Rotkern bei Buche wurde herausgeschnitten und landete im Ofen. Speziell Tischler sind da oft sehr konservativ und verwenden solche Hölzer erst, wenn die Industrie den Zug der Zeit schon lange erkannt hat.
Also nicht beirren lassen.
Ein Versuch mit der Kettensäge ist es allemal wert.
LG Gerhard
 

uli2003

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Ich fürchte, kein Mensch sägt Dir das auf, es sei denn Du versicherst ihm vorher glaubhaft, die evtl. anfallenden Kosten großzügig zu übernehmen...

Ich habe einen Sägewerker in der Nähe, der sägt so ziemlich alles auf.
Wenn aber Dia- oder HM-Blätter im Einsatz sind, dann wird der Sägewerker das ablehnen.
 

Knotenstock

ww-birke
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moin,

ich dank’ euch.

Ja, dass irgendein Fremdkörper zu der Knolle geführt haben könnte, ging mir auch schon oft durch den Kopf. Der potentielle Schaden ist an der (eigenen) Kettensäge wohl besser zu verkraften, als an der Bandsäge.

Dass die Knolle durch die Nutzung / Ernte der Triebe entstanden ist, würde ich eigentlich ausschließen – das sieht anders aus. Zumal ich den Vorbesitzer des Grundstückes kenne, der mir das sicher erzählt hätte… :emoji_slight_smile:

Anbei hänge ich mal ein Bild von dem Teil, nachdem ich es aus dem Boden gezerrt, entwurzelt und grob abgespritzt hab. (Nicht wundern: Das Ding steht auf dem Kopf.)

Ich werde die Knolle mit der Kettensäge aufsägen und bin gespannt, was kommt.

Spricht bei Maserholz eurer Meinung nach etwas dagegen, es frisch (habe die Weide vor ca 3 Wochen gefällt) aufzusägen – sollte es besser vorher ablagern? Erfahrungsgemäß neigt so Maserholz ja kaum zu Rissbildung.

Gruß
Niclas
 

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derdad

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Guten Morgen!
Nein. Aus der Nutzung dürfte die Knolle nicht entstanden sein. Ich glaub jedoch auch nicht, dass da ein Fremdkörper drin ist. Bei Weiden findet man so eine Knolle relativ häufig. Sieht jeden Fall gut aus.
LG Gerhard
 

dascello

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Hallo zusammen,
hier kommt mal wieder der Cembalobauer. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert war die Weide das bevorzugte Holz für den Gehäusebau der damals den Weltmarkt dominierenden flämischen Meister. Jahrzehntelang wurde das immer lackierte Holz von unseren Forschern für Pappel gehalten. ist aber Weide. Für mein aktuelles Projekt des Nachbaus zweier solcher Instrumente benutze ich aber Pappel. Weide ist nicht zu finden.
Will sagen: Die Zeiten ändern sich, auch bezüglich verwendeter Hölzer.
Gruß
Michael
 

dascello

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Hallo zusammen,
hier kommt mal wieder der Cembalobauer. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert war die Weide das bevorzugte Holz für den Gehäusebau der damals den Weltmarkt dominierenden flämischen Meister. Jahrzehntelang wurde das immer lackierte Holz von unseren Forschern für Pappel gehalten. ist aber Weide. Für mein aktuelles Projekt des Nachbaus zweier solcher Instrumente benutze ich aber Pappel. Weide ist nicht zu finden.
Will sagen: Die Zeiten ändern sich, auch bezüglich verwendeter Hölzer.
Gruß
Michael
 

Orgelbauer

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Moin,
wie müßte denn die Weide für Deinen Bedarf aussehen - bzw. das Holz beschaffen sein ?
Ich hab eine riesige (kein Knubbelbaum) - leider aus vielen Stämmen bestehende Weide an der Terasse stehen...und einige Stämmchen sollen noch weichen dieses Jahr.
 

Knotenstock

ww-birke
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Hallo zusammen,

habe die Knolle am Wochenende aufgesägt. Meiner Meinung nach hat sich der Aufwand gelohnt. :emoji_slight_smile:

Sußer ›bunt‹ gemasert und keine faule Stelle (bis auf wenige Millimeter im Kern).

Werde die Scheiben nun mit Bootslack versiegeln und langsam trocknen.

Gruß
Niclas
 

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Du hast sie doch erst vor kurzem gefällt. Da ist das Holz ja noch feucht, wenn nicht nass. Du solltest das Holz erst mal richtig durchtrocknen lassen. Da der Faserverlauf bei diesen Knollen recht unegal ist, wird sich beim Trocknen eine recht unregelmäßige Oberfläche ergeben. Das wird Dir ggf. nicht gefallen. Daher richtig trocknen lassen, glatt schleifen und danach lackieren oder ölen. Der Lack wird auch nur dann gut halten, wenn das Holz trocken ist.
Ölen hätte den Charme, dass die Platte farblich intensiver angefeuert wird.
 

Knotenstock

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Der Bootslack soll auch nicht schön aussehen, sondern die Fasern jeweils an der Stirnseite versiegeln. Der Trocknungsprozess wird dadurch extrem verlangsamt, sodass selbst Baumscheiben bestenfalls rissfrei durchtrocknen. Nach 2-3 Jahren wird das Zeug runtergehobelt und das Holz aufbereitet.

Habe so schon mehrere frisch gesägte Scheiben getrocket… funktioniert gut. Größte Herausforderung ist da eigentlich die Geduld zu wahren…
 

Mitglied 30872

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Der Bootslack soll auch nicht schön aussehen, sondern die Fasern jeweils an der Stirnseite versiegeln. Der Trocknungsprozess wird dadurch extrem verlangsamt, sodass selbst Baumscheiben bestenfalls rissfrei durchtrocknen. Nach 2-3 Jahren wird das Zeug runtergehobelt und das Holz aufbereitet.

Habe so schon mehrere frisch gesägte Scheiben getrocket… funktioniert gut. Größte Herausforderung ist da eigentlich die Geduld zu wahren…

Ach so ist das gemeint. Ich dachte, das sei dann fertig.
 

ranx

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Der Bootslack soll auch nicht schön aussehen, sondern die Fasern jeweils an der Stirnseite versiegeln. Der Trocknungsprozess wird dadurch extrem verlangsamt, sodass selbst Baumscheiben bestenfalls rissfrei durchtrocknen. Nach 2-3 Jahren wird das Zeug runtergehobelt und das Holz aufbereitet.

Habe so schon mehrere frisch gesägte Scheiben getrocket… funktioniert gut. Größte Herausforderung ist da eigentlich die Geduld zu wahren…

moin,

wie soll das funktionieren mit dem Austrocknen wenn der Lack drauf ist?
Da braucht ja das Wasser aus der Mitte 20 Jahre bis es zum Rand gewandert ist ...

LG uwe
 

fahe

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...früher habe ich auf die Stirnseiten auch gepinselt, was da war... alter Lack, verdünnten Weißleim...

Seit Jahren nehme ich Anchorseal und bin zufrieden.
 

Knotenstock

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moin Uwe,

naja, ein bisschen Wasser lässt der Lack schon noch durch. Aber eben nur ein bisschen, weswegen der Trocknungsprozess deutlich langsamer verläuft und das Holz (fast) nicht reißt.
Wie gesagt habe ich das schon öfters so gemacht und es klappt vorallem bei Baumscheiben sehr gut. Die Scheibe für den Tisch (siehe Fotos) habe ich aus dem frischen Baum gesägt, fett mit Klarlack eingestrichen und gut zwei Jahre trocknen lassen. Wie du siehst sind nur wenige, sehr kleine Risse entstanden. Der große Spalt in der Mitte ist kein Riss: Der Baum war ein Zwiesel und die Scheibe stammt aus dem Stammbereich, in dem die Stämme sich teilten…

Falk, ja, ich nehm meist auch ›was halt noch so rumsteht‹. Hast du beim Anchorseal Vorteile festgestellt, gegenüber Klarlack/Bootslack usw.? Außer, dass es insgesamt etwas komfortabler zu sein scheint (zumindest nach den Produktinfos die ich gefunden habe – kennen tue ich das Zeug garnicht).

Gruß
Niclas
 

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ranx

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moin,

bei der Versiegelung von 10-20 cm langen Stirnholz von 100 cm im ø ?

Alles für den Ofen, schade um den Einsatz der Energie oder der Chemie
in allen Produktionsprozessen.



LG uwe
 

Knotenstock

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moin Uwe,

ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe – habe etwas Schwierigkeiten mit deinem Satzbau.

In diesem Moment liegen meine Füße auf dem Tisch, den ich oben gepostet (und zuvor nach o.g. Methode getrocknet) habe. Und der steht gleich _neben_ dem Ofen. Aber um Himmels Willen doch nicht dadrin? Wüsste eigentlich nicht, wieso ich das Ding (und andere Dinger, die ich so getrocknet habe) nun zerhacken und verfeuern sollte. Der Tisch steht nun seit etwa einem Jahr neben dem Kamin und hat keine weiteren Risse ausgebildet.

Was würdest du denn vorschlagen, soetwas zu trocknen, um ein besseres (schneller? schöner? …?) Ergebnis zu erzielen?

Außerdem: Bei dem Tisch, den ich gepostet habe, handelt es sich um klassisches Stirnholz, das sich in der Regel beim (zu schnellen) Trocknen auch entsprechend verhält. Die Scheibe aus der Knolle, die ich gerade frisch aufgesägt habe, um die es hier eigentlich geht, hat zwar in der Mitte soetwas wie einen Stamm mit gerade verlaufenden Fasern und dementsprechend durchgängigem Stirnholz – das restliche Holz ist aber wild gewuchert und verknotet, wodurch das Holz sich erfahrungsgemäß zwar verformt und Beulen wirft, tendentiell aber nicht so schnell reißt. Wie sind eure Erfahrungen?

Gruß
Niclas
 

fahe

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Hallo Niclas,
ob Anchorseal chemisch/whatever den anderen genannten Mitteln a la verdünnter Weißleim, oller Lack und Co. wirklich überlegen ist, kann ich nicht sagen. Aber...:emoji_wink:
  • Es ist dafür gedacht...
  • Es scheint mir lt. Sicherheitsdatenblatt eher unbedenklich...
  • Es ist immer gleich... und dennoch auftretende Risse lassen mich zumindest dann nicht zweifeln, ob's an der Versiegelung gelegen hat...
  • Es ist sparsam im Verbrauch...

Der Wassertransport im Baum erfolgt ja nun mal in Maserrichtung. Mit der Versiegelung soll erreicht werden, dass dies deutlich langsamer - und damit in der gleichen Größenordnung wie quer zur Faser - verläuft und damit weniger Spannungen beim Trocknen auftreten, die letztlich zu Rissen führen.

Ich habe allerdings keine Erfahrungen mit derartig großen Baumscheiben.

Nur mit wirklich kleinen Stücken habe ich mich selber schon mal an der Alkoholtrocknung versucht, mit rissfreien Ergebnissen. Also: Holz einige Tage komplett in Spiritus getaucht, danach einige Tage getrocknet.
 

Knotenstock

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moin, ich wollte hier eigentlich längst einen kleinen Erfahrungsbericht reinposten. Ich habe Knolle in mehrere Scheiben gesägt und Anfang des Jahres die erste Scheibe schon aufgearbeitet und ins Haus (bzw. ins Büro – einen beheizten Bauwagen…) geholt. Sieht ordentlich aus, ich finde das hat sich gelohnt. Und gerissen ist auch kaum was.

Gruß
Niclas
 

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