Massivholz verarbeiten: "richtige" Lamellenbreite bei Eschenholz

Fr@nz

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Hallo,

ich bin dabei in die Massivholzmöbelproduktion einzusteigen, deswegen ein paar Anfängerfragen, wie ich am besten die Bohlen zuschneide.

Ich habe mir 4 Bohlen Eschenholz gekauft (ca 3m lang, ca 3cm dick und 25-35cm breit). Ich will als erstes Massivholzprojekt (sonst habe ich immer Baumarktholz verarbeitet) ein Regal bauen. Für das Regal brauche ich etwa 30cm breite Bretter.

Die Waldkante der Bohlen habe ich mit der Handkreissäge abgetrennt.

Nun stellt sich für mich die Frage:
a) sollte ich die gesamte Bohlenbreite verwenden, um mir die Bretter für das Regal herauszusägen? oder
b) sollte ich besser die Bohle in etwa 8 cm Lamellen schneiden und diese dann später nach den Verleimregeln zusammenkleben? Oder breitere bzw schmalere Lamellen?

Soweit ich weiß, kann man bei Eschenholz den Kern mitverarbeiten und muss diesen nicht extra heraussägen. Aber ich vermute, dass wenn ich 30cm breite Bretter aus den Bohlen säge, dass sich, egal ob Gratleiste oder nicht, diese Bretter sich bestimmt noch schüsseln und verziehen.

Tl;dr: ab welcher Brettbreite sollte ich bei Eschenholz eher Lamellen statt das ganze Brett verwenden?
 

dascello

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Esche ist gerade mein Thema.
In jedem Fall aus Lamellen zusammenleimen.

Wenn Du kannst, die 30 cm Breite verleimen und dann in einem Rutsch durch die Dickte, wenn die breit genug ist.
Verleimregeln: ja.
Lamellenbreite: egal, muss nicht einheitlich sein.
Die Lamellen müssen noch nicht mal parallele Seiten haben. Wenn du z B. nur dunkles Kernholz verwenden willst, kannst du auch entlang der Splintlinie auftrennen und das dann verleimen. Sieht super aus.

Achtung beim Begriff "Kern": Ja, der farbige Kern ist toll, aber die Markröhre (nur winzig. 5 mm dick, nennen manche auch "Kern") muss weg, da sich drumrum vieles verzieht oder auch reißt.

Gruß

Michael
 

carsten

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Hallo

kommt darauf an welche Optik du erreichen willst. Etwas Rustikaler alá Fred Feuerstein, dann hätte man auch die Waldkante dran lassen können.
Wenn geradliniger gewünscht dann eben zugeschnitten. Ein Regal stellt ja jetzt nicht super genau Anforderungen an Maßhaltigkeit und ebene Böden. Da könnte man es auch riskieren mit der Bohlenbreite zu arbeiten. Den einen oder anderen kleinen Riss oder ein etwas verformtes Regalbrett würde ich jetzt als vertretbar ansehen ( beeinträchtigt jedenfalls nicht beim Gebrauch). Klar kann man auch die Bretter auftrennen und Verleimen. Eine einheitliche Lamellenbreite macht hauptsächlich die Industrie. Bei der individuellen handwerklichen Fertigung kann man sich auch nach dem Holz richten. Max Lamellenbreite 140 -150 mm. Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Wenn man durchs Auftrennen ein optisch ansprechendes Bild zerstören würde, lass ich das auch mal breiter. Bei stehenden Jahresringen kann man auch mehr riskieren.
Den Kern also die Markröhre und ein wenig draumherum sollte man bei allen Hölzern austrennen, da hier das Holz am "meisten" Arbeitet ( nicht unbedingt in % aber an sichtbarer Verformung).

ah: da bin ich mit Michael einer Meinung bis auf das Fred Feuerstein Design :emoji_wink:
 

Fr@nz

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Ah das hilft mir ungemein. Wie viele Lamellen würdest du für ein Regalbrett empfehlen? Also du sagst ja ich soll auf jedenfall auftrennen, wie groß darf so eine Lamelle maximal werden? Sind 8cm noch ok?
Mein Hobel hat 32 cm, das würde soweit klappen.
 

magmog

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Moin,

ich filetiere Bohlen. Ergo ansäumen, im Kernbereich trennen und Risse
abschneiden,
auf möglichst große Breiten nach den Regeln verleimen und danach
auf die gewünschten Breiten auftrennen.
Man erhält wenige breitere und brachbarere Reststücke, muss weniger Zwingen setzen und ist schneller fertig.
 

carsten

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Hallo

auf jeden Fall die einzelnen Bauteile zum Verleimen mit Aufmaß vorsehen also etwas Breiter 10 -20 mm wobei 20 ja schon das Maximum wären ( wenn der Hobel nur 320 mm hat. Auch in der Länge mehrere cm zugeben. Beim Hobeln hackt es gern beim Einzug mal vorn oder hinten oder auch seitlich splittert was weg. Auf Endmaß wird danach formatiert. Bevorzugt an der Säge mit scharfen Sägeblatt.
 

Fr@nz

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Prima prima, vielen vieln Dank euch allen.

Nur als Info: Ich wollte eigentlich eine TV Kommode basteln, aber a) habe ich festgestellt, dass ich zuwenig Bohlen gekauft habe und b) ist das Thema Massivholz doch wesentlich komplizierter, als ich dachte und deswegen probiere ich mal mein Können an etwas einfachen wie einem Regal.

So jetzt genug geschrieben, ich mach mich mal an Fusion und designe das Regal und lass das von der Chefetage abnehmen. :emoji_wink:
 

Johannes

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So jetzt genug geschrieben, ich mach mich mal an Fusion und designe das Regal und lass das von der Chefetage abnehmen.

Hallo,
da würde ich empfehlen auf den Rechner zu verzichten und eher Zeichnung und/oder einen Brettaufriss zu machen.
Dabei verstehst du viel besser, was du bauen willst und kannst eventuell einige Fehler vermeiden.

Es grüßt Johannes
 

derdad

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Ich wollte eigentlich eine TV Kommode basteln, aber a) habe ich festgestellt, dass ich zuwenig Bohlen gekauft habe
Guten Morgen!
Beim Massivholzverschnitt verrechnet man sich sehr leicht. Besonders als Neuling. Je nach Qualität des Holzes können es bei Laubholz schon einmal bis zu 100% sein. Ausgehend von den Fertigmaßen und berechnet nach Kubatur.
LG Gerhard
 

seschmi

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Meistens löst sich die Frage nach der Lamellenbreite sowieso von selbst. Oft sind ja die Bohlen schon mit Waldkante nicht breiter als 50cm.

Zuerst wird die Bohle besäumt und der Splint abgetrennt. Dann trennt man meist in der Mitte was raus - selbst wenn es nicht das Mittelbrett mit der Markröhre ist, sind in der Mitte der Bohle Verzug und Risse am schlimmsten.

Dann gibt es meist noch doofe Äste, Risse, das Ding ist krumm und so weiter. Also nochmal schneiden.

Und dann hat sich die Frage nach der Lamellenbreite oft erledigt, weil das, was Du dann in der Hand hältst, nur noch 120 breit ist.

Ich habe kürzlich Leimholz für ein Regal in 280cm Länge gemacht - die breiteste Lamelle, die ich rausgekriegt habe war auf der einen Seite 180mm, auf der anderen 120mm breit. Bei der habe ich überlegt, sie zu teilen, es dann aber so gelassen.

Alle anderen waren gar nicht breit genug, dass es sich gelohnt hätte, darüber nachzudenken. Also einfach mal loslegen…
 

heiko-rech

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Hallo,
ich mache wenn es irgendwie geht mindestens 120mm breite Lamellen, eher breiter. Alles andere sieht aus wie gekauftes Leimholz. Esche arbeitet nicht sonderlich stark, da habe ich in der Vergangenheit schon Lamellen mit über 200mm Breite gemacht. Ich trenne nie einen gefladerten (stark gemaserten) Bereich auf, da man dann nie mehr ein gescheites Bild zusammen setzen kann. Das sind dann meist auch die breitesten Teile einer Platte. Holz mit stehenden Jahresringen, also ohne starke Maserung kann man hingegen etwas schmaler schneiden und bekommt immer noch ein ansprechendes Bild.

Sehr wichtig sind auch die Rahmenbedingungen:
  • Wie sieht die Konstruktion aus, wird das Hozl konstruktiv in Form gehalten (bei einem Regal kein Problem)
  • Wie stark ist der Luftfeuchte- Unterschied zwischen Werkstatt und Aufstellort. Ist deine Werkstatt recht feucht und die Wohnung trocken musst du mit mehr Verzug rechnen, als bei etwa gleichen Bedingungen.
Achte auch auf eine gescheite Lagerung in der Werkstatt. Das Holz sollte die ganze Zeit über mit der Luft in Kontakt kommen können. Also Leisten unter- und zwischenlegen, nicht an die Wand stellen, nicht auf den Boden legen, nicht einfach flach auf der Werksbank über einen längeren Zeitraum lagern. Es muss immer überall Luft dran kommen können, sobald deine Teile länger unbearbeitet leigen bleiben.

Gruß
Heiko
 

wasmachen

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'Neuling fragt Profi'
Esche. Splint abtrennen.

Kuuuuuhle Sache :emoji_grin:
Sorry, musste sein.

@heiko-rech
...wenn du keine stark gemaserten Bereiche durchtrennst, bedeutet das ja auch dass du die L/R Verleimregel missachtest, korrekt?
Bin ja bei dir, wenn man jetzt sagt dass man auch von Fall zu Fall abwägt....
 
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seschmi

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'Neuling fragt Profi'
Esche. Splint abtrennen.

Kuuuuuhle Sache :emoji_grin:
Sorry, musste sein.

@heiko-rech
...wenn du keine stark gemaserten Bereiche durchtrennst, bedeutet das ja auch dass du die L/R Verleimregel missachtest, korrekt?
Bin ja bei dir, wenn man jetzt sagt dass man auch von Fall zu Fall abwägt....

Stimmt, ist ja Esche, nicht Eiche… lesen hilft!
 

heiko-rech

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Hallo,

@heiko-rech
...wenn du keine stark gemaserten Bereiche durchtrennst, bedeutet das ja auch dass du die L/R Verleimregel missachtest, korrekt?
Bin ja bei dir, wenn man jetzt sagt dass man auch von Fall zu Fall abwägt....
[/QUOTE]
Auch wenn man so arbeitet, kann man sich an die allgemeinen Regeln halten. Man kann ja solche Teile dennoch im Wechsel zusammensetzen. Es spricht aber auch nichts dagegen sich mal über diese Regeln hinweg zu setzen. Das kommt aber dann sehr auf den Einzelfall an und um welches Bautel es sich handelt.
Gruß
Heiko
 
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