Meister? Frage zur beruflichen Zukunft

Holzharry

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Hallo,
ein schönes Forum habt ihr hier! Ich habe hier schon viel Fachliches gelesen, wende mich jetzt aber mit einer beruflichen Frage an Euch.

Zu mir:
Ich habe Schreiner gelernt, als Geselle gearbeitet und dann Lehramt für die Berufsschule studiert. Das Studium habe ich gut gepackt, aber im anschließenden Referendariat hat es mich „verrissen“. Seitdem arbeite ich wieder als Schreiner, was mir durchaus Spaß macht.

Die Probleme:
Das größte Problem ist meine Gesundheit. Ich bin zwar erst Mitte 30, aber meine Handgelenke schmerzen jeden Tag, meinen Ellbogen scheine ich mir gezerrt zu haben – jedenfalls geht seit zwei Monaten nix ohne Schmerzen und außerdem bin ich leicht asthmatisch. Da tut der Holzstaub sein übriges. Darüber was man als Schreiner so verdient – davon schweige ich an dieser Stelle lieber, da gibt es ja genug andere Threads.

Die Fragen:
Eigentlich wollte ich ja mal Lehrer werden, daher habe ich mir überlegt Ausbilder für die Praxis zu werden. Bei allen entsprechenden Stellenangeboten wird aber der Meisterschein oder zumindest der Ausbilderschein (der ist identisch mit einem Teil der Meisterprüfung??) verlangt. Ich denke, dass ich mindestens gleichermaßen qualifiziert bin, aber „ohne Papierchen bist Du ein Tierchen“...
Daher meine Fragen: An wen kann ich mich wenden um mein Studium als Ausbilderschein anerkennen zu lassen? Innung oder Kammer?? Ich will und kann aus finanziellen und zeitlichen Gründen jetzt nicht die Meisterschule besuchen, will aber bei Kammer und Innung auch keine Pferde scheu machen – schließlich wollen die auch ihre Kurs- und Prüfungsgebühren bekommen. Ist es vielleicht sinnvoll sich ohne Kurs in eine Prüfung zu setzen? Ärztliche Atteste zu sammeln und dann gesundheitsbedingt weiterzukommen ist nicht meine Art.

Wie komme ich weiter?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß

Holzharry

PS: Ich bitte um Verzeihung, aber ich möchte lieber unregistriert und anonym bleiben.
 

Mille1404

ww-esche
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26. Januar 2010
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569
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Bottrop
Hallo Holzharry!

Das Problem ist hier im Forum, dass es sich aus Leuten aus ganz Deutschland und sogar noch weiter zusammensetzt.
Die Lösungsansätze für deine Frage werden in jedem Bundesland vielleicht unterschiedlich sein.
Da wir auch nicht wissen woher du kommst ist es deßhalb auch schwierig zu antworten.

Ich persönlich würde aber mal behaupten, dass du mit dem Studium alleine noch keine bereichtigung hast Auszubilden.
Jenachdem was genau du als Ausbilder tun möchtest ist es erforderlich auch diverse Sicherheits Lehrgänge zu haben.
Möchtest du z.B. bei der HWK Ausbilder für Maschienenlehrgänge werden, dann musst du dich von der HWK ausbilden lassen.
Solltest du allerdings in einem Großbetrieb in der Lehrwerkstatt ein paar Lehrlingen das Zinken beibringen wollen, dann wird dir wohl ein Ausbilder Lehrgang reichen.

Ich würde bei der HWK nachfragen wie sowas in deinem Bundesland zu realisieren ist, denke aber, dass es so nicht reichen wird.

Schliesslich haben andere Menschen auch eine harte Ausbildung hinter sich um solche Dinge zu tun.

Gilt dein Studium denn ohne Refrendariat als Qualifiziert abgeschlossen?

Und nun zu meinen anderen Bedenken:

Wenn du am Refrendariat gescheitert bist, meinst du dann dass es das Richtige wäre Ausbilder zu werden?
Ich weiss nicht woran es genau gelegen hat, aber Prinzipiell musst du als Ausbilder nichts anderes tun, als ein Beruffschullehrer.
Du hast lediglich mehr Praxis dabei.
Aber das hat denke ich nichts damit zu tun wenn man wirklich scheitert so wie du es geschrieben hast.

LG Marcel
 

Unregistriert

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Wenn es dir nur um den Ausbilderschein geht:
Geh zur IHK (sic!) und mach dort die "Ausbildung der Ausbilder", je nach Kammer 1-2 Wochen plus Prüfung für kleines Geld. Ist dem Teil IV der Meisterprüfung (vielleicht) nicht gleichwertig, muss aber anerkannt werden.
 

Holzharry

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Aha, die Kammer...

Hallo,
vielen Dank an Marcel und Mr. Unreg! Da muss ich also mal die örtliche HWK kontaktieren und dort nachfragen wie es mit einem entsprechenden Kurs aussieht - und ob das nach Feierabend zu bewerkstelligen wäre. Wenn ich es recht verstehe, dann würde der zugleich als Teil der Meisterprüfung anerkannt werden.
Dazu eine Frage - gibt es unter den Forumsnutzern jemanden, der die Meisterprüfung ohne Kurs gemacht hat. Es ist nicht so, dass ich erwarte, dass mir jemand etwas schenkt! Mein Studium bestand aber auch zu sehr großen Teilen daraus, dass ich mir die Sachen selbst beibiegen musste. Als Lehramtsstudent ist man gerne mal das fünfte Rad am Wagen verschiedenster Fachbereiche, die daher ihre relevanten Vorlesungen alle gleichzeitig am Mittwochmorgen abhalten.... Von daher wäre ich sehr an konkreten Inhalten der Meisterschule interessiert. Wobei mir durchaus klar ist, dass es da regionale Unterschiede gibt.

Mein Studium ist übrigens qualifiziert abgeschlossen - und zwar mit einem guten Ersten Staatsexamen. Mein Ref. ist übrigens ausdrücklich nicht an den Schülern gescheitert. Zu denen hatte ich einen guten Draht. Der Themenkomplex "Referendariat, handlungs- und kompetenzorientierte Didaktik und ich" sprengt allerdings den Rahmen des Forums und ist nur mit Hilfe größerer Mengen Fassbier zu diskutieren. Insofern mache ich mir keine Sorgen um eine eventuelle Tätigkeit als Ausbilder.

Gruß

Holzharry
 

Unregistriert

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NEEEIIIN!
Nicht zur Handwerkskammern sondern zur Industrie- und Handelskammer!
 

Holzharry2

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Meister - im "Fernstudium"??

Hallo Kollegen,
es bewegt sich - wenn auch langsam.... Inzwischen habe ich abgeklärt, dass ich kein Meisterbafög bekommen kann. Dann habe ich mal nachgesehen, was der Meisterkurs hier an der örtlichen HWK kostet. Das geht nicht. Jedenfalls nicht Vollzeit. Gibt es eine Möglichkeit der "Meisterfernschule"? Das ich ein eventuelles Meisterstück nicht faxen kann ist mir dann schon klar....

Danke für die Infos

Holzharry
 

Eick

ww-nussbaum
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18. Juni 2007
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Mittelsachsen // Saalekreis
NEEEIIIN!
Nicht zur Handwerkskammern sondern zur Industrie- und Handelskammer!

Also ich habe den Ausbilder an der IHK gemacht.
Die Ausbildung mag identisch sein, aber ich fand die Prüfung dort für handwerkliche Aspekte eher schlecht. Um ehrlich zu sein: ich habe meinen Kollegen beneidet, der an der Handwerkskammer gemacht hat.

Mit der Umstellung der Prüfungsinhalte bla bla wird das an der IHK ab Oktober (?) 2010 alles theoretischer. Eigentlich muss man dort in der praktischen Prüfung eine Präsentation abhalten statt einer Unterweisung. Fand ich jetzt nicht so wirklich empfehlenswert, wenn man eh aus dem Handwerk kommt.

Meine Meinung.
Ich hätte lieber an der Handwerkskammer gemacht wegen des spezifischen Bezugs zur Praxis. Aber IHK ist auch machbar und zumindest theoretisch gleichgestellt.

dE
 

Holzharry3

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Ohne Papierchen bist Du ein Tierchen

Hallo,
inzwischen bin ich viel viel klüger! Die Handwerkskammer hat freundlich geprüft, ob mein Studium anerkannt werden kann und dann entschieden, dass es nicht anerkannt wird. Man war dann so freundlich mich in die nächste Prüfung einzutakten. Außerdem wurden mir Lehrmaterialien geschenkt. Alles sehr freundlich, aber völlig sinnfrei – so mein persönliches Fazit.
Die didaktischen Ansätze waren schon in meinem Studium veraltet (und über die 4-Schritte-Methode schweige ich hier lieber), der rechtliche und formale Kram war mir ohnehin weitgehend geläufig....
In der Summe waren es ein mehrere Stunden meiner Arbeitszeit, in denen ich lieber Geld verdient hätte und einige Stunden meines Feierabends in denen ich mich lieber entspannt hätte sowie 120 Euronen...

Es gilt weiterhin: „Ohne Papierchen bist Du ein Tierchen!“ – jetzt habe ich eben ein Papier mehr. Frei nach Fritz Teufel: „Wenn es denn der Bewerbung dient...“

Gruß

Holzharry
 

Mich985

ww-ulme
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Ort
Frankfurt
Hallo Holzharry,

ich bin gelernter Tischler hab dann eine Weiterbildung zum Holzgestalter gemacht und habe zur rechten Zeit am rechten Ort gestanden.

Sprich ich bin komplett Tischler habe kein Plan von didaktischen Ansätzen aus dem Studium. In meiner Weiterbildung habe ich den Teil 4 mal gemacht aber für Blödsinn befunden und arbeite nun in einer Schule als Tischler mit Lehrtätigkeit.
Und das ist das was die Schulleitung, Lehrer und Schüler so an mir lieben. So bin ich das Bindeglied zwischen Schule und Handwerk geworden...


Was ich dir damit sagen möchte ist:

Versuche es vielleicht mal anders herum. Je nach Bundesland haben die Schulen Gelder zur Verfügung die sie für Personal frei einsetzen können oder Kontakte zu freien Trägern die mit Allgemeinbildenen Schulen kooperieren. Gerade im Hauptschulsektor werden immer wieder Programme finanziert wo Fachkräfte die Schüler für die Zukunft fit machen sollen.

Das wichtigste Papier war für mich das erweiterte Führungszeugnis und das gibt es für 13€ im Bürgeramt.
 
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