Meisterstücke SHA2005

carsten

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Hallo

diesmal hat es mich Richtung Westen getrieben. Habe mal ein paar Fotos der Meisterstücke aus Schwäbisch Hall gemacht. Da es "nur" 13 Absolventen waren haben sie zur Auffüllung des Raumes noch ein paar Gesellenstücke dazugestellt.
http://www.pixum.de/viewalbum/?id=1862955

Sauber waren sie alle gefertigt. Doch bei den Gesellenstücken ist mir doch sichtbar die Kinnlade runtergeklappt.
Plattenmaterial Topan color (z.T. furniert): kommt optisch allerdings gar nicht schlecht und Topfscharniere (auch noch irgendwelche Billigen) aber immerhin ein Blumotion Türdämpfer. Dafür aber auch blumotion Schubkastenführung.
Sauber gefertigt aber sollte es nicht wenigstens auch bei nem Gesellenstück eine Besinnung auf die traditionellen Arbeitsweisen und Konstruktionen beibehalten werden. Der yinyang Schrank sah verdächtig nach CNC aus. Ich bleibe bei meiner Meinung Gesellenstück bitte ohne CNC. Und ein eingestemmtes oder gefrästes Band sollte ebenso drin sein wie eine traditionelle Schubkastenführung. Und aufgeschraubte Schlösser gereichen einem hochwertigen Möbel, und dazu zähle ich ein Gesellenstück auch, nicht gerade zur Zier.
Den Vogel schossen jedoch die auch in großer Zahl bei den Meisterstücken eingesetzten Blum Schubkastenführungen ab; mit, wie auf dem Foto zu erkennen, dann auch noch sichtbarer Führung. Nix gegen blum aber irgendwie erwarte ich von einem Meisterstück ein wenig mehr. Bei mir damals war für’s Gesellenstück noch eine klassische oder Nutleistenführung und auf keinen Fall Topfbänder die erste Vorgabe. Und das würde ich auch heute noch von einem Lehrling bzw. angehenden Gesellen verlangen. Um einen geraden Korpus zusammenzubauen ein paar fertige Führungen einzubauen und wie auch schon gesehen einen nicht mal gezinkten Schubkasten draufzusetzen und ne Tür per Topfband reinzuzklicken bedarf es keiner 3 jährigen Lehre, bzw. eines Könnens wie es der Alte Spruch Geselle ist der was KANN, Meister ist der was ersann Lehrling aber jedermann, einem vor Augen hält. Das bekommt ein halbwegs interessierter ungelernter mit nicht gerade zwei linken Händen auch nach 2 Wochen hin.
OK praktisch muss ein Geselle nicht mehr können, schließlich ist das ja der Standard, 80% aller Schränke Möbel sind so. Aber ist der Standard die Maßlatte für ein Gesellenstück. Ich denke NEIN. Hier sollte die Messlatte höher liegen.
OK ich war und bin auch ein Kritiker von Gesellenstücken die durchaus schon mit Meisterstücken konkurrieren können. Aber diese Form ist für meinen Geschmack zu wenig. Stehe hoffentlich mit meiner Meinung nicht ganz allein und hoffe auf Rückmeldung.
 

MaHo

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Hi,Carsten
Bin ganz deiner Meinung.
Find auch,Fremdbeschläge ala hettich,Blum,Häfeles haben in Meisterstücken nichts zu suchen,würde nicht mal klassische Möbelbänder zu lassen:emoji_grin:
Meister sollten nur mit massivholz arbeiten dürfen im Meisterstück.denn Tischlermeister sollten m.E. perfekt mit dem Werkstoff Vollholz umgehen können-das ist doch das ,was Schreinermeister von der Möbelindustrie unterscheiden sollte:emoji_wink:
meinetwegen sollte der moderne Tischler in der Arbeitsprobe bzw. projektarbeit die modernen Dinge(CNC,CAD,Design,umgang unterschiedliche Materialien...) beherrschen lernen .

in der Lehre wird der Geselle ja eh von seinem Lehrbetrieb mehr oder weniger geformt,die Schule sollte auch die Tätigkeiten praktisch vermitteln,die im Lehrbetrieb zu kurz kamen.
sonst dominieren wenige priviligierte Gesellen im Bezug auf Gehalt und Wissen auf dem Markt

ein bisschen Sorge hab ich für den Berufstand Tischler in Zukunft:emoji_frowning2:
wenn immer Jugendliche keine lehrstelle finden-woher sollen die ihr Selbstwertgefühl bekommen ?und der Nachwuchs?
Tischlereien werden ja auch immer weniger aufgrund der wirtschaftlichen Lage;demografischen Faktor;die Unfähigkeit der Politik ,auf die bedürfnisse des Mittelstands einzugehen:mad: ;Ausschreibungspraxis(Generalunternehmer-Übel);Globalisierung;CNC-Technik(grenzt immer mehr Tischlereien aus,die sich solch Maschinen nicht leisten können),diese dann immer mehr zu Montagefirmen degradiert werden)
 

Rühl

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Hi Maho,


dann dürfte dieses Stück deine Zustimmung finden?
tischlerei_8.gif



Absolut alles massiv in Pao Rosa, alle Beschläge und Schubkastenführung aus Edelstahl lasern lassen.



Gruß Ulf
 

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derdad

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MaHo schrieb:
Meister sollten nur mit massivholz arbeiten dürfen im Meisterstück.denn Tischlermeister sollten m.E. perfekt mit dem Werkstoff Vollholz umgehen können-das ist doch das ,was Schreinermeister von der Möbelindustrie unterscheiden sollte:emoji_wink:

........................und ein Glasermeister nur kleine Fenster mit Leinölkitt einkitten.

Es stimmt schon dass Massivholzarbeit etwas besonderes ist, aber ein Tischlermeister soll meines Erachtens mit allen uns zur Verfügung stehenden Materialien umgehen können, und das auch zeigen. Es gibt wunderschöne, und anspruchsvolle Meisterstücke aus Spanplatte furniert, und es gibt Meisterstücke aus Massivholz, die nie und nimmer diesen Namen verdienen.
Und wieder mal bin ich dabei zu versuchen unsere Tischlerzunft aus dem "Dornröschenschlaf" des konservativen zurück schauens wachzurütteln.
Es hat immer neue Materialien gegeben, und es wird sie immer geben. Nur wer fähig ist, sich diesen anzupassen, und mit diesen auf hohem Niveau zu arbeiten ist wirklich ein Meister.

gerhard
 

MaHo

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Hi,Rühl
Pao Rosa ist sicherlich eine sehr schöne Holzart
dieses Stück emfinde ich nicht als dauerhaften Hingucker, technisch mag ich mir keine Meinung bilden,da ich es nie real gesehen habe-hat aber sicherlich manch interessante Details.
in jedemfall hat der meisterprüfling viel geld investiert:emoji_grin:

@Derdad: es soll kein Diktat sein nur mit Vollholz zu arbeiten,aber wenn nur noch gefragte neue Materialen in Meisterstücken einhergehen sollen,verkommt m.E. reine Vollholzmöbel
natürlich erwartet der Kunde im alltäglichen Geschäft das Know How vom Tischlermeister -auch andere Materialen zu beherrschen. aber kein Tischlermeister kann alles gleichzeitig perfekt,daher auch die Tendenz zu Spezialisierungen:emoji_wink:
wichtig ist nur ,das zukünftige Tischler und Tischlermeister die ganze Bandbreite in Lehre und Meisteranwärterschaft kennenlernen(nicht nur theoretisch:rolleyes: )
wichtig ist,daß keiner vorgeschrieben bekommt wie Meisterstück bzw. Gesellenstück auszusehen haben.

Leider hat die Wanderschaft stark nachgelassen.
Bin nicht stockkonservativ !!
letztendlich entscheiden gutes Design und fehlerfreie Funktion über Erfolg, egal ob mit moderen od. konservativen materialen od. Mischmasch aus beiden..grins..
 
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