Nadelholz so teuer geworden?

WinfriedM

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Hallo miteinander,

habe heute seit langem mal wieder Fichte (besäumtes Schnittholz) beim Holzhändler gekauft und war über den Preis total überrascht. Stolze 790 Euro netto pro m³. Buche ist mit 840 Euro kaum teurer (Pollmeier superior).

Ich hatte es bisher immer so im Kopf, dass Fichte vor ein paar Jahren gerade mal die Hälfte von Buche gekostet hat. Von daher überraschte es mich, dass die Nadelhölzer im Moment so teuer sind. Hat sich da die letzten Jahre was verändert und woran liegt das?
 

Michl3007

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Nadelholz

Ja, die Nadelhölzer sind richtig teuer geworden! Ist aber schon länger so. Lohnt fast nicht mehr dieses Holz zu nehmen.
Ich habe letztens Esche gekauft, war im Preis 870,00 €. Fichte macht keinen Sinn mehr zukaufen!!!
Woran es liegt? Borkenkäfer, Bauindustrie, Papier und Plattenhersteller!
Bei uns in Thüringen hat der Borkenkäfer im letzten Jahr 75000 Festmeter Fichte geschädigt.


Gruß Michl
 

Mitglied 24010 keks

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790€ kommt mir dennoch recht reichlich vor. Kommt natürlich ein wenig auf die Qualität an aber der Sägewerker kauft das in der Regel um 100€ bis 150€ ein. Dann hat der eine Ausbeute von ca. 60% beim Einschnitt. macht also wenn man die 150 als Grundlage nimmt 250€ Materialkosten. Kommt der Einschnitt mit je nach Ausstattung von 20-40€ dazu. Trocknungskosten von 20€ sind wir also bei 310€ im teuersten Fall. Dazu kommt dann noch Wagnis und Gewinn ... naja kannst dir ja überlegen ob der bei dem Geschäft arm geworden ist.

Nur mal so zum Vergleich: BSH liegt bei ca. 500 - 600 €/m³ und da steckt ne Menge Veredelung drinne.

Also ich würde behaupten du bist da ein "wenig" über den Tisch gezogen worden. Normalerweise kann man Schnittholzpreise (FI) mit KVH Preisen vergleichen und da liegen wir derzeit bei 300 - 400€. Wobei das mit den Preisen immer ein wenig schwierig ist. Kommt halt sehr stark auf die Menge an.
 

holznerd

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Hallo!

Bin neu hier und bitte gleich um Entschuldigung, dass ich mich nicht gleich ausführlich Vorstelle (kommt aber noch). Was hier vielleicht zu sagen ist: ich verdiene mir mein Studium als Forstwirt (im österreichischen Nadelwaldgebiet), weshalb ich auch endlich mal einigermaßen qualifiziert etwas beitragen kann.

Nur mal zum Vergleich: bei meinem Holzhändler kostet Fichte in der besten Qualität derzeit 630 €/m³. Ist aber echt tolle Ware.

Nun zu den Gründen des Preisanstieges:
Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass es ein Missverständnis ist, dass Borkenkäferbefall den Holzpreis in die Höhe treibt. Das Gegenteil ist der Fall. Denn Borkenkäfer führen dazu, dass das Holz schnell(!) geerntet und verkauft werden MUSS. Bei gehäuftem Auftreten führt das zu einem hohen Angebot und daher zu fallenden Erzeugerpreisen.

Die zwei Hauptgründe für den hohen Preis sind wahrscheinlich:
1. Der Wintersturm im Feber 2009 (wenn ich mich nicht täusche) hat zu enormen Schadholzmengen (vor allem Fichte) geführt. Außerdem gab es im Zuge dessen zusätzlichen Borkenkäferbefall in den Folgejahren, d.h. nochmals erhöhte Schadholzmengen. Und weil Forstbetriebe auch bestrebt sind und sein müssen, einen ausgewogenen Holzvorrat stehen zu haben, sind nun viele beim Einschlag sehr zurückhaltend, was jetzt die Angebotsmenge schmälert.
2. Auch die allgemeine Teuerung besonders im Bereich Energie darf hier nicht ganz vernachlässigt werden. Und das betrifft eben die gesamte Verarbeitungskette von der Ernte bis zum Transport in den Holzfachmarkt.

Dass sich Sägewerker und Händler aber u.U. gern was "dazuverdienen" kann man auch annehmen, denn von den teils sehr niedrigen Erzeugerpreisen der vergangenen Dekade hat man im Holzmarkt kaum was gemerkt. Das ist wohl wie beim Sprit: wird Rohöl teurer, merkt man das sofort an der Zapfsäule - wenns dagegen billiger wird, merkt man das bestenfalls verzögert.
Daneben werden von den Sägewerkern auch die gestiegene nachfrageseitige Konkurrenz durch Biomasseheizkraftwerke genannt, wobei sich mir der Zusammenhang hier nicht erschließt.

@Michl3007: warum soll es nicht mehr sinnvoll sein, Fichte zu kaufen? Man kauft doch das Holz, dessen Preis UND Eigenschaften zum jeweiligen Projekt am besten passen? Ist vielleicht ein blödes Beispiel, aber würdest Du einen Dachstuhl aus Buche bauen?

@keks: das hast Du ganz gut überschlagen, sollte als Obergrenze ca. hinkommen.

Schöne Grüße!
 

Michl3007

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Hallo, ich kann die Preise von Winfried nur bestätigen.

Ich bin Tischler und kein Zimmermann, warum soll ich etwas aus Weichholz ( Tisch oder Schrank) bauen, wenn es im Hartholz genau so teuer kommt.
Bei uns in der Hainleite (Kyffhäuser) haben wir als Hauptbaumart Buche, Eiche und Ahorn.
Bei Fichte und Nadelholz ist die Nachfrage und der Preis gestiegen. Also wenn ich jetzt zum Revierleiter (welchen ich kenne, mehr als einen) und mir Fichte in einer guten Sortierung kaufen möchte kostet der Festmeter satte 380 € aufwärts. gerückt am Weg. Ich rede hier von Stammware und nichts was am Zopf so 10- 20 cm hat.
Und das selbe kostet mich Buche odér Eiche (etwas mehr) Ahorn ebenfalls.
Wenn ich als Hauptbaumart nur Fichte / Tanne habe, drückt dies den Preis regional! Sollte einleuchten! Österreich = Tanne vorwiegend! Sicher haben sie auch Hartholz, klar!
Bei uns ist der Preis so, hat was mit der Bauindustrie, Papierherstellung und dem Käferbefall zutun. Der Käfer befällt nicht den Wald für den Förster an einer Stelle, sondern dort ein paar Bäume und da. Dies muss der Forstwirt bekämpfen indem er diese Bäume entnimmt. Jetzt müssen diese gerückt werden, da die aber weiter entfernt sind als es bei einer geplanten Ernte der Fall ist, bekommt der Rückeunternehmer mehr Geld (€) ergo der Festmeter kommt teurer. Diese Entwicklung zeichnet sich seit ca. 2002 ab das die Holzpreise steigen. In den Neunziger kenne ich noch Zeiten, da wurde nur der Stamm abgesetzt, Krone bleib im Wald. Hört sich dumm an, war aber so. Nun wird aus dem Wald der letzte Zweig rausgeholt (Hackschnitzel). Ob dies gesund ist????!!!! Wird sich zeigen. So genug jetzt.

Gruß Michl
 

Mitglied 30872

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Also Michl,
wenn Du für einen Kubik Fichte 380 EUR frei Waldstraße bezahlt hast, dann hat Dich der Kollege gut abgezogen, Respekt. Soviel wird nicht einmal auf Nadelholzsubmissionen gezahlt, und da liegt natürlich nur erste Qualität. In Sachsen hat man Nadelholz bis 2004 auch auf Submissionen verkauft. Das wurde dann aber eingestellt, wegen geringer Nachfrage. Hier eine Tabelle: http://www.smul.sachsen.de/sbs/download/Zeitreihe_BA-Erloese__1999-2013.pdf
Holzpreise kann man auf diversen Internetseiten abrufen. Hier bspw.: Holzmarkt in Thüringen - Holzmarkt - Fachthemen. Da findet man auch den Fichtenpreis in Thüringen für 2b, also Fichte Mittendurchmesser 25 bis 29 cm, mittlere Qualität. In Bayern hat man die 100 EUR-Grenze überschritten. Bei 3b wird man dann so bei 120 EUR rauskommen. Siehe keks010982.
Wenn Winfried soviel für Schnittholz bezahlt hat, dann liegt das nicht unbedingt an den Gestehungspreisen. Aufgrund der Flaute in der amerikanischen (und auch europäischen) Baubranche vor einigen Jahren haben auch in Deutschland etliche Säger schließen müssen. Die Marktaufteilung entspannte sich insofern, Konkurrenz nahm ab. Mittlerweile ist es da wohl zu einer Trendwende gekommen, was die noch verbliebenen Säger nun gerne ausnutzen. Der Rohholzmarkt zieht hier natürlich nach (aber nicht so wie bei Michl :emoji_wink:). Dazu kommt jetzt, dass Holz zunehmend verheizt wird. Dieses zunehmende Geschäftsfeld treibt den Preis zusätzlich. Minderwertige, insbesondere Schwachholzsortimente, die früher in die Spanplatte gingen, werden heute zu Pellets, Hackschnitzel und Scheitholz weiter verarbeitet.
Zum Holzanfall und Preisentwicklung bei Kalamitäten hat holznerd schon was geschrieben.
Als Förster, der privat nur bescheidene Mengen an Holz als Hobbyist verarbeitet, mag man es mir nachsehen: teures Rohholz find ich gut. Obwohl teures Rohholz wieder andere Probleme nach sich zieht (Ausweichstoffe, Holz aus Raubbau).
 

Mitglied 24010 keks

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Als Förster, der privat nur bescheidene Mengen an Holz als Hobbyist verarbeitet, mag man es mir nachsehen: teures Rohholz find ich gut. Obwohl teures Rohholz wieder andere Probleme nach sich zieht (Ausweichstoffe, Holz aus Raubbau).

Da bin ich ganz bei dir! Ich finde es auch gut, dass die Waldbauern derzeit mal endlich das Geld bekommen was der Spaß auch wirklich wert ist. Wenn man sich die Preise von vor paar Jahren anschaut wo die Waldbauern das Holz zum Preis der Aufarbeitung verkaufen mussten... ich finde die Preisgestaltung im Wald derzeit eigentlich fair! Ich meine nicht die 380€ die der Michl bezahlt hat, aber die 100 - 150€ was das Holz derzeit kostet. "Furnierware" darf auch gerne noch paar € teurer sein.

Was mich an den Eingangs genannten Preisen etwas stört ist, dass da mit Sicherheit sich nicht der Waldbauer und auch nicht der Sägewerker die Taschen vollgemacht haben. Ich glaube das der Holzhandel die Privatpersonen sowas von abzockt... das ist doch nicht mehr schön!

Nur mal so am Rande, eine Preissteigerung des Rundholzes um 50€ dürfte max. eine Steigerung von 80 - 100€ am Endprodukt ausmachen. Was bei dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt ist, dass die Preise für Sägenebenprodukte (zur Erzeugung von Pellets etc.) auch immer weiter steigen. (Wertvoller werden) Somit ist der Ausbeuteverlust im Sägewerk gar nicht mehr so schlimm.
Meist ist es doch so, dass die Sägewerker das Holz an den Handel zu Selbstkostenpreisen weitergeben und dann die Sägenebenprodukte der einzige Gewinn sind. Wenn ich dann höre, dass ein "Kollege" hier 790€ für ein Produkt im Handel zahlen muss, was der Handel für max. 250€ eingekauft hat krieg ich das Kotzen! Und von den 3% müssen die armen Schweine leben. :confused:
 

WinfriedM

ww-robinie
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Die Qualität war schon erstklassig. Ich hab mal bei Damrosch geguckt, der oft recht günstig ist, da werden ähnliche Preise aufgerufen.

WILHELM DAMROSCH GmbH & Co.KG - Damrosch Lüdenscheid | Nadelschnittholz - Fichte Tanne - Kiefer - lärche - Caroline Pine - Oregon Pine - Holzhandel - Holzfachhändler - Holz günstig einkaufen

Ich hatte auch mal was von den Folgen von Kyrill (2007) gehört. Hier im Sauerland mussten ja innerhalb kürzester Zeit viele Bäume abtransportiert werden. Da wurden wohl Geschäfte mit österreichischen Unternehmen gemacht, die aber einen Knebelvertrag gemacht haben. Sie haben sich Kontingente für lange Zeit zu sehr günstigen Preisen gesichert. Damit würde dem restlichen Markt so gut wie kein Holz mehr zur Verfügung stehen (zumindest Holz aus NRW), was sich wieder auf die Preise auswirken könnte.

Was mich wundert: Im Baumarkt sind Platten aus Fichte immer noch wesentlich billiger, als Buche. Aber vermutlich stammt da ganz viel aus zweifelhafter Herkunft. Mein gekauftes Holz hingegen war FSC-zertifiziert.

Warum ich Fichte nehme, hatte einen einfachen Grund: Es geht um ein paar Hocker, die besonders leicht sein müssen.
 

Michl3007

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So, ich nochmal! Turin was du schreibst stimmt!! Ich habe jetzt nochmal meine Unterlagen durchgesucht, Beleg gefunden. Es war etwas mehr wie ein Stamm.
Sorry war mein Fehler, hatte nur noch die 380 € im Kopf!!!!

Gruß Michl
 

Mitglied 30872

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Was mich wundert: Im Baumarkt sind Platten aus Fichte immer noch wesentlich billiger, als Buche. Aber vermutlich stammt da ganz viel aus zweifelhafter Herkunft. Mein gekauftes Holz hingegen war FSC-zertifiziert.

Das wundert mich auch. Hatte vor einigen Tagen ein paar Fichtenleimholzplatten 18mm in 0,8x0,4 gekauft. Hersteller ist die Holz-Henkel GmbH in Göttingen. Nennt sich Euroline. Bei Hornbach kostet das Stück 2,95 EUR. Rechnet man das auf den cbm, so kommt man auf rund 513 EUR. Gut, die Qualität ist nicht so prickelnd, viele Äste, wellig. Das Holz ist zu 70% PEFC-zertifiziert und kommt aus Deutschland. Für das Geld kann man sie nicht selbst herstellen. Bei einem Rohholzpreis von rund 100 EUR fragt man sich dann, wo das Geld verdient wird, bei Henkel oder bei Hornbach. Da wird wohl kein Zwischenhandel mehr stattfinden.
O.k. Michl, macht ja nix. Die Diskussion zeigt aber, dass es beim Rohholzeinkauf (Standardsortimente) doch in der Republik ein relativ gleichmäßiges Preisgefüge gibt. Das kann man beim Schnittholz wirklich nicht sagen. Da gibt es doch Preisunterschiede von über 100% und man sollte hier vergleichen. Was sind da schon Transportkosten?
 

Snekker

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Hallo miteinander!
Der Festmeterpreis für besäumte Ware liegt bei 450-500€ das ist extrem für Fichte. In deutschland ist der preis stellenweise noch höher. Der grund dafür ist die gestiegene Nachfrage. Gleichzeitig kommt aus sibirien nichts mehr. das geht alles nach China. Dort boomt die Bauindustrie. Die Papierindustrie tut ein übriges die preise hochzutreiben.
 

fabig

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Für Bauholz hab ich letzten Monat bei Ahmerkamp 250€ den m³ netto gezahlt.
Da gab es keine Änderung zum Anfang letzten Jahres.
 

WoodenCarpenter

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Hallo, mein Säger nimmt für den Kubik Bauholz Fi/Ta (für Zimmerei, also Pfetten, Sparren, Kehlbalken, etc.) zur Zeit einen Grundpreis von 280 €, wird's länger als 8,00 m gibt's nen Zuschlag von 30 €/m³. Wenn die Balken stärker als 20 cm in einer Richtung sind, das gleiche. Für technische Trocknung oder 4-seitig hobeln kommen nochmal je 30 €/m³ dazu. Alles netto, also zzgl. Meerschweinsteuer. Als ich vor 5 Jahren mit meiner Zimmerei aufhörte war der Preis noch bei 210 - 230 €, wir hatten hier zu der Zeit jedoch massive Einschläge wegen Borkenkäfer.

Für Blockware kenne ich keine Preise von ihm.
 
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