Persönliches Signum im Auftragsprojekt

Mitglied 127910

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Hallo und guten Abend. Bis wann in etwa war es üblich, sein persönliches Signum als Handwerker im hergestellten Projekt zu hinterlassen? Ich meine jetzt zum Beispiel Steinmetzzeichen. Oder bei alten Uhren. Oder auch in, an, alten Stühlen.
Waren solche Zeichen nur bei der Neuanfertigung üblich? Könnte man diesbezüglich auf das Datum der Erstellung schliessen? Oder wurden solche Zeichen auch bei Reparaturen gesetzt, ergänzt?
Bei einem Stuhl, den ich gerade neu beflechte, habe ich gerade undefinierte Buchstaben und die Zahl 1915, die besser lesbar als die Buchstaben war, entdeckt.
Da der Stuhl, m.E., eher vor dieser Zeit in Mode war, wäre es für mich hilfreich zu wissen, in wie weit sich solche Verewigungen als Verlässlich erweisen. Gibt oder gab es so etwas wie einen Kodex, sich entsprechend zu verewigen, beim Neubau?
Vom Stuhl stelle ich mal ein Bild ein. Die gemeinten Zeichen sind zwar, so sieht es jedenfalls aus, mit sogenannten Kopierstift gemacht, für aussagekräftige Bilder leider nicht geeignet.(eher nur für die Kopflupe). Danke schon mal für Eure Antworten.
 

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flüsterholz

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Sind jetzt nur Erfshrungswerte. Ob es da einen "Kodex" o.ä. gab, bin ich überfragt. Bei antiken Möbeln findet man öfter ein Herstellungsdatum vom Tischler, aber nicht immer. Da sie oft mit Bleistift gemacht wurden, könnte es natürlich auch seln , dass sie mit der Zeit verschwanden. Oft habe ich diese Datierungen bei Möbeln des 19. und 20. Jhd. gefunden. Auch bei Reperaturen, die in den 50er und 60er Jahren des 20.Jhd durchgeführt wurden. In den 3 Restaurationswerkstätten, in denen ich gearbeitet habe, wurde es nur noch in einer in Frankreich gemacht. In den beiden in Deutschland nicht mehr.
Zum Stuhl. Gründerzeitstühle wurden so ab ca. 1870 gebaut. Hauptsächlich bis 1900. Findet man aber auch immer noch Anfang des 20.Jhd. 1915 hatte ich datiert aber noch nicht. An 1907 kann ich mich noch bei einem Schrank erinnern. Das fand ich damals schon spät für Gründerzeit.
Gruß Michael

Edit. Könnte mir aber durchaus vorstellen, dass diese Stühle bis zu Beginn des 1. Weltkrieges auf Kundenwunsch gebaut wurden. Nicht jeder damals, mochte vielleicht dieses " neumodische" Jugendstil "Zeug".
 

Mitglied 127910

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Guten Morgen und vielen Dank.
Hier ist tatsächlich viel Schnitzerei dran. Ob sowas schon auf die Art und Weise in Fabriken zu der Zeit gemacht wurde? Wenn ja, wer sollte sich dann warum verewigen? Wenn nein, kann es dann nur eine Auftragsarbeit sein. Mit Signum.
Da muss ich wohl davon ausgehen, das es nicht allzu viele Stühle davon gibt. Danke nochmals.
 

Andreas W.

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Hallo bernddasbrot,

"persönliches Signum" klingt schon etwas hochtrabend.
Kenne das öfters von alten Fenstern und Türen, da waren oft (Reichs)Pfennige mit in der Fuge zur Mauer. Oft auch gefaltet ein Zeitungsblatt.
Ganz interessant.

Bei Möbeln habe ich schon öfter Montagedaten gesehen, manchmal mit "Kritzeleien".
Habe das manchmal auch gemacht, manchmal auch einen Kronkorken mit Datum an unsichtbarer Stelle befestigt.
Bin 48 Jahre.

Aber Steinmetzzeichen oder Signi würde ich das jetzt nicht bezeichnen.

Gruß, Andreas
 

derdad

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Bei Sesseln war, wieder einmal, Thonet der Vorreiter vom "Branding" und hat in seine Sessel eine Papiermarke geklebt. Die ersten, so von ihm gekennzeichneten Sessel waren irgendwann zwischen 1850 und 1860. Hauptsächlich wurde es gemacht um sich von den vielen Nachahmern zu unterscheiden.
Historismus-/Gründerzeitsessel wurden sehr oft in Kleinserien erzeugt. Die Drechslereien, Schnitzereien, u.Ä. wurde nicht vom selben Handwerker gemacht der die Stücke zusammengebaut hat. Der Tischler hat praktisch die Teile lt. Katalog zugekauft und dann die Verbindungen, Sitzrahmen, Zargen,..... gemacht, zusammengebaut und fertiggestellt. Kann auch sein, dass die Oberfläche ausser Haus gemacht wurde. Zumindest hab ich das von Restauratoren aus dem MAK Wien so gehört.
Die Bleistiftmarkierungen könnten auch "Kommissionsnamen/Nummern" sein.
Ich glaub, man muss da auch zwischen der Herstellung in Grossstätdten und ländlichen Gebieten unterscheiden. Auch wenn es um die Stile, und speziell die Zeitdauer der Stile geht. Was in der Stadt schon wieder altmodisch war, wurde am Land erst modern.
LG Gerhard
 

derdad

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Noch was zu den Signen bei Steinmetzarbeiten. Jeder Steinmetz hatte da sein eigenes Zeichen, und das wurde hauptsächlich verwendet um abrechnen zu können. Es wurde nicht nach Zeit abgerechnet, sondern nach erbrachter Leistung. Auf den grossen Baustellen haftete der Steinmetz mit seinem Zeichen auch für die Qualität seiner Arbeit.
Einen Kodex bzgl Signierung kenne ich nicht. Ich klebe bei meinen neu geflochtenen/ restaurierten Sesseln eine Marke mit meinem Firmenzeichen, Tel.Nr, e-mail, und Reparaturdatum. Vor allem darum, dass die Kunde auch in Zukunft weiß wohin sie sich wenden kann, falls es wieder ähnliche Arbeiten gibt. Also als Werbung. Aber auch als "Garantiedatum". Ich stehe für mein Produkt ein.
Ausserdem hatte ich schon Kundschaften die mit kaputtenGeflecht zu mir kamen und steif und fest behaupteten es wurde von mir erst vor kurzem gemacht. Anhand der Marke (oder nicht Marke) konnte ich zeigen, dass es doch nicht erst "vor kurzem" war, oder gar nicht von mir gemacht wurde.
LG Gerhard
 

Mitglied 127910

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Signum ist etwas hochtrabend. Stimmt. Aber ich wusste mich nicht besser auszudrücken. Jedenfalls weiß jeder was ich meine.

Ja. Sieht auch eher wie ne Kritzelei aus. Was man eben noch so erkennt.

Mit dem Zukaufen von Teilen war mir bis jetzt neu. Hatte doch so jede Fabrik seine eigenen" Normen" damals. War dann also schon sehr fortschrittlich, irgendwie. Wenn es am Ende auch nur und vor allem wegen der Kostenersparnis war.
 

flüsterholz

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Aber auch als "Garantiedatum". Ich stehe für mein Produkt ein.
Das war damals auch der Grund in der ersten Werkstatt. Jeder Restaurator war dort für das komplette Möbel verantwortlich und hatte bei Reklamationen zusammen mit dem abnehmenden Meister dafür gerade zu stehen. Ausnahmen waren nur evtl. Polsterarbeiten, etc.
 

Mitglied 127910

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War mal ne ganz andere Erfahrung...
Versteckt unter dem "Pferdehaar" eines Stuhlsitzes auf einer Sperrholzplatte:

Stargard/Pom.
1916
Moskau
Kriegsgefangenschaft
Feodor Solomenki

Der war mit Sicherheit daran interessiert, das seine Eintragung erst sehr viel später entdeckt wird....
 

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