Projekt: Holzunterstand, ein Erfahrungsbericht

Khartak

ww-robinie
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Hallo liebe Leute,

hier möchte ich meinen Holzunterstand vorstellen und die Erfahrungen die ich hierbei gesammelt habe. Mein erstes größeres Projekt.
Da wir vor ca. einem Jahr in die Eifel gezogen sind und wir nun einen Kamin haben,
war der Bau eines Holzunterstands nur noch eine Frage der Zeit.
Denn das Brennholz musste ja irgendwo gelagert werden. Nach Möglichkeit draußen und gut belüftet. Keine Garage, kein Schuppen und auch kein Keller!

Im Kopf war alles schon länger grob geplant, aber in Sketchup setzte ich diese Planung ca. 2 Wochen vorher um.
Es wäre eine Woche gewesen, aber mein Urlaub wurde um eine Woche verschoben, so hatte ich also etwas mehr Zeit
zum planen und auch um das benötigte Material einzukaufen.

Das Holz kaufte ich bei einem lokalen Holzgroßhändler. Ich durfte mir glücklicherweise den 4m langen Anhänger von meinem Chef leihen.
Denn die Pfetten wollte ich unbedingt an einem Stück haben. 4 Meter halt. Eine Lieferung hätte mich 80 EUR gekostet.

Für das Holz habe ich rund 170 EUR bezahlt, bestehend aus:
  • 13m 100x100 KVH (Pfosten)
  • 8,5m 60x160 KVH (Pfetten)
  • 15m 60x80 KVH (Sparren)
  • 45m Dachlatten

Es gab verschiedene fixe Längen. Ich habe es so gewählt, dass möglichst wenig Verschnitt entsteht. Nur die Dachlatten gab es im 10er Pack.

Ausgangssituation:
0_Ausgangssituation.JPG

Fundamente
Ich sollte noch früh genug erfahren, dass das Ausheben der Löcher und das setzen der Anker für die Fundamente am schwierigsten werden würden.
Ich persönlich hatte davor selber noch nie Fundamente gesetzt. Aber das war nicht sonderlich schwer.
Nein, das Grundstück selber ist bodentechnisch eine wahre Katastrophe. Ein Alptraum. Steine, Bauschutt, Armierstahl, Stromkabel.
Zumindest in dem Bereich wo ich gebuddelt habe.
Zusätzlich möchte ich erwähnen, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört und mir ein Erdlochbohrer für den Handbetrieb gekauft hatte.
Genau der, welcher mir hier im Forum bereits empfohlen wurde. Und ich war so froh, dass ich es getan habe. Mit einem Spaten wäre ich
niemals 50cm tief gekommen. So tief sind die Fundamente.
6_Bohrer.JPG

Herstellung von Formen für den Abschluss des Fundamentes und als Auflage für die H-Anker:
6_Schalungen.JPG

Die Löcher mit einem Nettodurchmesser von 20cm und Brutto ca. 25-30cm waren so aufregend (im negativen Sinne :mad:),
dass ich diesen hier ein paar Zeilen widme:
Loch 1: Steine und Wurzeln
Loch 2: Steine und Wurzel und ein Stück Hausanschlusskabel
Loch 3: Steine und ein langer Flachstahl wie es für Erdungen von Häusern verwendet wird. Das rausziehen war nicht angenehm.
Loch 4: Der blanke Horror! Armierstahl ohne Ende! Ich sah erst eine Stange, dachte mir: "kein Problem, drück/ziehe ich beiseite".
Dann kam die Zweite und ich dachte nur: "Nicht euer Ernst!" Nach der dritten und vierten konnte ich nur noch lachen.
Aber als wäre das noch nicht alles, war fast der gesamte Aushub ein Sand/Kies Gemisch, wie es für Zement verwendet wird. Es war sehr viel mehr Handarbeit im wahrsten Sinne des Wortes.
Loch 5 und 6 waren beide gleich schei***! Hier stieß ich sehr schnell auf Steine. Große Steine, und viele davon. Ein Weiterkommen war im ersten
Moment unmöglich. Ich schnappte mir Kurzerhand einen dicken 2KG Hammer und meine übrig gebliebene 30x30 Winkelstahlstange.
Ich hatte nichts anderes um auf den Stein "einzuwirken". Und das tat ich dann auch. Wie bekloppt hämmerte ich mit voller Kraft drauf los.
Es kam mir so vor als hätte ich eine Steindecke vor mir. Ich musste mich durchschlagen und die Brocken heraushebeln.
Ich kann übrigens gut mit dem Hammer umgehen, verfehle mein Ziel selten. Nämlich nur einmal im Jahr. Und da ich dieses Jahr noch keinen Schlag
verfehlte, passierte es dann an diesem Tag. Ja genau, mit dem 2KG Hammer auf die Hand. Da ich aber sehr wütend war, merkte ich kaum etwas.
Später hingegen schon :emoji_grin:
Ich hatte letzten Endes Erfolg und alle Löcher waren fertig. Das 4. Loch war sehr locker, bedingt durch das Sand/Kies gemisch. Es war dadurch stark ausgehöhlt.
Aber dank der etlichen Armierstangen war ich mir sicher, das Fundament hält!

1_Loch1.JPG 2_Loch 3.JPG 3_Loch 4.JPG 5_Löcher fertig.JPG

Leider wurde mir an dieser Stelle auch meine etwas feine Planung hinsichtlich der Menge des bereits gekauften Betonestrich zum Verhängnis.
Das Loch schluckte angenehme 60 KG Betonestrich, statt wie geplant 40 KG. Bei allen anderen Löchern passte es. Nur fehlte immer genau ein
halber Sack. Also musste ich für das letzte Loch noch mal zum Baumarkt. Witzigerweise verschlang dieses direkt mal 80 KG. Perfekt.

Um es nicht unerwähnt zu lassen. Ich hatte zuvor ganz klassisch mit Maurerschnüren alles abgesteckt.
Mit dem Satz des Phytagoras dann den rechten Winkel kontrolliert. Auf den cm genau passte alles.
Das aufwändige Messen und Ausrichten sollte sich dann später auch bezahlt machen.

Also die Anker waren gesetzt und ebenfalls cm genau ausgerichtet. Zu der Höhenausrichtung ging ich einen etwas anderen Weg.
Das Gelände war sehr uneben. Gefälle in alle Richtungen. Ein Ausgleichen bei so einem undankbaren steinigen Boden war für mich keine Option mehr.
Es geht auch einfach. Ich habe die H-Anker gesetzt und später die Pfosten reingestellt.
Ich habe mir den höchsten Punkt des Geländes ausgesucht und von dort den Pfosten als absoluten Bezugspunkt für alle anderen Pfosten genommen.
Dadurch stellte sich am Ende heraus, dass ich ein Gefälle von 6cm auf 4m hatte.
Der höchste von den vorderen Pfosten ist also 2m hoch und der niedrigste (der ganz rechts) nur 1,94m.
Ich war zufrieden. Ich hatte ein Dachgefälle von 13,6°. Die hinteren Pfosten waren dann 30cm niedriger als dir vorderen.

Nichts war zufällig, alles wurde vorher in Sketchup gezeichnet und gemessen. Ich habe für mich selber sogar eine Bauanleitung geschrieben,
mit Punkten in entsprechend korrekter Reihenfolge zum abarbeiten. Da ich teilweise sehr vergesslich bin, war dies meiner Meinung nach nötig.

Nun komme ich zur Holzbearbeitung
Ich schnitt alles zu, kürzte entsprechend meiner vorgegebenen Maße, machte Bohrungen, schleifte alles ab und setzte noch die Kerven für die Sparren.
Die Pfosten selber bekamen eine Ausklinkung entsprechend der Maße der Pfetten. So dass die Pfetten quasi im Pfosten liegen und nicht darauf.
Die verhalf der gesamten Konstruktion zu ungemein mehr Stabilität. Am ende sollte sich noch herausstellen,
dass alles so stabil war, dass ich vorerst auf Kopfbänder verzichtete.

Das Ausklinken der Kerven in den Sparren war ein sehr spannendes Thema und es hat mich viel Zeit gekostet.
Ich ging wie folgt vor:
Meine Tauchsäge von Bosch auf eine Neigung von 76,4° gestellt (bedingt durch das 13,6° Gefälle) und die Einschnitte an den berechneten Stellen vorgenommen.
Der mittlere Sparren musste ein tieferen Schnitt an einer anderen Stelle bekommen, da dieser in der Mitte noch den Pfosten im "Weg" hatte.
Danach jeden Sparren auf die Seite gelegt und mit der Tauchsäge entsprechend von beiden Seiten ausgeklinkt. Das reichte natürlich nicht vollkommen.
Den Rest habe ich dann mit dem Stechbeitel gemacht. Das Ergebnis sieht man auf den Bildern. Ich war sehr zufrieden
Danach konnte ich die Sparren lasieren.
7_Kerven1.JPG 8_Kerven2.JPG 9_Kerven3.JPG 10_Kerven4.JPG

Die Ausklinkungen der Pfosten habe ich an der Kappsäge vorgenommen. Die ergab ein sehr sauberes Bild.
Kurz noch mal drüberschleifen und fertig waren die 60x160er Ausklinkungen im 100x100er Pfosten.
11_Pfosten Ausklinkungen.JPG

Bevor ich jedoch die sechs Pfosten lasieren konnte, musste ich noch die Positionen der Bohrungen für die Fixierung an den H-Ankern markieren.
Dazu mussten die Pfosten auch perfekt ausgerichtet werden. Nach langem hin und her "justieren" hatte ich dann, wenn auch etwas spät,
die Idee mir einfach Abstandsbretter zu sägen und diese zwischen den Pfosten zu klemmen. Das funktionierte dann wunderbar.
Die Bohrungen selber habe ich an meinem mobilen Bohrständer von Wabeco vorgenommen. Denn ein 10cm langes Loch wollte ich nicht freihand bohren.
Das Loch musste auf der anderen Seite ja auch an einer bestimmten Position wieder rauskommen.

Dann kam der restliche Schleif- und Lasier-Spass.
11_Sparren lasiert.JPG 12_Pfetten lasiert 2.JPG 13_Pfetten lasiert.JPG

Am Ende hatte ich dann viele fertige Bauteile die "nur" noch zusammengebaut werden mussten.
Aber das war nicht wirklich schwierig. Der spannendste Moment überhaupt, war das auflegen der Sparren.
Habe ich alles korrekt gemessen? Ist die Tiefe und der Winkel korrekt?
Ich war erleichtert und froh zugleich als ich dann sah wie alles fast perfekt passte.
An wenigen Sparren habe ich sehr kleine Spaltmaße, keine Ahnung wie die Zustande kommen konnten, wo doch alles zusammen ein Schnitt war.
Ich habe mich bewusst dagegen entschieden das Gesamtkonstrukt an die Spaltmaße anzupassen wodurch alles unter Spannung stünde.
Leider musste ich die Pfetten in eine neue Lage "zwingen" die waren auf 4m länge nicht absolut gerade. Gegen Ende drehte sich das KVH leicht.
Aber wirklich nur leicht. Die Bessey Revo ausgepackt und mit 7000Nm angeballert. Bohrung gesetzt und verschraubt. Das ist auch der Grund warum
ich an einer Stelle einen etwas tieferen Riss habe. Aber zum Glück im nicht sichtbaren Bereich.

14_Pfosten montiert.JPG 15_Pfetten montiert.JPG 17_Rohbau.JPG 19_Kerve nah.JPG 18_kerve nah mitte.JPG 16_Pfetten montiert 2.JPG

Nachdem Pfetten und Sparren montiert waren, kamen nur noch die Dachlatten und am Ende ganz unspektakulär das Trapezblech.
Ich bin ja so froh dass ich mich für ein Trapezblech entschieden hatte. Die Montage und Ausrichtung war sehr einfach.

Die obligatorische Dachrinne hatte ich zuvor auch noch gekauft und montiert.
20_Dachrinnen montiert.JPG 21_Dachrinne Seite.JPG


Falls es jemanden interessiert möchte ich an dieser Stelle die aufgekommenen Kosten aufzählen
  • Eisenwaren: 60 EUR
  • Trapezblech 70 EUR
  • Holz 170 EUR
  • Betonestrich 30 EUR
  • Dachentwässerung: 90 EUR
  • Lasur, Owatrol Textrol (nur der Verbrauch): 40 EUR

Fertig
fertig1.JPG fertig2.JPG fertig3.JPG

Randsteine zur Abgrenzung
randsteine.JPG

PS: Wie zeigt man große Bilder im Beitrag?
 

bezu

ww-kiefer
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Aussteifungen?

Schöne Dokumentation, danke.

Ich kann in keiner Richtung eine Aussteifung erkennen. Die kommen dann hoffentlich noch?
 

Khartak

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Ja, die kommt noch. Aber wirklich, das Teil ist sowas von Steif! Wackeln geht nicht. :emoji_slight_smile:
 

andama

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Lass mal das Holz richtig austrocknen, plötzlich sind deine Schrauben locker und es wird wacklig.
 

Khartak

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Ja, sowas in der Richtung hatte ich vermutet, aber nicht gewusst. Aber die Kreuzbänder kommen definitiv noch ran. Vorne 4 und hinten auch 4.
Aber danke für den Hinweis.
 

Friederich

ww-robinie
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Ja, die kommt noch. Aber wirklich, das Teil ist sowas von Steif! Wackeln geht nicht. :emoji_slight_smile:
Die Füsse sorgen ja auch für eine gewisse Winkelsteifigkeit.
Falls doch ohne Kopfbänder, dann hätt ich aber, wie zu Beginn schon gesagt, Pfettte und Ständer mit mind. zwei Schrauben verbunden. Leicht schräg versetzt, wegen Spaltgefahr.
Evtl. nachträglich einfach noch zwei Holzschrauben von hinten gesetzt, auch wieder schräg.
Ich würd mal probieren, ob das nicht reicht.
 
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