Proportionen Holzkreuz

Holzsinn

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Hallo ihr Spezialisten,

ich soll ein Holzkreuz zu einem alten Christus bauen, dass in einer modernen Bauernstube im Herrgottswinkel hängen soll.
Bei den Proportionen bin ich etwas unglücklich: mir erscheint das Querfries zu breit, bzw. das Längsfries zu kurz. Ich hab allerdings nichts längeres aus Eiche, ich könnte höchstens unter den Überplattung stückeln.
Was meint ihr Profis, die ihr sicher täglich mit christlichen Symbolen zu tun habt?

Gruß Melanie
www.holz-sinn.de IMG_3002.JPG
 

silkyarborist

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Würde den Querfries minimal schmäler machen und vielleicht einen Karnis ranmachen - zwei oder drei Milimeter schmäler und schon dürften die Proportionen stimmiger sein.
 

silkyarborist

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Nein, nicht nur den Querfries - einmal die kompletten Kanten aussen mit Karnis versehen. Wirkt dann in Verbindung mit dem Christus stimmiger und ist dennoch keine Kopie eines alten Kreuzes.

Mittig überplattet und geleimt. Oberflächenbehandlung nach Kundenwunsch und dann die Figur dranmachen.
 

Holzsinn

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Bei Wikipedia fällt das unter Karnies: das wäre mir aber zu auffallend.
Bildschirmfoto 2018-09-11 um 10.17.00.png
Oberflächenbehandlung etc. ist mir alles klar, da kommt Natural Vintage Colour von Natural drauf, das ist eine wasserbasierte Lauge mit Metallsalzen, die mit der Gerbsäure in der Eiche regieert.
Die Frage drehte sich eingentlich nur um die Proportionen.
 

silkyarborist

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Okay - dann eben die Kanten mit einer kleinen Hohlkehle versehen oder anfasen. Ich persönlich mag so einen Karnis am Kreuz, das wirkt in sich stimmig und unterstreicht die Wirkung.
Abgerundet oder scharfkantig wirkt immer so wie selbstgemacht vom mehr oder minder talentierten Heimwerker....

Das Kreuz wird ja in der Regel oft angeschaut, gerade deshalb sollte der Kantenbearbeitung Aufmerksamkeit geschenkt werden.
 

Friederich

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Hallo Melanie,
der Querbalken scheint mir deutlich zu kurz. Und der Längsbalken viiiel zu kurz. (nach unten)
Beide Balken würde ich etwas schmaler machen, aber gleich breit. Und möglichst dick, so dass sich ein etwa quadratischer Querschnitt ergibt.
Aufwendiges Kantenprofil nur dann, wenn man sicher ist, dass es stilistisch zur Zeitepoche (wird ja wohl Barock sein?) und zur Region passt.
Mit einer schlichten 45° Fase, die dann aber recht ausgeprägt, macht man sicher nichts verkehrt. (Gerade ein barockes Kreuz im Haus entdeckt: hat Fase von etwa 1/3 der Breite)
Hohlkehle dagegen passt in meinen Augen überhaupt nicht. Denke nicht, dass die damals von den Herrgottsschnitzern angefertigt wurde.

(Wenngleich der Durchschnittskunde wohl von einem möglichst komplizierten Profil erstmal begeistert wäre; da muss man halt erklären .)

Zur Oberflächenbehandlung bietet sich Ammoniakräuchern an; ergibt eine authentische Alterspatina. FALLS wirklich Eiche.
Denke nämlich, dass original eher FI/Ta verwendet wurde.
 
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Friederich

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So in etwa finde ich die Proportionen viel stimmiger und "barocker":
(Wenn ich die Höhe der Figur hätte, Zehenspitze bis Scheitel, könnte ich skalieren und gleich noch bemaßen; nur als Anhaltspunkt)

Fase würde ich persönlich sogar von Hand anbringen. Haben die Herrgottssschnitzer bestimmt auch so gemacht.
 

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Holzsinn

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Danke für deine Entwürfe. Allerdings musste ich auf die bereits ausehobelten Bretter zurückgreifen, weil ich sonst keine Eiche habe. Und dem Kunden ist das Material auch ganz recht so.
Mein Kreuz sieht jetzt folgendermassen aus:
IMG_3010.JPG
 

ministry

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Bin zwar kein Profi, aber hier möchte ich auch meinen Senf dazugeben:
ich hätte das Querfries um den Goldenen Schnitt schmaler gemacht
 

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Friederich

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ich hätte das Querfries um den Goldenen Schnitt schmaler gemacht
Würde mir nicht gefallen. Bzw. das ist so nicht üblich und gewohnt.
Ich finde es jetzt wirklich gut. Viel besser als das Erste.
Natürlich lange nicht so schön wie Meines.:emoji_slight_smile:

Befestigt ist es noch nicht? Die Nägel würde ich nämlich auf die Mitte des Querbalkens setzen
 

Holzsinn

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Auf dem Foto sieht es platter aus, als es ist. Theoretisch hätte auf dem Querfries jetzt noch gut das übliche "INRI" Platz, aber davon lasse ich die Finger, das kann, wenn ich es neu mache, nur kitschig werden. Da bräuchte es schon eine Orginaltafel und die gibt es nicht.
Das Querfries hätte ich schmaler machen können, geht meiner Meinung nach aber auch so. Vor allem weil die Hände unterschiedlich hoch enden und ich mit der Krümmung des Körpers jonglieren musste. Ich habe mich von einer Kunsthistorikerin beraten lassen: die Hände dürfen ruhig über dem Fries enden, das erhöht die Dramatik und war durchaus früher auch so üblich.
Geschraubt habe ich die Figur nur am Korpus durch alte, bereits vorhandene Löcher. Ist nicht mittig geworden, aber auf der Rückseite ja wohl eher unerheblich. Ich wollte IHM keine neuen Verletzungen zufügen (haha)
 

Friederich

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Theoretisch hätte auf dem Querfries jetzt noch gut das übliche "INRI" Platz, aber davon lasse ich die Finger, das kann, wenn ich es neu mache, nur kitschig werden.
Sehe ich auch so. Lieber ganz weglassen als verkehrt machen.

Das Querfries hätte ich schmaler machen können, geht meiner Meinung nach aber auch so. Vor allem weil die Hände unterschiedlich hoch enden und ich mit der Krümmung des Körpers jonglieren musste. Ich habe mich von einer Kunsthistorikerin beraten lassen: die Hände dürfen ruhig über dem Fries enden, das erhöht die Dramatik und war durchaus früher auch so üblich.
Die Hand-Nägel auf gleicher Höhe wär aber machbar gewesen. So wie auf meinem Entwurf. Wär in meinen Augen richtiger.
Hände überstehend dürfte wohl vor allem bei den Kruzifixen der Fall sein, bei denen die Nägel nicht durch die Handfläche sondern das Handgelenk gehen?

BTW: Eigentlich ein ziemlich makaberes Thema, das wir hier so "technisch" abhandeln; mir wird richtig flau im Magen.
Es war ja mal Realität....
 
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uli2003

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Mein Kreuz sieht jetzt folgendermassen aus:
Noch etwas zu breit die 'Balken'.

Ich habe schon sehr viele Wegkreuze erneuert. Grundsätzlich sind die Balken nur leicht gefast, alles weitere würde vom normalerweise auffällig gestalteten Korpus ablenken.
Nägel immer etwa Mitte Balken, manchmal geht das nicht, wenn der Korpus etwas schräg oder verzogen ist. Auf keinen Fall schräg hängen, dann lieber im Querbalken unterschiedliche Nagelhöhen.
Das INRI lässt sich prima auf einem extra Schild anbringen.
Ich schaue mal ob ich Fotos habe, mein Herrgottschnitzer hat immer alles analog fotografiert :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

Friederich

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Nägel immer etwa Mitte Balken, manchmal geht das nicht, wenn der Korpus etwas schräg oder verzogen ist. Auf keinen Fall schräg hängen, dann lieber im Querbalken unterschiedliche Nagelhöhen.
Na ja, was ist bei diesem in alle Richtungen gekrümmten Korpus schon "schräg"?
Ist meine Variante mit den gleichhohen Nägeln "schräger" als die von Melanie?
 

uli2003

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'Schräg' erkennt man schon. Der Torso sollte trotz seiner Krümmungen schon optisch mittig hängen. Alles andere wäre gegen die Schwerkraft :emoji_slight_smile:
 
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