Riss in Nussbaumvitirne

omo

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Hallo,
dies ist meine erste Anfrage, von daher bitte ich um Nachsicht wenn ich etwas falsch gemacht habe...
Ich habe einen (Schwund?-)Riss in der Seite des Aufsatzes einer alten Vitrine aus franz. Nussbaum, nahe an der Rückwand.
Der Riss ist ca 60cm lang und bis zu 2mm breit. Das Material selbst ist dort ca 7mm stark. (Siehe 1. Foto anbei)
Ich habe versucht mittels Zwingen den Riss zu schließen, das wird jedoch durch die Auflagen für die Böden im Inneren der Vitrine verhindert (Foto 2)
Diese sind in die Hinter- wie auch Vorderseite der Vitrine eingelassen und lassen eine Stauchung nicht zu.
Der Riss ist schon älter und war wohl mal verschlossen. Letzteres nehme ich an, da auf der gegenüberliegenden Schmalseite der Vitrine sich im gleichen Bereich ebenfalls ein kleinerer (verfüllter) Riss befindet (siehe Foto 3).
Ich wäre dankbar für Anregungen / Vorschläge wie ich entweder den Riss verschließen / verleimen kann, oder welche Füllstoffe (nussbaumfarbig - Farbe der Vitrine auf Foto 4 ganz gut erkennbar) ich verwenden könnte. Ein Füllstoff müsste aber meiner Meinung nach auch klebende Eigenschaften haben, da die beiden gegenüberliegenden Kanten des Risses einen kleinen Höhenversatz haben. Mit leichtem Drücken aufs Holz kann der ausgeglichen werden, aber irgendwas nach Trocknung müsste es dann in Position halten...
 

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welaloba

ww-robinie
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Hallo, nein, du hast nichts falsch gemacht. Sogar Fotos hochladen hat auf Anhieb geklappt...
Das klingt so, als wären die Bodenträger nicht zum Rausnehmen.
Die übliche Methode an der Stelle ist: Bodenträger entsprechend kürzen, so dass der Riss geleimt werden kann.
Gruß Werner
 

omo

ww-pappel
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Hallo Werner,
besten Dank für Deine schnelle Antwort.
Die Bodenträger sind wie auf dem 2ten Bild zu sehen in den Rahmen hinten eingeleimt (und auch so vorne). Sie sind nicht mit der Seitenwand verleimt.
Ich müsste sie also direkt an der Rückwand/Vorwand heraustrennen, ggf kürzen und wieder neu einleimen? Aber wird das halten? Auf den Bodenbelägen, die darauf aufliegen werden, steht normalerweise eine Menge schweres Porzellan. Ob das hält?
Gruß Oliver
 

Vaultdoor

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Hallo Oliver,

Die Bodenträger sind wie auf dem 2ten Bild zu sehen in den Rahmen hinten eingeleimt (und auch so vorne).

Dann würde ich es anders machen. Man kann in solchen Fällen einen entsprechend modellierten Span aus der verwendeten Holzart in den Riss einleimen. Diesen Span kann man aus einem Furnierblatt (oder Brett, je nachdem wie stark der Riss ist) einfach als Streifen ausschneiden. Dann nutzt man die Biegsamkeit des Furniers und drückt den Streifen unter Leimvergabe in den Riss. Hinterher muss geschliffen und die Oberfläche wiederhergestellt werden. Der Riss muss mit einer entsprechenden Handsäge natürlich für das Furnier vorbereitet werden, da er nicht überall gleich breit ist.

Viele Grüße
Maik
 

Holzsinn

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Auch ich glaube, dass hier Ausspänen am ehesten Erfolg verspricht. Allerdings ist das nicht ganz einfach, weil ja die perfekte Oberfläche der Schrankseite dabei nicht angegriffen werden soll.
Das Vorbreiten mit der Säge, was Maik richtigerweise vorschlägt, bedarf aber meiner Meinung noch einer genaueren Erklärung: die Längsseiten des Risses sollten möglichst glatt und gleichmäßig sein, was man eben durch Sägen mit einer Feinsäge oder Feilen einer flachen dünnen Feile z.B. Schlüsselfeile erreicht. Schleifpapier scheidet hier eher aus, weil damit die Flächen eher gerundet als geglättet werden. Die glatten Seiten braucht es, damit man eine gleichmäßige Fläche für den einzuleimenden Span erhält.
Wenn der Span stramm in den Riss zu klopfen ist, kann man damit normalerweise auch den Versatz beheben. Beim Abtragen des Überstandes des Spans nach dem Verleimen würde ich so vorsichtig vorgehen, dass die Oberfläche der Schrankseite nicht beschädigt wird, weil die farbliche Retuschierung eigentlich die größere Kunst ist. Daher empfiehlt es sich auch, dass Spanholz testhalber vor dem Einleimen mit Wasser zu benetzen, um seinen Farbton zu ermitteln, Das Holz sollte auf keinen Fall dunkler als das des Korpusses sein.

Melanie
www.holz-sinn.de
p.s. auch auf die Gefahr hin, dass einigen der Hinweis darauf nicht gefällt, so habe ich doch das Thema Risse ausspänn ausführlich in meinem neuen Buch behandelt: https://www.holzwerken.net/produkte/holzwerken/bücher/reparieren-renovieren-restaurieren-
 

Vaultdoor

ww-robinie
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Noch ein kleines PS zu meiner obigen Antwort: Diesen Riss würde ich auf keinen Fall mit Weißleim einleimen, da dort keine Lacke oder Wachse drauf halten und die Oberfläche fleckig werden kann. Auch wenn die Leute jetzt gleich mit ihren Leimflaschen nach mir werfen: Ich würde Knochenleim nehmen :emoji_ghost:
 

omo

ww-pappel
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Besten Dank für die Rückmeldung, Melanie und Maik.
Aber ich wollte eigentlich vermeiden die Oberfläche groß zu bearbeiten. Zum zweiten ist der Riss nicht auf ganzer Länge annähernd rechtwinklig zur Holzoberfläche, sondern geht z.T. diagonal zur Oberfläche durchs Holz, das ca 7mm stark ist. Das Gute jedoch ist, daß eigentlich kein Holz fehlt, d.h. könnte man den Riss schließen würde es wohl zu einer annähernd kompletten Wiederherstellung der Oberfläche führen.

Was haltet Ihr von folgender Reparaturmethode:
Die Bodenträger säge ich mittels einer Schwingsäge (Fein-Multitool) nicht am Übergang zur Vor- und Rückwand durch, sondern mittig. Und zwar nicht senkrecht, sondern im ca 30 Grad Winkel (zur Horizontalen). Dadurch hätte ich
a) vermieden dass die Bodenträger ihre stabile Auflage in der Vor-/Rückwand verlieren und
b) nur einen Schnitt
c) die 30 Grad-Schräge würde eine Feinjustierung ermöglichen da sich die Flächen gegenseitig sogar etwas übereinander verschieben können, wenn ich mittels der Zwingen den Riss in der Seitenwand schließen will
Meint Ihr der Leim im 30 Grad-Schnitt würde danach halten?
 

Vaultdoor

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Meint Ihr der Leim im 30 Grad-Schnitt würde danach halten?

Du hast da was von schwerem Porzellan erzählt... Mein Ding wäre es nicht :emoji_thinking: Gute Leimverbindungen können richtig ordentlich halten, aber bei einem Multitool hat man keine sauberen Oberflächen, sondern... Multitooloberflächen eben.

Wie ist der Riss dort eigentlich reingekommen? Haben die Nutzer die Schubladen immer bis an die Rückwand rangedonnert? Wie alt ist der Schrank?

Viele Grüße
Maik
 

bberlin

ww-buche
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Die Vitrine gefällt mir sehr gut und sieht auch hochwertig aus. Ich würde das professionell machen lassen und nicht selbst rumbasteln, wenn ich nicht genau wüsste, was zu tun ist und ich es auch kann.
 

Hondo6566

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Ich würde kein Hautleim sondern Fischleim verwenden, der lässt sich kalt direkt aus dem Fläschchen verwenden.
Ansonsten ist eigentlich alles wesentliche gesagt worden von meinen Vorrednern.
 

omo

ww-pappel
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Maik,
Deine letzte Frage zuerst: der Schrank ist in die Louis-Philippe-Epoche einzuordnen, wurde uns gesagt. Bin mir nicht sicher ob das stimmt, da er gar keine Schnitzereien oder sonstige Stilelemente hat, sondern ganz schlicht ist. Evtl Übergang von Bidermeier auf Louis-Philippe? In jedem Fall wäre beides wohl vor 1870.
In dem Aufsatz der Vitrine sind keine Schubladen vorhanden. Es sind nur Einlegeböden drin, die seitlich auf den Bodenträgern ruhen.
Die Einlegeböden waren nicht so stramm drin, dass sie Spannung zwischen Front- und Rückseite gebracht hätten.
Die Risse sehen alt aus. Die Bodenträger auch (Wurmstiche). Die einzige Vermutung, die ich als Laie habe, ist daß das Schrumpfverhalten der Bodenträger (eingebaut mit Wuchsrichtung in die Horizontale gelegt) anders als das der Vitrinen-Außenbeplankung (in Wuchsrichtung vertikal) war. Wenn m.W. nach Holz in der Länge (Wuchsrichtung) fast nicht schrumpft, wohl aber im Stammdurchmesser, könnte sich dann hier so ein Zug aufgebaut haben, dass es die Außenbeplankung dadurch eingerissen hat (beide sind ja nicht miteinander verleimt)?

Bzgl schwerem Porzellan -- auf die Bodenträger wirken denke ich hauptsächlich Scheerkräfte in dem Punkt wo sie in der Front-oder Rückwand eingelassen sind. Theoretisch könnte man auch nur einzelne Auflager dort anbringen (sofern stabil genug verankert) und den Boden drauflegen.
Dadurch dass der Bodenträger komplett durchgängig ist wird m.E. nur vermieden, dass er weder aus der Rückwand noch der Front herausrutschen kann. In der Mitte tritt m.E. nach die geringste Belastung auf, daher wollte ich den Schnitt dort ansetzen.

Grüße
Oliver
 

Vaultdoor

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Hi Oliver,

ok jetzt kommen wir der Sache schon näher und meine Vermutungen wurden auch alle bestätigt :emoji_thumbsup: Was den Stil angeht, würde ich mal an Kundige wie @dascello weitergeben.
Du hast hier also ein historisches Möbel und willst das doch sicherlich so weit wie möglich im Originalzustand erhalten.
Das mit den Schubladen hätte ich auch gesehen, wenn ich mal meine Augen aufgemacht hätte :emoji_nerd:
Das mit dem Schrumpfverhalten ist natürlich absolut richtig geschlussfolgert. Das ist also eine Fehlkonstruktion - böses Wort aber eigentlich gar nicht böse gemeint. Viele historische Möbel sind Fehlkonstruktionen, manchmal ging es einfach nicht anders, bei dem, was die Leute bauen wollten.

Aufgrund der Historizität des Schranks würde ich nur historische Materialien (Knochenleim, Schellack?) verwenden und das mit dem Span durchziehen. Das setzt natürlich handwerkliches Geschick und Sorgfalt voraus, was du ja vielleicht sogar hast. Andernfalls sollte - sofern dir der Schrank das wert ist - man den Schrank zu einem Restaurator bringen. Choice is yours :emoji_slight_smile:

Viele Grüße
Maik
 

welaloba

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Bei entsprechendem handwerklichem Geschick würde ich die Bodenträger oder den betreffenden Bodenträger rausnehmen und erneuern, entsprechend etwas kürzer, so dass er sich vorn und hinten einschieben lässt. Leicht fixiert hält der Bodenträger (Höhe einige cm, sehe ich das richtig?)auf jeden Fall das Gewicht eines beladenen Bodens. Den vorhandenen trennen, kürzen und neu verleimen ginge nur, wenn er unten eine Zusatzstabilität durch eine Leiste bekommt. Ist riskant. Das schmale abgerissene Stück der Seitenfläche musst du evtl von dem Rückwandrahmenstück lösen, damit du es ordentlich verleimen kannst, der Rahmen soll durch die verleimung keine Spannung bekommen. Und ja, Fischleim ist das Mittel der Wahl für diesen Riss.
Einen Riss in der Seite ausspänen oder kitten ist immer Schweinerei an einem Möbel in diesem Zustand.
Nach der Gestaltung der Front der Vitrine würde ich das Möbel um 1840 (sog. Spätbiedermeier) einsortieren, es sind keine LouisPhilippe - Elemente zu erkennen.
Zitat: Wie ist der Riss dort eigentlich reingekommen...
Weil die Bodenträger vorn und hinten Kontakt haben und anstossen, während die Seite etwas schrumpft, also reisst die Seite.
Das sehe ich bei hundert anderen Möbeln genauso, und hundert Seitenflächen sind so schon gerissen.
Frohes Schaffen wünscht Werner
 
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