Schellackpolitur für Ahorn

[nefrage]

Hallo,
ist die Schellackpolitur eine geeignete Oberflächenbehandlung für Ahorn?
Ich denke mir, dass Ahorn von den Eigenschaften her sehr geeignet ist, weil aufgrund der feinen Poren eine glatte Oberfläche erzielt werden kann. Nun habe ich bis jetzt Schellackpolituren nur auf Kirsche, Nussholz und Mahagoni, ja sogar Esche gesehen, aber nicht Ahorn.
Ist das starke Vergilben von Ahorn problematisch?

Eine weitere Frage: Wie poliert man bestens beide Oberflächen eines Brettes etc.? Kann man nach dem Auftragen einer Grund- oder Deckpolitur kurz warten bevor man das Brett umdreht und die frisch polierte Fläche auf ein Tuch oder Ähnliches legt? Ich würde mir denken, dass kurz nach dem Auftragen bereits so viel Alkohol verdunstet ist, dass die Oberfläche stabil genug dafür ist.. oder hole ich mir dadurch nur Kratzer oder Schlieren in der Oberfläche?

Ich danke im Voraus für jegliche Antworten!

 

[Christian81]

ist die Schellackpolitur eine geeignete Oberflächenbehandlung für Ahorn?

Da würde ich erst mal wissen wollen was das Holz später für eine Funktion hat? Vergilben wird es mit Schellack oder PUR Lack. Da machst du recht wenig.

 

[nefrage]

@Christian81 Dabei handelt es sich um die Füllung einer kleinen Schranktür. Nichts, was besonderen Widerstand leisten müsste gegen Schmutz oder vor allem Wasser oder Alkohol.

 

[Christian81]

Einfach probieren. Würde da kein Problem sehen.
Zu deiner anderen Frage, würde immer versuchen direkt beide Seiten mit der Oberfläche fertig zu bekommen. Da es eine Füllung ist, oben mittig eine Schraube ins Hirnholz unten außen zwei Schrauben. Dann kannst du direkt umdrehen.

 

[nefrage]

@Christian81 Danke für die Antwort und den Tipp mit den Schrauben.
Die Füllung ist eher schwach, werde es also eher mit Nägel probieren. Muss nur schauen dass ich sie dann auch wieder rausbekomme..

Hast du Erfahrung bezüglich der Mischung eigenes Schellacks? Auf dictum werden drei Arten angeboten (Astra, Superior, Komet) (https://www.dictum.com/de/search?sSearch=schellack) und ich bin mir unsicher, welche für meine Ahorn am besten geeignet ist. Prinzipiell möchte ich schon das Holz anfeuern, aber bin mir unsicher, ob eine orange oder rötliche Tönung so gut zu Ahorn passt.

 

[Christian81]

Hab das ein oder zweimal gemacht, da sind hier bestimmt viele Leute die dir das richtig erklären können. Kann dir nur diesen YouTube Kanal empfehlen. Der Lothar wird es wissen!

https://www.youtube.com/@antik-greef

 

[nefrage]

Hab mir die Serie des Lothar bereits angeschaut, sehr hilfreich und informativ! Bis dato die einzige Anleitung im Internet die alles von vorne bis hinten beinhaltet. Er verwendet "Schellack Blond Wachsfrei". Bin mir jetzt aber unsicher, ob das dem Astra von Dictum entspricht.

 

[flüsterholz]

Hi
Wir haben bei Möbelrestaurationen für Ahorn, Schellack superblonde und eine noch hellere Sorte verwendet, deren Name mir aber partout nicht mehr einfällt. Ahorn war eines der wenigen Hölzer, die wir vor der Politur auch nicht geölt haben. Die Sorte Astra kenn ich nicht. Du kannst aber bei Dictum nachfragen. Antwort dauert manchmal 2 bis 3 Tage. Alternativ, als qualitativ guter Anbieter, fällt mir noch Kremer Pigmente ein. Bei denen kannst du auch immer nachfragen, ob das Produkt geeignet ist.
Ahorn lässt sich sehr gut polieren, ähnlich wie Kirsch- oder Birnbaum.
Antike Möbel in Ahorn gibt es eher selten. Am ehesten noch im Inneren von Sekräteren, da gerne auch Vogelaugenahorn. Im 19. Jhd, also in der Zeit der Schellackpolitur, waren eher dunkle Möbel in Mode. Das Problem bei Ahorn ist halt auch das Nachdunkeln. Auch ein Grund, warum er eher im Inneren von Möbeln eingesetzt wurde.
Erinnere mich noch an eine Vitrine aus dem Louis Philippe, bei der ich beim ersten oberflächlichen Betrachten Kirschbaum vermutet hatte. So dunkel war der Ahorn nach 150 Jahren geworden.
Gruß Michael

 

[nefrage]

Danke für die Antwort und die historische Erläuterung, erklärt, weshalb Ahorn Polituren mir bisher nicht unter die Augen gekommen sind.
Apatina bietet Schellack Superblond Wachsfrei an, ist das jener, den ihr für Ahorn verwendet? Lg

 

[flüsterholz]

Wird ähnlich sein, vermute ich. Über die Qualität kann ich aber nichts sagen. Wir hatten damals einen französischen Lieferanten. Namen weiß ich aber auch nicht mehr.

 

[flüsterholz]

Habe mir gerade mal das Angebot von Apatina angeschaut. Die Produkte, die ich daraus kenne, sind alle empfehlenswert. Von daher vermute ich, dass auch der Schellack von guter Qualität ist.

 

[Friederich]

ist die Schellackpolitur eine geeignete Oberflächenbehandlung für Ahorn?

Definitiv Ja. Wegen seiner feinen Poren sogar besonders.

Der Schelllack sollte aber möglichst hell sein. Nicht dunkler als Lemon.
Da man die Politur niemals mit ganz exakt gleichmäßiger Dicke auftragen kann, entstehen bei dunkler Politur auf hellem Holz unschöne Farbunterschiede.

Chemisch gebleicht ist noch heller, aber das halte ich für übertrieben.

 

[hlzbt]

Schelllack ist das typische Mittel zur Oberflächenbehandlung bei teuren Streichinstrumenten. Der Korpus von Streichinstrumenten ist im Allgemeinen aus Ahorn. Damit sollte die Grundsatzfrage geklärt sein
Der Schelllack kann in verschiedenen Tönen abgetönt sein, was man auch bei den bei Dick verfügbaren Varianten sieht. Ich hatte mir, aber für die Fichtendecke einer hellen Ahorngitarre, Astra gekauft, da eben nur wenig getönt. Ne' Ahorngitarre mit hellem Korpus und dunkler Decke sieht halt k... aus-. Streicher tönen dagegen schon mal das ganze Instrument dunkel ab.

 

[nefrage]

Danke für die hilfreichen Antworten. Ich werde mir jetzt mal den von Apatina bestellen. Das einzige, wobei ich mir unsicher bin, ist das mit dem Umdrehen bzw. den Nägel in das Hirn der Füllung, wie Christian empfohlen hat. Werde schauen, ob der Alkohol schnell genug verdunstet, damit ich die frische Oberfläche umdrehen und auf eine Tuch oder Papier legen kann.

 

[flüsterholz]

Warum willst du denn die Füllung von beiden Seiten polieren? Normalerweise nur die Sichtseite. Innen kannst du auch einfach mit Schellack streichen.

 

[derdad]

Die Chefin von Apatina, Frau Toyfl-Esterhazy, ist selbst ausgebildete Restauratorin und hat noch ihre eigene Werkstatt. Bei Fragen ist sie sehr freundlich und hilfreich. Also evtl einfach eine Mail an sie schreiben.
Ich hab das Glück nicht weit entfernt vom Shop meine Werkstatt zu haben.
Ich bin aber weder verwandt, verschwägert, noch hab ich sonst einen Vorteil. Bin nur Kunde bei ihr
LG Gerhard

 

[flüsterholz]

Werde schauen, ob der Alkohol schnell genug verdunstet, damit ich die frische Oberfläche umdrehen und auf eine Tuch oder Papier legen kann.

Habe zwar noch nie eine Füllung auf der Innenseite poliert, aber ich habe meine Zweifel, dass es eine gute Idee ist, das im ständigen Wechsel mit der Vorderseite zu machen. Bei der Grundpolitur solltest du zwischen den einzelnen Aufträgen mindestens 2 Tage Trocknungszeit einhalten. Länger ist nie verkehrt. Wenn die Füllung nun auf einer Seite liegt, würde sich mindestens die Trockenzeit verlängern. Ich bin mir aber nicht sicher, ob da nicht noch andere Probleme auftreten, z.B. späteres Einsinken der Politur. Obwohl, bei Ahorn ist das Risiko sehr gering. Ich persönlich würde erst die eine Seite fertig machen, dann 2 Wochen aushärten lassen und dann erst die andere Seite polieren. Neben einer guten Poliertechnik ist, meiner Meinung nach, Zeit lassen der wichtigste Faktor für eine gute Politur.

 

[welaloba]

Das einzige, wobei ich mir unsicher bin, ist das mit dem Umdrehen bzw. den Nägel in das Hirn der Füllung, wie Christian empfohlen hat. Werde schauen, ob der Alkohol schnell genug verdunstet, damit ich die frische Oberfläche umdrehen und auf eine Tuch oder Papier legen kann.

Das kannst du mal nach einer Woche überlegen, vorher wird dir das kleben bleiben. Soviel mein Senf dazu.
Ansonsten ist die Politur auf Ahorn mit der Sorte Astra (160 Gramm pro Liter Ethylalkohol) eine der einfachsten und schnellsten Polituren, wenn das Holz ordentlich geglättet ist. Zum Porenfüllen, wenn überhaupt, nehme ich Tripelpulver hell. Das Tripelpulver rötlich geht besser für Kirschbaum.
Und, wie schon gesagt wurde, Innenseite dünn streichen sollte doch genügen.
Und dann, eigentlich schon o.T., las ich neulich in einer Internetanleitung zum Polieren folgendes:
Nach einigen Durchgängen können wir, um die Holzporen schneller zu schließen, Bimsmehl als Porenfüller verwenden. Mit dem Salzstreuer geben wir sparsam Bimsmehl auf die Fläche und schnippen mit dem Finger einige kleine Spritzer Leinöl dazu. Mit dem frisch befüllten Ballen polieren wir das Bimsmehl in großen kreisenden Bewegungen in die Poren.
Unfassbar, welchen Schwachsinn manche Leute verbreiten müssen.
Gruß Werner

 

[nefrage]

Wenn nur die Außenseite poliert wird, und ich die Innenseite einfach mit ein paar Schellackschichten versehe, muss ich dann keine Angst haben wegen unterschiedlicher Feuchtigkeitsaufnahme von beiden Seiten und Verzug? Gruß

 

[seschmi]

Eine Füllung ist ja normalerweise in einem Rahmen eingespannt und kann sich daher ohnehin kaum verziehen.

Ob der Schellack poliert wird oder nicht, macht für die Feuchtigkeit auch kaum einen Unterschied, würde ich denken.

 

[flüsterholz]

Wenn nur die Außenseite poliert wird, und ich die Innenseite einfach mit ein paar Schellackschichten versehe, muss ich dann keine Angst haben wegen unterschiedlicher Feuchtigkeitsaufnahme von beiden Seiten und Verzug? Gruß

Nein, wurde über 200 Jahre so gemacht, 2-3 Schichten 1 zu 4 sind ausreichend.