Schnitte bei einem Ausziehtisch

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ww-pappel
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Hey,
Baue gerade im Rahmen meiner Ausbildung (3.Lehrjahr) einen Ausziehtisch, Problem ist ich finde sehr wenig darüber und mein Meister wenn ich Ihn mal so nennen darf hat keine Ahnung was ich überhaupt will, (...) Bin gerade bei der Entwurfszeichnung und überlege wie ich die Auszugsleisten unterbringe (Länge, Stärke), dazu muss es doch irgendeine rechnung geben, am Besten geholfen wäre mir, wenn jemand eine ALte Zeichnung vielleicht hat und diese mal posten könnte am liebsten beide Schnitte
Dann will ich ide Leisten nicht einfach an die Ausziehbaren Platten schrauben, läßt sich das nicht auch graten?!

Danke für eure Hilfe

Andreas
 

edelres

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Ausziehtisch

Hallo Andreas,

Ich haenge drei Zeichnungen von Ausziehtischen an. Die ersten zwei sind aus dem Buch A. Blunk die Konstruktion und die praktische Form Ausgabe 1931 Seite 155/56.

Das dritte Bild ist aus dem Spannagel Ausgabe 1937, die Zeichnung im Buch ist im Masstab 1:10, ich habe ein Lineal mit cm Einteilung mitfotographiert, so kannst du am Komputer ein masstaebliche Vergroesserung herstellen. Bei den Zeichnungen von Blunck kannst du die Abmessungen ueber die Proportion in ungefaehr Ausrechnen.

Die Fuehrungsleisten in die Auszugsplatten, einzugraten, macht nur bei Vollholzplatten Sinn.

Als Gedankenanstoss.

mfg.
Ottmar

PS: Ich habe mit einigen hundert solcher Ausziehtische zu tun gehabt, kann mich nicht an einen erinnern, bei welchem die Auszugsleisten eingegratet waren. Bei den handwerklich gefertigten Tischen aus Vollholz, waren bei der Hauptplatte und an den Seitenplatten Hirnholzleisten mit einem durchgehenden Zapfen in der Mitte angebracht. Manche Platten waren als Rahmen mit eingelegter Fuellung gearbeitet, was auf laenger Sicht den Nachteil hatte, dass sich Fugen bildeten wenn die Fuellungen sich veraenderten. Die meisten Tischplatten, vor 1930, waren Furniert, der Vollholzkern, war mit ca 3 mm Furnier abgesperrt. Die Schreiner von damals, beherrschten die Holzauswahl fuer die Mittellage der Platten, diese waren auch nach ca 100 Jahren noch gerade!
 

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artikzobel

ww-pappel
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hallo, habe deinen beitrag zu kulissentischen gelesen.
mein problem: habe eine sehr schöne runde biedermeiertischplatte, d 120, mittig geteilt und möchte daraus wieder einen ausziehtisch bauen( wurde mal auf hochklpptisch geändert). möglichst mit mittelfuß.
in meinen unterlagen habe ich nur die 08/15-varianten. hast du eine zeitentsprechende zeichnung aus deinem reichen erfahrungsschatz ? es wird wohl nur mir
t einlegeteilen gehen, denke ich
mfg dieter
 

edelres

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Kulissen

Hallo dieter,

Dies laesst sich relativ einfach loesen, indem du vorgefertigte Kulissen verwendest. Es gibt diese Auszuege in Holz und Metall.

Von einem Selbstbau der Kulissen aus Holz habe ich Bedenken.

An Kulissentische bzw Auszietische im Bidermeier ca 1800 - 1850 kann ich mich nicht erinnern. Der klassische Ausziehtisch in D, in den letzten dreihundert Jahren, war ein rechteckiger, ovaler oder runder Tisch, bei welchem unter der Deckplatte zwei Haelften sich ausziehen liessen und die Mittelplatte senkte sich ab.

Im Biedermeier waren meist Klapptische in gebrauch.

Ich werde mal diesbezueglich meine Unterlagen durchsehen und melde mich dann wieder.

mfg

Ottmar

PS: Im Moment bin ich sehr beschaeftigt, werde am kommenden Wochenende wieder mehr Zeit zur Verfuegung haben.
 

Waidla

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Funktion des Tisches

Hallo zusammen,

bin beim Stöbern auf das alte Thema gestoßen und habe eine Frage zur Funktion des Tisches: Die Mittelplatte liegt ja "lose" auf der Brücke auf. Wenn ich den Tisch verlängern möchte ziehe ich eine oder beide Verlängerungsplatten heraus, die verlängerten Leisten stützen die ausgezogene Platte an der Brücke ab.

Soweit denke ich die Funktion verstanden zu haben.
Wie man den Tisch wieder auf die ursprüngliche Länge bringt, ist mir nicht ganz klar.
Muss ich die Hauptplatte anheben, um das Verlängerungsstück wieder drunter zu schieben?

Für aufklärende Antworten vielen lieben Dank!
 

Philipp

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Muss ich die Hauptplatte anheben, um das Verlängerungsstück wieder drunter zu schieben?

Für aufklärende Antworten vielen lieben Dank!

Ja, kurzes Hochlupfen genügt. Wären da nicht die hohen Zargen, die den lichten Raum für die Beine (des Menschen, nicht des Tisches :rolleyes:emoji_slight_smile: einschränken, dann wäre diese Konstruktion aus meiner Sicht allen anderen überlegen. Die hohen Zargen (je nach Geometrie des Tisches) haben mich aber bislang davon abgeschreckt, auch einen solchen Holländertisch zu bauen.

[Bei dem hier wieder ausgekramten Thema wird mir wieder bewußt, daß Ottmar hier schon lange nicht mehr vorbeigeschaut hat :emoji_frowning2:. Sehr schade!]
 

Waidla

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Hallo Philipp,
danke für die schnelle Antwort. Das bedeutet für mich dann, dass die Dicke der Tischplatte beschränkt ist, richtig? Sonst wird das Gewicht zu hoch als dass man die Hauptplatte 'kurz lupfen' kann um die Verlängerung drunter zu schieben?
Oder benötigt man sowieso eine Art Griffmulde um dies zu bewerkstelligen?

Für ein kurzes Feedback / Erfahrungsberichte vielen Dank!
 

Philipp

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Dicke der Tischplatte

Hallo Philipp,
danke für die schnelle Antwort. Das bedeutet für mich dann, dass die Dicke der Tischplatte beschränkt ist, richtig? Sonst wird das Gewicht zu hoch als dass man die Hauptplatte 'kurz lupfen' kann um die Verlängerung drunter zu schieben?
Oder benötigt man sowieso eine Art Griffmulde um dies zu bewerkstelligen?

Für ein kurzes Feedback / Erfahrungsberichte vielen Dank!

Naja, eigentlich ist die Dicke der Tischplatte nicht prinzipiell beschränkt, die Hauptbeschränkung sehe ich im Ästhetischen. Ein Auszugstisch mit einer Plattendicke von, sagen wir 40 mm, und eingefahrenen Auszügen sieht m.M. nach einach beschi%&en aus :eek:. Für solche Holländertische werden i.A. Plattenstärken von 20-25 mm empfohlen - was vollkommen ausreicht und die aus ästhetischer Sicht bessere Wahl gegenüber heute üblichen Monsterplatten ist.
Außerdem ist die Platte des typischen Holländertischs furniert, weil Werfen und Schüsseln bei einem Auszugstisch besonders unerfreulich sind. Und wozu dicke Platten furnieren?

Gruß, Philipp
 

derdad

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Einen schönen Tag zusammen!
Ich hoffe ihr stuft mich jetzt nicht als Besserwisser ein. Denn das bin ich sicher nicht. Doch ich versuche hier einmal ein paar Fachausdrücke, die in diesem Beitrag kreuz und quer durcheinander geworfen werden, richtig zu stellen. Zumindest sind diese Namen hier in Österreich so gebräuchlich.
Auszugtisch: ist der Oberbegriff
Holländischer Auszugtisch: ist ein Tisch mit mehrfachen Auszugkulissen (also auch Kulissen Auszugtisch genannt), mit Platten zum Einlegen oder Herausschwenken und aufklappen. So ein Tisch kann bis einige Meter lang ausgezogen werden.
Deutscher Auszugtisch: ist ein Tisch mit, auf konischen Auszugleisten montierten, herausziehbaren Platten. Im eingschobenen Zustand sieht man in der Draufsicht keine Fuge. Dieser Tisch kann bis max. doppelte Plattengröße minus Brücke ausgezogen werden.
Die Bilder von Ottmar zeigen einen Deutschen Auszugtisch

Ich habe schon einen deutschen Auszugtisch in Massivholz vor ca 20 Jahren gemacht. Alle Platten habe ich mit Anfassleisten/Hirnholzleisten konstruiert. Bis jetzt gab es keine Probleme bzgl werfen der Platten. Mit kleinen Verwerfungen (ca 2mm. Abhängig auch von der Plattengröße) muss man aber immer rechnen, da ja eine Seite der Platten meistens abgedeckt ist. Dieses Maß des Verzugs kann aber auch bei furnierten Platten geschehen. Aus dem gerade erwähnten Grund.

lg
gerhard
 

Philipp

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Bezeichnungen in D & AT

Kommentare s.u.

Zumindest sind diese Namen hier in Österreich so gebräuchlich.
Auszugtisch: ist der Oberbegriff
Holländischer Auszugtisch: ist ein Tisch mit mehrfachen Auszugkulissen (also auch Kulissen Auszugtisch genannt), mit Platten zum Einlegen oder Herausschwenken und aufklappen. So ein Tisch kann bis einige Meter lang ausgezogen werden.

Im Spannagel ist diese Konstruktion als Kulissentisch aufgeführt.

Deutscher Auszugtisch: ist ein Tisch mit, auf konischen Auszugleisten montierten, herausziehbaren Platten. Im eingschobenen Zustand sieht man in der Draufsicht keine Fuge. Dieser Tisch kann bis max. doppelte Plattengröße minus Brücke ausgezogen werden.
Die Bilder von Ottmar zeigen einen Deutschen Auszugtisch

Im Spannagel ist genau diese Konstruktion als Holländer bezeichnet. Entweder verwendet Spannagel die Ausdrücke ungenau, oder Du bringst etwas durcheinander oder in Österreich läuft das was verkehrt :emoji_wink:.
 

Fritze

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Hallo,
sieht doch erst mal gut aus. Was ist das nun, sieht aus wie Nussbaum.
Mach doch mal ein paar mehr Bilde. Das wollen wir nun mal genauer wissen.
Gruß!
 

ministry

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Das wollen wir nun mal genauer wissen.
Gruß!

Ui, da schliess ich mich mal an, das wollen wir nun genauer wissen.
Detailphotos, Erklärungen, Gedankengänge, Probleme... über all das würde ich auch gern mehr erfahren, weil ein Esstisch auch noch auf miner Liste steht.

Der ist sehr Hübsch geworden, auch wenn mir das Untergestell nicht unbedingt zusagt, hätte es lieber schlanker.
Trotzdem: Tolle Arbeit
 

Clemens J.

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Hallo,

ja der Tisch ist schön geworden. Das mit dem Untergestell ist halt immer auch besonderen Gegebenheiten geschuldet.

Den Auszugstisch habe ich mal vor über 20 Jahren für meinen Bruder gemacht. Auch Massivholz mit Hirnleisten an den Platten.
Für eine Eckbank und an die Stirnseite soll man gut sitzen können ohne dass einem die Wangen oder sonstwas in den Weg kommt. Entsprechend aufwändig ist das Tischgestell geworden.

23464172lh.jpg


Gruß Clemens
 

Waidla

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Dankeschön & Infos

Hallo zusammen,

dann bedanke ich mich mal für das Rege Interesse und versuche ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen:

Das Holz ist in der Tat Nußbaum, europäisch und aus dem Rheintal.
Die Platten sind 25 mm dick, die Traversen haben 75 mm und die Füße einen Kantenlänge von 50 mm. Letztere sind aus 4 Teilen auf Gehrung verleimt.

Durch eine grobe Skizze von meinen Bekannten / Kunden wurde mir verdeutlicht wie der Tisch aussehen soll: "U"-Füße und kein Plattenüberstand. Mit mehr Informationen (außer lxbxh) bin ich dann auch nicht gestartet.

Das Kniffligste fand ich die Auslegung der Zugleisten, welche die Auszugsplatten "heben" und so führen, dass eine bündige Fläche zwischen Auszug und eigentlicher Tischplatte besteht. Dazu habe ich mir aber einfach mal ein paar 1:10 und 1:1 Aufrisse gemacht und dann gings. Schwierig fand ich auch, dass die Tischplatte keinen Überstand haben sollte. Dadurch wird die Stirnseite der Zugleiste fast zum Designelement - ich habe die Kanten dort etwas gefast und bin mit der Optik eingentlich sehr zufrieden.
Rein technisch wars nicht ganz einfach. Walnuß neigt ja schon auch ein bisschen zum Verzug, da sind die Griffleisten auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bisher ist aber alles gut.

Noch kurz zu mir: Ich habe vor geraumer Zeit Schreiner gelernt (in einem kleinen 3-Mann Betrieb der hauptsächlich Massivholzmöbel hergestellt hat) und habe mich dieses Jahr nebenher selbstständig gemacht.

anbei findet ihr einen Link zu weiteren Fotos:
Esstisch Walnuß mit Holländerauszug - Moebelmanufaktur Daubitzer
 
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