Schnittholz verleimen

Clue

ww-fichte
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Hallo!

Ich würde gerne ein Bücherregal aus Erle bauen. Das Regal selbst soll so ca. 24 cm breit werden. Das fertige Regal soll unter eine Dachschräge kommen, also dreieckig gebaut werden. Die Seitenlängen sind 150cm x 130 cm (Schenkel) und 200 cm (Hypotenuse). Dazwischen kommen dann 3-4 Regalbretter.

Nun zum Problem:
Zur Verfügung stehen mir Schnittholzbohlen mit ca. 27cm Breite. Ich weiß, dass sich die Bohle verziehen kann, wenn man sie nicht aufschneidet und wieder verleimt, so dass die Spannung raus ist. Das Holz ist jetzt jedenfalls sehr gerade und auch lang abgelagert, so dass sich die Versuchung ergibt, tatsächlich 24 cm breite Bretter aus den Bohlen zu sägen und sie so zu belassen. Durch die Regalbretter, die im übrigen bauartbedingt fest mit den Seitenteilen verbunden werden sollen, wird einem Verziehen des Brettes vielleicht auch entgegengewirkt.

Falls das zu abenteuerlich und unprofessionell ist, was muss ich beim Aufschneiden und Verleimen beachten?
Gibt es bestimmte Stellen durch die der Schnitt führen soll (z.B. Bohlenmitte)?
Wie breit dürfen die einzelnen Streifen sein?
Muss es immer eine ungerade Anzahl sein, oder reicht es, wenn ich zwei 12cm Bretter herstelle und wieder verleime?

Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!
 

ölfisch

ww-robinie
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Hallo!

Nun zum Problem:
Zur Verfügung stehen mir Schnittholzbohlen mit ca. 27cm Breite. Ich weiß, dass sich die Bohle verziehen kann, wenn man sie nicht aufschneidet und wieder verleimt, so dass die Spannung raus ist. Das Holz ist jetzt jedenfalls sehr gerade und auch lang abgelagert, so dass sich die Versuchung ergibt, tatsächlich 24 cm breite Bretter aus den Bohlen zu sägen und sie so zu belassen. Durch die Regalbretter, die im übrigen bauartbedingt fest mit den Seitenteilen verbunden werden sollen, wird einem Verziehen des Brettes vielleicht auch entgegengewirkt.

Ja, kann gut gehen, kann aber auch reißen.

Herrschaftszeiten: :emoji_wink:
Das verleimen von Leimholztafeln mindert keine Spannung im Holz.
Durch ein kleinteiliges verleimen von Holzstücken und richtige "Sortierung" mindert man nur ein Werfen der Tafeln. Auftrennen und so wieder verleimen bringt nichts, garnichts.

edit: Das verleimen von Leimholztafeln mindert keine Spannung im Holz. Oder nur in einem zu vernachlässigendem Maße.

Die suche im Forum bietet genug zum lesen.
im Übrigen:
http://heiko-rech.de/download/pdf/herstellung_von_leimholz.pdf

Gruß M.
 

Pannekowski

ww-esche
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Wenn die Bohlen zur Bearbeitung ausreichend gerade sind und du sie tatsächlich im ganzen Stück verarbeiten willst, greif doch auf die Gratverbindung zurück. Das hat man jahrhundertelang getan, um in Brettbauweise die einzelnen Bretter am Sich-Werfen zu hindern. Und bei einem Regal bietet sich das ja auch förmlich an.

Ob das jetzt auch bei den gegebenen Maßen so funktioniert, sollte dir aber einer der erfahrenen Tischler hier sagen können.

Gruß
Leif
 

Clue

ww-fichte
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Vielen Dank für die schnellen Antworten und die Links.

Es war mir schon klar, dass Auftrennen und "genau so wieder verleimen" nix bringt, aber die Details zum Ob und Wenn-Ja-Wie-Viele fehlten mir. Und ich merke, ich muss an meiner Terminologie arbeiten :emoji_slight_smile:

Grüße,
C.
 

Dusi

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Ich würde mir an deiner Stelle gut überlegen, ob ich dieses Vorhaben wirklich mit Vollholz umsetzen würde.

Die Herstellung von Leimholz ist aufwendig und bedarf einiges an Know How, die meisten Anfänger sind damit überfordert. Außerdem braucht man dafür entsprechende Geräte (Abricht- und Dickenhobel) oder viel Übung (Handhobel).

An deiner Stelle würde ich mir Leimholz kaufen oder anderes Plattenmaterial (Multiplex, Tischlerplatte, Spanplatten, OSB etc) benutzen. Das erhöht m.M. nach die Erfolgsaussichten ungemein.
 

uli2003

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Ein Auftrennen bringt nur dann etwas, wenn entsprechend 'sortiert' verleimt wird. Damit wird die Spannung nicht weniger, der Verzug und Schwund auch nicht, sondern die Verformungen werden so eingeplant, dass das Brett in der Summe gerader bleibt und nicht nur eine 'Schüssel' bildet.

Wenn das Holz abgelagert und trocken ist, schneid die Bohlen auf 24cm Breite und lass sie wie sie sind. Erle ist keine Buche, trocknen und somit werfen wird sich bei abgelagertem Holz nicht mehr viel.
Zudem werden die Bretter ja auch noch fixiert.


Grüße
Uli
 

uglyripper

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Das erhöht m.M. nach die Erfolgsaussichten ungemein.

Das mag schon sein. Aber ich, und das ist meine ganz persönliche Meinung, würde mir nie ein Möbel in Leimholzoptik in die Bude stellen. Da wäre mir sogar ein verzogenes Massivholzregal lieber. Auch die Kantenoptik von Multiplex passt meiner Ansicht nach nur zu sehr bestimmten Formensprachen. Aus dem Gesichtspunkt der Praktikabilität kann ich die Verwendung von Leimholz gut verstehen, aus optischen Gründen keinesfalls.

Gruß, ugly
 

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
Das Holz ist jetzt jedenfalls sehr gerade und auch lang abgelagert, so dass sich die Versuchung ergibt, tatsächlich 24 cm breite Bretter aus den Bohlen zu sägen und sie so zu belassen.
Wenn diese Bretter in derselben Atmosphäre (meint Temperatur, Luftfeuchte) wie in dem Raum, in dem das Regal aufgebaut weden soll, gelagert worden ist, hast du gute Chancen, dass die Bretter so bleiben, wie sie jetzt sind. Wen die woanders lagen, z. Bsp. Schuppen, unbeheizte Werkstatt, Dachboden, Keller: vergiss es, das wird garantiert krumm.

Ansonsten würde ich immer einen Längsschnitt durch das Herz/den Kern machen, schon um das Flügeln der Bretter zu vermeiden bzw. den Verzug nicht ganz per Abrichte auszuhobeln.

Das A und O ist hier, was es für Bretter sind, Kernbretter, Seitenbretter usw. Der Link zum Thema Formänderung zeigt dir das auf!
 

OlliT

ww-birnbaum
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Hallo,
ist das Holz luftgetrocknet oder kammergetrockend? Wo wurde das Holz zuletzt gelagert? Hast Du Zugriff auf ein Holzfeuchtemessgerät? Entscheidend ist die Holzfeuchte zum Zeitpunkt des Abrichtens. Ich lagere seit einigen Jahren das Schnittholz vor dem endgültigen Abrichten bei uns im Wohnraum. Erst wenn das Holz nahezu die Ausgleichsfeuchte erreicht hat, wird abgerichtet. Seitdem ich das so mache, habe ich auch bei konstruktiv nicht gesicherten breiten Brettflächen keine Probleme. Also laß die schönen breiten Bohlen so wie sie sind.
Viele Grüße
Olli
Mist, zu spät :emoji_slight_smile:
 

Holz-Ralle

ww-eiche
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persönliche Meinung, würde mir nie ein Möbel in Leimholzoptik in die Bude stellen. Da wäre mir sogar ein verzogenes Massivholzregal lieber. Auch die Kantenoptik von Multiplex passt meiner Ansicht nach nur zu sehr bestimmten Formensprachen. Aus dem Gesichtspunkt der Praktikabilität kann ich die Verwendung von Leimholz gut verstehen, aus optischen Gründen keinesfalls.

Gruß, ugly

Das sehe ich anders schön sortiertes Leimholz kann sehr schön aus sehen. Ich meine jetzt nicht das Stäbchen-Leimholz aus dem Baumarkt. Sonder aus langen Bohlen selbst sortiertes gefertigtes Leimholz.

Was hat eigentlich Multiplex mit Leimholz zu tun?
 

Clue

ww-fichte
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Ok, ich sehe, da tun sich weitere Probleme auf.


@ OlliT: Das Holz ist luftgetrocknet, von Holz Herbst, lag dort in einer luftigen Lagerhalle und das Regal soll im beheizten Wohnraum stehen. Ein Feuchtigkeitsmessgerät hab ich nicht.

Ich hab aber auch keine Eile und will nicht nur aus Vereinfachungsgründen auf fertige Leimholzplatten zurückgreifen. Eine Abrichte hab ich auch nicht, dafür aber recht gute Hobel und auch eine Raubank. Nach welchen Kriterien wird das Holz denn sortiert? Reicht es, wenn ich auf wechselnde Ringe (rechts/links), und Kern- und Splintholz achte oder gibt es da noch andere wichtige Kriterien? Ist damit geholfen, wenn ich die Bohle in der Mitte trenne, eine Hälfte der Länge nach wende und dann wieder verleime, so dass quasi die Schnittstelle wieder verleimt ist aber eine Hälfte gedreht? Ist wahrscheinlich zu kurz und zu pauschal gedacht. Für mich als Laie klingt es aber danach, als käme man so jedenfalls dem gewünschten Ziel schon mal ein gutes Stück näher.

Derzeit neige ich dazu, 2 Bretter a 12cm zurechtzuschneiden und zusammenzuleimen. So wird das Verleimen nicht zum Lebenswerk, das Holz verwirft sich hoffentlich nur noch um die Hälfte und ich bin um etwas Erfahrung reicher. Oder ich vereine die Nachteile beider Methoden (Leimholz vs. ganze Bohle) und es wird ein Desaster.

Ihr seht, ich bin noch hin- und hergerissen und für weitere Beiträge immer dankbar.

Grüße,
Christoph
 

Holz-Ralle

ww-eiche
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Ich bevorzuge bei Leimholz, Kern an Kern, Splint an Splint, rechte Seite und Linke Seite im Wechsel. Den Kern immer ein Stück raustrennen.

Ich meine man sollte sowas als Laie immer mal probiert haben. Nur die Bretter mit dem Handhobel abzurichten ist schon nicht ganz so einfach.

Hier eine schöne Beschreibung zur Leimholzerstellung: Heiko-rech.de Die Herstellung von Leimholz
 

Mister G

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Lass Dich mal nicht verrückt machen. Ich würde mich Pannekowski anschließen und Dir – so Du die Möglichkeit dazu hast – die Gratverbindung empfehlen. Wenn die Bohlen gerade sind und mit stärkerem Arbeiten nicht mehr zu rechnen ist, kannst Du Dir das Auftrennen und Verleimen dann getrost ersparen.

Das Auftrennen und gestürzte Verleimen halte ich für einen Notbehelf, aber nicht für eine optimale Lösung, weil dann linke und rechte Seite der Bretter nebeneinander liegen, was von der Maserung her nicht schön aussieht und weil bei der Oberflächenbehandlung (z.B. beim Beizen) Probleme auftreten können. Und ob eine gewelltes "Waschbrett" schöner aussieht als ein (leicht!) gewölbtes Brett, muss letztlich jeder für sich entscheiden. Klassischerweise wird das Werfen aber konstruktiv verhindert und nicht durch Stürzen der Bretter.
 

Clue

ww-fichte
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Moin,
für alle, die es evtl. (noch) interessiert, hier das Ergebnis. Die drei Rahmenbretter sowie das obere Regalbrett sind aus einem Stück, die unteren Regalbretter verleimt.
Die Ecken habe ich durch Fingerzinken verbunden.
An der rechtwinklingen Seite sind die Regalbretter durch Gratleisten verbunden, an der anderen Seite habe ich mich für eine Dübelverbindung nach dem Nagelprinzip entschieden - auch auf der schrägen Seite eine Gratverbindung zu erstellen hätte höchst wahrscheinlich sowohl meine Geduld als auch meine Fähigkeiten überstiegen.
Vielen Dank nochmal für eure Tipps,
Christoph
 

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Pendejo

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Sehr schön. Gefällt mir. Darf man fragen wie du die Zinken hergestellt hast? Finde sieht sehr gelungen aus.

Hast du jetzt alles von Hand gehobelt?

Gruss
 

Clue

ww-fichte
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Danke für den Zuspruch!
Die Größen der Zinken habe ich nach der Stärke des Holzes bzw. nach der Hälfte der Stärke bemessen. Das Holz war am Ende 22mm stark und die Zinken dann immer im Wechsel 22 und 11mm. Die Herstellung war sozusagen "ganz normal". Für die spitzen Ecken habe ich mir einen Klotz zurechtgesägt, der den gleichen Winkel hatte wie später das einzusetzende Brett und an diese zugesägte Kante habe ich die Beitel angesetzt. Ich hatte es mir soger komplizierter vorgestellt, aber ich muss ehrlicherweise auch hinzufügen, dass das Ergebnis nicht ganz spaltenfrei war. Mit etwas Leim und dem Sägemehl vom Schleifen habe ich die Fugen dann geschlossen. Fällt zum Glück nicht so arg auf.
Glücklicherweise hatte ich einen Dickenhobel zur Verfügung. Nachdem ich gesehen hab, wieviele Späne dabei rausgekommen sind, war ich auch ziemlich froh, dass nicht von Hand gemacht zu haben müssen. Die Regalbretter hatte ich etwas auf Übermaß gesägt, so dass sie breiter waren als der Rahmen. Das habe ich dann von Hand zurechtgehobelt, war aber auch nicht mehr so viel Aufwand. Das Abrichten hab ich auch von Hand gemacht. Hat zwar ne ganze Weile gedauert, hat mich aber nicht gestört. Ich hatte ja Zeit und es ist schließlich auch mein Hobby.
Grüße,
Christoph
 

Pendejo

ww-robinie
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Okey, das mit dem Klotz ist einleuchtend. Habe ich auch bei normalen "geraden" Zinken so gemacht. Mit welchem Leim hast du die Spälte aufgefüllt? Habe gestern in einem verlinkten Video von thewoodwhisperer gesehen, dass der dafür einen anderen, flüssigen (sah wie Wasser aus) genommen hat, der sehr schön hineinläuft in den Spalt. Oder hast du normalen Weissleim verwendet? Könnte man den evtl. mit Wasser verdünnen? Hatte das Problem nämlich auch schon, dass mir der Weissleim dann nur obenaufliegt.
 

Clue

ww-fichte
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@pendejo
Ich hab extra Leim gekauft, der gerade diesem Zweck dient. Der Leim ist recht flüssig, farblos und härtet auch ziemlich schnell aus. Dann die Späne von dem entsprechenden Holz dazu, ne schöne Pampe anrühren und drauf das Zeug. Nur nicht an die Hände bekommen, dass dauert ein paar Tage, bis es wieder ganz runter ist. Ich weiß den Namen leider nicht, die Flasche ist auch unbeschriftet. Ich hatte sie damals nach einiger Sucherei bei ebay gefunden.

Hab grad gesehen, dass Borma unter der Bezeichnung Holzmasselösung so einen Leim anbietet, der genau den Eigenschaften entspricht, die auch meiner hat.
 

WoodenCarpenter

ww-esche
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Middlfranggn
Hallo, jetzt muß ich mal fragen, wie es sich beim Ölen von Holzoberflächen verhält, bleibt da der CLOU oder Borma-Grundlack neutral? Ich hatte beim Treppenbau schon Erfahrungen machen müssen, daß kleine Macken nach dem Lackieren stärker aufgefallen sind als wenn gar nichts gespachtelt worden wäre, einfach weil der Spachtel ne andere Farbe bekam als das Holz außenrum...

Und bei meinem momentanen Projekt (Eckbank) möchte ich die Oberflächen ölen. Oder klappt das, wenn ich mit dem Öl eine Spachtelmasse anrühre? Es sollen keine großen Stellen gespachtelt werden, nur mal ein Riß in nem Ast oder sowas in der Art... So daß die Oberfläche eben geschlossen ist.

Danke für die Tipps schonmal!!!
 
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