Schreibtisch aus Mahagoni oder Zeder - wie behandeln?

Gelöschtes Mitglied 3513

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Hallo liebe Profis,
ich habe einen recht betagten, aber aus Massivholz gearbeiteten Schreibtisch erstanden - und ich denke, da liegt viel Arbeit vor mir...
Der Schreibtisch wurde vor ca. 10 Jahren als "antik" in Argentinien gekauft und vom Vorbesitzer leicht "verschlimmbessert" (hohe Seitenteile und Ledereinsatz)
Näheres in den beigefügten Bildern.

Bevor ich mich an's Werk mache, wollte ich einige Fragen klären.

Um welches Holz handelt es sich hier?
Der Vorbesitzer sagt: Zeder. Ich halte es mehr für amerikanisches Mahagoni
Was sagen die Profis?

Welche Art der Oberflächenbearbeitung empfiehlt sich ?
Antikwachs, Öl, ...?

Wenn noch jemand einen Tip zu Bezugsquellen für u.a. Dinge hat?
- Massivholz zum Ausbessern
- Ledereinsatz (punzierbar, oder auf Maß, fertig punziert)

Vielen Dank im Voraus für alle eingehenden Tips und Hinweise :emoji_slight_smile:)
 

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Eurippon

ww-robinie
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Servus,
hier dürfte es sich eher um Mahagoni (amerikanisches glaube ich jetzt weniger, dafür ist es mit etwas zu blass in der Farbe) handeln. Teile der Schreibplatte wiederum (die Seitenfriese) sehen aber nach was anderem aus.

Als Oberfläche würde ich persönlich Schellack wählen, wobei die jetzige Oberflächenart eine Rolle spielt. Die alte Obefläche muss zuerst runter, wobei bei jeder Art (Lack, Öl, Wachs...) anders vorzugehen ist. Vom Schleifen würde ich abraten, da hier die bereits ungleichmässige (und schöne) Oberflächenstruktur zerstört wird.
Ich würde zuerst einen Versuch mit Spiritus und Stahlwolle (3M Vlies) machen. Dazu etwas Spiritus auf die Oberfläche und mit dem Vies nachreiben. Wenn sich was tut (gelb-weisser Schmaddel im Vlies) und die Oberfläche matter wird, dürfte es sich um Schellack handeln.
So lässt sich im übrigen auch das Wachs (falls vorhanden) entfernen, alternativ zum Abwachser (gibts von Clou im Baumarkt).
Bei Lack würde ich zur Ziehklinge greifen, Abbeizer gibt nur eine Sauerei.

Bei einer geölten Oberfläche nur leicht nach den Holzarbeiten mit 280er Schleifpapier anschleifen und neu ölen.

Alles in allem ist es erstmal notwendig zu wissen, um welche Oberfläche es sich jetzt handelt.

Für kleine Holzmengen mal beim Schreiner nachfragen, vielleicht hat der noch was auf Lager. Für echte Zeder speziell bei www.humidorbau.de nachfragen, die verkaufen eigentlich nur Kleinmengen zum Bau von Humidore.

Leder hab ich schon bei www.dick.biz gesehen. Dort unter Materialien.

Gruss


Michael
 

carsten

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Hallo

Zeder oder amerik. Mahagoni ist aber schon ein netter Unterschied. Wobei wenn der Ausdruck Zeder stimmen sollte wohl eher Cedro in Frage kommt Cedrela odorata ist ein Laubbaum der im tropischen Mittel und Südamerika heimisch ist.
und zedernähnlich duftet. Cedro wird in meinen Fachbüchern häufig mit amerikanischem Mahagonie verglichen. farblich sind die beiden auf den Fotos auch sehr ähnlich. Da zudem beiden Hözer durchaus auch in Argentinien vorkommen dürften ist zumindest ein Bestimmung anhand der Bilder schwierig bis ausgeschlossen. Dichte ist auch noch bei beiden nahezu gleich bzw. je nach Wuchsort stark schwankend.
Damit dürfte es auch nicht leicht sein das passenden Holz zum ausbessern zu finden. Ich würde in erster Line auf die passende Holzfarbe/Textur achten.
Würde diesbezüglich bei Drechselholz - Lieferanten nachfragen bzw nachsehen.
www.cropp-timber.com, www.theodor-nagel.de
das sind die beiden bekanntesten Lieferanten und Importeure für weltweite Exoten.
Leder dürfte man beim Sattler finden. Die Arbeiten heute vielfach nicht nur für Pferdebesitzer sondern auch im Motorradbereich (Harley Davidson und Co) ( nur so als Anregung wo man evtl einen geeigneten Sattler finden könnte.
 

derdad

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Schönen Sonntag!
Im Bezug auf das Holz hänge ich mich bei Carsten an.
Die Oberfläche sieht aus als ob die original Oberfläche abgeschliffen wurde nun irgend etwas "wachsiges" drauf ist. Schellack glaube ich kaum.
Ich möchte aber etwas auf das mögliche Alter eingehen. Vom groben Stil her, speziell die Füsse, sieht der Tisch aus als ob er so 1850-1900 produziert worden wäre. Auf europäische Verhältnisse umgelegt. Zu dieser Zeit war aber Mahagoni zu wertvoll um damit ein ganzes Möbelstück massiv zu fertigen. Es wurde furniert. Deshalb nehme ich auch nicht an, dass der Tisch einst nach Südamerika exportiert wurde. Obwohl gerade in den 20er und 30er, ja noch in den 40ern viel europäisches nach Südamerika gebracht wurde (nicht immer nur das beste, wie wir wissen)
Also gehe ich davon aus, dass der Schreibtisch auch in Argentinien gebaut wurde. Jetzt greife ich auf meine Africaerfahrung zu, und versuche sie auf Südamerika umzulegen. Der technische Standard einer hochqualitativ arbeitenden Werkstätte jetzt, ist gleichzusetzen einer europäischen Tischlerei vor WK2. Argentinien schätze ich in der Entwicklung irgendwo dazwischen ein. In Africa entsteht jetzt auch kein eigener Möbelstil, sondern es wird grossteils aus europäischen Katalogen so gut es geht kopiert (der 60/70er Jahre Verschnörkelungsstil ist gerade der grosse Hit).
Aus all diesem, bin ich jetzt mal sehr radikal und sage das dieser "antike" Schreibtisch irgendwann ab den 50er Jahren, vielleicht auch erst in den 70ern produziert wurde.
Das soll aber auf keinen Fall den Wert des Stückes mindern, zumal dabei ja vor allem die Herkunft und die "Besitzergeschichte" höchst interessant ist. Wer kann schon behaupten, ein schönes Möbelstück aus Argentinien zu besitzen. Ich würde den Schreibtisch gerne bei mir stehen haben.
Aus all dem ist es auch schwierig zu sagen welche Oberfläche der Tisch hatte. Abseits unseres handwerklich hochstehenden Europas wird oft das unglaublichste zusammengemixt. Angefangen von irgendwelchen "Schuhwixen" bis zu Nitrolacken die mit Petroleum verdünnt werden (letzteres hab ich selbst nicht geglaubt das es überhaupt funktioniert, doch es geht- irgendwie).
Deshalb würde ich mich auch nicht allzusehr an Originalität halten wenn es um die Oberfläche geht.

Dies ist alles aber nur eine persönliche Meinung und stellt keinen Anspruch auf eine "wissenschaftliche Expertise". Vielleicht weiss ja Othmar (edelres) mehr dazu.

gerhard
 

Gelöschtes Mitglied 3513

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Hallo Eurippon,
der Tip mit dem Schellack war goldrichtig - daran hatte ich gar nicht gedacht. Habe deutliche Spuren von "gelb-weissem Schmaddel" auf den weniger genutzten Flächen gefunden.
Die ausziehbare Tischplatte war weniger ergiebig. Da scheint nichts, oder evtl etwas Beize drauf zu sein (die Randleisten sind aus gebeiztem Weichholz und wurden später angebracht).
Die Maserung der Tischplatte gleicht der an den Schubladen und Seitenteilen, nur die Farbe ist deutlich blasser.
Das ändert sich aber deutlich, wenn sie feucht wird. Würde sich hier der dunkle Schellack (Granatlack) eignen, der Fläche wieder Leben zu geben?
 

derdad

Moderator
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Butterstulle schrieb:
Die ausziehbare Tischplatte war weniger ergiebig. Da scheint nichts, oder evtl etwas Beize drauf zu sein (die Randleisten sind aus gebeiztem Weichholz und wurden später angebracht).
QUOTE]

Es dürfte erst im nachhinein eine fixe platte gegen den Auszug getauscht worden sein.
gerhard
 

Gelöschtes Mitglied 3513

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Hallo Carsten, derdad,
das geht ja Schlag auf Schlag mit den Antworten.
Vielen Dank für die Einschätzungen zu Holzart und Baujahr. Das scheint richtig spannend zu werden :emoji_slight_smile:)
Was ich anfangs nicht erwähnt hatte, sind die grob gestopften Bohrlöcher, die auf eine anderen Befestigung des Aufbaus schließen lassen. Ich vemute einen niedrigeren Aufbau - seitlich bis ca 2/3 nach vorne gezogen. Oben auf den Schubladen könnte eine Art "Ballustrade" gewesen sein.

Zu punziertem Leder habe ich noch einen interessanten Link gefunden, den ich euch nicht vorenthalten wollte: http://www.desktopleather.com
 

Gelöschtes Mitglied 3513

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derdad Es dürfte erst im nachhinein eine fixe platte gegen den Auszug getauscht worden sein. gerhard[/QUOTE schrieb:
An dem Schreibtisch ist viel herumgebaut worden - Falls die Platte mal geändert wurde muss das recht früh geschehen sein, denn die Art der Verarbeitung gleicht der am Korpus. Selbst die Teile der Feder, die noch da sind, sind massiv. Nur die Nägel, Leisten, etc. an der Platte sind eindeutig später angebracht worden.
Ich habe noch ein Bild von einem ähnlichen (zumindest Bauform) Schreibtisch beigefügt. Habe ihn in einem US Auktionshaus entdeckt. Stichworte: "Ladies Italian Writing Desk, Leather Top"

Gruß Butterstulle
 

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