Schubladenkonstruktion Bruchstelle

[horsthorst]

Hallo zusammen,

sagt mal, wenn ich die vier Seitenwände einer Schublade aus Multiplex baue und für den Boden eine Nut ca. 1 cm von der Unterkante entfernt einlasse, bedeutet das doch, dass der Ganze Boden nur auf vier schmalen Leisten ruht. Letztlich ist dann nur noch ein Streifen von 1 cm Breite mit dem Korpus verleimt. Hält sowas denn viel Gewicht? Ich hab z.B. 50 Kg Auszüge, kann mir aber nicht so recht vorstellen, dass das halten würde. Müsste man stützende Querstreben oder so auf der Unterseite montieren?

Viele Grüße

Jan

 

[Dusi]

ich kann das jetzt nicht professionell erklären aber ich stelle mir das so vor, dass das Gewicht auf eine in Summe recht lange Nut verteilt wird. Wenn die Schublade 60cm breit und 40cm tief ist, ist die Nut immerhin 2m lang. Sprich pro cm lasten "nur" noch 0,25kg

 

[horsthorst]

Hm ja macht Sinn. Oder ich könnte den Boden auch von unten anschrauben und dann nochmal leisten von unten senkrecht in die Seitenwänden anschrauben.

 

[heiko-rech]

Hallo Jan,

bei so schweren Lasten würde ich die Auszüge so wählen, dass diese das Gewicht tragen. Also entweder Rollen- oder Unterflugauszüge.

Bei seitlich eingenuteten Auszügen (oder Leisten) ist die Bodenbefestigung in der Tat eine Schwachstelle. Stumpf aufgeschraubt, eventuell mit Leim versehen hält aber ein Sperrholzboden doch schon einiges aus. Zumindest mehr, als man ihm eventuell zutraut. Wenn dir das dann immer noch zu unsicher ist, kannst du auch einen dickeren Boden nehmen, diesen in die Seiten mit halber Materialstärke des Bodens einnuten. Der Boden wird gefälzt, so dass er in die Nut passt.So kann der Boden in der Nut und mit den Falzflächen an die Seiten geleimt werden. Solche Kästen sind sehr stabil.


Gruß

Heiko

 

[Sägenbremser]

Hallo Jan

wen du jetzt schon Auszüge zum Einnuten hast,
kannst du den Auszug auch aus 12-15mm MPX
allseitig auf Gehrung leimen. Schaut gut aus, hält
vortrefflich, geht auch am schnellsten. Eine höhere
Materialstärke ist bei 50 Kg/max. nicht notwendig.

Ansonsten sind aber Winkelauszüge bei hoher
Dauerbelastung schon das Mittel der Wahl. Da
wird der Boden einfach stumpf drunter gestiftet
und mit den Auszugschrauben sicher verbunden.

Gruss Harald

 

[Heimwerkerle]

Hallo Horst,

halte auch den Boden für die Schwachstelle einer Schublade.
Begründung: Wenn ich in der von Dusi genannten hypothetischen 60x40cm Schublade eine Punktlast mittig ausbringe (ungünstigster Fall), dann ist der längste "Balken" ca. 60cm/2=30cm lang. Diese auf Biegung beanspruchte Konstruktion liegt in Loslagern (auch mit Leim), wird also durch die Lager nicht stabilisiert. Der Balken stützt sich jedoch über den orthogonal dazu stehenden "Balken" mit 40cm Länge zusätzlich ab. Leider kenne ich keine Angaben zur Biegefestigkeit von Sperrholz, wird jedoch nicht über 490N/cm2 (=50kg auf einem cm2) liegen. Dann käme es zum Bruch.

Im Vergleich dazu liegt die Belastung (wenn wir mal annehmen, dass Du ca. 5mm einnutest) in den Nuten (diesmal der Boden idealisiert, also perfekt biegesteif) bei 4,9N/cm2.

Also kommt es bei Punktbelastung definitiv im Boden zum Bruch, wenn überhaupt.


Sobald Deine Last jedoch annähernd flächig auf dem Boden aufliegt, bist Du bei ca. 0,20N/cm2 Belastung des Bodens. Diese läge also weit unter der Last in den Fugen (s.o.).

Abhängig von der zu erwartenden Last würde ich also entweder einen stärkeren Boden wählen (wie schon empfohlen), oder die Nut entspr. tief ausführen (zur Vergrößerung der Auflagefläche). Die Nut würde ich jedoch nicht wesentlich tiefer als halbe Materialstärke des Seitenteils wählen (wg. Bruchlast des Seitenteils). Oder (wie ebenfalls empfohlen) eben direkt auf den Auszug packen (mit maximaler Überdeckung).

Zum Abschuss freigegeben.

Beste Grüße, Heimwerkerle

 

[horsthorst]

danke euch allen, das hat mir weitergeholfen!