Technische Holztrocknung - Fragen!

Schleifmeister

ww-kastanie
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Guten Tag zusammen.

Ich beschäftige mich momentan mit dem Thema Möbelbau aus Massivholz, vor allem Tische.

Kann ich nach der technischen Trocknung auf 8-10 % Restfeuchte das Holz draußen weiter lagern (Scheune, trocken gelagert)? Oder nimmt das Holz mit der Zeit wieder zu viel Feuchtigkeit auf, wenn es nicht in einem beheizten Bereich gelagert oder sofort verbaut wird?

Komme an schönes Holz ran welches noch getrocknet werden müsste. Es lag schon 5 Jahre. Verbaue nicht alles sofort sondern es soll noch gelagert werden. Wäre ja schön wenn es dann schon fertig getrocknet ist.

Grüße

Benedikt
 

Helmchen

ww-ahorn
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Hallo Benedikt,

Holz trocknen ist immer so eine Sache und ich weiß von einem bekannten Schreiner, dass es hier einiges zu beachten gibt.
Die Antwort dürfte vermutlich ein "jain" sein.

In deren Schreinerei läuft es folgendermaßen ab. Das Holz, das noch nicht zum verarbeiten gedacht ist, lagert und trocknet etwas außerhalb. Das könntest du mit einer besseren Scheune durchaus vergleichen. Die Witterungseinflüsse und Temperaturen machen sich dort aber in leichter Form bemerkbar. Also Feuchtigkeit bei Regen, Schnee, Kälte und Wärme. Unter diesen Bedingungen kann Holz natürlich auch trocknen, aber nicht auf die Werte, wie sie idealerweise im möbelbau sein sollten.

Das Holz, das Verarbeitet werden soll, wird reingeholt und liegt erst einmal ein paar Wochen bei recht einheitlichen Temperaturen, bis es die gewünschte Feuchtigkeit hat und weiterverarbeitet wird. zu Tischen, Schränken usw, was Schreiner eben so alles machen.
Denen reicht die Lagerung "draußen" nicht aus, da die fertigen Möbel bei Kunden im Haus wären. Dort würde das Holz weiter trocknen und ggfs arbeiten.
Ein zweiter Punkt sind dann verschiedene Oberflächenbehandlungen. Wie Ölen oder lackieren.

Es könnte also passieren, dass es beim Verleimen eher Einschläge gibt.

Ein sehr gutes Buch zum Thema Holz trocknen gibt es in Verbindung mit HolzWerken
Holz trocknen und lagern

Wenn es gutes/schönes Holz ist, ist es jedenfalls kein Fehler es zu bekommen :emoji_slight_smile:
 

tirogast_2018

Gäste
Kann ich nach der technischen Trocknung auf 8-10 % Restfeuchte das Holz draußen weiter lagern (Scheune, trocken gelagert)? Oder nimmt das Holz mit der Zeit wieder zu viel Feuchtigkeit auf, wenn es nicht in einem beheizten Bereich gelagert oder sofort verbaut wird?
Kurz gesagt: Nein, wenn du es in der Scheune lagerst nimmt das Holz, da hygroskopisch,
wieder Feuchtigkeit aus der Luft und versucht auf die Holzausgleichsfeuchtigkeit der vorherrschenden Klimabedingungen zu kommen.
 

magmog

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Kar kannst Du nach der technischen Trocknung auf 8-10 % Restfeuchte das Holz draußen weiter lagern oder es sogar in einen See werfen. Nur wird es wieder seine Feuchtigkeit seiner Umgebung angleichen.
 

Schleifmeister

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Alles klar ich danke euch.

Dann werde ich wohl das Holz erstmal zwischenlagern in der Scheune und muss es nach Bedarf trocknen lassen, wenn es gebraucht wird.

Brauche ich zwangsläufig die 8 - 10 % Restfeuchte? Die Bohlen werden bei mir nicht verleimt sondern nur auf Anschlag gelegt. Da kann das Holz ja auch etwas arbeiten. Dann sollte doch eigentlich 14 - 16 % Restfeuchte ausreichen die das Holz gut abgelagert hat oder?

Grüße

Benedikt
 

Friederich

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Brauche ich zwangsläufig die 8 - 10 % Restfeuchte? Die Bohlen werden bei mir nicht verleimt sondern nur auf Anschlag gelegt.
Hallo Benedict, was meinst du mit "auf Anschlag gelegt"?
Generell ist die richtige Feuchte außerordentlich wichtig. Die allermeisten Problem beim Schreinern kommen ja durchs Arbeiten des Holzes, bzw. durch zu hohe Ausgangsfeuchte.
Für eine Tischplatte würd ich nur Holz unter 10% verarbeiten.
Das scheunengelagerte Holz also grob zuschneiden, und in der beheizten Werkstatt allseitig belüftet und mehrmals gewendet mind. 3 Wochen noch runtertrocknen.

Nach dem Abrichten entweder sofort weiterverarbeiten, oder zumindest in Folie einpacken, einigermaßen luftdicht. Denn jetzt soll es die Feuchte möglichst exakt behalten wie sie ist.
 

wolgos

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Hi

ich hab gesehen, dass beim Holzhändler Leinholzbinder mit Folie verpackt sind. Dadurch kann das Holz keine Feuchtigkeit mehr aus der Luft aufnehmen. Was haltet ihr denn davon?
Oder direkt das Holz in eine Plane einschlagen, die Seiten mit einem Folienschweißgerät zu verschließen, mit einem Staubsauger die Luft rauslutschen und den Anschluss auch verschweißen.
Dann kommt doch keine Luft mehr drann und wo keine Luft mehr ist, kann keine Luftfeuchtigkeit aufgenommen werden. oder?

Wolfgang
 

Helmchen

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Wo keine Luft mehr ran kommt, kann auch keine Feuchtigkeit mehr entweichen :emoji_wink:

Also könnten die Hölzer auch nicht trocknen
 

magmog

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Guuden,

Folie ist nicht diffusionsdicht, es sei denn sie ist metallisiert und an den Fugen mit Metallklebeband versiegelt.
Also wird eine Anpassung an die Umgebungsluft durch eine einfache Folie nur verzögert.
 

Friederich

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Hi

ich hab gesehen, dass beim Holzhändler Leinholzbinder mit Folie verpackt sind. Dadurch kann das Holz keine Feuchtigkeit mehr aus der Luft aufnehmen. Was haltet ihr denn davon?
Oder direkt das Holz in eine Plane einschlagen, die Seiten mit einem Folienschweißgerät zu verschließen, mit einem Staubsauger die Luft rauslutschen und den Anschluss auch verschweißen.
Das wär natürlich optimal, wenn du die gegebene Feuchte lange Zeit exakt beibehalten willst.
Staubsauger ist aber übertrieben. Das bißchen enthaltene Luft soielt keine Rolle.
 

wolgos

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Hi magmo

natürlich ist Folie duffusionsdicht. Sonst könntest du ja keine Folie als Dampfbremse im Dach nutzen. Oberhald der Isolierung braucht man ja eine Spezilfolie, die Dampduffusions-offen ist. Früher wurden dazu Folien extra mit nadeln eingestochen, damit sie Dampf durchlassen.
Die Folie soll ja auch nur verhindern, dass das Holz bedingt durch Temperaturwechsel und Luftfeuchtigkeitswechsel zusätzliche Feuchtigkeit aufnimmt. Wenn man das Holz weiter trocknen will, sollte man mal an eine aufgeblasene Tüte denken, in der Luft umgewälzt und ständig aufgeheizt wird und durch einen Wärmetauscher (Kühlschrank) wieder abgekühlt wird, sodass die Feuchtigkeit kondensiert.
Oder eine Silikagelpatrone zwischenschalten. Aber dann könnte das Holz schon zu trocken werden.

Wolfgang
 

Schleifmeister

ww-kastanie
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Da meine Werkstatt in der Scheune ist und ich auch im Winter unbeheizt arbeite fällt das mit der Trockung im warmen schonmal weg :emoji_wink:

Die Folie kann ich mir dementsprechend sparen da ich das Holz nicht warm zwischenlagern kann.

Aber wie schon beschrieben. Die Bohlen werden bei mir nicht verleimt zu einer großen Platte. Bei meinem jetzigen Tisch aus Nussbaum liegen drei Bohlen auf Anschlag nebeneinander. Es ist also ein Spalt zwischen den Bohlen von 1-2 mm. Da kann das Holz arbeiten und ich kriege keine Probleme das es sich verwindet bzw verleimte Kanten sich auffwerfen oder Brechen.

Dementsprechend ist es doch eigentlich egal ob das Holz 10 oder 15 % Restfeuchte hat oder?
 
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