Treppenstufen mit Starkfurnier belegen

Tim Binford

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Hallo,

ich bin seit längerem dabei, ein Holztreppe zu renovieren. Wir reden von einer 100 Jahre alten Weichholztreppe, 15 Stufen, meiner Meinung nach FiTa. Kein Kunstwerk, kein edles Holz, aber ordentliches Handwerk "des kleinen Mannes".
Ich habe mich von oben nach unten geschafft, Geländer - obere Absatzfläche - Wangen - Stufen und stoße an den Stufen an meine Grenzen. Da wurde mal Linoleum aufgeklebt, mit dem härtesten, zähsten Kleber, der mir je untergekommen ist. Ich habe für anderthalb Stufen einen teuren Multimaster-HM-Raspelkopf vollständig verschlissen. Da ist überraschende Brutalität von Nöten. Nichtsdestotrotz, bei den Setzstufen bin ich auf Kurs, die Trittstufen überfordern mich. Der Kleber sitzt derartig tief in den Ritzen, dass ich nicht sehe, eine vertretbare Oberfläche zu bekommen. Ich könnte sie weiß lackieren, halte das aber für unangebracht. Trittfläche wird durchgelatscht, für mich macht Farblack da keinen Sinn. Also was drauf kleben.
Laminat trägt zu sehr auf (und ich kann's nicht ab), Linoleum o.ä. muss auch nicht sein. Ich dachte an Esche Sägefurnier. Das könnte ich zu vertretbarem Preis kriegen und (wenn ich's nicht verkacke) wäre das Gesamtbild dann gut. Das führt zu meiner ersten Frage:

Hartholz einseitig auf Weichholz kleben, macht das Sinn? Ich dachte, leicht aufschäumenden PUR-Leim zu verwenden. Weißleim bringt es hier m.M.n. nicht.

Um das Furnier zu schneiden hätte ich eine Festool Handkreissäge mit Schiene. Feines Sägeblatt, Furnier zwischen 2 Platten geklemmt, sollte eigentlich funktionieren. Vielleicht ist das naiv, aber wenn ich's sauber geschnitten bekomme, denke ich, ich kriege ich es auch gefügt. Nur wie erstelle ich die genaue Form? Die Treppe geht einmal um die Kurve, d.h. keine 2 Stufen sind gleich und in der Kurve habe ich einen gerundeten Anschluss an den Pfosten. Jetzt könnte ich für jede Stufe eine Schablone erstellen und die dann mit der Oberfräse auf entsprechend vorgefertigte Furnier-Platten übertragen. Ich habe ziemlich viel Erfahrung mit Passleisten und frickeligen Wandanschlüssen, würde mir den Schritt also zutrauen. Nur kann ich das Furnier beim Fräsen nicht so zwischen Platten klemmen, wie beim Schneiden. Also habe ich etwas Muffe, die Arbeit an der Stelle zu versauen. Außerdem stellt sich da bei mir dieses Gefühl ein, das kommt, wenn der Aufwand unproportional wird. Mit dem Taschenmesser einen Schrank schnitzen, Ockhams Rasiermesser, Ihr wisst schon, was ich meine.
Ich könnte mit den größten Stufen anfangen und die Schablone dann immer kleiner schneiden. Dann hätte ich wenigstens keine 15 Schablonen rumfliegen und hätte Material gespart. Wie auch immer, das Ganze hat diesen Mief von "ins Leere arbeiten". Also Geld für Material investieren, viel Arbeit haben und am Ende mit einem ordentlich miesen Ergebnis dastehen.

Ich bedanke mich bei jedem, der bis hierher durchgehalten hat. Wenn darüber hinaus jemand so etwas schon mal gemacht hat oder irgendeinen Rat für mich hat, bitte lasst es mich wissen.
Dankeschön und freundliche Grüße,

Jochen
 

magmog

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Guuden,

Sägefurnier dürfte um 5 m stark sein, also auch mit Schiene und HKS zuschneiden.
Das so durchführen dass bei den Schrägschnitten nicht gegen die Faser geschnitten wird.
Als Schablone ist gut mit Kraftpapier oder Laugenpapier zu arbeiten, lässt sich ja auch
einfach zusammenkleben wenn man einfach die geraden Kanten des Papiers an den
geraden Kanten der Stufen anlegt und im mittleren Bereich zusammenklebt.

Ein pastöser Kleber wäre meine zum Aufkleben, allerdings möglichst wasserfrei.
Sonst wellt sich das Sägefurnier.
 

Tim Binford

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Hi magmog,

danke für die Reaktion. Wenn Sägefurnier bei 5mm losgeht, habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich bekäme 2,5mm Starkfurnier. Bei 5mm würde ich mir nicht so Sorgen um den Zuschnitt machen.
Keine Ahnung, was Kraftpapier ist. Da war ich wohl ungenau, ich meinte Schablonen für Kopierfräser mit Anschlagring, also Platte, Sperrholz, Hartfaser, was ich halt günstig kriege. Wenn ich das mit dem Papier richtig verstehe, müsste ich freihand am Riss schneiden und das wird in jedem Fall öselig. Wie gesagt, da hat's ein paar Rundungen und da komme ich nicht weit mit der HKS. Ich habe früher Pappschablonen für die Anpassung von Küchenarbeitsplatten benutzt, da konnte ich aber mit der Stichsäge bei und über die Kanten kam eh 'ne breite Passleiste.
Was meinst Du denn mit pastösem Kleber? So was wie Fliesenkleber? Der erwähnte Leim (Ponal PUR-Leim) ist wasserfrei (guter Tipp, das mit dem Wellen, nicht dran gedacht), etwas dickflüssiger als Weißleim, aber definitiv flüssig. Der hat den Vorteil, spaltfüllend zu sein, da er leicht aufquillt. Das ist gleichzeitig auch der Nachteil, wenn ich nicht aufpasse, drückt er aus den Fugen und versaut mir die Anschlussflächen. Also wenn Du da einen konkreten Tipp für einen anderen Kleber hast, würde mir das helfen.

Grüße, Jochen
 

brubu

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Hallo
Versuch für den Kleber nach 1K PU Parkettkleber zu suchen und darauf zu achten wieviel Spalt er überbrücken kann. 2,5mm Furnier finde ich deutlich zu dünn, die Stufen werden kaum ganz eben/plan sein und der Kleber füllt nie ganz vollflächig. Dann bricht das Furnier ein bei Puntbelastungen
Gruss brubu
 

Tim Binford

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Hi brubru,

Ah, Parkettkleber! Danke, habe nur einmal Parkett verlegt, blinder Fleck in meinem Hirn. Das ist der Weg!
Die Stufen sind plan. Wenn überhaupt haben sie eine flache, gleichmäßige Rundung. Löcher gibt's auch nicht, die sind voll mit dem fiesen Kleber der Vorbesitzer. Was es gibt, ist evtl. eine Härtedifferenz, harter Kleber, weiches Holz. Meinst Du, das könnte ein Problem sein?
Die 2,5mm sind Kosten/Verfügbarkeit geschuldet. Hier gibt's schon lange keine große Auswahl mehr bei den Holzhändlern. Sagen wir, die Flächen wären plan, zur Not gespachtelt und plan geschliffen. Hälst Du 2,5mm Esche-Deckschicht in der Situation für ausreichend trittfest?

Grüße, Jochen
 

Tim Binford

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Nochmal brubu,
korrigiere mich, aber Parkettkleber wird mit dem Zahnspachtel in Streifen aufgetragen, oder? Den PUR-Leim kann ich vollflächig angeben, muss dann aber auf die Ränder achten. Eigentlich müsste es möglich sein, mit entsprechender Beschwerung, eine vollflächige Verklebung zu erreichen. Das Zeug geht ca. auf das Doppelte auf, so 'ne Art Mini-Bauschaum. Vielleicht kennst Du das gelbliche Zeug, das die Amis gerne verwenden. So in der Art, nur eben nicht gelblich. J
 

Mitglied 59145

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Wir hatten hier neulich irgendwo den Hinweis, dass furnierte Stufen mit 4mm zulässig seien. Das ist dann aber eine saubere Klebung auf Trägerplatte.

Heisst mit 2,5mm würde ich da nicht anfangen, eher ab 6mm.
 

Tim Binford

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Hm, vielleicht ein paar Präzisierungen:
Ich möchte 15 Trapeze beschichten. Die sind z.T. ziemlich spitz, das extremste fällt von 45 auf 14cm. Die Länge bewegt sich zwischen 85 und 130cm. 5 bilden die eigentliche Kurve und sind an der Schmalseite gerundet. Zur Not könnte ich mangelhafte Genauigkeit mit Passleisten überdecken. Das würde aber die Trittfläche verkleinern, was ich doof fände. An den Rundungen erscheinen mir Passleisten auch nicht gerade prickelnd. Außerdem müssen vorne Abschlusswinkel dran und Passleisten machen mir da die präzise Montage nicht leichter.
Mein Traum wäre, nur eine winzige Schattenfuge zu lassen, 1mm wäre schön. Mit dickerem Holz würde ich das hinbekommen. Das weiß ich, weil mir das schon mit komplizierteren Anschlüssen gelungen ist. Bei so dünnem Material habe ich aber Zweifel.
Vielleicht könnte ich geeignetes Holz als Diele bekommen, da ich aber keine Bandsäge und nur eine begrenzt zuverlässige Abrichte/Dickte habe, kann ich daraus kein geeignetes Material fertigen.
Grüße, Jochen
 

Tim Binford

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Ok, ich akzeptiere, dass 2,5mm wohl zu wenig ist, danke benben und brubu.
Habe zum Glück noch nichts gekauft. Mal schauen, was ich kriegen kann. Hat vielleicht jemand einen Händler-Tipp für's Rhein-Main-Gebiet? Bisher habe ich nur Hartmann in Kelkheim gefunden, die hätten mir das 2,5mm Material verkauft. Werde Morgen mal rumtelefonieren. Blum in Wiesbaden könnte ich mir noch vorstellen, bei den anderen Holzhändlern in der Nähe weiß ich, dass da nichts geht. J
 

dsdommi

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Du könntest doch die Papier oder Pappe Schablonen nehmen, damit das Furnier abzeichnen und die Rundungen mit etwas Übermaß mit der Stichsäge sägen. Dann auf Maß schleifen.
 

Tim Binford

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Hi dsdommi,
jetzt schon, nachdem ich überzeugt wurde, dass dickeres Material sein muss. Wenn ich Material bekomme, das eher einem dünnen Brett entspricht, als einem Lappen Holz, bin ich deutlich freier in der Bearbeitung. Deshalb war ich so schnell davon zu überzeugen. Jetzt geht's dann eher drum, was ich zahlen muss.
Ich denke, ich werde die Rundung einmal als Schablone für die Fräse abnehmen. Die geraden Kanten schneide ich dann mit der HKS, die Rundungen, wie Du vorschlägst, mit der Stichsäge mit Überstand. Dann kann ich die Schablone anzwingen, wie es eben sein muss und mit dem Kopierfräser auf Maß fräsen. Klingt das einigermaßen vernünftig?
Grüße, Jochen
 

magmog

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Guuden,

Bis eine anlauffähige Schablone gefertigt ist, hat man auch eine Dickte von ein paar mm Stärke eingepasst.
Es sei denn dass es sich immer um den gleichen Radius handelt. Dann kann die gleiche mehrmals benutzt werden.
Allerdings wird zwangsläufig teilweise stark gegen die Faser gefrâst, auch bei Esche nicht gerade sonderlich elegant.
Ich würde eher von unten mit der Stichsäge arbeiten, auf den Pendelhub und die Wahl der Sägeblätter achten.
Schon eine oder für die Ausführung der Vorderkante?
So ein paar mm treten sich schnell ab! Da muss was stärkeres her.
 

brubu

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Hier wurde auch zu Starkfurnier diskutiert. Zum Leim muss es jeder selber wissen, normaler PU der aufschäumt hat im aufgeschäumtem Zustand eine stark verminderte Festigkeit der Leimfuge. Zudem die Sauerei.
Gruss brubu
 

Tim Binford

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Sorry magmog,
das mit der Dickte verstehe ich nicht. Ausreißen-weil-gegen-die-Faser dagegen schon. Du hast recht, der Radius ändert sich. 2 gerade parallele Kanten, die über eine Rundung verbunden sind. Also tschüs Frässchablone. Stichsäge von unten ohne Pendelhub mit Metallsägeblatt? Da muss ich erst ausprobieren, wie nah ich an den Riss sägen kann. Den Rest dann schleifen.
Die Vorderkante kann aussehen, wie sie will. Naja, passen sollte sie schon. Jedenfalls kommen da geriffelte Aluwinkel drüber, die überlappen, glaube ich 4cm. Abschlusswinkel müssen sein. Auf die Gefahr, saublöd zu klingen, die Treppe kann gefährlich sein, wenn man da zu schnell zu weit innen runterhoppelt. Wer braucht schon einen Oberschenkelhalsbruch?
 

brubu

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So ungefährlich sind die geriffelten Winkel nicht. An denen kann man bestens hängen bleiben. Es gibt sogar Theorien wie gross der Radius an den Stufen sein soll zur Verminderung der Unfallgefahr. Wohl um die 10mm auf keinen Fall mehr, genau weiss ich es nicht mehr und mag nicht suchen.
Gruss brubu
 

Tim Binford

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Hi brubu,
wenn ich mit der Materialstärke hoch gehe, habe ich mehr Eigenstabiltität. Also spricht nichts mehr gegen den von Dir vorgeschlagenen Parkettkleber, oder? Wenn keiner dagegen argumentiert, mache ich es so.
 

brubu

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Frag bitte den Kleberhersteller, der weiss was gut ist. Ich muss es für unsere Aufträge jeweils auch abklären.
Gruss brubu
 

magmog

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Guuden,

Dickte ist u.A. ein alter Begriff für ein Brett mit einer Stärke über ca. 6 bis ca. 15 mm.

Sollte tatsächlich ein sichtbarer Winkel aus Tränenblech an die Vorderkante kommen,
wäre mir Holz zu schade. Dann gleich auf die kompletten Stufenoberflächen.
 

Tim Binford

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Ach so, dann muss ich mich nicht mehr fragen, wie ich meine Dickenhobelmaschine anpassen soll, die ist auch stärker als ein paar Millimeter. :emoji_blush:
Die Winkel sind chicke Aluwinkel, geriffelt, golden eloxiert, weil ich mir kein Messing leisten konnte, was eigentlich das korrekte Material wäre, wenn's um historische Stilechtheit ginge. Wenn Du denkst, ich würde eine Holztreppe von oben nach unten durchrenovieren, um am Ende Tränenblech drauf zu kloppen, hast Du ein falsches Bild von mir.
Wir haben eine Absatzfläche aus Dielen, deren unsägliche Fugen ich gerade geschnitten habe, damit ich Leisten einfügen konnte. Drauf ist eine polierte Öl/Wachs-Oberfläche. Das Geländer ist durch verschiedene Maßnahmen stabilisiert und farblackiert, weil das Holz unter dem alten, äh, nennen wir es mal Lack, einfach zu mies war. Weiße Sprossen, das eigentliche Geländer mahagoni-farben, mit Parkett-Lack überlackiert, damit man's abwischen kann. Ganz hübsch, alles in allem. Und nö, kein Tränenblech. Nix für ungut, aber da muss ich meine Ästhetik-Ehre verteidigen.
 
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