... so, jetzt hab ich doch eine viertel Stunde Zeit.
Was ich jetzt schreibe, sind keine Empfehlungen, sondern das ist das, was ich machen / versuchen würde, wenn das meine Truhe wäre.
Wenn sie sauber genug ist: nichts mehr machen. Wenn nicht, dann ganz vorsichtig mit Kosmetiktüchern, die in lauwarmes Wasser mit einem Spritzer Spühlmittel getaucht sind, abtupfen. Sobald sich auf den Tüchern was anderes zeigt als Schmutz - also Farbe - aufhören. Die Feuchte sofort mit weiteren Tüchern abnehmen: tupfen, nicht reiben.
Der Tip mit dem Knochenleim gegen brödeliges Holz an den Füssen ist gut. Ansetzen von Knochenleim und anwenden ist einfach, wenn du das machen willst, melde dich. Aber auch hier: erst mal an der Innenseite des Frieses ausprobieren.
Dann zur Behandlung: Wenn Herr Greef zu Leinöl rät, dann liegt das wohl daran, dass er davon ausgeht, dass eine Schutzschicht auf der Farbfassung angebracht wäre. Wenn das Öl polymerisiert, ist die Oberfläche einigermassen versiegelt. Aber gerade bei rohem Leinöl kann die Trocknung sehr lange dauern, und bis dahin sammelt die klebrige Fläche wieder neuen Schmutz, den du dann nicht mehr los wirst. Und diese Runzeleffekte, die Leinöl manchmal auf Farbfassungen verursacht, die möchtest du nicht haben, da hat Tina völlig recht.
Aber ich würde auf so eine Fläche nichts "aufpinseln", kein Öl, keinen Schellack, das wäre mir viel zu gefährlich. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die ohne Pinsel funktionieren, aber die erfordern spezielles Gerät und viel Erfahrung damit. Man kann so eine Truhe zB mit Sprühschellack behandeln, aber das ist Profiarbeit. Wenn dann durch den aufgesprühten Schellack eine erste Schutzschicht besteht, kann man weitere Schellackschichten auch aufpinseln oder auch aufpolieren. Aber auf so eine Farbfläche irgendetwas Lösungsmittelhaltigem aufzupinseln, ist meiner Meinung nach zu gefährlich.
Sprühschellack gibt es auch in Dosen, aber auch da ist die Anwendung kritisch (zB sehr temperaturempfindlich) und die Dosen sind eigentlich auch viel zu teuer für große Flächen. (Ich verwende die zB, weil ich gerne mit Aquarellfarbe retuchiere - wenns nicht passt, kann man die Farbe mit einem feuchten Tuch wieder vom Holz wischen. Aber bevor ich dann die Oberfläche behandle, muss ich die Farbe versiegeln und dafür eignet sich der Dosenlack recht gut.)
Die Oberfläche des Deckels könnte man vielleicht mit einem Möbelwachs behandeln, da sehe ich zumindes auf den Fotos keine Farbe. Wenn das Wachs leicht getönt ist, würde diese Knochenbleiche etwas zurückgehen. Aber auch hier: Ausprobieren.
So, das wärs von mir, und da ich weiss, dass hier auch Profis mitlesen (Tina, Werner uA) bitte ich um Kritik an dem was ich geschrieben habe, wenns denn nötig sein sollte.
Andreas