Verleimregeln nicht beachtet oder Denkfehler ?

CaptainCrunch

ww-nussbaum
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Hallo liebes Forum,

ich würde gern anfangen, ein bisschen Leimholz selbst herzustellen und habe mir dazu Material gesucht über Bezeichnungen am Hirnholz, Verleimregeln usw.
Danach habe ich mir alte Leimholzplatten aus einem ehemaligen Schreibtisch angesehen und war verwirrt.

Wenn ich mir das Bild von links nach rechts betrachte wirkt es für mich, als wäre immer jeweils Kern an Splint verleimt. Ist meine Beobachtung hier richtig und das Brett flasch verleimt ? Oder mache ich hier noch grundlegende Fehler ?

Vielen Dank für eure Hilfe.

Gruß,
Sebastian
 

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Pendejo

ww-robinie
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Nein, das sieht für mich auch so aus. Splint an Kern. Als Laie habe ich das hier im Forum auch anders erklärt bekommen, bzw. dass deine Platte falsch verleimt wurde, was das Wölben begünstigt. Ich denke das ist eine minderwertige Platte, bei der nicht auf solche Verleimregeln geachtet wurde? Ist die denn noch schön plan? Falls ja wärs ja kein Problem...
 

Kai87

ww-ulme
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Deine Beobachtung ist richtig, die einzelnen Lamellen sind Kern an Splint verleimt.
Das ist eine der wenigen Regeln die man wirklich immer beherzigen sollte: Kern an Kern und Splint an Splint. Hintergrund ist das unterschiedliche Arbeiten des Holzes. Hält man sich nicht an diese Regel kann, vor allem bei stark arbeitenden Hölzern (z.B. bei einem Mittelbrett Buche), ein teils deutlicher Versatz zwischen den einzelnen Lamellen entstehen. Diesen kann man durch die Befolgung der Regel verhindern bzw. minimieren.
Die anderen Verleimregeln müssen nicht zwangsläufig eingehalten werden.
So musst du z.B. nicht jede Lamelle wechselseitig anordnen, damit immer eine Außenseite und eine Innenseite nebeneinander liegen. Zwar wird diese Platte dann stärker arbeiten, hat also eine höhere Wahrscheinlichkeit krumm zu werden, aber das Maserbild kann ruhiger bzw. ansprechender wirken. Dies ist z.B. bei einer Füllung auch weniger ein Problem, da die Platte durch den Rahmen gerade gehalten wird und die Optik mehr im Vordergrund steht. Willst du hingegen eine sehr stabile Platte haben (z.B. frei tragende Fläche) solltest du hingegen die Lammellen immer abwechseln verleimen, da sich so das Arbeiten besser ausgleicht, wenngleich es nicht ausgeschlossen ist.
Es ist also immer von der Verwendung abhängig, jedoch sollte die Regel Splint an Splint und Kern an Kern immer befolgt werden. Daran erkennt man eine Platte von guter Qualität.
Ich hoffe das hat dir ein wenig weitergeholfen, wenn nicht kannst du auf der Seite von Heiko Rech nachschauen (Holzwerkerblog von Heiko Rech). Er gibt hier eine sehr gute Übersicht mit guten Schemazeichnungen über die Herstellung von Leimholz und was zu beachten ist.

P.S.: Es ist nicht ausgeschlossen, dass eine Platte trotz Verstoß gegen die Verleimregeln gerade bleibt. Ebenso kann eine nach allen Regeln der Kunst verleimte Platte krumm werden, da das Arbeiten von vielen Faktoren abhängt. Man sollte nur versuchen dieses Risiko so gering wie möglich zu halten.

Beste Grüße und gut Holz
Kai
 

CaptainCrunch

ww-nussbaum
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Vielen Dank für eure Antworten. Den Blog von Heiko Rech hatte ich hierzu schon mehrfach besucht, vor allem seinen Gundlagen-Artikel zur Leimholzherstellung auf heiko-rech.de

Meine Verwirrung beruhte vor allem auf meiner Annahme, dass industriell gefertigtes Leimholz wohl korrekt gefertigt wäre und der Fehler noch irgendwo bei mir liegen muss.

Dann kann ich ja zum Üben die Bretter mal an den Leimfugen auftrennen, fügen und neu verleimen. Mal sehen, ob dabei immer noch so ne Schüssel rauskommt wie jetzt :emoji_slight_smile:

Danke und Gruß,
Sebastian
 

Besserwisser

ww-robinie
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Naja.
Solche Regeln sind nicht dazu da, blind befolgt zu werden. Sie bieten einen Anhaltspunkt für eine materialgerechte Verarbeitung.
Wann man worauf mehr Wert legt -Ebenheit, Versatzfreiheit oder Bild- gibt im Wesentlichen vor, auf was man sein Augenmerk richtet.
Wer Regeln blind befolgt hat nicht verstanden, worum es geht.
Das eine industriell hergestellte Schreibtischplatte bestenfalls nur nach Bild verleimt wird sollte keine Neuigkeit sein.
 

dascello

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Über den Schatten springt jeder mal. Es kommt ja auch vor, dass z.B. bei Einhaltung der Regel Splintanteile auf der Sichtseite zu liegen kämen. Eh ich dann eine zweite Bohle kaufen gehe, lass dann mal fünf gerade sein. Allein auf die Verleimregel zu vertrauen reicht ohnehin nicht. Auch konstruktiv muss bedacht werden, was geht und was nicht.


Es grüßt

Michael
 

WinfriedM

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Industriell gefertigtes Leimholz hält sich oft gar nicht an Verleimregeln, besonders beim keilgezinkten Leimholz gilt das. Und bei dem Billigmaterial, was man in Baumärkten und günstigen Möbelhäusern findet.
 

beppob

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falls die Lamellen bei der Herstellung nicht schon maschinell sortiert werden, behaupte ich mal, daß der sortierer weder richtig deutsch kann, noch weiß was ein kern, ein Splint, eine rechte, oder linke holzseite ist :rolleyes:

im ernst, bei richtig getrocknetem holz können die regeln schon mal, zu Gunsten der Optik, etwas missachtet werden :emoji_wink:
 
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