Welche Holzart ist für ein Hoftor geeignet?

Trudy

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Hallo,

ich habe ein zweiflügeliges Hoftor, 4,40m lichte Breite und 1,75m hoch, Teilung 1:2, zu erneuern.

Ich wollte wegen der Stabilität einen Metallrahmen, der von außen mit Holz beplankt wird und somit von der Straßenseite aus nicht zu sehen ist. Gedacht hatte ich an Lärchenholz, da man immer liest / hört, dass dieses Holz ewig halte und nicht behandelt werden soll, sondern mit den Jahren schön ergraut. Da das Haus daneben ein altes Bruchsteinhaus ist, würde das doch gut passen.
Zu meinem Entsetzen hat mir ein Bekannter, der Schreinermeister ist, davon abgeraten. Er meint, ich solle Werzalit nehmen, da ich mit Holz "immer Schwierigkeiten haben werde" und das Holz dann "schwarz" werden würde.
Was meint Ihr dazu? Kann ich doch Holz nehmen - und wenn ja, welches eignet sich dazu? Und wie muss es behandelt sein?
Für Eure Ratschläge wäre ich Euch dankbar.
Trudy
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Ich denke, daß Deine Wahl für Lärche richtig ist.
Bei Werzalit wäre meine Befürchtung, daß es am unteren Ende der Planken, wo Wasser länger hängen bleibt, aufquillt.
Das ist jedenfalls meine Erfahrung mit einer Werzalitplatte auf einem Gartentisch.

Gruß Fritz
 

yoghurt

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Hallo Trudy,
abgesehen davon dass Fritz natürlich völlig recht hat:
Es ist schlichtweg eine Frage dessen was Du Dir wünschst. Werzalit ist ein Verbundmaterial mit Plastik-Oberfläche, dass während seiner Lebensdauer vermutlich länger "neu" aussieht, bevor es entsorgt werden muss (Mischung aus Plastik, Leim und Holzspänen).
Lärche hingegen wird vergrauen, evtl. auch schwarz werden, wenn aber konstruktiv richtig verbaut länger halten als das Werzalit. Bei Bedarf kannst Du einzelne Bretter tauschen, ohne dass es langfristig komisch aussieht. Ist die Lebensdauer der Lärche abgelaufen, dient sie unbehandelt noch als Brennmaterial oder Kompost.

Schildere uns einfach, was Deine Erwartungen sind. (Meine Meinung ist wohl klar.)

Gruß

Heiko

PS. Ein Schreinermeister, der mit Holz immer Schwierigkeiten hat...? :emoji_grin:
 

hütte

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Ach ja Lärche!

Ich bin immer wieder überrascht über Ausagen wie Lärche sei besonders widerstandsfähig, brauche nicht behandelt zu werden, halte ewig, etc., was man realistisch gesehen leider nur in das Reich der Märchen verweisen oder als Folklore abtun muss.

Tatsache ist, dass nach DIN EN 350-2 Lärchenholz in die Dauerfestigkeitsklasse 3 bis 4 (mässig bis wenig dauerhaft) eingeordnet ist, vgl. auch Resistenzklassen nach DIN 68364, Einsatz allenfalls bei Gefährdungsklasse 1, höchstens 2. Das kann man seit dem umfangreichen Freilandversuch der DGFH in 1997 als hinlänglich bekannt voraussetzen, vgl. etwa http://www.holzfragen.de/bilder2/dgfh_dauerhaftigkeit.pdf

Man kann sich auch durch simples googlen, z.B. bei Wie dauerhaft ist Lärchenkernholz im bewitterten Außenbereich? Warum denn bloß Sibirische Lärche?, schlauer machen.

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hütte

(In Anlehnung an den lignosuphobischen Schreinermeister möchte ich mich hier aber nicht mit Diplomen oder Titeln zu rechtfertigen versuchen.)
 

seschmi

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Ich würde mal die Kirche im Dorf lassen. Es handelt sich um das Beplanken eines Hoftors, kein Biedermeierschränkchen, das 200 Jahre halten soll. Da braucht man keine Resistenzklasse 1.

Wenn Du Lärchenbretter an das Tor schraubst, musst Du vermutlich alle paar Jahre 'mal ein Brett erneuern (meist das oberste oder unterste). Meine Erfahrung mit > 20 Jahre Lärchenterrasse ist, dass, wenn das Holz trocknen kann und der konstruktive Holzschutz beachtet wurde, die Mehrzahl der Bretter über 20 Jahre halten wird. Und nach 20 Jahren macht man sowas dann halt neu - wie lange dauert es denn, ein paar Bretter an einen Stahlrahmen festzuschrauben? Wenn Du das Holz unbehandelt lässt, ist auch die Entsorgung kein Problem.

Bei Holz im Freien muss man eben damit rechnen, dass es nicht ewig hält. Aber gerade bei so kleineren Projekten würde ich immer den "Renovieraufwand" im Verhältnis zum Preis sehen - für den Preis von Eichenbrettern kannst Du das Lärchentor vermutlich viermal neu machen, dass wären dann > 80 Jahre. Vorher ist wahrscheinlich der Stahlrahmen durchgerostet (bei Eiche noch schneller :emoji_wink:.

Zum Thema "Schwarz werden": Unbehandelte Lärche wird grau, aber etwas dunkler als Douglasie, die eher silbrig wird. Da Lärchenfassaden sehr modern sind, findet man oft auch eine, wo man sich das mal Anschauen kann. Ist halt Geschmackssache.

Zum Thema "Werzalit am Bruchsteinhaus" fällt mir gar nichts ein, da schüttelt's mich bloß.
 

Raumteil

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Hallo,

ich stimme 100% mit dem was Heiko schon gesagt hat zu.

Zu den Hinweisen von Hütte, dass die Dauerhaftigkeit der Lärche ins "Reich der Märchen" gehört, sehe ich es eher so, wie es einige Sätze aus dem von ihm verlinkten PDF darstellen:

"In der Praxis belegen Lärchenholzbauteilen mit besonders kurzer oder „ewiger " Lebensdauer, dass die Konstruktion eine entscheidende Rolle spielt. In anderen Worten: durch eine uneeignete Konstruktion kann Lärchen-Kernholz selbst im gemäßigten europäischen Klima und außerhalb des Erdkontaktes schnell überfordert werden. Bei angemessener Konstruktion kann die höhere natürliche Dauerhaftigkeit von Lärchenholz in Form von langer Lebensdauerund zusätzlicher Sicherheit genutzt werden."

Und als Fazit
"Lärchen-Kernholz und Douglasien-Kernholz sind bei Prüfung und Einsatz außerhalb des Erdkontaktes und unter Zugrundelegung der Kriterien von DIN EN 350-1 (1994) nach den bisher vorliegenden Ergebnissen besser als 3-4 „mäßig bis wenig dauerhaft“ einzustufen."

Kurz: Wenn man es richtig macht, ist die Lärche durchaus geeignet. Und das ist bei einem Holztor gut machbar. Das sich das Holz verändert und auch nicht ewig hält, muss einem natürlich klar sein.


Daneben finde ich es deutlich zu kurz gegriffen, nur die Dauerhaftigkeit als Kriterium für die Holzauswahl zu heranzuziehen.

Wichtig ist z.B. auch die Wirtschaftlichkeit. Und zwar Wirtschaftlichkeit sowohl für den Menschen (Kosten), als auch die Natur (Ökologie).

Und aus dieser Sicht finde ich (heimische) Lärche für ein Hoftor um so geeigneter.


Grüße,
Markus
 

Haui57

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Ich habe einen meiner Giebel vor ca. 10 Jahren mit unbehandeltem Lärchenholz verkleidet. Bis heute musste ich noch kein Brett austauschen.
Für mich wäre Lärchenholz auch die erste Wahl.
 

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Trudy

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Hallo alle miteinander,

erst mal herzlichen Dank für Eure Antworten! Ich finde die Seite wirklich prima, wo man als Laie die Meinung und Hilfe von Profis einholen kann...
Mir persönlich gefällt Holz als natürlicher Werkstoff einfach um Welten besser.
Ich hab mir vorgestellt, die Bretter längs von oben nach unten laufen zu lassen (das Tor soll "blickdicht" werden), damit kein Wasser stehen bleiben kann. Oben natürlich eines als Schutz für die Schnittkanten quer darüber.
Gibt es noch irgendetwas, auf das ich aufpassen muss?

Viele Grüße
Trudy
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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(das Tor soll "blickdicht" werden), damit kein Wasser stehen bleiben kann. Viele Grüße
Trudy

Es ist bei Massivholz immer besser, nicht zu eng zu arbeiten, damit dem Holz Platz zum "Arbeiten" bleibt.
Wenn Du ohnehin einen Metallrahmen baust, könnte man die senkrechte Schalung auch im Wechsel innen und außen anbringen.
Das sähe auch lebendiger, als eine geschlossene Fläche, aus.
Besser wäre auch, unter die Bretter Abstandringe aus VA mit einzubauen, damit sich kein Wasser zwischen Rahmen und Holz festsetzen kann.

Gruß Fritz
 

Trudy

ww-pappel
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Hallo Fritz,

wenn ich innen und außen beplanke, sieht man halt die Unterkonstruktion - das wollte ich eigentlich nicht. Trotzdem vielen Dank und Deinen Rat mit den Abstandsringen werd ich befolgen.

Gruß Trudy
 

uli2003

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Werzalit wäre jetzt auch nicht meine Wahl, zumal es auch nicht ewig hält und deutlich mehr kostet - von der sparsamen Optik ganz zu schweigen.

Welches Holz du nun nimmst ist eine Frage des Geschmacks, des Geldbeutels, der Optik und der Haltbarkeit (eingeschlossen die technischen Voraussetzungen der Erneuereung der Bretter).

Grundsätzlich sind viele Holztore - gerade an Hoftoren - aus einfacher Fichte gefertigt. Hält ganz gut, wenn es ordentlich ablüften kann. Wenn man das ganze dann noch ab und an mit einer Dünnschichtlasur gegen die Witterung schützt, kann selbst ein Fichtentor 20 Jahre halten.
Ich persönlich bin kein Freund von vergrauter Lärche und dergleichen, aber das ist Geschmackssache und es muss nicht jeder schön finden.

Mein Carport zum Beispiel ist komplett aus Fichte - den hab ich auch nicht nur für 2 Jahre gebaut.
Mit außentauglichen Harthölzern wie Eiche hast du sicherlich länger Ruhe, dafür ist es in der Anschaffung teurer, und auch deutlich schwerer.

Grüße
Uli
 
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