Welche Kanten (ohne Kantenanleimmaschine)?

checkalot

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Hallo woodworker,

habe zum Thema Kanten etwas recherchiert, komme aber irgendwie nicht so ganz zurecht (ABS-Kante, Bügelkante, Melaminkante, Schmelzkleber, Leim, Pattex, :confused:) ... ich würde gerne auf Plattenmaterial (zB Tischlerplatte oder Spanplatte) Kanten aufbringen, habe aber keine Kantenanleimmaschine zur Verfügung... Das Ganze soll dann typischerweise deckend lackiert werden.

Nun frage ich mich: welche Kanten kann ich da verwenden? Ich lese von ABS-Kanten, die man aber wohl nur vernünftig mit der Maschine verarbeiten kann, dann noch Melaminkanten. Aber kann man das dann noch lackieren?

Oder wäre es vernünftiger, aus Vollholz Umleimer zu machen und diese dann "nach alter Väter Sitte" mit Zwingen festzuleimen? Und bekommt man die schon "vorgeschnitten" mit zB 5 mm Stärke oder ist da kompletter Eigenbau angesagt?

Man könnte auch Fragen: wie haben die Schreiner vor weiter Verbreitung der Kantenanleimmaschine Kanten angebracht?

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr etwas Licht in mein "Kantendunkel" bringen könntet :emoji_slight_smile:
 

kesart

ww-kiefer
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Hallo checkalot,
ich bin keine Profi, aber ich bau für meine Skulpturen meine eigene Sockeln oder Säulen.
Die kannten verleimen ich immer eine 10 mm leister aus Vollholz, die ich mit Tesa malerband fest machen bis die Leim angezögen hat oder dass verleimte Leister direckt mit dünne drahtstifte fest machen, nachher versenken und zu spatteln vorm streichen.

mfg

kesart
 

Frankenholzwurm

ww-robinie
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Hallo

Bei einem deckenden Anstrich würde ich das Material wechseln.

Nimm MDF, dann brauchts überhaupt keine Kanten.

Oder gibt´s einen Grund, MDF nicht zu verwenden?
 

checkalot

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Hallo

Bei einem deckenden Anstrich würde ich das Material wechseln.

Nimm MDF, dann brauchts überhaupt keine Kanten.

Oder gibt´s einen Grund, MDF nicht zu verwenden?

... eigentlich nicht, außer dass ich noch nie MDF verarbeitet habe und das daher gar nicht in Betracht gezogen habe! :emoji_slight_smile: Da hatte ich bislang immer Angst, ob ichas sauber lackiert bekomme.

Noch eine Frage: bei beschichteten Spanplatten (zB für einfache Fachböden), welche Kante kann man da draufmachen? Ich sehe nämlich oft ziemlich dünne Kante bei älteren Möbeln, was ist denn das für Material?
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Es war üblich, Kanten mit Anleimern zu versehen.
Wenn Du mit dem Suchwort "Anleimer" googelst, wirst Du viele Antworten bekommen.
Anleimer können für mechanische Beanspruchung kräftig in Hartholz sein, wurden aber üblicherweise aus dem gleichen Material wie die Flächenoptik gewählt.
Anleimer sollten, z.B. unter Furnier so schmal, wie möglich sein, um die Holzbewegung nicht auffallen zu lassen.
Dünne Anleimer können aufgerieben oder mit Zulagen beim Verleimen gespannt werden.
Mit Heißkleber beschichtete Melaminharzstreifen sind eine billige und eher primitive Möglichkeit, das Innenleben von Spanplatten zu verbergen.
Wir sind hier aber in einem "Woodworker"-Forum und da sollte "Wood" schon Vorrang haben.

Gruß Fritz
 

Frankenholzwurm

ww-robinie
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Hallo

Wir sind hier aber in einem "Woodworker"-Forum und da sollte "Wood" schon Vorrang haben.
Gruß Fritz

Das ist zwar richtig, aber auf Kunststoffbeschichtete Platten mach ich normalerweise keine massivanleimer dran, da nehm ich Melamin- oder ABS-Kanten.

Die dünne Kante an älteren Möbeln sind meist entweder Furnierkanten bei Furnierten Platten oder eben Melaminkanten an den beschichteten Spanplatten.

MDF lässt sich i.d.R. einfacher lackieren als Spanplatte oder Tischlerplatte, vorallem da eine homogene Fläche geschaffen werden kann, auch an den Kanten!

Bei "einfachen" Fachböden (beschichtete Platte) kannst du mit Hausmitteln Schmelzkleberbeschichtete Melaminkanten aufbügeln.

ABS- oder PVC-Kanten lassen sich nur mit größeren Geräten leicht aufbringen.

Kann man zwar mit Hausmittel auch machen, ist aber doch deutlich aufwändiger.

Diese Kanten können dann entweder mit Kantol oder mit Lackleim, Zulagen und Zwingen an die Kante anleimen.

Ist machbar, aber bei mehreren großen Teilen möchte ich das nicht machen.

Aufbügeln geht hier nicht, da der Schmelzpunkt von Kante und Kleber sehr dicht beieinander liegt, und dir dann eher das Kantenmaterial davonschmilzt.
 

checkalot

ww-robinie
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Ganz herzlichen Dank für die Hinweise - jetzt wo ich die richtigen "Vokabeln" wusste, konnte ich schon Einiges finden und dazulernen!

Und ich glaube ich weiß jetzt auch, was viele der "dünnen Kanten" bei älteren Möbeln sind: Furnier. Hat man da einfach das gleiche Furnier wie für die großen Flächen verwendet? Und macht man das heute immer noch so oder wurde das von anderen (evtl. höher belastbaren) Materialien abgelöst?
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Furnier mit Weißleim auf die Kanten ist eine Lösung für Innenböden.
Wenn es auch mal einen Stoß aushalten soll, nimm als Anleimer eine dünne Holzleiste. (3mm)
Wenn Du die Kante runden oder fasen willst, nimm den Anleimer so dick, wie den Rundungsradius.

Gruß Fritz
 

Frankenholzwurm

ww-robinie
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Guten Abend

Hat man da einfach das gleiche Furnier wie für die großen Flächen verwendet? Und macht man das heute immer noch so oder wurde das von anderen (evtl. höher belastbaren) Materialien abgelöst?

Hat man. (oder auch nicht)

Bei hochwertigen Waren wird (zumindest bei mir) an die Rohplatte ein Massivanleimer je nach bedarf angeleimt, Platte anschließend auf einer Breitband kalibriert und dann überfurniert.

Bei fertig furnierten Platten wurden schon mal normale Furnierstreifen auf die Kante aufgeleimt, entweder mit Weißleim (etwas Aufwendig) oder aber auch Pattex (iieeehh!).

Modernere Variante für den Hausgebrauch ist die Schmelzkleberbeschichtete Furnierkante zum aufbügeln.

In der Profi-Abteilung gibts auch noch Starkfurnierkanten von ca. 1 bis 3mm zum auffahren mit der Kantenanleimmaschine.
 
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