Wie alt mag das Tischchen sein und ist die Vergoldung noch zu retten?

Von.der.Elbe

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Moin Zusammen,

ich bin neu hier und wundere mich jetzt schon, warum ich nicht schon länger Mitglied bin.
Ich "restauriere" (bin Laie) für den Eigenbedarf gerne alte Möbel (Gründerzeit) und bin ein Freund des viktorianischen Stils.

Ein aktuelles Projekt stelle ich im passenden Threat vor. Zu einem kleinen Zwischenprojekt habe ich aber eine Frage.

Das gezeigte Tischchen (Kleinanzeigen Fund) ist dick mit der beliebten Kreidefarbe verunstaltet. Beim entfernen kam darunter eine Vergoldung zum Vorschein, welche sich allerdings durch die Verwendung von Spiritus mit dem ich eine Schicht unter der Farbe gereinigthabe "gelöst" hat.

Nun die Fragen. Bekomme ich die Vergoldung gerettet? Ich denke daran die Platte nur mit Klarlack zu überziehen und es so zu belassen. Funktioniert das?

Und kann evtl jemand sagen wie alt das Tischchen sein könnte? Irgendwie hadere ich hier mit mir, auf Grund dieser Vergoldung.

Beste Grüße von der Elbe
Bob
 

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Holzsinn

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Ich tue mich hier schwer mit einer zeitlichen Einordnung, dazu müsste ich das gute Stück persönlich begutachten können.
Die Holzart scheint Mahagoni furniert und massiv zu sein (ist bei dem unscharfen Foto nicht gut zu erkennen) Ich vermute, dass die Platte ursprünglich nicht vergoldet war, weil das Furnier durchschimmert.
Wie sieht denn das Holz am Gestell aus? Soll dort auch die Kreidefarbe weg?
Mir würde die Platte so, wie sie jetzt ist, gut gefallen, aber nur wenn die Beine auch freigelegt werden. Sonst dürfte der Kontrast zwischen dem angepinselten Gestell und der Platte zu groß sein.
Und ja, die Platte könnte man so überlackieren, ich würde dazu Streichschellack nehmen.
Melanie
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Mathis

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Hallo, da der Tisch so mit farbe zugekleistert ist, kann ich schwer was dazu sagen.
Dass es sicher keine Vergoldung ist, lässt sich allein sachon daraus erkennen, dass sich die Farbe ablöst: ist also sicher mit Goldbronze angestrichen, eine echte Polimentvergoldung löst sich nicht einfach so.
Zum Alter kann ich nur aufgrund stilistischer Merkmale was sagen: der Tisch kommt so extrem Barock-Rokkokomäßig rüber, dass er anhand der Form nur als ein extremes Beispiel des Eklektzismus anzusehen ist. Von allem zu viel, zu zickig, zu manieriert, einfach eine moderne Interpretation eines alten Tisches.
Also 80er, 90er Jahre des letzen Jahrhunderts, früher keinesfalls, und das Holz kann irgendwas sein, mit den Fotos nicht zu bestimmen.
 

Friederich

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Erste Idee: Rokoko 18. Jahrhundert. Wenn original, also kein Nachbau.
Die abgelöste/abgeriebene Vergoldung ist natürlich weg.
Neuvergoldung wäre für einen Experten bestimmt kein Problem.

Mir gefällt das Teil. Ist schon was besonderes.
Mit Restaurationsversuchen, insbesondere Schleifen und Lackieren, wüd ich mal ganz langsam machen.

Wenn so alt wie es aussieht, könnte es schon einigen Wert haben. WENN...
 
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Friederich

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Ich vermute, dass die Platte ursprünglich nicht vergoldet war, weil das Furnier durchschimmert.
Stimmt. Da müssste ja eigentlich Kreidegrundierung drunter sein....?
Am Ende hat ein früherer Hobbyrestaurator das Teil einfach mit Goldfarbe übersprüht....?
 

Von.der.Elbe

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Ja, die Farbe vom Gestell kommt auch noch runter. Das ist einfach so schlecht und pastös gemacht, dass geht gar nicht.
In der Tat könnte die Platte aus Mahagoni sein, dass dachte ich mir auch schon. Ich würde dann auch nicht mehr schleifen, sondern mit Schellack fixieren und es so lassen.

Ich füge noch ein paar Fotos bei. Man kann hier auch die Sägespuren an den Seitenteilen sehen. Diese sind allerdings mit dicken Schrauben befestigt. Also eher nicht 18. Jhd. oder.
 

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Von.der.Elbe

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Stimmt. Da müssste ja eigentlich Kreidegrundierung drunter sein....?
Am Ende hat ein früherer Hobbyrestaurator das Teil einfach mit Goldfarbe übersprüht....?
Es sieht stellenweise so aus, als ob die "Vergoldung" grünlich oxidiert ist. Das ist keine Lack oder ähnliches. Daher hatte ich angenommen, dass es keine Goldbronzefarbe ist.
 

flüsterholz

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Sieht die "Vergoldung" aus verschiedenenen Blickwinkeln unterschiedlich aus? Wenn du z.B. direkt von oben schaust, ist sie heller, als wenn du von der Seite drüberschaust. Wenn ja, könnte es sich um "Bronzen" handeln. Metallpigmente, Messing oder Gold, wurden in Schellack oder Leinöl, als Malmittel, gegeben. Eine Art Vorläufer des Metalliclackes. Auch dieser Sparkle Effekt spricht dafür. Die einzelnen Pigmentteilchen haben keinen Zusammenhalt mehr und die ganze Oberfläche wirkt porös. Hat man am ehesten bei Schellack als Malmittel.
Zeitlich wäre ich auch beim Historismus. Eklektzismus wird eher in der Architektur benutzt und ist nicht auf das Ende des 19.Jhd beschränkt.
Gerade die Form der Tischplatte war in der Zeit sehr beliebt. Oft auch als Dreier Set.
Gruß Michael
 

Von.der.Elbe

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Sieht die "Vergoldung" aus verschiedenenen Blickwinkeln unterschiedlich aus? Wenn du z.B. direkt von oben schaust, ist sie heller, als wenn du von der Seite drüberschaust. Wenn ja, könnte es sich um "Bronzen" handeln. Metallpigmente, Messing oder Gold, wurden in Schellack oder Leinöl, als Malmittel, gegeben. Eine Art Vorläufer des Metalliclackes. Auch dieser Sparkle Effekt spricht dafür. Die einzelnen Pigmentteilchen haben keinen Zusammenhalt mehr und die ganze Oberfläche wirkt porös. Hat man am ehesten bei Schellack als Malmittel.
Zeitlich wäre ich auch beim Historismus. Eklektzismus wird eher in der Architektur benutzt und ist nicht auf das Ende des 19.Jhd beschränkt.
Gerade die Form der Tischplatte war in der Zeit sehr beliebt. Oft auch als Dreier Set.
Gruß Michael
Ja, die "Vergoldung" changiert je nach Lichteinfall und Blickwinkel. Beim säubern lösen sich auch Pigmente in kleinen "Körnchen" weshalb ich auch davon ausging, dass es kein Lack ist.

Du würdest es zeitlich daher auch um 1880 einordnen? Da würde ich mich schon sehr freuen.
 

flüsterholz

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2. Hälfte 19.Jhd passt dann am ehesten. Zum einen würde es zum Schellack passen. Im Rokoko und Barock gab es den noch nicht. Im 18.Jhd wurden auch eher Goldpigmente statt Messingpigmente und Leinöl, sowie andere Firnisse statt Schellack benutzt. Würde also auch nicht passen. Zeitlich wäre ich am ehesten beim Louis Philippe Übergang Gründerzeit. So um 1870 +/-
Gruß Michael
 

Mathis

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Eklektzismus wird eher in der Architektur benutzt und ist nicht auf das Ende des 19.Jhd beschränkt.
Gerade die Form der Tischplatte war in der Zeit sehr beliebt. Oft auch als Dreier Set.
Gruß Michael
Ekletizistisch hat erstmal nichts mit Architektur zu tun, sondern ist die übertriebene Nutzung aller möglichen Stilmerkmale auf einmal in übertreibender Weise. So wie dieses Tischchen hat niemand im 19, Jhdt. gebaut. Das ist einfach übertrieben und stillos.
Zeitlich wäre ich am ehesten beim Louis Philippe Übergang Gründerzeit. So um 1870 +/-

..nur dass da afrikanisches Sipo absolut unüblich war, denn das ist das Holz dieses Tisches.
Der Tisch ist sowas von manieristisch, das hat es im gesamten 19. nicht gegeben.
Meine Einschätzung: Ende 20., vielleicht sogar 21. Jhdt. Die weiße Pampe und der schebbichschicklook sprechen deutliche Worte.
 

flüsterholz

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Ganz ausschließen kann ich es auch nicht, aber schau dir mal die Schraube an. Und die Reste der Bronze sehen sowas von nach Schellack aus. Um sicher zu sein, wäre es natürlich besser, den Tisch in Natura zu sehen.
 

Von.der.Elbe

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21. Jhd ist er, bei den Schrauben, nicht. Außer da hat jemand altes Material genutzt. Sowas kommt ja auch vor.

Ich habe altes Mahagoni in anderen Projekten verwendet. Die Maserung ist hier passend. Sipo ist aber natürlich sehr ähnlich. Würde mich hier aber wundern.

Wir wohnen in Norddeutschland. Hier sind antike Mahagoni Möbel bzw. auch Furniere bekanntlich häufig zu finden.

Mal schauen was sich unter dem restlichen Farb-Disaster ergibt. Falls Interesse besteht, kann ich dann nochmal ein Foto hochladen.
 

Von.der.Elbe

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Hier noch Fotos der Schrauben. Eisen, weil rostig. Der Schlitz im Kopf ist nicht exakt mittig. Sieht für mich auf jeden Fall nicht nach einem Stück der letzten 60 Jahre aus.
 

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flüsterholz

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Ich denke, was @Mathis auch am Alter des Tisches zweifeln lässt, ist die untere Verbindung der Tischbeine. Das erinnert eher an den Napoleon III ( Louis seize) Stil. Da würde auch die "Vergoldung" eher passen. Auch um 1870. Aber zu dieser Zeit versucht sich der Historismus noch zu finden und experimentiert noch etwas, bzw. hat auch regional verschiedene Ausprägungen, wie z.B. den Wiener Barock.
Mal schauen, was unter der Farbschicht noch zu Tage tritt. Bin gespannt.
 

Von.der.Elbe

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@hemmi ich danke dir für die Aufklärung. Die fachliche Expertise von @welaloba ließ sich aus dem Kommentar freilich nicht erkennen.

Mir ist bewusst, dass ein altes Möbel nicht auch zwingend einen Wert darstellt. Daher ging es mir auch nicht um diesen, sondern um eine Einordnung der möglichen Entstehungszeit. Hier hilft mir dann auch die eine oder andere gemachte Erklärung warum es dieses oder jenes nicht sein kann.
Mein Ziel war es hier etwas zu lernen und mein Wissen zu erweitern. Daher half der Kommentar dann auch nicht wirklich weiter.

Ich beschäftige mich seit mehreren Jahren mit antiken Möbel, lese und recherchiere dazu regelmäßig. Aber das Tischchen hat mich nun etwas verwirrt. Daher dieser Threat.

Danke dennoch für die konstruktiven Antworten!!
 
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