Hallo, MJHA!
Natürlich ist das ein Thema welches sehr leicht polarisieren kann, und auch klar, dass es somit keine schlüssigen Lösungen geben kann.
Ein kleiner Blick zurück bringt auch nicht viel, dennoch: Seit je her (ich klammere bewußt den japanischen Raum aus, dazu später noch was) wurde ein Schutz der Oberfläche mit Mitteln auf öliger oder wachshaltiger Basis vorgenommen, das war nun mal das Material welches zur Verfügung stand.
Rund um 1800 gab's dann einen Schub - die Schellackpolitur, die nächste Stufe der Oberflächenveredelung.
Hat nicht sehr lange gedauert, mit Beginn des Industriezeitalters und der "Erfindung" von Lacken im heutigen Sinne wurde eben dieses Material auch im Möbelbau verwendet. Ältere Lacke hatten und haben oft das Problem dass sie mit dem Arbeiten des Holzes nicht mithalten können, sie werden spröde und brüchig.
Moderne Lacke sind da deutlich besser eingestellt und sind somit auch für den Möbelbau gut verwendbar.
Im japanischen (und auch chinesischem) Raum gibt es eine uralte Kultur des Lackierens - Urushi genannt. Von daher hat auch Lack auf Möbeln eine sehr lange Geschichte, mit den Lacken aus dem europäischen Raum kann man das aber nicht vergleichen.
Zurück zu Europa: Die Geschichte des Lackes auf Möbeloberflächen ist somit relativ kurz im Vergleich zum öligen/wachshaltigen Aufbau einer Oberfläche.
Sowohl Lack als auch Öl/Wachs haben einen enormen Entwicklungsschub erfahren und sind somit je nach Einsatzzweck auf einer Ebene.
Und weil ich jetzt dieses heiße Eisen schon so lange trage und mir die Finger verbrannt habe:
Leinölfirnis ist nett, durchaus, hat auch eine Berechtigung im engen Raum, für ein Möbel ist das Mittel allerdings nicht mehr zeitgemäß. Leinölfirnis verwende ich z.B. um Eiche im Aussenbereich zu schützen, und auch hier gehört die Firnis alle paar Jahre aufgefrischt.
Bei Ölen und Wachsen spreche ich aus einer über 20 - jährigen Erfahrung mit Produkten von AURO und kann somit sagen dass es in der Produktpalette für jeden Einsatzzweck ein passendes Mittel gibt. Das Gleiche werden Dir auch frankundfrei oder WinfriedM bestätigen können, da eben mit einer anderen Marke.
Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema: Öle und Wachse können mit dem Holz arbeiten ohne in der Substanz zu leiden, lassen sich ebenso leicht pflegen wie lackierte Oberflächen, benötigen allerdings im alltäglichen Umgang ein wenig mehr Achtsamkeit als lackierte Oberflächen.
Dafür der unbestreitbare Vorteil: Wenn's mal eine Beschädigung der Oberfläche gibt ist eine Sanierung bei Öl/Wachs unendlich einfacher als bei Lack.
Klarheit wird Dir das wohl auch nicht bringen, schon klar, aber vielleicht hilft es ja doch ein wenig weiter.
Ach ja, noch was: Auch wenn's so einfach scheint, eine perfekte Oberfläche mit Öl und/oder Wachs aufzubauen ist kein Spaziergang, das bedarf Einiges an Übung bis es passt. Aber auch dafür ist dieses Forum bestens geeingnet - es gibt hier eine Menge User die im Umgang mit Öl und Wachs bestens vertraut sind und auch Lösungen wissen wenn's schon fast zu spät ist...
Mit restlos verbrannten Fingern,
, Gruß, André.