Wie man einen Hobel baut.

Lorenzo

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Glaub ich ehrlich gesagt nicht Peter. Das wird nicht mehr im produzierenden Handwerk praktiziert, aber ich hab das Gefühl das immer mehr Menschen sowas zu ihrem Hobby machen, das teilweise auch sehr leidenschaftlich betrieben wird. Und vielleicht kanns auch genau da besonders faszinieren.
Ich glaub der Alltag in ner Möbelmanufaktur zu Chippendales oder Röntgens Zeiten war ziemlich hart für die vielen spezialisierten Handwerker. Wenn jetzt jemand sowas zuhause macht, dann hat er alle Zeit der Welt, und erst so kann das dann auch so romantisch rüberkommen. Wenn man sich ne Produktion von solchen Hobeln anno dazumal anschauen würde dann gäbs da n paar harte Kerle, von denen einer den ganzen Tag feilt, n anderer den ganzen Tag Nieten einhämmert.. Immer noch faszinierend, aber weniger reizvoll das selbst zu machen.
Im Endeffekt ein großer Luxus dass wir uns heute solche Hobbies leisten können. Und n noch größerer dass manche damit sogar noch ihr Geld verdienen können (auch wenns dann kein Hobby mehr ist).
Und anderswo auf der Welt sind viele Handwerke heute noch so lebendig wie sie hier früher waren. Auch da kann man wieder erlernen was verloren ging.
 
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Hallo Lorenzo und Thomas,
ihr habt ja beide Recht, jeder auf seine Weise. Und dennoch bleibt mein Respekt vor den handwerklichen Fähigkeiten, die hoffentlich noch an viele Generationen weitergegeben werden.
Aus meinem beruflichen Alltag (in dem ich überwiegend mit junger Technik zu tun habe) weiß ich jedenfalls, dass praxiserfahrene "alte Hasen" zunehmend begehrt sind. Nicht etwa aus Gründen der Romantik... sondern weil sie über Probleme schmunzeln können, vor denen junge, dynamische Vektorprogrammierer ratlos die Segel streichen.
Die Mischung macht´s. Und das ist gut so.
 

Lorenzo

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Ich wollte auch in keinster Weise die Leistung derer schmälern die das früher betrieben haben, oder heute betreiben. Im Gegenteil, ich finde heute ist das gelebtes Kulturgut das erhalten gehört. Und ich freu mich dass es Leute gibt die das tun!
 
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Lico

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Mal ne andere Frage: Er baut, wie im Film erwähnt, fünf Tage an dem Hobel. Was kostet das zugegeben bildschöne Stück und wie viele Cembalos muss der glückliche Erwerber dafür bauen, damit sich das rechnet? Jedenfalls mal unterstellt, der Cembalobauer verdient sein Geld mit Cembalos bauen und gibt es nicht nur damit aus, betreibt es also als Hobby.
So schöne Späne kann ich jedenfalls mit meinen ebenfalls pfeifenden Ulmia-Hobeln auch machen.
Jedenfalls, auch wenn ich persönlich nicht so ein Freund von Metallhobeln bin, meinen tiefsten Respekt für das Handwerk und das perfekte Ergebnis hat er. Außerdem hab ich als Nichtmetaller was wichtiges zum Thema feilen durch den Film gelernt, dafür gebührt ihm mein Dank.

Lico
 

Lico

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Eine Preisliste gibt es auf der Webseite. Gegenüber den üblich Verdächtigen (LieNielsen, Veritas und Co.) zirka 25 bis 30 Prozent teurer.
Haueha, mir war nicht klar, dass diese Metallhobel derart kostspielig sind. Rund 900 € für einen Fritsche-Doppelhobel sind zwar weniger als ich befürchtet hatte, aber da muss einer trotzdem ganz schön viele Cembalos bauen, um das wieder raus zu kriegen. Schön, dass es Menschen gibt, die so ein Handwerk unterstützen.

Lico
 

Lorenzo

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Ich schätz dass die das auch anders sehen, die bauen nicht Cembalos um den Hobel zu finanzieren, die kratzen die Kohle zusammen um den Hobel zu kaufen, um damit Cembalos zu bauen :emoji_wink:
Wenn man dann das Geld dafür wieder reinkriegt, is das einfach nur ein sehr willkommener Bonus. Zumindest kenn ich das so von mir. Klar würds auch was günstigeres geben, aber man will auch die Leistung eines anderen Handwerkers würdigen.
 
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ChrisOL

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@Lico auf die Autos übertragen, mit einem Dacia kannst du auch genauso die Reifen quietschen lassen wie mit einem Benz. Trotzdem kauft man nicht oft nur rational ein :emoji_sunglasses:
 

Mitglied 67188

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Wenn man sich ne Produktion von solchen Hobeln anno dazumal anschauen würde dann gäbs da n paar harte Kerle, von denen einer den ganzen Tag feilt, n anderer den ganzen Tag Nieten einhämmert.. Immer noch faszinierend, aber weniger reizvoll das selbst zu machen.
Und anderswo auf der Welt sind viele Handwerke heute noch so lebendig wie sie hier früher waren. Auch da kann man wieder erlernen was verloren ging.
da gebe ich dir beide male recht.
Hier wie damals war es Luxus sich einer Sache zu widmen die nicht dem überleben diente.
Doch dieser Luxus Zeit zu haben mußte ja auch erstmal erkämpft werden.
Ich glaube es wird immer seltener, dass das Wort Kunst mit Können in Verbindung gebracht wird
auch damals schon wird derjenige der nur die Nieten gehämmert hat nicht mit Leidenschaft dahinter gestanden haben
sondern hat nur sein Brot verdient.
Auch wenn so ein Hobel nicht notwendig ist in dieser Bearbeitungsqualität und Fertigungstiefe, beinhaltet er Dutzende Arbeitstechniken
die jede einzelne als Referenz dienen kann auch für andere Objekte.
Es ist ein bewahren vieler handwerklichen Schritte in einem Konstrukt.

Der Vergleich mit anderen Ländern unterscheidet sich ein klein wenig in der Art der Entwicklungsstufe der Werkzeuge.
Die hohe Stahlgüte z.B. um Werkzeuge herzustellen mit denen man wieder bessere Werkzeuge herstellen konnte.
So können wir zwar darüber staunen was die alles herstellen mit Werkzeugen die deutlich primitiver sind,
doch übertragen in unserer Welt heute, können wir zwar Bescheidenheit lernen, weniger den Umgang mit erstklassiger
Werkzeuge und deren Möglichkeiten.
Trotzdem unverzichtbare Koexistenz beider Welten.
Hier könnte man sicherlich noch weitere Überlegungen anstellen, doch um es kürzer zu machen,
ich sehe da nicht nur Nostalgie und Romantik, sondern es zeigt auf seine Weise, wo wir heute stehen
mit unseren Fähigkeiten, ein anderer Spiegel als Industrie 4.0 oder wieviel Terabyte wir in einen Stecknadelkopf packen können.

Bin auf jeden Fall froh, dass es Menschen gibt die sich die Zeit nehmen Handwerkskunst in ihren Produkten
zu konservieren und auch darum, dass es Leute gibt, die sich diese leisten können
auch wenn diese dann die Werkzeuge nur in Vitrinen stellen... letzteres ist allerdings wirklich schade.

Wobei... es sich leisten können ist in manchen Fällen auch nur eine Frage der Priorität z.B.
von 112 Schachteln Zigaretten oder 7000km weniger Autofahren....

oder 155 mal weniger oft Espresso und Eiscreme in Cafés zu genießen :emoji_fearful:
und_weg.gif
 

Lico

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auch damals schon wird derjenige der nur die Nieten gehämmert hat nicht mit Leidenschaft dahinter gestanden haben
sondern hat nur sein Brot verdient.
Hast Du mal in alten Doku-Filmen gesehen, wie Werftarbeiter die frühen Einsenrümpfe zusammen genietet haben. Ich bin mir sicher, dass die ziemlich stolz auf ihr Handwerk und die Schiffe, die die gebaut haben waren.

Lico
 

Mitglied 67188

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wie Werftarbeiter die frühen Einsenrümpfe zusammen genietet haben. Ich bin mir sicher, dass die ziemlich stolz auf ihr Handwerk und die Schiffe, die die gebaut haben waren.
bitte lesen und nicht aus dem Kontext reißen.
Es ging um die Industrialisierung, dem Weg zur Fließbandarbeit, fernab von der Romantik einer Meister Eder Werkstatt.
Es ist viel leichter einer nicht ungeschickten Person einzig das nieten beizubringen als ihm eine ganze Lokomotive bauen zu lassen.

Das Werftarbeiter die damals nach hohen Vorgaben, ähnlich der Schweißer heutzutage gute Fachkräfte sein mußten / müssen ist klar.
Doch hätte man diesen Nietsetztern oder Schweißern noch mehr Zeit gegeben wäre der eine oder andere in der Lage gewesen
mal richtig zu zeigen was er kann anstatt einer Vorgabe wie 10m in der Stunde, folge leisten zu müssen.

Auch den guten Schweißern setzt man heute in vielen Bereichen den Schweißroboter vor die Nase.
Folge, nur noch hochausgebildete Entwickler, Ingenieure etc. werden gebraucht.
Die handwerkliche Geschicklichkeit geht verloren und damit auch eine unverwechselbare Ästhetik.
 

elmgi

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oder 155 mal weniger oft Espresso und Eiscreme in Cafés zu genießen :emoji_fearful:
und_weg.gif

Vorsicht, Vorsicht, Du weißt, dass Du da einen ganz gefährlichen Weg eingeschlagen hast?! :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:

Wenn´s dermaßen ans Eingemachte geht, dann hilft auch kein "Duck und wech", das muss ich doch in
aller Deutlichkeit sagen! :emoji_wink::emoji_grin::emoji_sunglasses:
 

Lorenzo

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Elmar, das von Martin geschriebene heisst im Klartext schlicht: Kauf jetz dem Fritsche nen Hobel ab, um guten Willen zu zeigen! Bei ner Hofmann und Altendorf Ausstattung sollte das auch mit dem Kaffee und Eiskonsum einher gehen. :emoji_slight_smile:
Und schon bin ich versucht gegen einen eigenen Grundsatz zu verstoßen. Ich gliedere mich nämlich in die Riege derer ein, die dir nach dem Werkzeug trachten. Also den Fritsche dann bitte an mich wenn du die Werkstatt aufgibst :emoji_wink:
Darf ich dir deinen neuen Hobel vorschlagen? So in gemeinsamen Interesse. Ich glaub der A11 Mitre improved mit Bronzeseiten wär dein ganz persönlicher Lieblingshobel.
 

Holzrad09

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Finde es gar nicht so ungewöhnlich, wenn sich jemand selbst einen Hobel baut. Dazu findet man Videos bis zum abwinken.
Der Name Fritsche war mir in Verbindung mit Hobel bisher neu und wenn er seine Sachen an den Mann kriegt, ist doch alles gut.
LG
 

Lorenzo

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Jo, der Fritsche sorgt auch dafür, dass der Artenschwund am Laufen bleibt.
Er kommt zwar in dem Film explizit zur Sprache dass er sich sein Hobelsortiment aus Altbeständen von anderen Handwerkern zusammengesammelt hat, aber im Prinzip hast du damit natürlich nicht unrecht. Er weckt ja schließlich Begehrlichkeiten.
Ich fände die Hobel auch nochmal deutlich interessanter wenn er einheimische Hölzer verwenden würde.
In diesem Sinne Elmar, frag doch mal an ob ich ihm ein bisschen Birne schicken kann aus der er dann deinen Hobel baut. :emoji_wink:

Übrigens, da ich momentan wieder mit nem Obstbauern aus dem Dorf auf den Streuobstwiesen unterwegs bin, noch ne kleine Zusatzinfo an Leute die die Möglichkeit haben mit selbigen ins Gespräch zu kommen: Die Bestände sind recht alt. Nach dem Krieg wurden sehr viele Obstwiesen angelegt, und die Bäume sind zu nem großen Teil so um die 70 Jahre alt. Das heisst die Bäume fangen an Probleme durch Trockenheit und Sturm zu bekommen. Sind auch damals nicht in den besten Lagen gepflanzt worden, die waren für Getreide reserviert. In den kommenden Jahren werden deshalb viele Bestände verjüngt werden. Und da die alten meist schlichtweg verheizt werden, kann man jetz nochmal an gutes Obstholz kommen. Da kann man das Bewusstsein schaffen dass das Obstholz auch schönerer Bestimmung denn als Brennstoff zugeführt werden kann. :emoji_wink:
Ich werd auf jeden Fall noch paar Stämme bekommen die nächste Zeit, und mir dann aufsägen lassen. Neue Bestände werden selten Hochstammbäume sein weil die schwieriger zu pflegen und ernten sind als niedrige Bäume. Jetz oder nie!
 
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Dietrich

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Hallo,

hab es mir angeschaut, Herrn Fritsche habe ich vor Jahren auf der H&H in Nürnberg im Umfeld des Hobelwettbewerbs kurz getroffen.
Wunderbare Arbeit toll dokumentiert.
In Zeiten wo 16 jährige Glasscheiben-Mobeltelefone zu 1000€ das Stück rumschleppen sollte der ein oder andere Holzwerker schwach werden.

Gruß Dietrich
 
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