Wo bleibt die Qualität

schorsch

ww-robinie
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Hallo,
habt ihr auch den Eindruck, das heutige Möbel immer primitiver und kurzlebiger gebaut werden. Hauptsache die Optik ist perfekt und passt zum momentanen Trend und Fertigstechnologie. Die Qualität ist schon lange auf der Strecke gebliegen. Eine gedübelte Spanplattenecke wird schon als Qualitätsmerkmal verkauft. Dabei haben unsere Vorfahren uns doch gezeigt wie langlebige Möbe konstruiert und gebaut werden.Da braucht es keinen Desinger der die Trends vorgibt, die Form und Gestaltung ergibt sich aus der Konstruktion und der Liebe zum Material und der Freunde an der Arbeit.
Dadurch könnte sich der Schreiner abheben von der Masse, nicht Quantität sondern Qualität ist gerade heute im Zeitalter der Resourcenverknappung angesagt. Statt desser entwickelt sich der Schreiner zum Abhängigen seiner Fertigungstechnologie bzw der kleine Betrieb zum Vertriebs und Montagtebetrieb mit zunehmender Abhängigkeit.
Wie ist eure Meinung?
Gruß Georg
 

saw

ww-buche
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Letztendlich bauen wir doch das was der Kunde haben will.
Und wenn des n "glattes" Möbel in Hochglanz Lack ohne Griffe sein soll, baue ich des halt.
Was man gerne bauen würde und was man verkauft bekommt ist leider nicht immer des gleiche.
Wobei man auch ein "Spanplattenmöbel" relativ "wertig" bauen kann.
 

TischlerLoos

ww-robinie
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Ist doch alles eine frage des Preises oder??

ICh würde auch viel lieber Runde Sachen bauen und alles Schübe mit Zinken....

Aber es muss auch bezahlt werden.. Denn ich will von dem Job Leben mache das ja nicht nur als Hobby...
 

Airborne

ww-robinie
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Möbel sind durch die einfachere Konstruktion auch billiger geworden. Was hatten die Vorfahren denn? Wenn da jeder eine Stuhl hatte (oftmals Bank in der Ecke) war es schon gut, Dazu gab es einen Tisch und fertig. Im Bett war man meist nicht alleine. Schränke? Naja, einen in der Küche, vielleicht noch einen Kleiderschrank und wenn man schreiben konnte (und dann meist auch leisten konnte) auch einen Sekretär.

Die Zeiten ändern sich halt. Dafür musst du auch nimmer alles mit Muskelkraft zurecht machen.

Gruß
Torsten
 

Eurippon

ww-robinie
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Hallo,
habt ihr auch den Eindruck, das heutige Möbel immer primitiver und kurzlebiger gebaut werden. Hauptsache die Optik ist perfekt und passt zum momentanen Trend und Fertigstechnologie. Die Qualität ist schon lange auf der Strecke gebliegen. Eine gedübelte Spanplattenecke wird schon als Qualitätsmerkmal verkauft. Dabei haben unsere Vorfahren uns doch gezeigt wie langlebige Möbe konstruiert und gebaut werden.Da braucht es keinen Desinger der die Trends vorgibt, die Form und Gestaltung ergibt sich aus der Konstruktion und der Liebe zum Material und der Freunde an der Arbeit.
Dadurch könnte sich der Schreiner abheben von der Masse, nicht Quantität sondern Qualität ist gerade heute im Zeitalter der Resourcenverknappung angesagt. Statt desser entwickelt sich der Schreiner zum Abhängigen seiner Fertigungstechnologie bzw der kleine Betrieb zum Vertriebs und Montagtebetrieb mit zunehmender Abhängigkeit.
Wie ist eure Meinung?
Gruß Georg

Zunächst einmal, was ist Qualität?
Wenn der Kunde zufrieden ist. Punkt.

Qualität definiert sich also nach dem Bedürfnis des Auftraggebers.

Dann die Frage welche Möbel werden primitiver? Wohl eher die Massenware von der Stange. Toll waren die aber noch nie, eher eine Art Rache der Möbelindustrie. Schön findet die bei freier Auswahl wohl kaum jemand, eher haben sie die Daseinsberechtigung in mangelnder Kaufkraft begründet.
Solche Möbel werden nie besser werden, das würde aufgrund von Rationalisierung (wobei auch das Design aus Entwicklungskostengründen vernachlässigt würde ) gegen das Wirtschaftprinzip verstossen.

Jetzt gibt es zwei Sorten: Die einen rennen ins SB-Haus, die anderen können aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation entweder ins bessere Möbelhaus oder wagen den Gang zum Tischler. Das setzt allerdings ein gewisses Maß an Interesse an der Sache vorraus. Ich glaube die Mehrzahl juckt es nicht ob ein Schubkasten gezinkt ist oder nicht. Dazu ist ein elitäres Denken notwendig.
Die meisten brauchen einfach nur Möbel. Jetzt grenzt man sich aber ab. Jemand mit Spucke auf dem Konto (persönlicher Berufsstand) und einem vielleicht damit verbundenem Anspruch an Ästhetik für seine unmittelbare Umgebung ist von Grund auf mehr bereit zu zahlen. Also geht er dorthin wo der Preis verlangt wird.
Ob das Erworbene besser oder schlechter ist entzieht sich mangels Fachkompetenz seiner Kenntnis. Vielleicht sieht es auch nur schöner. Also ist es für ihn in diesem Fall besser.
Klassisches Preis-Targeting wie im Supermarkt.

Qualität hat nichts mit Massivholz oder Zinken zu tun.
Man kann super Schübe ohne Zinken herstellen die trotzdem halten. Natürlich sind Zinken schöner.
Man kann Spanplatte furnieren (in diesem Fall Starkschnitt), sodass eine spätere Restauration des Möbels noch rentabel ist.
Aber das ist eine Aufgabe für den selbstständigen Tischler, denn der muss es seinen Kunden plausibel verkaufen können.
In manchen Fällen wird das gegenüber Modell 08/15 preislich in der Herstellung den Kohl nicht fett machen. Andere Änderungen widerum lassen den Endpreis explodieren.

Man kann von Glück sprechen dass es noch niedriges Niveau gibt. Dann werden auch bessere Arbeiten noch besser entlohnt. Wenn die Messlatte stetig steigt fallen auch die Preise.
Sind wir als Tischler froh dass die Industrie (vor allem ein spezieller Branchenprimus aus Skandinavien) nicht ihr komplettes Potential ausschöpft und das Maximum fährt.
Welche Tischlereien haben eine Lackierstrasse oder können fehlerfrei lackieren?
Wer produziert solche Massen, sodass selbst gravierende Qualitätssteigerungen (mal ordentliche Schubkastenböden, vernünftige Rückwände, bessere Verbindungsbeschläge, besseres Trägermaterial, bei Materialauswahl immer den Trend vorgeben) nicht sonderlich ins Gewicht fallen würden?
In welcher Unternehmensform ist es fast Rille ob er bei Massivholzschränken in Plattenbauweise Dübel und Verbinder auf der CNC einbohrt oder eine Gratnut fräst?

Dagegen hilft nur die Individualität, die eigene Handschrift des Tischlers.
Das funktioniert aber bei Normalkunden (also diejenigen ohne Geschmack) auch nur solange bis andere nachziehen.

Sind wir also froh dass die Möbel (von der Stange) immer schlechter werden.

Zum Schluss noch ein Gedankenspiel:
Gehen wir mal davon aus ein Grossteil des Kundenstammes der Tischlereien wollte auf einmal nur noch Massivholzmöbel, am besten rund, Formverleimte Türen mit Hochglanzlackierung.
Wie würde das wohl enden wenn das Level ein gutes Stück für alle nach oben gehen würde?
 

schorsch

ww-robinie
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Hallo,
da muss ich jetzt doch kontern. Wer definiert die Qualität im heutigen Möbel-Plattenbau? Doch wohl nicht mehr das Handwerk. Das Handwerk hat den Fehler gemacht der Industrie hinterherzulaufen und wird dabei bestimmt nicht als Sieger hervorgehen. Für die Verarbeitung von immer billigeren Werkstoffen brauche ich immer bessere Maschinen um diese noch verarbeiten zu können. Und nach deiner Defenition: Qualität das was dem Kunden gefällt, hat hier die Industrie hier doch ein leichtes Spiel.
Gruß Georg
 

Eurippon

ww-robinie
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Das Handwerk hat den Fehler gemacht der Industrie hinterherzulaufen und wird dabei bestimmt nicht als Sieger hervorgehen.

Damals war es aber fast Zwang. Damit war das Hauen und Stechen um Kundschaft eröffnet.
Es war einfacher als persönliche Beratung, der Kunde sah ja im Geschäft was ihm zu gefallen hatte...
Bitte, nur um Missverständnisse vorzubeugen:

Ich bin im Prinzip Deiner Meinung!
Aber die Kunden werden mehr die ordentliches Mobiliar haben wollen. Die Menschen begreifen langsam dass sie zu arm sind um sich Schrott zu kaufen.
 

WinfriedM

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Ich glaub, da verschiebt sich auch das Anforderungsprofil. Früher war es wichtig, das Möbel sehr lange halten. Heute wollen die Leute öfters mal was Neues und können es sich auch leisten. Also spielt das Argument Langlebigkeit keine große Rolle mehr. Im Bereich Möbel macht sich so auch kurzfristige Mode breit. Man wechselt sie, wie Klamotten.
 

GertG

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Den Trend halte ich aber, zumindest bei der intellektuell und verdienstmäßig oberen Hälfte der Kundschaft für lange rückläufig.

Viel schlimmer ist für Euch einfach, daß Ihr aus dem Bewußtsein des normalen Verbrauchers verschwunden seid.
Ich schrieb es hier schon mal woanders:
Ihr seit imagemäßig sehr schlecht aufgestellt.

Auch ich habe erst durch mein Hobby den Unterschied zwischen einem Schuhschrank und einem Schuhschrank festgestellt.
Die beim Dicounter kennen den nicht, habe keine Leute, die ihn erkären könnten und wenn, wär es auch nutzlos, weil sie ein solches Produkt sowieso nicht führen.

Letztendlich bauen wir doch das was der Kunde haben will.
Und wenn des n "glattes" Möbel in Hochglanz Lack ohne Griffe sein soll, baue ich des halt.
Was man gerne bauen würde und was man verkauft bekommt ist leider nicht immer des gleiche.

Ist mir als Kaufmann zu oberflächlich gedacht.
Was der Kunde will, bestimmt der Anbieter.
Oder habt ihr in den 80er und 90er Jahren den I-Pod vermißt? Oder den George-Foremann-Grill? Oder den 250PS-SUV?
Weshalb schmeißen Leute gutes Geld in großen Summen für überflüssigen Müll aus dem Fenster, wollen aber Eure Möbel nicht bezahlen?

Euch fehlt ein schlagkräftiger Verband und ein gutes Konzept.
Dann habt Ihr auch Einfluß auf die Nachfrage.
Was man aktuell aus Eurer offiziellen Ecke hört, klingt alles sehr provinziell und onkelhaft.
 

Rühl

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Ist mir als Kaufmann zu oberflächlich gedacht.
Was der Kunde will, bestimmt der Anbieter.
Oder habt ihr in den 80er und 90er Jahren den I-Pod vermißt? Oder den George-Foremann-Grill? Oder den 250PS-SUV?
Weshalb schmeißen Leute gutes Geld in großen Summen für überflüssigen Müll aus dem Fenster, wollen aber Eure Möbel nicht bezahlen?



Deshalb gibt es die Werbeindustrie! Da werden die Bedürfnisse erst geweckt!



Die Qualität bestimmt immer der Kunde!
Denn was ihm preiswert (nicht billig) erscheint wird er auch kaufen.

Was die meisten Handwerker einfach nicht können ist es eben diese Begehrlichkeiten zu wecken.

Wir dürfen halt unsere handwerkliche Sicht auf Produkte nicht zum Maßstab machen.




Gruß
 

saw

ww-buche
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Was der Kunde will, bestimmt der Anbieter.
Selten.
Zu wenige Leute stellen wirklich die Qualitätsansprüche an ein Möbel, welches sie z.B. an ihren neuen Wagen stellen. Wenn es im sichtbaren Bereich gut aussieht reicht das vielen,
wenn dann noch Türen und Schübe gedämpft schließen, sind die schon begeistert.
Wenn ich nu bei solchen Kunden versuche ihnen was zu verkaufen was sie nicht bezahlen wollen, egal wie viel besser auch immer ist, gehen die zum nächsten Kollegen oder Möbelhaus und aus die Maus.
Glücklicherweise haben wir noch genug Kunden die das nicht so sehen und bereit sind für ein Schlafzimmer auch mal einen fünfstelligen Betrag aus zu geben. Da schlafen sie ja auch noch drin wenn der Wagen längst auf dem Schrott verwertet wurde.
Nur solche Kunden werden immer seltener, weil die schon über ein gehobenes Einkommen verfügen müssen.
Den Durchschnittsverbraucher dazu zu bewegen sein Auto mal paar Jahre länger zu fahren, ne iPod Generation aus zulassen und mal nur in Deutschland Urlaub zu machen, damit er genug Geld hat den Mehrpreis für des Möbel zu zahlen, welchen er einfach zu oft nicht wirklich sieht, ist verdammt schwer.

Und mal ganz ehrlich, wenn ich beim Auto Händler stünde und n gebrauchten Golf kaufen wollte, er mir aber ständig den neuen Passat verkaufen wollte, was würden wir machen?
Zum nächsten gehen möglicherweise....
 

schorsch

ww-robinie
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Hallo,
es stimmt, selbst Möbel sind sehr kurzlebig geworden. Ob die nächsten Generationen sich dies noch leisten können. Ich persönlich halte es für ökologischen Wahnsinn alle 10-15 Jahre sein Mobiliar wegzuschmeissen. Zur Aufrechterhaltung dieser Wegwerfmentalität und der Schaffung immer neuer Trends -die keiner braucht- investiert die Industrie sehr viel Geld, und dies ist auch notwendig sonst verlören sie ihre Existenzberechtigung.
Das Handwerk sollte sich meiner Meinung nach davon distanzieren, und wieder bewußt versuchen Werte zu schaffen.
Gruß Georg
 

Eurippon

ww-robinie
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Was man aktuell aus Eurer offiziellen Ecke hört, klingt alles sehr provinziell und onkelhaft.


Ich wohne auf dem Land und bin fünfmal Onkel, also melde ich mich nochmal dazu :emoji_grin:
Der ganze Beitrag mal als Annahme, Tischler sind in der Lage Qualität zu produzieren.

Die Ursache und Lösung des Poblems liegt viel tiefer begraben.
Die angesprochenen Konsumgüter wie Ipod, geiles Auto oder neueste Glotzengeneration sind mittlerweile zu Statussymbolen geworden und repräsentieren den Lebensstil immer up to date zu sein. Das sind meistens Produkte aus der Elektrotechnik, von denen sich das tumbe Volk Lebensqualität verspricht. Dagegen sind Möbel was langlebiges (sollten sie zumindest sein), also genau das Gegenteil - stehen nur dumm in der Gegend rum und geben keine Töne von sich. Sagen wir es einfach mal in neudeutsch: Die Performance fehlt.
Da man sein Mobiliar nur selten mit sich rumschleppt um es anderen zeigen zu können steht es leider in der Konsumkette relativ weit unten.

Menschen mit ansprechender Inneneinrichtung, also jene die sich Gedanken um die Sache machen und ein gewisses Interesse mitbringen, haben eine andere Wertvorstellung und handeln rationaler.

Ich kenne eigentlich keine Person aus der Mittelschicht die im Bereich der Unterhaltungselektronik und gesellschaftlichen Statussymbolen immer auf dem neuesten Stand ist und gleichzeitig wertiges Mobiliar besitzt.
Hinzu kommt noch die fehlende Kenntnis über das Leistungsspektrum des Handwerks. Das Vorurteil, niemand (ausser die Oberschicht mit 100000 Jahresgehalt) könne sich mehr Möbel vom Tischler leisten kursiert ebenso.

Letztens noch erlebt: Sitzen bei Bekannten zum Grillen als das Thema aufkam. Dann fragte ich was sie damals beim Hausbau für ihr Küche bezahlt haben. Meine Antwort war, für die 10000 Euro hätte man auch zum Schreiner gehen können.
Wo wir wieder bei dem Imageproblem wären.
Wobei Image nicht das Problem darstellt. Vielmehr die Erkenntnis, dass der Kunde ohne Ahnung und Vorstellungen keinen Bock auf das Prozedere beim künftigen Tischler des Vertrauens hat.
Die Kunden würden öfter Möbel machen lassen wenn der zu beschreitende Weg einfacher wäre. Welche normale 08/15 Schreinerei hat schon vorgefertigte Modelle von Möbeln in einem Showroom, oder die nötige Software um etwas fotorealistisch binnen Minuten darstellen zu können? Unabhängig von der Fähigkeit Begehrlichkeiten beim Kunden zu wecken?
Da ist das Möbelhaus bequemer: Reingehen, aussuchen, mitnehmen.
Es ist der unschätzbare Vorteil der gesamten Industrie, dass die Produkte fertig zum Anfassen bundesweit in Verkaufsflächen ausliegen. Wäre dem nicht so, gäbe es auch hier riesige Absatzprobleme.

Die Dienstleistung "Tischlerhandwerk" muss sich also an sich ändern, noch kundenorientierter werden, mehr Partnerschaften bilden und Zeitgeist beweisen. Zudem kommt die bessere Ausnutzung und Präsenz in den neuen Medien. Die meisten Tischler haben zwar Webseiten, zielen aber nicht auf Konzepte ab. Wenn ich in der Gockel Bildersuche ein Begriff für ein Möbel eingebe, erscheinen zuerst Einträge von Massenherstellern. Ja was erwartet der Tischler denn wenn er durch Webpräsenz auf Aufträge hofft? Schlechtes Firmenmarketing ist hier die Ursache.
Gegeben: Niemand kennt seine Firma. Ziel: Aufträge, Missionierung...
Der Weg? Wohl kaum mittelmässige Zeitungsanzeigen oder Internetseiten. Solange die Werbemaschinerie stagniert wird sich an der Situation auch nichts ändern und das Feld wird quasi kampflos überlassen.
 

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Ich würde mal vermuten, dass es auch großenteils damit zusammenhängt, dass viele heutzutage die "richtigen" Hölzer überhaupt nicht mehr kennen.

Was heutzutage als Holz bezeichnet wird, hat doch mit der Vorstellung von Holz vor - lassen wir es nur 60 Jahren sein - überhaupt nichts mehr zu tun. Die meisten interessiert doch auch heute gar nicht mehr, was genau für eine Sorte das überhaupt ist, es wird schick weiß mit Plastiklack überzogen und dann als Ikea produkt für 9,95 verkauft...

Zudem wurde ja aufgrund des intensiven Raubbaus viel auf Züchtung und Substitute gesetzt. Die dinger die die da in kurzer zeit aufspritzen, damit sie gerade eben die verwendeten/benötigten Eigenschaften bekommen, das kann man doch noch nicht mal mehr als "Baum" bezeichnen...

Ich denke die etwas älteren unter euch werden vielleicht diese Einstellung teilen können...
 

massa999

ww-birnbaum
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Um den Thread eine ergänzende Note zu geben. Da waren bis jetzt einige sehr zutreffende Analysen zu lesen.
Ich meine man kauft auch ein gerüttelt Mass an Emotionen. Diese können geweckt werden (oder besser formuliert, transportiert) werden. Mein Vorredner erwähnte Holz in den heutigen Verkaufsformen (von Ikea als Möbel bis Schnittholz aus dem Bauhaus). Das allermeiste ist einfach Schrott. Im Eilgang getrocknet, sogenannte Massivplatten in übelster Weise maschinell gefügt (wobei gefügt, ja gar nicht als Begriff verwendet werden dürfte, für so Produkte).
Ich bin nicht selbstständiger Tischler, aber beschäftige mich sehr mit Methoden der Holzbearbeitung die dem Werkstoff Holz gerecht werden. Wenn dann Fremde vorbeikommen, meinen die dass sowas gar nicht möglich sei zu kaufen usw, usf.
Darauf angesprochen was mich das gekostet hat, sind alle unisono erstmal ungläubig,dann kommt die Frage wie lange ich dafür gebraucht habe. Da kommt dann schon mal 1-2 Tage für ein Kastenfenster zusammen (nur als Beispiel).
So und jetzt kommt das grosse Dilemma. Als davon mich ernähren müssender, wird darus das dreifache am Preis den ich verlangen müsste, und zweitens, sehen wir alle leider immer noch Zeit als Geld an. Diese Rechnung kann immer weniger aufgehen.
Zurück zu den Emotionen. Wenn ich Besuchern das Holzlager zeige und dann erkläre welches Holz für was verwendet wird (von mir). Dann auch noch erkläre warum manche Konstruktion so und nicht anders gemacht wird. Ausserdem ich nix von Spax-Schrauben usw. halte. Dann auf einmal meinen nicht wenige, für so ein Möbel usw. würden sie sehr wohl mehr Geld ausgeben.

Wie ein besserer schreiben würde

Nur als Gedankenansatz gemeint (sinngemäss)

Grüsse, Johann
 
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