Hallo bigmasterbe,
nach all den wohlmeinenden Ratschlägen, es erst garnicht mit dem Fenster- und Türenbau zu versuchen, möchte ich einen anderen Standpunkt vertreten.
Auch ich habe den Schreinerberuf nicht gelernt, sehe mich aber als ambitionierten Holzwerker, der sich in bald 30 Jahren an vieles gewagt hat, u.a. auch gestemmte und gewendelte Treppen. Meine Ergebnisse, meist für das eigene Haus und die Wohnung, halten nach dem Urteil von Fachleuten einem Vergleich mit professionell Gefertigtem stand.
Die Grundlage dafür sind neben einer entsprechenden Ausrüstung, die ich mir von den ersparten Ausgaben nach und nach beschafft habe, der Wille sich mit den Eigenschaften des Werkstoffes Holz auseinanderzusetzen und stets zu hinterfragen, warum ein Tischler es so und nicht anders macht.
Mein Motiv war weniger das Geld für einen Handwerker zu sparen, sondern die Bewältigung einer selbstgestellten Herausforderung und die Sicherheit im Nachhinein zu wissen, das bestmögliche Ergebnis erzielt zu haben. Wer schon mal ein Haus gebaut hat, wird wissen, daß man ohne ständige Präsenz und Beobachtung oft nur suboptimal bedient wird, weil der ständige Zeitdruck viele Handwerker dazu verführt "schnelle" Lösungen zu bevorzugen.
Die selbst eingesetzte Zeit darf man natürlich nicht kostenmäßig betrachten. Wer in dieser Zeit Geld verdienen kann, macht im Hinblick darauf mit Sicherheit ein Minusgeschäft. Aber es gibt ja noch andere Dinge als Geld, die dem eigenen Selbstverständnis ebensoviel, wenn nicht gar mehr bringen.
Zu den Fragen:
Auf der Materialseite ist die Grundvoraussetzung für qualitativ hochwertige Bauelemente ein erstklassiges Holz. Sämtliche Fenster habe ich aus feinjährigem Lärchenholz von langen, geraden Erdstämmen gefertigt, das als Blockware mehrere Jahre Zeit zum Trocknen hatte. Ich habe verleimte und einteilige Kantel verwendet und hinsichtlich des Verziehens keinen Unterschied festgestellt: jeweils Null Verzug. Lärche hat allerdings den Nachteil, daß austretendes Harz den Oberflächenschutz durchdringt und verletzt.
Grundlage der Planung ist Art, Anzahl und Größen der Fenster. Mache Dich mit den Fensterprofilen vertraut, um danach den Bedarf an Fräsern zu ermitteln. Umgekehrt, wenn Du einen Fräsersatz hast, ist das Fensterprofil im wesentlichen vorgegeben. Ich hatte mir damals (1992) den Felder Fräsersatz gekauft, der von Stehle hergestellt wurde, und ihn um weitere Fräser ergänzt, um Schlitze, Zapfen und Profile in einem Arbeitgang fräsen zu können. Die Fräser sind HSS-bestückt, was für die überschaubare Anzahl Fenster vollkommen ausreichend ist. Für die großformatigen Fräser benötigst Du eine 40 mmØ Fräswelle und eine größere Schutzhaube mit Absaugstutzen. Für die Zapfen-/Schlitzfertigung ist ein Schiebetisch mit Klemmvorrichtung für die Kantel unabdingbar.
Für die Verleimung der Rahmen und Flügel habe ich eine WEISS-Verleimpresse, die mit zwei zusätzlichen horizontalen Schienen als Rahmenpresse fungiert. Sämtlich Längsfälze habe ich zuerst mit Untermaß gesägt und erst dann auf Maß gefräst. Die äußeren Fälze der Flügel wurden zunächst einseitig eingesägt und erst nach der Verleimung durch einen 2. Schnitt ausgesägt.
Für die Beschläge suchst Du am besten einen darauf spezialisierten, eher kleinen Fachhändler, von dem Du Dir zunächst einen Katalog erbittest, um Dich mit der Materie vertraut zu machen. Alternativ kannst Du auch im Internet fündig werden. Wenn Du dann weißt, was Du willst, stellst Du Deinen Bedarf zusammen und bestellst en bloc. Da gibt es dann schon Prozente.
Aus Aversion habe ich nie Euronut-Systeme verwendet, bei denen viel Material weggefräst wird, nur damit man den Sitz der Schließbleche anpassen kann. Allerdings weiß ich nicht, ob es heute im Zeitalter der KS-Fenster noch Systeme gibt, bei denen die Schließblechaufnahmen noch einzeln und paßgenau eingefräst werden müssen (mit Schablone). Nur in Ausnahmefällen habe ich eine Regenschiene verwendet, weil ich diese tote Fliegen Sammler nicht mag. Stattdessen habe ich die althergebrachten Wetterschenkel verwendet.
Die Isolierglasscheiben habe ich bei einem örtlichen Glaslieferanten bestellt, der eine eigene automatische Fertigung für solche Scheiben mit den verschiedenste Glassorten (z.B. bedampft) und -stärken hat. Für den Einbau der Scheiben in die Flügel macht man sich im Internet schlau. Ein Horror war das Abdichten der Fensterfugen mit Silikon. Das habe ich nach anfänglichen Versuchen, die trotz Druckluft-Silikonspritze und Trennmittel stets mit verschmierten Scheiben endeten, schließlich einen Fachmann machen lassen. Heute würde ich eine Trockenverglasung bevorzugen.
Die Stücklisten meiner Fenster habe ich ausgehend von den Rohbaumaßen, der Anzahl der Flügel (1 - 3) und der Anzahl der Sprossen mit einem selbstgeschriebenen Programm erzeugt und geprüft. Das hat den Vorteil, das sämtliche Teile inkl. der Scheiben bemaßt sind und ohne weitere Nachkontrolle danach hergestellt/bestellt werden können.
Zu den Fenstern habe ich außen und innen Fensterbank, Laibungen und Blendrahmen nach dem Muster eines alten Fensters am Haus gemacht (s. Bilder). Die Verzeichung des Aufnahmeobjektivs läßt die geraden Fensterseiten gebogen erscheinen. Wie man sieht, ist es wieder an der Zeit, die Fenster frisch zu streichen (in 16 Jahren das 3. Mal), aber das hat auch noch bis nächstes Jahr Zeit. Die Bänder innen, rechts neben dem Drehkipp-Flügel, haben keine Funktion sondern sind lediglich als optisches Gegenüber zu den Bändern des Stulpflügels zu sehen.
Dazu noch ein Bild einer selbstgefertigten Haustür mit Jugendstilelementen (und Schwellendichtung und Mehrfachverriegelungssystem).
Es geht also. Deshalb: nur Mut und gutes Gelingen!
Norbert