Zugeisen, Ziehmesser: wie scharf muß das sein und wie schärft man

willyy

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Guten Mittag,

in der Garage liegt noch ein Stämmchen zum schälen und ein Ziehmesser von meinem Uropa.
Das kenne ich als Schepseisen, offiziell heißt es glaub ich Zugmesser.

Die Klinge ist so naja, würde ich sagen. Reicht das um Rinde zu entfernen oder gehört das geschliffen ?
Und wenn ja wie ? Vermutlich spannt man das Eisen ein, weil ich sonst einhändig arbeiten muß ?


01_Ziehmesser vorn.jpg
02_Ziehmesser hinten.jpg

03_Schneide.jpg

04_Schneide 2.jpg

Ebenso vom Uropa ist noch ein Schärfstein übrig, der könnte auch zur damaligen Sense gehören. Passt der für das Messer?
Verwendet man den naß oder trocken ?

05_Schleifstein.jpg

Grüße
Thomas
 
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Holzrad09

ww-robinie
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Die Klinge ist so naja, würde ich sagen. Reicht das um Rinde zu entfernen oder gehört das geschliffen ?
Um Rinde zu entfernen muss es jetzt nicht soooo scharf sein, da man sonst ständig ins Holz schält und es dann mühsam wird.
Manche Gewerke benutzten es aber auch für Holzarbeiten ( Böttcher, Schindelmacher, Wagner oder Zimmerleute ) und da sollte es schon richtig scharf sein, weil es da als eine Art Hobel benutzt wird.
Als ungeübter würde Ich es nicht selber schärfen, da man sich schnell Wellen reinschleift, am besten man gibt es einem Messerschärfer etc, die haben täglich mit schärfen zu tun.
LG
 

schrauber-at-work

ww-robinie
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Mahlzeit,

gehört das geschliffen ?
Ja.
Und wenn ja wie ?
Na ähnlich wie ein Eisen vom Hobel. Spiegelseite "schön" machen, dann Schneide.
Passt der für das Messer?
Jein, geht schon aber zum "putzen" der Spiegelseite wäre der mir zu fein. Eher was mit Körnung 400 oder so in der Art. Zum schärfen der Schneide sollte es gehen.
Verwendet man den naß oder trocken ?
Normalerweise trocken. Habe noch niemanden auf der Wiese die Sense Nass schleifen gesehen :emoji_ghost:
 

Zuckermann

ww-ahorn
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Da seh ich ein Zieh(messer)eisen (Reifmesser, gibt da regional mehr Namen dafür), ein "Schepseisen" ist ja mMn ein ganz anderes Teil, welches man für größere Baumstämme nimmt, so mit langen Stiel und wird stehend auf liegenden Baumstamm verwendet, damit größere Flächen der Rinde auf einmal abgeschält werden kann (z.B. bei Maibaum ...).
Bei frischen Holz und noch saftiger Rinde ist es ja nicht so genau mit der Schneide, wenn du aufgesägte Bretter oder Pfosten abrindest , kann es schon mal anstrengender werden, z.B. kleine Äste damit zu durchschneiden.
Natürlich wird ein Wetzstein nass ! benutzt !
Da gibt es extra Halterungen wo man etwas Wasser rein gibt, früher wurden unter anderen dafür Rinderhörner benutzt!
Ob der hier gezeigte für das Ziehmesser verwendet werden kann weiß ich nicht genau, der ist ja vom wetzen der Sense schon etwas schief und rund "abgenutzt" und ... einmal zuviel auf den Boden hart gefallen, aber die Kosten eh nicht viel neu, gibt grobe und feine.
Zum Schindel machen gibt es eigene Eisen dafür, weil da schlägt man ja auf das Eisen drauf damit es durchgeht und spaltet.
 

willyy

ww-robinie
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also der Stamm liegt seit vermutlich 4 Jahren in der Garage. Ich wußte nicht, dass man die Rinde eigentlich frisch schält.
Wird spannend.
Ich meine, dass mein Uropa damals einen Eimer Wasser dabei hatte und den Stein immer wieder getaucht hat. Aber da war ich 6 oder 7 oder so. Da bin ich mir nicht mehr sicher :emoji_wink:
Auf jeden Fall konnte der mit der Sense mähen und das ging echt schnell.
 

Zuckermann

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Welcher Stamm? Größe?
Früher wurde doch eh alles Gras im Morgentau gemäht (außer Getreide ...) und fast überall gab es Bewässerungsgräben in den Feldern, da war nix trocken gelegt .
 

flüsterholz

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Gerade, wenn ich draußen mit dem Ziehmesser arbeite, habe ich auch nur den Wetzstein dabei. Geht trocken und nass. Benutze den dann aber nur zum nachschörfen. Grundschliff mache ich aber auf Bandschleifer und Tormek. Frisch geschlagenes Holz geht besser zu entrinden. Trockenes ist halt etwas mehr Arbeit, funktioniert aber auch. Viel Erfolg.
 

pb57

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Natürlich wird ein Wetzstein nass ! benutzt !
Da gibt es extra Halterungen wo man etwas Wasser rein gibt, früher wurden unter anderen dafür Rinderhörner benutzt!
slightly offtopic:
Genau diese Kuhhörner, die der Bauer am Gürtel geschnallt trug, haben mich als Kind wahnsinnig fasziniert, und ich weiß genau, daß da Wasser drin war; und dann das Geräusch des Wetzsteins, zwischendurch wurde auch mal gedengelt ... tempi passati!

@willyy Und der abgebildete Wetzstein ist ein Beleg dafür, daß man das Vergehen von Zeit sehen kann :emoji_wink:
 
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agnoeo

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Normalerweise trocken. Habe noch niemanden auf der Wiese die Sense Nass schleifen gesehen :emoji_ghost:
Das Gefäß in dem der Wetzstein für die Sense am Gürtel aufbewahrt wird heißt Kumpf und der ist mit Wasser gefüllt. Das ist meines Wissens üblich und nicht die Ausnahme.

Ich würde den Sensenwetzstein nicht für das Ziehmesser verwenden, aber ich schärfe die auch zum Schneiden von Holz, hier trockene Robinie, Eibe und Haselnuss:



Zum Rindenschälen braucht's nicht so fein zu sein, das ist vergebene Liebesmüh, in der Rinde ist fast immer etwas an Erde oder Dreck drin. Geht so in Richtung Axtschärfe zum Spalten würde ich sagen.

Zum Nachschärfen und Abziehen nehme ich DMT Diamantfeilen (solche kleinen Paddel), die ich entlang der Schneide führe (Vorsicht, Finger!). Das Herrichten der Spiegelseite kann aufgrund der Schneidenbreite schon sehr zeitaufwendig sein, da man das nicht gut auf der Schleifmaschine machen kann. Vielleicht hilft das hier weiter:



Von Galbert wurde auch das Drawsharp entwickelt, ich habe eins, hab mich aber noch nicht so intensiv damit beschäftigt, dass ich den Dreh damit raus habe und wenn es so funktioniert ist der Ansporn auch nicht groß.

Gruß, David
 

Zuckermann

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Den genauen Ausdruck "Kumpf" hab ich absichtlich nicht geschrieben, weil eh die Meisten damit nix anfangen können, die waren auch aus Holz, innen rund konisch ausgebohrt, außen meist sechseckig.
Die alten Sensen hatten ja ein viel dünneres Blatt, da durfte nicht viel Material abgetragen werden und man hatte schnell wieder eine feine Schneid ... (S)schneid kann man sich nicht kaufen, muß man haben :emoji_relaxed:

Schindel machen ... oder nacharbeiten/anpassen ... ist schon ein Unterschied

Aus der Praxis kennt es eh fast keiner mehr und YouTube kann eh "jeder" schauen :emoji_rolling_eyes:
 

seschmi

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Ich muss zugeben, das ich das Zugmesser einfach am Doppelschleifer schärfe. Allerdings mit CBN Scheibe und geringerer Drehzahl, man muss halt aufpassen wegen der Hitze, dass man es nicht ausglüht.

Wenn man nur Rinde abmacht, ist es aber besser, wenn es nicht so scharf ist, dann geht es nicht ins Holz.
 

Paulisch

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Guten Mittag,

in der Garage liegt noch ein Stämmchen zum schälen und ein Ziehmesser von meinem Uropa.
Das kenne ich als Schepseisen, offiziell heißt es glaub ich Zugmesser.

Die Klinge ist so naja, würde ich sagen. Reicht das um Rinde zu entfernen oder gehört das geschliffen ?
Und wenn ja wie ? Vermutlich spannt man das Eisen ein, weil ich sonst einhändig arbeiten muß ?


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Ebenso vom Uropa ist noch ein Schärfstein übrig, der könnte auch zur damaligen Sense gehören. Passt der für das Messer?
Verwendet man den naß oder trocken ?

Anhang anzeigen 163933

Grüße
Thomas

Ich hab die Zugmesser immer genauso geschärft wie alle anderen Werkzeuge. Spiegelseite so gut wie möglich abrichten, dann am Schleifbock 25 Grad anschleifen und dann nochmal schön abziehen auf 2-3 Körnungen. Damit fahr ich bei allen Arbeiten mit dem Zuhmesser gut. Gestern habe ich zb damit einen Kinderbesen und eine Schippe eingestielt.
Ansonsten ziehe ich damit auch Axtstiele grob in Form und glätte die dann mit Zughobeln. Und Rinde ziehe ich damit natürlich auch ab.
Ich hab auch schonmal eins am Tormek geschliffen mit der Messerführung, das geht auch gut, muss dann eben nur noch ganz kurz abgezogen werden.
 
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