Tischlerplatten

Bernd1980

ww-pappel
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Hallo,
mich würde persönlich interessieren, warum die Tischlerplatte nur noch so wenig Verwendung im Handwerk findet.
Es ist doch eigentlich ein "echter" Werkstoff mit vielen Vorteilen, und gegen die Nachteile gibt es mittlweile auch einige gute Lösungen (z.B. andere Deckmaterialien und Aufbauten).
Ist es in erster Linie der Preis im Vergleich zu MDF und Span?
Andererseits muss man sich ja auch im Handwerk von industriell gefertigten Möbeln abgrenzen (meist Span und MDF) um nicht vergleichbar zu sein.
Dies geht doch auch am besten dann, wenn man dem Kunden auch zeigt, dass man mit besseren Materialien arbeitet.
Mich würden ein paar Einschätzungen interessieren!
Freue mich auf den Dialog.
Beste Grüße
 

checkalot

ww-robinie
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Hallo Bernd,
ich bin jetzt zugegebenermaßen kein Profi, daher eher aus "Kundenperspektive" statt "Anbieterperspektive".

Bist du dir sicher, dass die Tischlerplatte so viele Vorteile hat? Historisch ist die Tischlerplatte ja entstanden, um ein günstigeres, flächiges Möbelbauen zu ermöglichen. Sie war daher ja eher ein Vorläufer von Span- bzw. MDF-Platten und - so glaube ich zumindest - nie das edelste Material im Möbelbau.

Für alle flächigen Möbel mit deckender Lackierung ist doch MDF beinahe ideal: verzieht sich praktisch nicht, Kanten lassen sich gut fräsen und man kann darauf hochwertige Lackierungen ausführen. Tischlerplatte lässt sich ja nur schlecht lackieren und Kante muss auch noch drauf.

Daneben stehen Möbel, wo ausdrücklich Holz statt Späne, Leim und deckender Lack gewünscht ist. Hier bietet die Tischlerplatte aber doch sehr wenig "Massiveindruck". Du musst Tischlerplatte ja immer noch furnieren und dann bist du doch wieder "nur" bei einem furnierten Möbel und der Unterschied zur Spanplatte ist nicht so dramatisch. Da sehe ich eher hochwertige Dreischichtplatten als Alternative, wenn es flächig sein soll und jemand keine zusammenklebten Späne möchte. Oder eben Leimholz.

Viele Grüße
Georg
 

magmog

ww-robinie
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guude,

Tipla SP spielt noch eine Rolle wenn es ums Gewicht geht, die Messebauer verwenden sie noch reichlich.
Für hochwertige Arbeiten ist die Oberfläche der SP zu schlecht (wellig) und die richtungsgebundenheit ist auch von Nachteil.
Tipla STAE ist recht teuer, findet aber z.B. als Türrohling Verwendung.
 

Bernd1980

ww-pappel
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@Georg:
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Ich denke an folgende Vorteile:
- Gewicht Tipla (450 Kg/m³), Span 650 und MDF 850
- trotz des geringen Gewichts fast doppelt so hohe Biegewerte als Span
- deutlich Schraubfester als Span und MDF
- Kein aufquellen bei Wassereinfluss, Statik bleibt erhalten
- Massivholzkern, generell besteht die Tipla aber aus sehr wenig Leim aber viel Holz!
- daher sehr geringe Emissionsabgabe
- Stäbchenvariante mit aufrechtstehende Jahresringen (ist doch das höchste der Tischlergefühle:emoji_slight_smile:)
Ich denke schon, dass man die Tischlerplatte als Massivholzprodukt ansehen kann, auch wenn die "Optik" nicht Massiv aussieht. Darum geht es ja auch nicht.
Tatsächlich unterscheidet die Platte vom Massiv- oder Leimholz doch nur das Deckfurnier - und das ist auch Vollholz. Ich denke, je höher der Holzanteil in einem Werkstoff ist, desto hochwertiger ist er. Also warum ist die Tipla nicht (hoch)wertig?
Bei MDF und Span ist ne Menge Leim und anderes Zeugs drin....
2. Lackierbarkeit
Tischlerplatten gibt es mit HDF-Decks oder Buche-Schälfurnier und mit Grundierfolien.

@Justus
Auch für Deinen Kommentar vielen Dank!
Die Nachteile sind korrekt, aber es gibt hier ja mittlerweile auch 5fach Aufbauten wie z.B.
HDF - Furnier - Mittellage - Furnier - HDF oder dickere Decks.
Und gibt es bei Massivholz nicht auch Probleme mit Welligkeit und sogar Rissen usw.?
So arbeitet unser liebster Werkstoff Holz nun mal, wenn er noch "lebt" und er nicht zerschreddert (Spanplatte) oder zerfasert (MDF) wird....NATÜRLICH halt....
Gut, vielleicht stufe ich die Platte tatsächlich zu hochwertig ein, aber Sie kommt dem Massivholz sehr Nahe, hat teilweise doch bessere Eigenschaften, ist preislich erschwinglicher und Variantenreicher.
Wie gesagt und gefragt, ein Möbel aus Span und MDF kann sich jeder im Möbelhaus holen, teilweise für richtig viel Geld - aber der Handwerker kann sich doch nur davon abgrenzen wenn er (zumindest überwiegend) mit besseren Materialien arbeitet....z.B. Massivholz, Tipla, Sperrholz
Naja, ist und bleibt wohl eine Ansichtssache:emoji_slight_smile:
 

carsten

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Hallo

dein Gedankengang ist durchaus nachzuvollziehen.
ABER: Das Gewicht spielt bei 70 & der Möbel eien untergeordnete Rolle.
Und da wo es es eine gewichtige Rolle spielt gibt es noch leichtere Werkstoffe.
Da wo es auf Stabilität ankommt und die Stärke gleich beliben soll nutzen wir auch Tipla. Ansonsten wird die Stärke erhöht ( was dann auch dem Laien bzw Optisch mehr Stabilität verspricht).
Die meisten Schrauben werden einmal reingedreht und halten dann in Span und MDF ausreichned gut. Ausgerissene Schrauben sind meist das Ergebnis zu hoher Gewalt (meist die Hebelwirkung).
Wenn Wassereinwirkung eine Rolle spielt würde ich auch kein TIPLA nehmen.

Klar ist Stäbchenplatte der hochwertigste Plattenwerkstoff aber als Massivholz würde ich das trotzdem nicht bezeichnen. Solche Aussagen in der Werbung sind für mich irreführend. Vom reinen Aufbau für den Fachmann ist der Begriff vielleicht verständlich für den Laien sehe ich da ein Verständnisproblem.

Ich hatte es schon das sich trotz hochwertiger Ware MDF Deck usw . die MIttellage bei Lackierung abgezeichnet hat.
Ich würde es nicht als geeignet ansehen.

Das es wegen Stabilität und Gewicht bei den Messebauer beliebt ist wurde schon erwähnt.

Und jetzt kommt das ganz große ABER der PREIS.
wir zahlen für die 19er Tipla in weiß perl den 5 fachen Preis zu normaler Spanplatte weiß perl.
Und die Tipla haben fast immer Großformat 5200 oder gar 5600 lang.

Im privaten Sektor und im Bereich hochwertiger Möbel kann man im Kundengespräch evtl noch das Unterscheidungsmerkmal höherwertiger Plattenwerkstof durchsetzen, wobei auch diese Klientel bei Angeboten kritisch fragt wenn der Preis sich deutlich unterscheidet.
Als fairer Handwerker musst du aber auch gestehen, das der Einbauschrank/ Korpus egal ob Span oder Tipla die Anforderungen der noblen Kundschaft locker erfüllt.
Also haben wir die die knapp 14 m Ankleideschränke in Span weiß lackiert ausgeführt und die Fronten in MDF bzw Glas lackiert . Von außen für den Profi noch den Laien zu erkennen.
 

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ww-ulme
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Zum lackieren ist es Mist, da zeichnet sich alles ab, aber zum Belegen gehts gut. Wir nehmen Tischlerplatte z.B. für große Schreibtische, dann biegt sich da nix durch.
 
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