rolldinger
ww-nussbaum
Liebe Freunde des scharfen Werkzeugs,
für gutes Schleifwerkzeug kann man eine Menge Geld ausgeben, vor allem, wenn es perfekt werden soll und die Schärferei nicht ewig dauern soll. Dass es auch anders geht, möchte ich hier vorstellen.
Meine Stechbeitel und Hobelmesser kriegen erstmal einen Trockenschliff am gepimpten Baumarktschleifer. Statt der normalen Werkzeugauflage habe ich eine Führungsstange für die Schleif- und Abziehvorrichtung befestigt.
Die Einspannvorrichtung für Hobelmesser oder Stechbeitel aus Holz ist einfach, tut aber was sie soll. (Der Holzklotz unter dem Hobeleisen hält nur das Eisen in Position fürs Foto)
Vor dem Schleifen sollte der Schleifstein frisch abgerichtet sein. Dafür verwende ich einen Einkorndiamant, der in einer Halterung auf der Führungsstange hin- und her bewegt wird. Das hintere Ende liegt dann auf einer horizontalen Auflage auf, damit der Diamant beim Abziehen nicht vor und zurück wackelt, was zu Riefen im Schleifstein führen würde. Ein Staubsauger zieht den Staub ab, der beim Abrichten anfällt.
Um beim Schleifen im rechten Winkel zu bleiben, zeichne ich eine Linie unterhalb des Anschliffs. Das ist praktischer als jedesmal das Eisen auszuspannen, damit man den Winkel anlegen kann. Die Geradheit der Schneikante kann mit einem Anriss nicht genau genug kontrolliert werden. Hier hilft die Lichtspaltmethode weiter, mit der Abweichungen von Hundertsteln sichtbar werden (Schneide auf möglichst ebene Fläche aufsetzen und gegen das Licht halten. Das durchscheinende Licht zeigt auch minimalste Abweichungen an). An der Funkenbildung sieht man, wo genau Material abgetragen wird. So kann man den ermittelten Abweichungen gezielt entgegen wirken.
Ich schleife nur an der groben Scheibe des Schleifbocks, da ist die Erwärmung des Eisens geringer und der Abtrag ist größer. Die Feinheit ist völlig ausreichend, die Schneidenkante wird sowieso weiter bearbeitet. Den Anpressdruck wähle ich so, dass das Werkstück nie heiß wird, was ich durch regelmäßiges Befühlen kontrolliere. Wichtig ist, dass das Werkstück beim Schleifen immer gleichzeitig seitlich verfahren wird. Nie auf einer Stelle schleifen, die könnte dann doch zu heiß werden.
Nun geht es ans Feinbearbeiten.
Um den Winkel besser einhalten zu können, habe ich mir eine Schleifhilfe gebaut, die sich mit dem hinteren Ende auf dem Tisch abstützt. Durch die die vielen Reibflächen im Gelenk hält der eingestellte Winkel schon bei leichtem Anziehen der Flügelmutter bombensicher.
Statt teurer Schleifsteine verwende ich eine Glasplatte (sehr eben!) und zuerst 3µ Diamantpaste + Wasser, dann Metallpolitur. Mit der Metallpolitur auf der Glasplatte (vorzugsweise einer eigene Platte nur für Politur) kriegt man in kurzer Zeit eine spiegelnd glatte Schneidkante hin, mit der man sich rasieren kann.
Statt der Diamantpaste dürfte auch Korundpulver funktionieren, damit habe ich aber keine Erfahrung. Die Diamantpaste habe ich im Haus, weil ich die sonst zur Feinbearbeitung von Hartmetallschneiden benutze. Bearbeitet wird nur eine wenige Zehntel mm breite Fläche, was schnell erledigt ist.
Den Winkel kontrolliere ich mit kleinen Schablonen, die ich mir aus dünnem Blech geschnitten habe.
Für die Mikrofase auf der Spiegelseite des Hobeleisens wird ein Abstandhalter hinten ans Hobeleisen geklemmt, der sich auf der Tischplatte abstützt. Mit einer Schraube lässt sich die Höhe bzw. der Winkel einstellen.
Tipp: vor der ersten Benutzung der Glasplatte diese mit Schmirgelpapier etwas anschleifen, damit die Schleifpaste Halt findet und nicht nur hin- und her geschoben wird.
Zu den Kosten:
Ein Schleifbock steht in jeder halbwegs ausgerüsteten Werkstatt sowieso rum. Wenn nicht, würde ich zu möglichst großen Scheibendurchmessern raten, zum einen, weil die Umfangsgeschwindigkeit dann höher ist, zum anderen, weil die geschliffenen Flächen dann nicht so stark hohl werden. Meiner hat 175mm Scheiben und 45 EUR gekostet. Zugegebenerweise ist in dieser Preiskategorie meist noch etwas Nacharbeit notwendig, bis die Scheiben dann auch wirklich plan laufen... Wer diese Möglichkeit nicht hat, sollte unbedingt beim Neukauf den Planlauf kontrollieren.
Die Schleifhilfen aus Holz lassen sich aus Material aus der Restekiste herstellen und kosten außer etwas Zeit quasi nichts.
Kleine Glasplatten in ca. 5-10 mm Stärke gibt es als Abfall kostenlos beim Glaser.
Einen Einkorn Abrichtdiamant kriegt man so ab 20 EUR z.B. bei Ebay.
Eine Spritze Diamantpaste 3µ gibt’s ab 15 EUR. Der Verbrauch ist minimal: pro Sitzung etwa eine stecknadelkopfgroße Portion. Eine Spritze reicht damit für einige hundert mal schleifen.
Metallpolitur geschätzt 3 EUR (meine ist schon 30 Jahre alt)
Ohne Schleifbock, den ich mal voraussetze, habe ich also nur 38 EUR ausgegeben und kann mich im Ergebnis mit Tormek etc. messen!
So viel für diesmal. Bin auf Eure Kommentare gespannt!
Gruß
Bernd
für gutes Schleifwerkzeug kann man eine Menge Geld ausgeben, vor allem, wenn es perfekt werden soll und die Schärferei nicht ewig dauern soll. Dass es auch anders geht, möchte ich hier vorstellen.
Meine Stechbeitel und Hobelmesser kriegen erstmal einen Trockenschliff am gepimpten Baumarktschleifer. Statt der normalen Werkzeugauflage habe ich eine Führungsstange für die Schleif- und Abziehvorrichtung befestigt.
Die Einspannvorrichtung für Hobelmesser oder Stechbeitel aus Holz ist einfach, tut aber was sie soll. (Der Holzklotz unter dem Hobeleisen hält nur das Eisen in Position fürs Foto)
Vor dem Schleifen sollte der Schleifstein frisch abgerichtet sein. Dafür verwende ich einen Einkorndiamant, der in einer Halterung auf der Führungsstange hin- und her bewegt wird. Das hintere Ende liegt dann auf einer horizontalen Auflage auf, damit der Diamant beim Abziehen nicht vor und zurück wackelt, was zu Riefen im Schleifstein führen würde. Ein Staubsauger zieht den Staub ab, der beim Abrichten anfällt.
Um beim Schleifen im rechten Winkel zu bleiben, zeichne ich eine Linie unterhalb des Anschliffs. Das ist praktischer als jedesmal das Eisen auszuspannen, damit man den Winkel anlegen kann. Die Geradheit der Schneikante kann mit einem Anriss nicht genau genug kontrolliert werden. Hier hilft die Lichtspaltmethode weiter, mit der Abweichungen von Hundertsteln sichtbar werden (Schneide auf möglichst ebene Fläche aufsetzen und gegen das Licht halten. Das durchscheinende Licht zeigt auch minimalste Abweichungen an). An der Funkenbildung sieht man, wo genau Material abgetragen wird. So kann man den ermittelten Abweichungen gezielt entgegen wirken.
Ich schleife nur an der groben Scheibe des Schleifbocks, da ist die Erwärmung des Eisens geringer und der Abtrag ist größer. Die Feinheit ist völlig ausreichend, die Schneidenkante wird sowieso weiter bearbeitet. Den Anpressdruck wähle ich so, dass das Werkstück nie heiß wird, was ich durch regelmäßiges Befühlen kontrolliere. Wichtig ist, dass das Werkstück beim Schleifen immer gleichzeitig seitlich verfahren wird. Nie auf einer Stelle schleifen, die könnte dann doch zu heiß werden.
Nun geht es ans Feinbearbeiten.
Um den Winkel besser einhalten zu können, habe ich mir eine Schleifhilfe gebaut, die sich mit dem hinteren Ende auf dem Tisch abstützt. Durch die die vielen Reibflächen im Gelenk hält der eingestellte Winkel schon bei leichtem Anziehen der Flügelmutter bombensicher.
Statt teurer Schleifsteine verwende ich eine Glasplatte (sehr eben!) und zuerst 3µ Diamantpaste + Wasser, dann Metallpolitur. Mit der Metallpolitur auf der Glasplatte (vorzugsweise einer eigene Platte nur für Politur) kriegt man in kurzer Zeit eine spiegelnd glatte Schneidkante hin, mit der man sich rasieren kann.
Statt der Diamantpaste dürfte auch Korundpulver funktionieren, damit habe ich aber keine Erfahrung. Die Diamantpaste habe ich im Haus, weil ich die sonst zur Feinbearbeitung von Hartmetallschneiden benutze. Bearbeitet wird nur eine wenige Zehntel mm breite Fläche, was schnell erledigt ist.
Den Winkel kontrolliere ich mit kleinen Schablonen, die ich mir aus dünnem Blech geschnitten habe.
Für die Mikrofase auf der Spiegelseite des Hobeleisens wird ein Abstandhalter hinten ans Hobeleisen geklemmt, der sich auf der Tischplatte abstützt. Mit einer Schraube lässt sich die Höhe bzw. der Winkel einstellen.
Tipp: vor der ersten Benutzung der Glasplatte diese mit Schmirgelpapier etwas anschleifen, damit die Schleifpaste Halt findet und nicht nur hin- und her geschoben wird.
Zu den Kosten:
Ein Schleifbock steht in jeder halbwegs ausgerüsteten Werkstatt sowieso rum. Wenn nicht, würde ich zu möglichst großen Scheibendurchmessern raten, zum einen, weil die Umfangsgeschwindigkeit dann höher ist, zum anderen, weil die geschliffenen Flächen dann nicht so stark hohl werden. Meiner hat 175mm Scheiben und 45 EUR gekostet. Zugegebenerweise ist in dieser Preiskategorie meist noch etwas Nacharbeit notwendig, bis die Scheiben dann auch wirklich plan laufen... Wer diese Möglichkeit nicht hat, sollte unbedingt beim Neukauf den Planlauf kontrollieren.
Die Schleifhilfen aus Holz lassen sich aus Material aus der Restekiste herstellen und kosten außer etwas Zeit quasi nichts.
Kleine Glasplatten in ca. 5-10 mm Stärke gibt es als Abfall kostenlos beim Glaser.
Einen Einkorn Abrichtdiamant kriegt man so ab 20 EUR z.B. bei Ebay.
Eine Spritze Diamantpaste 3µ gibt’s ab 15 EUR. Der Verbrauch ist minimal: pro Sitzung etwa eine stecknadelkopfgroße Portion. Eine Spritze reicht damit für einige hundert mal schleifen.
Metallpolitur geschätzt 3 EUR (meine ist schon 30 Jahre alt)
Ohne Schleifbock, den ich mal voraussetze, habe ich also nur 38 EUR ausgegeben und kann mich im Ergebnis mit Tormek etc. messen!
So viel für diesmal. Bin auf Eure Kommentare gespannt!
Gruß
Bernd