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Februar 2018
Chancen für Handwerksbetriebe
Dr. Christian Wenzler (FSH Bayern) im Interview

Bild: Messe Nürnberg
Auf der Holz-Handwerk in Nürnberg kommen vom noch bis zum 24. März 2018 Fachleute aus Handwerk, Industrie und Handel zusammen. Die Holzbranche steht derzeit vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung. Dr. Christian Wenzler, Hauptgeschäftsführer des Fachverband Schreinerhandwerk (FSH) Bayern, nennt Lösungsansätze.
Welches sind momentan die zentralen Themen im Schreinerhandwerk, Herr Dr. Wenzler?
Dank einer allgemein guten Auftragslage sind wir positiv gestimmt ins Jahr 2018 gestartet. Ein Thema, das die Branche derzeit umtreibt, ist sicherlich die Digitalisierung, die als Wachstumstreiber und Innovationsmotor Chancen birgt. Bei der Erfüllung individueller Kundenwünsche ist im modernen Schreinerbetrieb maximale Flexibilität gefragt. Planung und Konstruktion, Fertigung, Vertrieb und Service sowie Büromanagement müssen sich daher möglichst effizient gestalten. Die Strukturen der Unternehmen sind vielschichtig und so müssen differenzierte Lösungsansätze betrachtet werden.
Auch verstärkt sich der Fachkräftemangel zunehmend. Unsere Innungsbetriebe klagen über eine überschaubare Menge an Bewerbern, die die hohen Anforderungen an den Schreinerberuf zudem teils unterschätzen. Oftmals gelingt es nicht, offene Lehrstellen mit qualifizierten Jugendlichen zu besetzen. Anderswo werden zu wenige Lehrstellen angeboten, da manche Betriebe aufgrund schlechter Erfahrungen keine Ausbildungsplätze mehr bereitstellen. Als bayerischer Landesverband sind wir gemeinsam mit unseren Innungen sehr aktiv, um junge Leute anzusprechen und die Betriebe von der Bedeutung der Ausbildung als Basis für den künftigen Betriebserfolg zu überzeugen. Anschließend gilt es, die Facharbeiter langfristig in der Branche zu halten.
Wie kann die Branche künftigen Herausforderungen begegnen?
Eine der großen mittelfristigen Herausforderungen wird die Fortführung von bestehenden Betrieben sein. Stand früher das Modell Generationsbetrieb in den Unternehmerfamilien nicht zur Diskussion, tritt der Nachwuchs heute nicht zwangsläufig als Führungskraft in das elterliche Unternehmen ein. Durch die oft zitierte Bildungsoffensive hat das Handwerk an Attraktivität verloren, aus politischer Sicht erhielt die Hochschulausbildung den Vorzug. Vom Handwerk wurde versäumt, Chancen darzustellen, die sich für Facharbeiter oder Unternehmer ergeben. Auch unser Nachwuchs aus den Meisterschulen tendiert dazu, Mitarbeiter statt Chef zu werden. Der steigende bürokratische Verwaltungsaufwand sowie die Haftung und Fürsorge für Mitarbeiter schrecken ab. Insbesondere für kleine Unternehmen stellen auch rechtliche Rahmenbedingungen, vom neuen Bauvertragsrecht über das Widerspruchsrecht des Kunden bis hin zu neuen Datenschutzregelungen, eine Herausforderung dar.
Im Rahmen der gesellschaftlichen und politischen Diskussion muss endlich kommuniziert werden, dass ein engagiertes Unternehmertum ein sicherer Faktor für ein erfolgreiches Wirtschaftswachstum ist. Dazu gehört das Handwerk, bestehend aus zahlreichen kleinen und mittleren Betrieben, die in Summe einen ganz erheblichen Teil der Wirtschaft bilden.
Inwiefern spielt auch der Strukturwandel eine Rolle?
Mit Blick auf die Produktion schafft die rasante technische Entwicklung neue Möglichkeiten bei der Herstellung und Vermarktung von Produkten. Sie zwingt die Unternehmen allerdings auch, sich – unabhängig von der Betriebsgröße – zu spezialisieren. Und auch die Ansprüche der Kunden ändern sich. Gefragt sind individuelle Produkte hoher Qualität zu einem angemessenen Preis. Gleichzeitig kommt dem Handwerk die Rückbesinnung auf regionale Anbieter sehr entgegen.
Inwiefern hilft der FSH Bayern seinen Betrieben, diesen Herausforderungen gut gewappnet zu begegnen?
Wir unterstützen in Fragestellungen rund um den betrieblichen Alltag, die unseren Innungsbetrieben einen Marktvorteil bringen können. Auf der HOLZ-HANDWERK 2018 bietet unsere Sonderschau „DesignObjekt – ObjektDesign eine Anlaufstelle, um aktuelle Themen mit uns zu besprechen.
Die bereits erwähnte Rückbesinnung des Kunden auf Qualität, regionale Produkte und Individualität bietet unserem Handwerk große Chancen. Dazu gehört auch die Gestaltung. Auf der Sonderschau greifen wir dieses Thema auf. Bedenken Sie: Der Beruf des Schreiners ist einer der wenigen, bei dem Gestaltung und Umsetzung aus einer Hand kommen. Deshalb muss die Gestaltung auch als Marketingargument begriffen und eingesetzt werden. Unser Ziel ist es, den Betrieben Anregungen und Möglichkeiten zu bieten, sich vom industriell geprägten Mitbewerbermarkt abzugrenzen und sich individueller zu positionieren.
Wie gelingt dem kleinen Betrieb diese Positionierung?
Die Spezialisierung auf professionell ausgelegte Produkte ist Fundament für den betrieblichen Erfolg. Ein möglicher Ansatz, den wir auf der Sonderschau darstellen, ist die Planungs- und Gestaltungsleistung. Mit dem Innungsmeister als Koordinator von der Entwurfsplanung bis zur fertigen Hauseinrichtung sind Kunden in der Lage, den persönlichen Geschmack in Form eines individuellen Produkts umsetzen zu lassen. Dabei geht es in der Regel nicht um isolierte Leistungen. Ganzheitliche Gestaltungskonzepte erfassen die natürliche Umgebung, die Leidenschaften des Nutzers, seine Vorlieben für Farben und Formen oder die Weiterführung der Architektur in die Möblierung. Daraus ergibt sich eine Win-Win-Situation für beide Partner: Der Schreiner hat eine entsprechende Entlohnung für sein Know-how erhalten und der Kunde ein Stück Lebensqualität. Die Sonderschau zeigt erfolgreiche Beispiele.
www.holz-handwerk.de/sonderschau
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