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Januar 2005
Geheimnis Gondel
Ein Amerikaner in Venedig gewährt Einblicke in den Bau der einzigartigen Boote
Bild: carolsingleton.com
Sieben Holzarten werden für den Bau der echten venezianischen Gondeln verwendet: Eiche, Nussbaum, Ulme, Lärche, Mahagoni, Tanne und Kirsche. Soviel ist sicher. Aber sieben Siegel verschließen Münder und Werften der wenigen verbliebenen venezianischen Gondelbauer, wenn ambitionierte Hobby-Bootsbauer ihnen Baupläne und Details zum Bau einer Gondel entlocken wollen.
Immerhin: Bekannt ist, dass die Boote, die mindestens seit dem Mittelalter durch die Kanäle der Lagunenstadt schaukeln, ziemlich genau 10,85 Meter lang und 1,42 Meter breit und asymmetrisch geformt sind. Gondeln sind auf der Backbordseite (links) 16 Zentimeter länger und 24 Zentimeter breiter als Steuerbord. Diese Kurve gleicht aus, dass die Gondel nur von einem Ruderer und einem Ruder angetrieben wird: So gleitet sie dennoch geraden Wegs durchs Wasser. Dass es nur ein Ruder und damit einen einzigen Gondoliere pro Boot gibt, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Kanäle Venedigs sehr eng sind und so die Boote leichter aneinander vorbei passen. Gondeln sind auch an der Unterseite stark gebogen, so dass die Wasserlinie recht kurz ist und sich die Gondel auch voll beladen ohne großen Kraftaufwand von einer einzigen Person manövrieren lässt.
Einen Blick durchs Schlüsselloch erhaschen und beim Gondelbau zuschauen kann man aber doch. Dank des Amerikaners Thom Price, der sich auf den schwierigen Weg machte, als Nicht-Venezianer in Venedig Gondeln zu bauen und dort nun die Werft „Squero Canaletto“, eine der fünf verbliebenen Gondelwerften, betreibt. Mit einer Gondelbau-Bildergalerie im Internet lässt er Gondel-Freunde Schritt für Schritt nachvollziehen, wie ein solches Boot entsteht. Und ein paar Erläuterungen gibt der amerikanische squerariolo (Gondelbauer) auch dazu:
Bild: carolsingleton.com
Eine Gondel besteht aus 33 Rahmen, die meist aus drei Teilen gemacht sind: zwei Seitenteilen aus Ulme und ein Unterteil aus Eiche. Bei Squero Canaletto werden sie in Anlehnung an eine ältere Technik aus zwei gebogenen Eichenteilen gemacht, die unten überlappen. Damals erhielten die Eichenteile ihre Biegung, indem man den Baum während des Wachstums bog. Heute werden dünne Eichenstreifen zu einem Bogen zusammengeleimt.
Die Beplankung wird ebenfalls aus Eiche hergestellt. Ihre Enden werden mit Hitze in die richtige Form gebogen.
Zusammengehalten werden die Gondeln von Eisennägeln oder Edelstahlbeschlägen. Squero Canaletto benutzt Beschläge aus Silikon-Bronze, die rostbeständiger sind.
Sitzen Beplankung und Deck sowie die Schmuckelemente, wird der Bootskörper gestrichen. Mit fünf bis sieben Schichten Lack, dazwischen wird nass geschliffen. Die Zusammensetzung der Lacke ist wiederum ein Geheimnis. Nur nicht die Farbe: Schwarz ist Pflicht.
Zunächst waren Gondeln aus praktischen Gründen schwarz: Sie wurden mit Pech wasserdicht gemacht, und da war es am einfachsten, sie schwarz zu streichen. Später im Mittelalter bestimmte dann der Doge, das Oberhaupt der Venezianer, per Erlass dass Gondeln nur noch schwarz sein sollten. Ihm war es auf die Nerven gegangen, dass die Edelleute sich gegenseitig auszustechen versuchten, indem sie mit immer prunkvolleren Gefährten durch die Kanäle gondelten.
Bild: carolsingleton.com
Dennoch gibt es natürlich auch heute mehr oder weniger üppig ausgestattete Modelle. Eine Gondel, deren Bau zwei bis drei Monate dauert, kostet um die 15 000 Euro.
Bildergalerie Gondelbau:
www.carolsingleton.com/gondoletta.asp
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