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Januar 2010
Geheimnis um Stradivaris Geigenlack entschlüsselt
Deutsch-französisches Wissenschaftlerteam findet gewöhnliche Zutaten
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K eine Hexerei: Seit mehr als 200 Jahren wird spekuliert, welche besonderen Zutaten der Geigenbaumeister Antonio Stradivari (1644-1737) wohl für den berühmten Lack seiner legendären Instrumente verwendet hat. Doch es waren ganz profane, in seiner Zeit völlig übliche Werkstoffe, wie eine jetzt veröffentliche Studie eines deutsch-französischen Forscherteams belegt.
Demnach hat Stradivari zunächst eine Schicht aus Öl ohne Füllstoffe oder Pigmente als Versiegelung auf das Holz aufgetragen. Eine mineralreiche Schicht, wie in früheren Studien vermutet, war nicht auffindbar, berichtet die Kunstakademie Stuttgart, an der einer der beteiligten Autoren studiert, auf Ihrer Website. Anschließend trug der Geigenbaumeister eine Schicht mit roten Eisenoxiden sowie organischen Farblacken, vermutlich aus den Färbeinsekten Cochenille auf - alles derzeit gängige Materialien.
Der Kunstakademiestudent und ausgebildete Geigenbauer und Restaurator Balthazar Soulier und seine Mitautoren kamen mit verschiedenen analytischen Verfahren, unter anderem an Mikroskopen der Kunstakademie Stuttgart, der chemischen Zusammensetzung und dem Aufbau von Stradivaris Lacken auf die Spur. Die Resultate geben neue Aufschlüsse über die Binde- und Farbmittel, die Stradivari verwendete und ermöglichen eine neue kunsthistorische und kunsttechnologische Deutung seiner Werke.
Die Bilder zeigen einen Schnitt des Lacks der Geige »Provigny« (A. Stradivari, 1716, Cremona, Sammlung Musée de la musique, Paris E.1730.1). Von unten nach oben: Zellstruktur des Holzes, die untere, öl-basierte Schicht, leicht ins Holz eingedrungen (weißlich), die obere Schicht, eine Mischung aus Öl und Harz, mit beigemischten Pigmenten (gelb-orange). Foto: J.-P. Echard/Cité de la Musique. Rechts: Akademiestudent Balthazar Soulier, Stuttgart. Foto: privat.
Nähere Informationen und Text der Studie unter
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