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Februar 2007

Kyrill fällt 26,5 Kubikmeter Holz

Wegen hoher Nachfrage wird Holz wohl nicht billiger

Schadholzanfall (Schätzungen/Stand 01.02.07):

• In Deutschland fielen mehr als 26,5 Mio. m³ Holz. Das entspricht ca. 60 Mio. geworfenen Bäumen, überwiegend Fichten, aber auch Laubholz blieb – wie schon bei “Lothar” – nicht verschont.
• Schäden in den Bundesländern: NRW (v.a. Sauer- und Siegerland) 10 Mio. m³, Hessen und Bayern je 4 Mio. m³, Thüringen 2,2 Mio. m³, Niedersachsen 2 Mio. m³, Rheinland-Pfalz 1,3 Mio. m³, Sachsen und Sachsen-Anhalt je ca. 1 Mio. m³ sowie ca. 1 Mio. m³ in den übrigen Ländern.
• Im restlichen Europa fielen ca. 20 Mio. m³, davon 12 Mio. m³ in Tschechien, 3,4 Mio. m³ in Österreich und 3 Mio. m³ in Polen. Zusätzlich: 12 Mio. m³ durch Orkan “Per” in Mittelschweden (14.01.07).

Rahmendaten der deutschen Forstwirtschaft:

• Deutschland verfügt über 11,1 Mio. ha Wald. Das entspricht rund 1/3 seiner Fläche. Baumarten: 15 % Buche, 10 % Eiche, 16 % andere Laubbäume, 28 % Fichte, 24 % Kiefer, 7 % andere Nadelhölzer. 76 % des Waldes erhalten laut Bundeswaldinventur – übertragen auf Schulnoten – eine 1, 2 oder 3 für Naturnähe.
• der Holzzuwachs ca. 120 Mio. m³/Jahr (Anteil “Kyrill”-Holz: 22 %), der reguläre Einschlag (inkl. Energieholz aus dem Wald) ca. 71 Mio. m³/Jahr.
• Waldbesitz: 43,6 % Privatwald (> 2 Mio. Waldbesitzer), 33,2 % Staatswald (Bund und Länder), 19,5 % Körperschaftswald, 3,7 % Treuhandwald.
• Der außerplanmäßige Holzanfall trifft auf einen aufnahmebereiten Markt. Europaweit wird v.a. Nadelholz stark nachgefragt.

Deutsche Holzwirtschaft:

• Die Nadelschnittholzproduktion liegt bei ca. 23,6 Mio. m³, davon 6,8 Mio. (28,8 %) für den Export (Jahr 2006). Der deutsche Verbrauch steigerte sich 2006 um 12 % zum Vorjahr.
• 60 % davon finden im Baubereich Verwendung. Hier ist auch der größte Teil des Sturmholzes absetzbar, weil der überwiegende Teil nicht gebrochen ist, sondern (um)geworfen wurde.
• Der jährliche Holzbedarf der inländischen Sägeindustrie mit 2.010 Betrieben lag im Jahr 2006 bei 40,4 Mio. m³ Rundholz (davon 38,6 Mio. m³ Nadelholz, v.a. Fichte).
• Kapazitätsaufbau im Inland (Prognose Nadelschnittholzproduktion 2007: + 15 %; Exportzuwachs: + 20 %) und im benachbarten Ausland bedeutet steigende Nachfrage in den kommenden Jahren.
• Gerhard Heider, Geschäftsführer Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie: “Wir stehen noch am Anfang der Einschlagsaison. Das Holz aus dem Sturm kann in den bestehenden Lieferverträgen untergebracht werden. Der Markt bleibt stabil, gravierende preisliche Rückgänge sind nicht zu erwarten.”
• In der Papierindustrie liegt der Holzbedarf pro Jahr bei 5,85 Mio. m³ Nadel- und 1,1 Mio. m³ Laubholz aus dem Wald, in der Holzwerkstoffindustrie bei ca. 11 Mio. m³ aus dem Wald und beim Energieholz bei rund 27 Mio. m³ (davon mehr als die Hälfte aus dem Wald).

Maschinenkapazitäten für die Aufarbeitung:

• Bundesweit ca. 1.000 Harvester und ca. 3.000 Tragschlepper; Tagesleistung: 150 bis 350 m³, je nach Größe und Arbeitsbedingungen (Stückmasse, Hangneigung, Lage des Holzes).
• Zusätzlich mehr als 20.000 Arbeitskräfte mit Motorsägen.
• Anhebung der Tonnagenbegrenzung für Holztransporter erfolgte für die Bundesländer NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen von 40 auf 44 t, um das Holz zügig abfahren zu können.
• Fazit: Sturmholzaufarbeitung ist vorauss. Ende 2007 abgeschlossen.

Wiederbewaldung der Sturmflächen:

Aufgrund der Erfahrungen aus den Stürmen von 1990 und 1999 weiß man heute, wie bei der Wiederbewaldung vorzugehen ist:
• Bei großflächigen Würfen: Pflanzung mit standortgerechten Baumarten in Mischung, natürliche Wiederbewaldung durch Baumsamen (Eicheln, Bucheckern, Zapfen bei Nadelbäumen), d.h. Naturverjüngung.• Bei kleinflächigen Würfen: Naturverjüngung, evtl. Einbringen von stabilisierenden Mischbaumarten (i.d.R. Buche, Ahorn, Esche, Erle) durch Pflanzung.
• Bei Einzelwürfen: Verbliebener Bestand schließt die Lücke; Naturverjüngung.

Waldumbau:

• Seit fast 300 Jahren orientiert sich die deutsche Forstwirtschaft an der Nachhaltigkeit, ein Begriff, den sie “erfunden” hat (“Es darf nur so viel genutzt werden, wie auch nachwächst”).
• Ein stabiler Wald ist die Voraussetzung für die Funktionen-nachhaltigkeit, die Klima-, Wasser-, Boden-, Naturschutz und Erholung umfasst. Seit mehr als 20 Jahren erfolgt Waldumbau auf großer Fläche.
• Waldumbau durch Mischung der Baumarten und Unterpflanzen älterer Bestände (v.a. Fichte mit der Schatten ertragenden Buche).
• Erfahrungen aus “Vivian” und “Wiebke” sowie “Lothar” (insgesamt ca. 80.000 ha Windwurfflächen) zeigen: Auch auf großen Kahlflächen arbeitet die Naturverjüngung. Pflanzung von Laubbäumen mit schweren Samen (Eichen, Buchen) ist trotzdem notwendig (ca. 3.000-5.000 Pflanzen/ha). Diese Wälder sind heute sehr stabil.

Vorsorge gegen Schädlingsbefall:

Sobald die Temperaturen auf etwa 20 °C steigen, kann dem Sturmholz Schädlingsbefall drohen – vor allem durch den Großen Achtzähnigen Fichtenborkenkäfer (Ips typographus/Buchdrucker), den Sechszähnigen Fichtenborkenkäfer (Pityogenes chalcographus/Kupferstecher) und den Gestreiften Nadelnutzholzbohrer (Xyloterus lineatus).

Maßnahmen der Forstwirtschaft:

• Schnelles Aufarbeiten und Abfahren des Holzes.
• Rangfolge bei der Schadensbeseitigung beachten: Bäume mit Wurzeln – auch liegend – sind länger widerstandsfähig; noch intakter Harzfluss verhindert das Vordringen der Käfer.
• Entrinden der Stämme bei längerer Lagerung im Wald.
• Verbrennen des potenziellen Brutmaterials (Rinde, Äste, Reisig).
• Aufstellen von Pheromonfallen mit Duftlockstoffen (Monitoring).
• Einrichten von Fangbäumen.
• “Nasslager”: Berieselung großer Holzpolter auf zentralen Plätzen.
• Im äußersten Notfall: Einsatz von Insektiziden am gelagerten Holz (nicht überall erlaubt – Grundwasserschutz).

Rubrik: Infos • (0) KommentarePermalink

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