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Februar 2007
Kyrill fällt 26,5 Kubikmeter Holz
Wegen hoher Nachfrage wird Holz wohl nicht billiger
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Die Waldschäden, die der Orkan Kyrill vom18. auf den 19. Januar 2007 in Deutschland angerichtet hat, sind nach vorläufigen Schätzungen geringer als nach früheren Stürmen, obwohl Kyrill mit der selten zuvor erlebten Windgeschwindigkeit von 200 km/h wütete. Der Holzabsatzfonds meldet eine vorläufige Schadensbilanz von 26,5 Millionen m³ angefallenem Schadholz . Lothar fällte am 26.12.1999 34 Mio. m³, Vivian und Wiebke im Februar 1990 ca. 73 Mio. m³.
Das gesamte durch Kyrill gefallene Holz könne von der Holzwirtschaft genutzt werden, zum Großteil wie regulär geschlagenes Holz, so der Holzabsatzfonds. Der Holzmarkt befinde sich im Aufschwung und könne aufgrund der guten Nachfrage im In- und Ausland die Mengen aufnehmen. Preisrückgänge seien nicht zu erwarten. Die deutsche Forstwirtschaft schlägt normalerweise 71 Mio. m³/Jahr ((inkl. Energieholz aus dem Wald). Aktuell hat sie einen Holzvorrat von 3,4 Mrd. m³. Daran hat das “Kyrill”-Holz einen Anteil von 0,7 Prozent.
Weitere Daten zum Schadholzanfall und zur Aufarbeitung der Schäden hat der Holzabsatzfonds in einem Factsheet zusammengetragen:
Schadholzanfall (Schätzungen/Stand 01.02.07):
• In Deutschland fielen mehr als 26,5 Mio. m³ Holz. Das entspricht ca. 60 Mio. geworfenen Bäumen, überwiegend Fichten, aber auch Laubholz blieb – wie schon bei “Lothar” – nicht verschont.
• Schäden in den Bundesländern: NRW (v.a. Sauer- und Siegerland) 10 Mio. m³, Hessen und Bayern je 4 Mio. m³, Thüringen 2,2 Mio. m³, Niedersachsen 2 Mio. m³, Rheinland-Pfalz 1,3 Mio. m³, Sachsen und Sachsen-Anhalt je ca. 1 Mio. m³ sowie ca. 1 Mio. m³ in den übrigen Ländern.
• Im restlichen Europa fielen ca. 20 Mio. m³, davon 12 Mio. m³ in Tschechien, 3,4 Mio. m³ in Österreich und 3 Mio. m³ in Polen. Zusätzlich: 12 Mio. m³ durch Orkan “Per” in Mittelschweden (14.01.07).
Rahmendaten der deutschen Forstwirtschaft:
• Deutschland verfügt über 11,1 Mio. ha Wald. Das entspricht rund 1/3 seiner Fläche. Baumarten: 15 % Buche, 10 % Eiche, 16 % andere Laubbäume, 28 % Fichte, 24 % Kiefer, 7 % andere Nadelhölzer. 76 % des Waldes erhalten laut Bundeswaldinventur – übertragen auf Schulnoten – eine 1, 2 oder 3 für Naturnähe.
• der Holzzuwachs ca. 120 Mio. m³/Jahr (Anteil “Kyrill”-Holz: 22 %), der reguläre Einschlag (inkl. Energieholz aus dem Wald) ca. 71 Mio. m³/Jahr.
• Waldbesitz: 43,6 % Privatwald (> 2 Mio. Waldbesitzer), 33,2 % Staatswald (Bund und Länder), 19,5 % Körperschaftswald, 3,7 % Treuhandwald.
• Der außerplanmäßige Holzanfall trifft auf einen aufnahmebereiten Markt. Europaweit wird v.a. Nadelholz stark nachgefragt.
Deutsche Holzwirtschaft:
• Die Nadelschnittholzproduktion liegt bei ca. 23,6 Mio. m³, davon 6,8 Mio. (28,8 %) für den Export (Jahr 2006). Der deutsche Verbrauch steigerte sich 2006 um 12 % zum Vorjahr.
• 60 % davon finden im Baubereich Verwendung. Hier ist auch der größte Teil des Sturmholzes absetzbar, weil der überwiegende Teil nicht gebrochen ist, sondern (um)geworfen wurde.
• Der jährliche Holzbedarf der inländischen Sägeindustrie mit 2.010 Betrieben lag im Jahr 2006 bei 40,4 Mio. m³ Rundholz (davon 38,6 Mio. m³ Nadelholz, v.a. Fichte).
• Kapazitätsaufbau im Inland (Prognose Nadelschnittholzproduktion 2007: + 15 %; Exportzuwachs: + 20 %) und im benachbarten Ausland bedeutet steigende Nachfrage in den kommenden Jahren.
• Gerhard Heider, Geschäftsführer Verband der Deutschen Säge- und Holzindustrie: “Wir stehen noch am Anfang der Einschlagsaison. Das Holz aus dem Sturm kann in den bestehenden Lieferverträgen untergebracht werden. Der Markt bleibt stabil, gravierende preisliche Rückgänge sind nicht zu erwarten.”
• In der Papierindustrie liegt der Holzbedarf pro Jahr bei 5,85 Mio. m³ Nadel- und 1,1 Mio. m³ Laubholz aus dem Wald, in der Holzwerkstoffindustrie bei ca. 11 Mio. m³ aus dem Wald und beim Energieholz bei rund 27 Mio. m³ (davon mehr als die Hälfte aus dem Wald).
Maschinenkapazitäten für die Aufarbeitung:
• Bundesweit ca. 1.000 Harvester und ca. 3.000 Tragschlepper; Tagesleistung: 150 bis 350 m³, je nach Größe und Arbeitsbedingungen (Stückmasse, Hangneigung, Lage des Holzes).
• Zusätzlich mehr als 20.000 Arbeitskräfte mit Motorsägen.
• Anhebung der Tonnagenbegrenzung für Holztransporter erfolgte für die Bundesländer NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen von 40 auf 44 t, um das Holz zügig abfahren zu können.
• Fazit: Sturmholzaufarbeitung ist vorauss. Ende 2007 abgeschlossen.
Wiederbewaldung der Sturmflächen:
Aufgrund der Erfahrungen aus den Stürmen von 1990 und 1999 weiß man heute, wie bei der Wiederbewaldung vorzugehen ist:
• Bei großflächigen Würfen: Pflanzung mit standortgerechten Baumarten in Mischung, natürliche Wiederbewaldung durch Baumsamen (Eicheln, Bucheckern, Zapfen bei Nadelbäumen), d.h. Naturverjüngung.• Bei kleinflächigen Würfen: Naturverjüngung, evtl. Einbringen von stabilisierenden Mischbaumarten (i.d.R. Buche, Ahorn, Esche, Erle) durch Pflanzung.
• Bei Einzelwürfen: Verbliebener Bestand schließt die Lücke; Naturverjüngung.
Waldumbau:
• Seit fast 300 Jahren orientiert sich die deutsche Forstwirtschaft an der Nachhaltigkeit, ein Begriff, den sie “erfunden” hat (“Es darf nur so viel genutzt werden, wie auch nachwächst”).
• Ein stabiler Wald ist die Voraussetzung für die Funktionen-nachhaltigkeit, die Klima-, Wasser-, Boden-, Naturschutz und Erholung umfasst. Seit mehr als 20 Jahren erfolgt Waldumbau auf großer Fläche.
• Waldumbau durch Mischung der Baumarten und Unterpflanzen älterer Bestände (v.a. Fichte mit der Schatten ertragenden Buche).
• Erfahrungen aus “Vivian” und “Wiebke” sowie “Lothar” (insgesamt ca. 80.000 ha Windwurfflächen) zeigen: Auch auf großen Kahlflächen arbeitet die Naturverjüngung. Pflanzung von Laubbäumen mit schweren Samen (Eichen, Buchen) ist trotzdem notwendig (ca. 3.000-5.000 Pflanzen/ha). Diese Wälder sind heute sehr stabil.
Vorsorge gegen Schädlingsbefall:
Sobald die Temperaturen auf etwa 20 °C steigen, kann dem Sturmholz Schädlingsbefall drohen – vor allem durch den Großen Achtzähnigen Fichtenborkenkäfer (Ips typographus/Buchdrucker), den Sechszähnigen Fichtenborkenkäfer (Pityogenes chalcographus/Kupferstecher) und den Gestreiften Nadelnutzholzbohrer (Xyloterus lineatus).
Maßnahmen der Forstwirtschaft:
• Schnelles Aufarbeiten und Abfahren des Holzes.
• Rangfolge bei der Schadensbeseitigung beachten: Bäume mit Wurzeln – auch liegend – sind länger widerstandsfähig; noch intakter Harzfluss verhindert das Vordringen der Käfer.
• Entrinden der Stämme bei längerer Lagerung im Wald.
• Verbrennen des potenziellen Brutmaterials (Rinde, Äste, Reisig).
• Aufstellen von Pheromonfallen mit Duftlockstoffen (Monitoring).
• Einrichten von Fangbäumen.
• “Nasslager”: Berieselung großer Holzpolter auf zentralen Plätzen.
• Im äußersten Notfall: Einsatz von Insektiziden am gelagerten Holz (nicht überall erlaubt – Grundwasserschutz).
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