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November 2018
Ring auf Ring
Florian Neuhaus siegt in NRW beim Wettbewerb »Die Gute Form«
Bilder: Tischler NRW/Bettina Engel-Albustin
Auf der Messe »Mode Heim Handwerk« vom 10. bis 18. November 2018 in Essen zeigt der Fachverband Tischler NRW die 43 Gesellenstücke 2018 aus NRW, die sich durch ihre gute Gestaltung ausgezeichnet haben. Die Preise im Landeswettbewerb »Die gute Form« wurden am Sonntag vergeben. Platz 1 sicherte sich Florian Neuhaus mit einem Möbel, das auch ohne Korpus auskommt und die Grenzen zwischen Möbel und Objekt unscharf werden. Der Duisburger konstruierte eine zylindrische Stele aus HPL und geschwärzter Eiche. »Round about« besteht aus dünnen Ringen, die mit deutlichem Abstand auf vertikale Stäbe geschichtet wurden. Sie lassen sich zusammenschieben und werden von Magnetkraft gehalten, so dass sich ein Fach öffnet. Rundherum ist auf die Ringe mit Kreide ein Gedicht des deutschen Schriftstellers Rolf Dieter Brinkmann geschrieben. »Der Text handelt vom Weitermachen«, sagt der 22-Jährige. »Das fand ich in Bezug auf die Zukunft nach dem Gesellenstück sehr passend.«
Nach der Ausbildung bei der Tischlerei Reichenberg-Weiss in Neukirchen-Vluyn geht es für ihn erst einmal als Geselle weiter. Er kann sich vorstellen, Architektur zu studieren oder den Meister zu machen, um einen eigenen Betrieb aufzubauen.
Die Jury lobt vor allem die kleinen Details des Gesellenstücks: »Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck von entschiedener Klarheit, deren Härte durch die umlaufende Handschrift aber freundlich gemildert wird. Beim Schließen des Fachs lose herabfallend, werden die Scheiben mit einer gewissen Ungenauigkeit gehalten. Dadurch entsteht eine Zufälligkeit, eine gezielte Unschärfe, die sich auch in der leicht unregelmäßig und mit Sägespuren geschnittenen Außenkontur der Scheiben zeigt.«
Barschrank
Auf Platz zwei schaffte es Melwin Silvester Röllecke aus Meschede (Ausbildungsbetrieb: Fabri GmbH & Co. KG, Meschede) mit einem Barschrank.
Der ist so gebaut, dass er auch als Lichtmöbel funktioniert: Schmale Teakholzleisten werden von Acrylglasscheiben auf Abstand gehalten, sodass man die im Inneren eingesetzte LED-Beleuchtung auch von außen sehen kann.
»Proportion, Rhythmus, Genauigkeit« – die Jury hebt bei diesem Gesellenstück die grundsätzlichen Aspekte guter Gestaltung hervor. »Alle Beschläge sind filigran ausgeführt und bis an die Grenze des Möglichen reduziert. Und dabei erstaunlich praktisch, wie die Höhenverstellbarkeit des Fachbodens zeigt.«
Esstisch aus Esche und Stahl
Laurens Hübsch hat aus klassischen, handwerklichen Zutaten einen sehr stimmigen und gelungenen Esstisch gefertigt. Dafür zeichnet ihn die Jury mit dem 3. Preis aus. Der 23-Jährige hat bei der Schreinerei Hampel in Bonn gelernt und setzte für das Gesellenstück auf die Materialien Esche und Stahl. »Ich wollte mir einfach ein Möbel bauen, von dem man lange etwas hat – so hochwertig wie es geht aus Massivholz.« Die Jury fand die Materialkombination gelungen: »Die Sorgfalt der Holzauswahl und die handwerkliche Konstruktion verdeutlichen die lebendige Tradition, die im Tischlerhandwerk zuverlässig zuhause ist. Platte und Zarge werden von den Fußstollen aus scharfkantig gefügtem Stahlblech getragen – eine treffend ausgewählte Materialergänzung.«
Drei Belobigungen
Neben den drei Siegern zeichnete die Jury drei weitere Stücke mit Belobigungen aus: Matthias Wierz (Ausbildungsbetrieb: Tischlerei Frank Czasny, Langenfeld) gestaltete einen Sekretär aus Eiche, der an drei Seiten mit gerostetem Stahlblech eingefasst ist. Der Deckel des Korpus lässt sich mit einem ausgeklügelten Mechanismus nach hinten schieben, so dass Bewegungsfreiraum für den Benutzer entsteht. Diese Beschläge entwickelte er selbst, was die Jury vor allem lobenswert fand.
Marcel Fromm aus Wuppertal (Ausbildungsbetrieb: Tischlerei Hans Bolender, Wuppertal) baute ein »Kantholzkarussell«: Es sieht zunächst aus wie ein Wandbild. Doch mit den Fingerkuppen lässt sich die kleine, geheime Öffnung ertasten, die herausgezogen einen Minischubkasten öffnet und hineingedrückt von einem auf der Rückseite eingebauten Karussell mitgenommen wird, das insgesamt vier kleine Auszüge wie Gondeln passgenau vor die Öffnung fährt.
Die dritte Belobigung erhielt Josua Mazurek (Ausbildungsbetrieb: Fachhochschule Dortmund) für seinen Schreibtisch aus Birke. Das sagte die Jury: »Die eingesetzten, gelb lackierten Blenden spielen mit dem zufälligen Muster geometrischer Formen in mehrlagiger Schichtung. Ganz so zufällig auch wieder nicht: vorausschauend geplant gibt es Kreuzungspunkte, die sich überlagern und so die Befestigung der Blende von innen ermöglichen.«
Chancen beim Bundeswettbewerb
Seit mehr als 30 Jahren prämiert der Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form“ Kreativität, Experimentierfreude und gute Umsetzung. Die drei Sieger bekommen Geldpreise in Höhe von 750, 600 und 500 Euro freuen. Die Siegerstücke auf Platz 1 und 2 nehmen im Mai 2019 am Bundeswettbewerb teil. Die Kür der Bundessieger erfolgt auf der Ligna in Hannover
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