Restfeuchtebestimmung von Schnittholz

Claus P.

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Christiane macht das mit.
Ingo, da hast du eine sehr verständnisvolle Frau. Ich beneide dich dafür und das ist ehrlich gemeint.
Bei mir würden nicht nur das Holz sondern auch meine Koffer vor der Tür landen und zwar schneller, als ich beides ins Haus bringen kann. Deswegen versuche ich nach Alternativen zu suchen.

Unabhängig von der ganzen Messerei sind bei Massivholzverarbeitung die bewährten Verarbeitungsregeln zu berücksichtigen.
+1

Ich möchte behaupten, das macht den feinen Unterschied aus zwischen gelernter Schreiner und Hobbyschreiner. Als Hobbyschreiner muss man sich dieses Wissen entweder mühevoll durch Lesen oder Abschauen erarbeiten, erfragen oder durch trial and error die Erfahrungen sehr leidlich sammeln. Zumindest ist das bei mir so, weil ich keinen habe, der mich auf potenziele Fehler von vornherein aufmerksam macht und die Tipps von sich aus gibt. Aber dazu hat man ja einen Mund und kann fragen, oder schreiben. Das Forum ist ja mitunter eine sehr gute Anlaufstelle um sich Tipps von Profis zu holen, auch wenn es dann manchmal unterschiedliche Meinungen gibt, das ist dann eben so.
Da hast du als Profi einen entscheidenden Vorteil. Ich kann es nicht beurteilen, aber ich gehe davon aus diese elementaren Basics in der Ausbildung (Schule und Lehrbetrieb) vermittelt werden und besonderer Wert darauf gelegt wird, dass dieses Wissen verinnerlicht wird.

Auch hier werden, je nach Holzsorte unterschiedliche Stufen eingestellt.
Ein Gesichtspunkt, der noch nicht aufgezeigt wurde, wenn ich nichts überlesen habe
Danke, guter Hinweis. Theo hat das nur kurz angeschnitten, aber nicht in der Deutlichkeit geschrieben.
 

teluke

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Natürlich muss man die Holzklasse richtig einstellen.
Eine Garantie ist das aber auch nicht.
Ich hab mal Eiche mit 700kg/m³ und mal welche mit 100kg mehr.

Ist aber nicht so wichtig.
Ob das Holz nun 8, 9 oder 10% Feuchte hat spielt nicht die große Rolle.
 

teluke

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Wenn ich mich recht erinnere wollte doch @Lorenzo mal einen Passivtrockner bauen.
Wäre interessant zu wissen wie das ausgegangen ist.
 

Claus P.

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Es gab auch keine dauerhaft beheizten Räume mit 20° bei 50% rel. Luftfeuchte.
Stimmt. Allerdings würde ich "keine" durch "fast keine" ersetzen. Diese wertvollen und heute sehr gefragten Biedermeiermöbel wurden damals schon für gut betuchte Leute hergestellt (die feine Gesellschaft). Da gab es sehr wohl das Herrenzimmer oder auch andere Räume, die im Winter beheizt wurden. Luftbefeuchter gabs sowieso nicht, das war die Wasserschale neben dem Kamin, oder wie ich noch aus meiner Kindheit kenne die Wasserbehälter, die an die Rippen vom Heizkörper gehängt wurden. Noch dazu werden diese alten Möbel unter heute üblichen Wohnraumbedingungen aufgestellt. Ob es deswegen zu größeren Schäden kommt, weiß ich nicht. Meine Vermutung ist aber eher nein.

Es muss also grundlegende Konstruktionsregeln geben, die bereits früher funktioniert haben obwohl nur lufttrockenes Holz verwendet wurde und kein kammergetrocknetes. Der Spannagel wurde schon öfter zitiert. Wenn im Spannagel diese grundlegenden Informationen zu finden sind, kaufe ich mir das Buch noch heute. Ich würde mich freuen, diese Basics zu lernen oder zu lesen nur wenn ich mit lufttrockenem Holz arbeiten kann.
 

isso

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Ohne Zentralheizung hat auch das Herrenzimmer nicht die Werte von Heute erreicht.
Auch gibt es viele Biedermeiermöbel bei denen die Restaurierung auf die "moderne Holzfeuchte" zurückzuführen ist. Also Schäden, die eindeutig auf das Klima zurück zu führen sind.

Man kann einiges abfangen durch Konstruktion, aber längst nicht alles.

Ich kann mir aber schon vorstellen, dass Holz für hochwertige Möbel nochmal nen Winter vorm Kamin verbracht hat.
 

weissbuche

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SteffenH hat es für die alten Möbel auf den Punkt gebracht. Die konstanten Temperaturen und damit niedrige Luftfeuchte gab es früher nicht. Viele Beiträge betonen ja auch die fachgerechte Verarbeitung (Rahmen/Füllung, Gratleisten usw.), das ist natürlich richtig aber gerade im Barock haben sich die Kollegen einen Scheiß um Tischlerregeln geschert. Da wurde einseitig furniert, Kreuz und Quer furniert usw.. Warum das funktioniert hat? Keine Ahnung. Wir haben im Kloster auch einige Barockmöbel, die würden wegen grober Verstöße gegen alle Tischlerregeln heute zu keiner Gesellenprüfung zugelassen.
Das Thema Holzfeuchte taucht ja immer wieder mal auf. Ein Problem dabei ist meiner Meinung nach, das die Menschen von Massivholzmöbeln das gleiche Verhalten erwarten wie von Möbeln aus Platte oder anderen Werkstoffen. Wer von einer massiven Tischplatte die Eigenschaften einer Billiardplatte erwartet, liegt einfach falsch. Ich habe mir Sesselgestelle gebaut mit einer offenen Schlitz/Zapfenverbindung. Jetzt im Winter kann man die Verbindung fühlen, es zeichnen sich die Zapfen ab, im Sommer ist das nicht so. Wer sich daran stört, für den sind massive Möbel nichts. Mein Holz bekomme ich auch nur auf 10-12%, damit lebe ich und wenn ich für andere Leute was baue, kriegen diese Menschen einen Crashkurs in Massivholzverhalten. Messen tue ich mit meinen 38 Jahre altem Ganngerät. Habe ich mir zur Meisterprüfung gekauft und macht was es soll.
 

seschmi

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Bei den Barockmöbeln gilt natürlich auch das, was „survivors bias“ genannt wird. Wir sehen schlicht nur die Möbel, die die 300 Jahre überstanden haben. Die, die zwischendurch kaputt gegangen sind, sehen wir ja nicht.

Technische Trocknung hat ja auch noch andere Gründe: Beim Dachstuhl zum Beispiel die Beseitigung von Schädlingen. Früher wurde da ja großzügig imprägniert, heute desinfiziert man durch Hitze stellt sicher, dass das Holz gleich zu trocken für einen Neubefall ist.

Wenn man die Tabellen zur Ausgleichsfeuchte anschaut, sieht man, dass im Sommer bei schwülem Wetter mit 80% Luftfeuchtigkeit schon 16% möglich sind, im Winter bei 30% auch mal 6-7%. In der Praxis wird das wahrscheinlich nicht erreicht, weil die Extremwerte ja nicht dauernd auftreten sondern nur kurz, und das Holz sich ja nur langsam anpasst. Trotzdem muss das Möbel damit umgehen.

Es gibt ja auch noch die Behauptung, dass sich durch lange Lagerung die Spannungen im Holz abbauen und es dann weniger arbeitet.
Das könnte sein, Holz „kriecht“ ja schon etwas, man sieht das an lange durchgebogenen Fachböden, die federn auch nicht komplett zurück. Ich habe aber nie eine wissenschaftliche Untersuchung dazu gefunden.

Für Profis gibt es ja sowieso keine Alternative zur technischen Trocknung: Die können ja nicht dem Auftraggeber sagen, dass er seinen Schrank in 12 Monaten kriegt, weil das Holz akklimatisieren muss. Und auch nicht Tonnen von Holz zum Trocknen und akklimatisieren im Wohnzimmer stapeln.
 

isso

ww-esche
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Das könnte sein, Holz „kriecht“ ja schon etwas, man sieht das an lange durchgebogenen Fachböden, die federn auch nicht komplett zurück. Ich habe aber nie eine wissenschaftliche Untersuchung dazu gefunden.

Da ist man dann bei der plastischen Verformung.

https://www.baunetzwissen.de/holz/f...verformung-und-klimatische-einfluesse-7481947

Das ist auch der Grund, weshalb Dieleböden immer Fügen haben die sich öffnen. Als Beispiel. Ist nen lesenswerter Artikel.
 

teluke

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Ein Fehler ist es einem Kunden ein perfektes Muster zu zeigen oder zu geben,

Der Kunde soll ruhig die Zinken oder Schlitz/Zapfen mit den Fingern fühlen. Er wird deswegen nicht auf den Kauf oder die Auftragsvergabe verzichten und danach auch nicht die Fühlbarkeit reklamieren. Er weiß dann dass das einfach so ist.
Das ist so wie @weissbuche das beschreibt.
Wenn ich mit dem Bau fertig bin ist alles ganz glatt.
Steht dann das Möbel am Bestimmungsort fühlt man dann mit den Fingerspitzen (unserem besten Messinstrument) dass das nicht mehr arschglatt ist.
Das ist einfach Natur und das muss der Nutzer wissen dann bewertet er dies nicht negativ sondern eher als Zeichen von Echtheit.
 

Friederich

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8 und 9% optimal ist. Diese Werte lassen sich - soweit mir bekannt ist - nur durch Trocknung in einer Trockenkammer erreichen.
Da dieser Wert sich in einer geheizten Wohnung einstellt, (als Mittelwert, also kurzzeitig auch weniger), lässt er sich logischerweise auch in der geheizten Wohnung erreichen.
 

Friederich

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Ich glaube wir sind uns einig, dass es einen großen Unterschied macht, ob ein Möbel später im Wohnzimmer steht, oder im Bad oder in der Küche.
Unterschied Ja; aber bestimmt nicht groß.

Badezimmer ist ja oft sogar besonders gut geheizt; und die Feuchte die beim Duschen ganz kurzfristig auftritt, und sofort wieder hinausgelüftet wird, ist sicherlich irrelevant.
Mit 8-9% Feuchte dürfte man auf der sicheren Seite sein. Nach dem genauen Aufstellort würde ich da nicht weiter differenzieren.
 

Claus P.

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Badezimmer ist ja oft sogar besonders gut geheizt; und die Feuchte die beim Duschen ganz kurzfristig auftritt, und sofort wieder hinausgelüftet wird, ist sicherlich irrelevant.
Da hast du nicht ganz Unrecht. Ich kann jetzt nur von mir ausgehen. Bei uns ist das Bad der Raum, wo die Temperturunterschiede im ganzen Haus am größten ist und die Luftfeuchtigkeit auch.

Über Nacht, läuft natürlich die Heizung, damit es am Morgen schön warm ist, wenn es nicht am Vorabend vergessen wurde. Das kommt öfter vor. Am Morgen ist das Bad schön warm. Dann wird geduscht, bei geschlossenen Fenster, weil meine Damen wollen es ja warm haben. Da beschlägt alles, Spiegel und Dachfenster sowieso. Anschließend wird die Heizung ausgedreht und das Fenster geöffnet, oft den ganzen Tag, auch im Winter im Sommer sowieso.

Ich bin genau deiner Meinung. Bis das Holz die Feuchtigkeit aufnimmt, dauert es eine Weile. Außerdem hab ich die Oberflächen mehrfach geölt, das wird auch die Feuchtigkeitsaufnahme bremsen. Bis auf eine quadratische Platte am Waschtischunterschrank hat sich nichts verzogen oder ist gerissen. Selbst diese Platte (ca. 20cm x 20cm) könnte ich sehr leicht reparieren, wenn ich will. Sie wird nur von 4 Magneten gehalten, damit ich ggf. an die Eckventile und den Syphon komme und die Blende komplett entfernen kann ohne, dass Scharniere oder etwas anderes stört.
Sie ist relativ dünn (für meine Begriffe) und mit zwei Gratleisten oder aufgeschraubten Leisten von der Rückseite wäre das Problem sehr einfach zu beheben. Aber so wie Eckhardt (weißbuche) auch schreibt. Das ist ein Naturmöbel und das arbeitet unter unterschiedlichen Bedingungen und dessen muß man sich bewußt sein.
Spanplatte hatte ich vorher, da ist mir ein verzogenes Naturholzmöbel 1000mal lieber, auch wenn es arbeitet, als ein "totes" Möbel vom Supermarkt.
 

Kluk

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Die Restfeuchte ist direkt proportional zum gemessenen Widerstand
So einfach ist das leider nicht. Der Zusammenhang ist stark exponentiell. Beim heutzutage üblichen Abstand der Elektroden von 30mm beträgt der elektrische Widerstand bei einer Holzfeuchte von 12% ca. 1 GOhm - (umso trockener umso stärker steigt der Widerstand). Bei 17% schon nur noch ca. 40 MOhm und bei 20% nur noch ca. 10 MOhm.
Das macht die Messung extrem schwierig. Es gibt meines Wissens nach keine Messgeräte (die man in der Hand halten kann) die solche krassen Widerstände überhaupt vernünftig messen können. Also bedienen sich die Messgerätehersteller eines relativ einfach Tricks. Es wird ein präziser Parallelwiderstand in die Messung eingebaut. Durch die Parallelschaltung von Widerständen ist der Gesamtwiderstand kleiner als der kleinste Einzelwiderstand. Darunter leidet dann aber natürlich etwas die Genauigkeit - ganz besonders in höheren Feuchtebereichen in denen der Zusammenhang zwischen Widerstand und Feuchte wesentlich flacher verläuft.
Holzfeuchte "Messung" gibt es eigentlich nicht wirklich. Eine wirkliche Messung kann nur über eine Darrprobe erfolgen. Alle üblichen "Messungen" sind mal mehr, mal weniger genaue Schätzungen.

Gruß Kluk
 

Besserwisser

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Woher kommt die Idee, die Hölzer müssten alle gleich trocken sein? Alleine aus der Lagerzeit?
Das ist ein in vielen Punkten falscher Schluß.
Holzfeuchte bezieht sich aufs Darrgewicht. Fichte mit dem volumenmässig gleichen Wasseranteil hat also eine weit höhere Holzfeuchte als Eiche.
Die Bäume hatten zum Fällzeitpunkt schon nicht die gleiche Holzfeuchte.
Verschiede Hölzer sind anders strukturiert. Ich kann mir zB vorstellen, dass ein sehr grobporiges Holz anders trocknet als ein feinporiges Holz.
Da fänden sich bestimmt noch mehr Argumente.
 

Claus P.

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So einfach ist das leider nicht. Der Zusammenhang ist stark exponentiell. Beim heutzutage üblichen Abstand der Elektroden von 30mm beträgt der elektrische Widerstand bei einer Holzfeuchte von 12% ca. 1 GOhm - (umso trockener umso stärker steigt der Widerstand). Bei 17% schon nur noch ca. 40 MOhm und bei 20% nur noch ca. 10 MOhm.
Das macht die Messung extrem schwierig. Es gibt meines Wissens nach keine Messgeräte (die man in der Hand halten kann) die solche krassen Widerstände überhaupt vernünftig messen können. Also bedienen sich die Messgerätehersteller eines relativ einfach Tricks. Es wird ein präziser Parallelwiderstand in die Messung eingebaut. Durch die Parallelschaltung von Widerständen ist der Gesamtwiderstand kleiner als der kleinste Einzelwiderstand. Darunter leidet dann aber natürlich etwas die Genauigkeit - ganz besonders in höheren Feuchtebereichen in denen der Zusammenhang zwischen Widerstand und Feuchte wesentlich flacher verläuft.
Holzfeuchte "Messung" gibt es eigentlich nicht wirklich. Eine wirkliche Messung kann nur über eine Darrprobe erfolgen. Alle üblichen "Messungen" sind mal mehr, mal weniger genaue Schätzungen.

Gruß Kluk
Hallo Kluk,

das glaub ich sofort. Dass Feuchtigkeitsbestimmung von Holz ein sehr komplexes Thema ist, war mir von Anfang an klar, noch dazu wenn es nicht nur um eine grobe Bestimmung geht, sondern etwas genauer sein soll.
Dass der Winderstand sich nicht proportional zur Feuchte ändert, war mir neu. Es wäre besser gewesen, wenn ich dazu geschrieben hätte, dass das von mir eine Vermutung ist. Vielen Dank für die Aufklärung.
Dass eine genaue Widerstandsmesssung sehr schwierig ist, wenn sich der Widerstand um Größenordnungen ändert, das ist absolut nachvollziehbar. Alleine schon die ganze Diskussion über inzwischen 3 Seiten zeigt, welche unterschiedlichen Ansichten es gibt und wie sie begründet werden.

Woher kommt die Idee, die Hölzer müssten alle gleich trocken sein? Alleine aus der Lagerzeit?
Das ist ein in vielen Punkten falscher Schluß.
Holzfeuchte bezieht sich aufs Darrgewicht. Fichte mit dem volumenmässig gleichen Wasseranteil hat also eine weit höhere Holzfeuchte als Eiche.
Die Bäume hatten zum Fällzeitpunkt schon nicht die gleiche Holzfeuchte.
Verschiede Hölzer sind anders strukturiert. Ich kann mir zB vorstellen, dass ein sehr grobporiges Holz anders trocknet als ein feinporiges Holz.
Da fänden sich bestimmt noch mehr Argumente.

Da kann ich ein wenig für Klarheit sorgen. Am Anfang stand eine Frage im Raum die auf einer Annahme beruht und keine Behauptung. Es ging darum, ob es plausible Erklärungen gibt, warum die Restfeuchten bei Lufttrocknung von unterschiedlichen Hölzern unterschiedlich hoch sind. Viele Punkte sind schon genannt worden: Dichte, Struktur der unterschiedlichen Hölzer, Salzgehalt, usw.

Das was du schreibst ist für mich absoult plausibel. Es wäre ja viel zu einfach, wenn sich unterschiedliche Hölzer gleich verhalten würden. Aber genau diese Unterschiede zu kennen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen ist ein sehr spannedes Thema.
Ich hab schon mehrfach geschrieben, dass alleine eine Holzfeuchte von 8 oder 9% eine Garantie ist, dass später das Möbel sich nicht verzieht, oder Risse bekommt, halte ich für eine zu einfache Behauptung. Eine Holzfeuchte von 8% trägt bei der Verarbeitung mit Sicherheit dazu bei, dass bei der Aufstellung des fertigen Möbel am Bestimmungsort (meist Wohnung) das Risiko von Verzug oder Rissen gesenkt wird. Die Annahme teile ich vollkommen. Aber daß ein Möbel sich schließlich so verhält wie gewünscht, ist auch der Konstruktion geschuldet.


Am Ende der ganzen Diskussion steht für mich eine Frage im Raum, die ich für mich versuche zu beantworten: Welche Kriterien muß ich beachten, dass sich mein Naturholzmöbel am Bestimmungsort so verhält, wie ich es mir wünsche und erwarte.

Dass bei dieser Fragestellung die Holzfeuchte eine entscheidende Rolle spielt, bin ich ziemlich sicher herscht Einigkeit und dass es weitere Kriterien gibt, die beachtet werden müssen ist auch unstrittig.
Es gilt eben herauszufinden, was das für Kriterien sind. Dass dieses Thema äußerst komplex ist und nicht in 2 bis 3 Sätzen zu beantworten ist, war mir von vornherein klar.
Um es auf bayrisch zu sagen: Da könnte ja jeder Depp ein Naturholzmöbel bauen ohne irgendwelche Regeln beachten zu müssen und hinterher gibts keine Probleme. Genau das ist eben nicht der Fall und macht das Thema so spannend.
Jetzt muß ich aufhören, weil jetzt wirds philosophisch.
 

seschmi

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Es ist ja so, dass es auch in Wohnungen schwankende Luftfeuchtigkeit gibt, draußen sowieso.

Wenn man in die entsprechenden Tabellen schaut, stellt man fest, dass man mit 1-2% Größenänderung quer zur Faser rechnen muss. Eine 1m breite Tischplatte kann also 99cm haben oder 101, je nach Jahreszeit und Wetter.

Das gibt einen Hinweis, was die Konstruktion aushalten muss. Zum Beispiel, wieviel Spiel eine Füllung im Rahmen braucht.

Wenn man sich mit der Holzfeuchte unsicher ist, kann man ja 3% annehmen. Die meisten „klassischen“ Konstruktionen geben das her, und noch mehr.

Und quer zur Faser spielt auch noch radial oder tangential eine Rolle - deshalb gibt es ja Verleimregeln, wie man die Jahresringe am Besten legt.

So typische „Bauernmöbel“ sind ja oft sogar so gebaut, dass sie noch mehr Maßänderung aushalten. Zum Beispiel mit Keilen, die man einfach nachschlägt, wenn das Holz trocknet.

Probleme entstehen ja meist dann, wenn Leute glauben, man könnte trockenes Massivholz wie Spanplatte verarbeiten. Wir hatten ja kürzlich den Thread zur Küche mit glatten Fronten. Dann wird’s kompliziert.
 

seschmi

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Dazu noch eine Anekdote: Vor vielen Jahren habe ich einen Tisch bei Ikea gekauft. Zu Hause (50km weg) ausgepackt, und ein Riss ging durch die Tischplatte.

Also wieder 50km hin und umgetauscht.

Damals konnte man die Kartons noch nicht selbst aus dem Regal nehmen, sondern mit dem Zettel an eine Theke, dann wurden die geholt.

Also den neuen Karton gleich vor der Theke aufgemacht. Gerissen. Dann hat mich der Ikeaner mit ins Lager genommen, mit dem Stapler die Palette geholt und wir haben Kartons aufgerissen. Der fünfte Tisch war dann okay - den gibt es heute noch.

Der Grund war einfach: Die Platte war einfach mit Holzschrauben an der Zarge festgeschraubt. Es ist eigentlich logisch, dass das nicht geht.

Wenn jetzt jemand nur den einen Tisch sieht und nicht die vier kaputten, meint der glatt, das ginge so…
 

Kluk

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Wenn man in die entsprechenden Tabellen schaut, stellt man fest, dass man mit 1-2% Größenänderung quer zur Faser rechnen muss. Eine 1m breite Tischplatte kann also 99cm haben oder 101, je nach Jahreszeit und Wetter.
Das ist doch kompletter Quatsch! 2% Größenänderung beim reaktionsfreudigsten Holz Buche würden eine Holzfeuchteänderung von mindestens 5% bedeuten, bei Eiche eher Richtung mindestens 6% - und das auch nur bei ausschließlich tangentialer Ausrichtung der einzelnen Lamellen.
Wenn dein Haus solche klimatischen Schwankungen zulässt, sollten wir uns mal zusammensetzen... Entweder es regnet bei dir rein, da könnt ich dir helfen, oder deine Heizung ist komplett kaputt und der Luftbefeuchter und Trockner spielen komplett verrückt... auch da kann geholfen werden. :emoji_slight_smile:
Im Wohnraum sind Holzfeuchteschwankungen über 2% komplett unrealistisch. Wahrscheinlich geht es eher Richtung 1% im Jahresverlauf.
 

Holzwerker1984

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@Kluk Steile These!
Bei 20°C ändert sich die Holzausgleichsfeuchte allein zwischen 40 und 60% rel. Luftfeuchtigkeit um 3 %.
Luftfeuchten zwischen 35 und 70% kann man auch nicht ausschließen. Da sinds schon 6% Holzausgleichsfeuchte.
 

isso

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  • J. F. Rijsjdijk, P. B. Laming: Physical and related properties of 145 timbers. Kluwer, Dordrecht / Boston / London 1994, ISBN 0-7923-2875-2.
Wenn mir mal jemand was zum Geburtstag schenken möchte.
Das lungert schon ewig in meiner "Liste" rum.
Ich will eigentlich wissen was da zum Fasersättigungspunkt von Eiche steht.
Die Hersteller von Trockenkammern gehen alle von 30-31% aus. Funktioniert auch recht "radikal" ohne Fehler:emoji_thinking:
Das spricht für den höheren Wert.

Also eigentlich egal, weil funktioniert :emoji_sunglasses:

Wäre dann nur weniger krumm. Aber Ergebnis wird sich ja eh nicht ändern.
 

Kluk

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@Kluk Steile These!
Bei 20°C ändert sich die Holzausgleichsfeuchte allein zwischen 40 und 60% rel. Luftfeuchtigkeit um 3 %.
Luftfeuchten zwischen 35 und 70% kann man auch nicht ausschließen. Da sinds schon 6% Holzausgleichsfeuchte.
Das ist schon klar. Aber dann bräuchte man über einen sehr langen Zeitraum 20 Grad 35%rH und dann einen sehr langen Zeitraum 20 Grad 70%rH. In welchem Haus kommt das bitte vor? Es sind doch maximal 3-4 Wintermonate die tendenziell etwas trockener sind, im Mittel vielleicht 35 - 45%, Frühling und Herbst dann etwas feuchter und im Sommer dann mal kürzere extreme Feuchtespitzen. Dann ist es tendenziell aber auch wärmer als 20 Grad.
Holz reagiert ja extrem langsam. Auf dem Weg zur Ausgleichsfeuchte ändern sich dann aber die klimatischen Bedingungen wieder und es geht in die andere Richtung.
Wenn jetzt ein Möbel im direkten Strahlungsbereich eines Holzofens steht und im Sommer direkt vor der daueroffenen Terassentür, ja da können höhere HF Schwankungen wahrscheinlich sein aber in einem normalen Raum werden die nicht über 2% im Verlauf des Jahres liegen.
Gruß Kluk
 

Holzwerker1984

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Mein Beitrag ist so gemeint, dass es nicht dauerhaft 35 oder 70% hat. Sondern dass dauerhaft 40 und 60% absolut realistisch sind. Und alleine da übersteigt die Schwankung schon die genannten 1% Holzfeuchteänderung. Zusätzlich kann es auch zeitweise zu 35 oder 70% kommen, was das ganze eben noch etwas weiter treibt.

Wobei 35% über mehrere Wochen auch nicht unrealistisch sind. Egal ob Holzofen oder nicht. Sowohl in Neubauten als auch in Altbauten. 70 % wirds eher selten haben, da geb ich dir Recht.

Je nach Holzstärke und Einbausituation kann das Holz innerhalb weniger Wochen ein paar % Holzfeuchte zu/abnehmen.
 
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