Bei dem Ornament-Motiv auf den unteren vier Türen handelt es sich um einen Drachen, der sich selbst in den Schwanz beißt. Gestalterisch ist das Ornament in diesem Fall von der Formensprache her am ehesten der keltisch germanischen Ornamentik zuzuordnen. In der nordischen Mythologie ist es oft die
>Midgardschlange<.
Die Schlange oder der Drache die/der sich selbst in den Schwanz beißt, werden auch
>Ouroboros< genannt, und kamen bereits auch in älteren Kulturen vor. Es wird mit diesem Kreis der sich schließt, sozusagen "Anfang und Ende" zugleich symbolisiert.
An anderen Stellen des Schrankes finden sich Blattranken, die den Akanthusblattranken der grieschischen Ornamentik entlehnt sind. An der mittleren Tür über dem Glasbogen eine Art Muschelornament (die Muschel ist eigentlich ein typisches Barock Ornament) das aber auch sehr stark im Jugendstil interpretiert. Dann im Kranz oben Perlstabornamentik im rein geometrischen Jugendstil.
Das finde ich eher etwas untypisch für den Jugendstil dass die Ornamentik so gemischt ist (hat ja flüsterholz auch schon geschrieben). Da war eigentlich eher ein bestimmtes Thema, eine bestimmte Linie in einem Objekt die dann durchgezogen wurde.
ABER der Jugendstil und der Historismus hatten ja eine Weile auch parallel Bestand. Und in beiden Stilen gab es zumindest in der Architektur auch das Phänomen, dass (z.B. nach Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, etc. pp.) dann zum Ende der Stilepoche schließlich alle möglichen Ornamente aus verschiedenen Epochen an einem Objekt (Möbel, Hausfassade,...) mitunter "wild durcheinander" gewürfelt wurden.
>Eklektizismus< nennt sich das dann.
Es gibt auf jeden Fall auch einen sehr geradlinigen Jugendstil, gerade im deutschsprachigen Bereich. Vom Möbeltypus her, und in der Ausführung der geschnitzten Ornamentik würde ich das Möbel nach den ersten Bildern schon auch deutlich dem Jugendstil zuordnen. So aus der Entfernung und nach Bildern. Die Holzart ist Eiche. Es wurde bestimmt so manches hier und da mal verändert. Beizen, Zahnleisten, Fachböden, Bleiverglasung, Beschläge,... das sind alles Sachen die auch später erst hinzu gekommen sein können und zur empirischen Geschichte des Möbels gehören können.
Wirklich ganz eindeutige Hinweise ließen sich mit etwas Detail- und Detektivarbeit am Möbel direkt sicher finden.
Aber wie gesagt, nach den Bildern von mir her +1 für Jugendstil.