Aufgaben für Praktikanten

Avadoc

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Hallo,

nächste Woche bekommen wir in der Firma einen hoffentlich interessierten jungen Mann, der das Ziel hat, Tischler zu werden. Er hat sich bei uns (Bautischlerei, 15 Mitarbeiter) für eine Ausbildungsstelle beworben und kommt für einen Tag zum Probearbeiten vorbei. Ich soll ihn an diesem Tag "beschäftigen" und einschätzen, ob er die Ausbildungsstelle bekommen kann oder nicht. Nun frage ich mich natürlich, was kann er machen?!

Letztens hatten wir erst jemanden für eine ganze Woche da, der dazu auch noch voll ausgebildeter Tischler war. Da ist es natürlich vergleichsweise einfach, ihn einzuschätzen. Man kann einem ausgebildeten Tischler natürlich ganz andere Aufgaben zuteilen, als einem Schüler. Dazu kommt, dass wir eine ganze Woche Zeit für die Einschätzung hatten.

Unsere beiden Stifte im 2. Lehrjahr bereiten sich gerade auf ihre Zwischenprüfung vor und üben Verbindungen. Hatte daher schon die Überlegung, den Praktikanten nach kurzer Einweisung mit "dazu zu stellen" und ihn irgendwas leichtes bauen zu lassen an dem Tag. Die Lehrlinge würden ihn dann größtenteils beaufsichtigen, da ich leider nicht die Zeit habe, den ganzen Tag dabei zu stehen. Natürlich würde ich von Zeit zu Zeit nach dem Rechten schauen...

Was haltet ihr davon? Habt ihr vielleicht einfache Übungsstücke oder Ideen, was man bauen lassen könnte? Wie wird in euren Betrieben verfahren?

Ich möchte ihn halt nicht einfach den ganzen Tag in den Schleifraum schicken oder die Halle ausfegen lassen. Denke nicht, dass das zielführend wäre.

Bin gespannt auf eure Meinungen, Anregungen und Erfahrungen :emoji_slight_smile:

Beste Grüße

Robert
 

MysteriumHolz

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Ich kann leider nicht behilflich sein, weil ich nie in einer Schreinerei gearbeitet habe. Aber ich hab schonmal eine von innen gesehen - allerdings nur als Kunde.
Jedenfalls ist es gut, dass Du Dir freundliche Gedanken machst. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Auswahl der geeigneten Kandidaten und ich wünsche einen aufschlussreichen Probearbeitstag.
 

Holzrad09

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Hallo
Wir legen uns immer gewisse Arbeiten bei Seite, und warten bis der nächste Praktikant kommt, meißt bleiben Sie aber immer 14 Tage bei uns, und haben gewisse Vorerfahrung, bei nur einem Tag würde Ich Sie auch zu den Lehrlingen stellen, da können Sie auch mal jemanden was erzählen :emoji_slight_smile:
 

Avadoc

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Danke schonmal für die Antworten.

Darf ich fragen, was das für Arbeiten sind, die ihr da so zurücklegt?
 

Holzrad09

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z.B. die Haken in der Lackierkabine von Dickschichtlasur befreien, Werkzeugkisten reparieren, Holzecken aufräumen, Spänesäcke rausbringen , sämtliche Aufräumarbeiten, bei gewisser Vorerfahrung und Maschinenschein ( überbetriebliche Praktikanten) dürfen sie auch mal Säumlinge austrennen und z.B. Glasleisten machen , oder eben mit zur Baustelle
 

WinfriedM

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Es geht doch um Handwerk. Wenn man das mal wörtlich nimmt, dann lass ihn was mit den Händen und Handwerkszeug machen.

Ideen:
* Ein paar Benchcookies basteln - Stichsäge, ein wenig schleifen, Gummiauflagen aufkleben
* Bau eines Vogelhäuschens
* Bau eines Stifthalters: Holzwürfel von vielleicht 7x7x7cm, wo von oben z.B. 4x4 Löcher reinkommen, um Stifte reinzustellen.
* sowas hier: https://klotzaufklotz.de/stifthalter-kirschbaum
* Kartenhalter aus Holz: Peters Holzkunst - Foto Galerie > Und vieles mehr


Halt irgendwas, wo man sägt, schleift und bohrt und zum Schluss irgendein Ergebnis hat. Daran kannst du auch gut erkennen, wie sich derjenige handwerklich anstellt.
 

Mitglied 59145

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Hallo,

ein Tag ist natürlich wenig!

Ich finde immer wichtig erkennen zu können ob jmd. Motivation hat. Geht ,imo, am besten wenn man mglst. viel von ihm weiss, also Bewerbungsunterlagen durchsehen und ihn auf ein paar Punkte ansprechen. Dann noch die obligatorischen Fragen, eher so "nebenbei", warum denn Tischler und dieser Betrieb.

Am lebsten fahre ich zu sowas auf Montage, Fussboden oder Küche.... Oder lasse denjenigen "assistieren", wenn er dann nach einer gewissen Zeit sieht welches Werkzeug benötigt wird ist das ein gutes Zeichen.

Finde halt wichtig viel von dem Menschen zu "sehen", den Rest kann man mit der richtigen Haltung in der Regel lernen......


Gruss
Ben
 

Avadoc

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Schonmal vielen Dank für die Tipps! Stiftehalter find ich super. Ich denke, dass so etwas auch gleichzeitig motivierend sein kann, wenn man hinterher was in der Hand hält, das man selbst gebaut hat.

Auf die Baustelle mitnehmen geht natürlich immer. Klar. So wurde bei uns bisher auch meistens verfahren. Aber ich würde, auch für die Zukunft bei anderen Anwärtern, gern etwas in der Werkstatt machen lassen. Unser Hauptaugenmerk liegt eher in der Fertigung, als auf der Montage. Zumal ich im Moment nicht sagen kann, ob an diesem Tag überhaupt eine Montage anliegt.

Ein Tag ist tatsächlich sehr wenig. Gerade deswegen mach ich mir ja Gedanken, um diesen optimal zu nutzen :emoji_wink:
 

Setter

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Guten Morgen zusammen

@Holzrad09

Ist doch immer wieder schön wenn man so billige Putz und Aufräum Praktikanten bekommt, oder?
Also bei Dir würde ich es mir nach einem Tag Praktikum überlegen, ob ich eine Ausbildung anfange....

In meinem Lehrbetrieb habe ich immer nur von meinen Altgesellen gehört : "Ich räum auf, Du übst mal lieber nen Backenschifter oder nen Gradsparren. Zum aufräumen biste hier nicht in der Lehre, hier sollste was lernen. Besen schwingen kannste als Geselle noch oft genug..."

Finde die Idee mit dem Stiftehalter klasse, oder ne einfache Dose basteln lassen mit Handwerkzeuge, keine Elektromaschinen. Da hat er nachher ein Erfolgserlebnis, was in der Hand um zu Hause vor zu zeigen. So weckt man Spaß und Interesse am Handwerk.

Nur mal so zum nachdenken...

Michael
 

Mitglied 59145

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Hallo,

ich finde ja man sollte auch keine "falschen Tatsachen" vorspielen...

Man sollte dem Praktikanten scxhon auch die Möglichkeit geben den alltag mitzuerleben!

Die Mischung machts, bisher hat bei uns jeder Praktikant auch ein bisschen aufgeräumt, aber nie alleine!!


Gruss
Ben
 

Setter

ww-birnbaum
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Dem Praktikant vermitteln, das selbstverständlich jeder für Ordner und Sauberkeit in Firma, Arbeitsplatz und Baustelle zu sorgen hat ist klar, doch extra nur solche aufgaben zu "sammeln " bis mal wiwieder ein Praktikant da ist, finde ich.....
 

WinfriedM

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Auch mal ein bisschen anregen zum nachdenken. Ihn mal mit einer Fragestellung oder Aufgabe etwas rumtüffeln lassen. Beispiel: "Der Stifthalter soll 7 Löcher bekommen, versuch mal, den Abstand zwischen den Löchern herauszufinden, wenn das Holz 200mm lang ist. "

Praktikanten und Azubis dafür zu benutzen, dass sie alle Scheißarbeiten erledigen, ist zwar kurzfristig praktisch, aber langfristig eine Katastrophe. Da züchtet man sich Handwerker heran, die nichts können, kein Interesse an ihrer Arbeit haben und nur darauf warten, die Azubis dann genauso zu behandeln, die ihnen irgendwann mal zugeteilt werden.
 

etaller71

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Unsere Praktikanten (Im Metallberuf) bauen eine Bügelsäge. Da sind verdammt viele Tätigkeiten schon mit drin, auch Einsatz von Dreh und Fräsmaschine, Schweissen, Kalt und warmverformen, bohren, feilen, sägen uvm. Nur das Blatt wird zugekauft
Dann haben sie sehr viele Handgriffe mal selbst gemacht, etwas, das man zuhause vorzeigen kann und sogar gut benutzen, denn die selbstgebaute Säge ist besser als ziemlich alles was man im Baumarkt findet. Es steht also zu erwarten, dass das Stück durchaus desöfteren mal zur Hand genommen wird. Der Werbeeffekt ist verdammt hoch - fast alle Praktikanten abgesehen von Gymnasiasten schicken später eine Bewerbung und man kennt die Praktikanten halt auch schon und kann die Eignung für den Beruf gut einschätzen.

Die sind dann aber auch normal ca.14 Tage hier. Tagespraktikanten nehmen wir nur in Ausnahmefällen und für mehr als Firmenführung und Zusehen langt es Zeitlich dann auch nicht.

Beim Ausbildungsschnuppertag wird dann was gemacht, was alle Gewerke in der Firma eben anreisst. Wir setzen aus grob vorgefertigten Teilen eine Maglite-ähnliche Taschenlampe zusammen. Da ist dann noch Löten, Stanzen und Blechbiegen und anderes mit drin, alles natürlich mit sehr wenig Tiefgang, weil es ja in 4-5 h Schaffbar sein muss. Auch das hat einen enormen Werbeeffekt, ist aber nicht billig in der Durchführung.

Jahres und Halbjahrespraktikanten, Berufsgrundschuljahr o.ä. machen dann dasselbe wie das 1. Lehrjahr. Nur Schulisch unterscheiden sie sich. Hat auch den Vorteil, dass man freigewordene Lehrstellen (abbrecher, mangels Talent Probezeit nicht überstanden, seltener Schwangerschaften) meist gut wieder aufgefüllt bekommt.

Im Holzbereich könnte man an einem Tag ein Streichmass oder eine Schmiege bauen lassen. Da wären auch einige grundsätzliche Arbeitsweisen integriert. Und man muss da präzise arbeiten. Bei längeren Praktikumsdauern auch grössere Holzbearbeitungswerkzeuge, Hobel oder Gestellsäge bspw.. Wurden früher ja auch selbstgebaut.

Einen Stiftehalter finde ich ehrlich gesagt nicht gross motivierend, selbst wenn er hinterher richtig was hermacht. Da sind zuviele gleichartige Tätigkeiten drin: wozu 7 Löcher bohren, wenn zum Bohrenlernen eigentlich eines reicht.
Auch Vorarbeiten wie Konstruktion, Zeichnungserstellung und Berechnungen sind weniger motivierend für dem eigentlichen Beruf.
Längere eintönige Arbeiten auch nicht. Mehrere Stunden Oberfläche Schleifen würde ich sogar als sehr demotivierend sehen.

Ansonsten kann man auch Dinge bauen, die einen Hohen Werbeeffekt haben. Handyzubehör könnte ein Renner werden. Einfach mal die Holzspielzeugkataloge durchsehen. Wenn man bspw. eine Gummibandpistole bauen lässt, könnte das zwar zu etwas pikierten Lehrern führen, aber wenn der richtige Lausbub genug unsinn damit macht kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Werbeeffekt derart hoch ist, dass man sich um Praktikanten und Lehrlinge keine Sorgen mehr machen braucht.
 

WinfriedM

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Genau, mit Smartphone & Tablet kann man bei der jungen Generation andocken. Ein Tablet-Halter zum Beispiel oder eine Ablage fürs Smartphone.
 

Neige

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Ich durfte während meines Praktikum ein Badschränkchen bauen. Material wurde mir zugeschnitten Kanten aufleimen und planhobeln dann selbst unter Anleitung, sowie Bänder anbringen. Voller Stolz nach Hause getragen und steht seit nun über 40 Jahren bei meinen Eltern noch immer.

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