Auszubildende

gepi

ww-esche
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Hallo,

ich weiss jetzt zwar nicht, ob dies die richtige Stelle für diese Frage ist, möchte jedoch auch einmal die Meinung der hier Vertretenen hören.

Letzte Woche wurde in einer Ausgabe der ZDF Reporter über Lehrstellensuchende berichtet. Hierin wurden anhand von 2 Beispielen (Bäcker und Groß- Einzelhandelskaufmann) die Schwierigkeiten der Ausbildungsbetriebe, geeignete Bewerber zu finden, geschildert.
Entweder war das Desinteresse bei den Bewerbern so groß, das einfach Termine verschlafen wurden, oder die Leute fast zu dumm waren, einen Eimer Wasser umzukippen wenn er schräg steht:rolleyes: .

Nun meine Frage:
Waren dies nur Einzelfälle, die von den Reportern herausgepickt wurden, oder ist der Wissensstand der heutigen Jugend wirklich so erbärmlich und das Desinteresse an einer Ausbildung so gross ?

Sind im Bereich Holzverarbeitender Betriebe ähnliche Probleme vorhanden / aufgefallen ?

Gruß

Gerhard
 

pme

ww-fichte
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Hi.

Nein,- also wenn ich sehe, was meine Kinder "heute" in den Schulen lernen müssen, dann habe ich da großen Respekt.
Es wird und hat es schon immer gegeben, dass es halt gute und weniger gute Jungs und Mädels gibt...:emoji_wink:

Entscheident ist doch auch, was unternimmt man als Betrieb, um an gute und interessierte Azubis zu kommen. Einfach nur hoffen, dass da einer kommt und das es dann passt geht nicht. Wir machen Beruftsinfotage, bieten Praktikas an... -da kannst du als Betrieb dann schon die "Geeigneten" heraussuchen...

Grüße,
Peter
 

Rühl

ww-robinie
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Ich kann das ein Stück weit nachvollziehen!

Immer wenn wir einen Praktikanten hatten der richtig gut war, so das wir ihn sofort eine Lehrstelle gegeben hätten hat er sich anders entschieden.

Wohin gegen die, die nicht zu gebrauchen waren sofort angefangen hätte.

Ich kann durchaus verstehen das man sich einen Beruf sucht der einem bessere Perspektiven bietet als Tischler.

Handwerk ist halt nicht mehr so interessant wie früher.
Denn die Jugend hat sehr wohl mitbekommen das man sein Geld mit weniger anstrengender Arbeit verdienen kann.




Gruß Ulf
 

carsten

Moderator
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Hallo

da stimme ich Ulf zu; insbesondere der letzte Satz trifft den Nagel auf den Kopf.
Klassische Handwerkerberufe sind weniger gefragt bei den Jugendlichen. IT steht hoch im Kurs. Wir haben aktuell 4 Azubis. Ok 3 einen zählen wir nicht mehr da mehr Krank als da. Mit den anderen haben wir Glück. Aber was die erzählen was so in der Berufschulklasse abgeht da sträuben sich mir die verbliebenen Haare.
Man muss sich heute als ausbildender Betrieb wirklich auch vorab um die potentiellen Azubis kümmern. Noten usw. zählen da für mich weit weniger als das was man unter sozialer Kopmetenz zusammenfassen könnte, Auftreten, Pünktlichkeit, echtes Interesse am Beruf, Mitdenken. Klar sind gewisse schulische Voraussetzungen wichtig. Mathe ist da beim Schreiner recht wichtig und zwar auch ohne Taschenrechner. Und das Berichtsheft sollte man in leserlichem korrektem Deutsch führen.
 

Airborne

ww-robinie
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...
IT steht hoch im Kurs.
...
Klar sind gewisse schulische Voraussetzungen wichtig. Mathe ist da beim Schreiner recht wichtig und zwar auch ohne Taschenrechner. Und das Berichtsheft sollte man in leserlichem korrektem Deutsch führen.

Ich arbeite in der IT-Ausbildung und muß sagen das diese Dinge auch bei uns grundlegende Vorraussetzungen sind. Leider merken viele junge Menschen zu spät das sie zwar gerne mit dem Computer rumspielen aber überhaupt nicht in der Lage sind damit zu arbeiten. Dem entsprechend hoch ist Zahl derer die die Ausbildung abbrechen oder ohne Abschluß beenden.
Ich würde mir wünschen das die Leute lieber in einem handwerklichen Beruf richtig gut sind als das sie ständig über ihrem Limit arbeiten.

Aber Tischler war eine Zeit lang doch hoch im Kurs - ich kenne viele echt gute Leute die vor ca. 10 Jahren eine solche Ausbildung begonnen haben. Hat sich der Trend verändert?

Gruß
Torsten
 

Dingsda42

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Bei uns in Informatik Studium liegt die Abbrecherzahl bei etwa 60 bis 70% im ersten Jahr. Von den rund 200 die die letzten Jahre durchschnittlich angefangen haben, beenden momentan etwa 30/Jahr ihr Studium erfolgreich.

Ich denke, wenn sich die Baubranche weiter erhohlt wird auch wieder der Anreiz einer Handwerkslehre größer.
Ein bischen spielt ja auch die Zukunftsangst mit.
Wenn es keine Aufträge gibt, was soll ich den jetzt Tischler lernen, wenn ich später eh auf der Straße sitze?
(Das war übrigens mein Grund, völlig vom Handwerk wegzugehen)
Viele Betriebe haben auch kontinuierlich ausgebildet, war ein Lehrling fertig, wurde er entlassen und der nächste eingestellt.
Klar ist das Ausbilden wichtig, aber was bringen einem 5 Gesellenbriefe, wenn er mit keinem eine Arbeit bekommt?

Jetzt, wo wieder mehr Aufträge zu kommen scheinen, kann ich mir auch vorstellen, das wieder mehr fähige junge Leute eine Ausbildung im Handwerk beginnen wollen.
 

Airborne

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Bei uns in Informatik Studium liegt die Abbrecherzahl bei etwa 60 bis 70% im ersten Jahr. Von den rund 200 die die letzten Jahre durchschnittlich angefangen haben, beenden momentan etwa 30/Jahr ihr Studium erfolgreich.

WOW
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Das ist krass. So schlimm isses bei uns nicht, die Abbrecher-Quote liegt bei 20% und weitere 10 - 15% scheiden aufgrund schlechter Leistungen aus.

Gruß
Torsten
 

Dingsda42

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In den Jahren des IT-Booms, so um 2000 rum, gabs in einem Fach Durchfallqouten von fast 90%.
Das lag und liegt immer noch dadran, das sich viele sagen: "ich hab nen Computer, ich mach mal was mit Informatik."
So, und wenns denn gleich im ersten Semester mit höherer Mathematik losgeht, dann merken viele, dass das doch nichts für sie ist.

Von den offiziell 175 die mit mir angefangen haben sind jetzt noch etwa 60 bis 70 offiziell gemeldet und wirklich noch aktiv dabei sind vielleicht 40 bis 50.
Und das nach 4 Semestern.
 

Kyra84

ww-pappel
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Wir haben hier auch diese Probleme! Mathematik ist zum Beispiel so ein Thema die Bewerder die bei uns waren kannten noch nicht einmal die einfachsten Grundlagen der Mathematik! Und das Desinteresse ist hier in unserer Umgebung sehr groß! Hatten zum Beispiel viermal Leute da die noch nicht einmal ihr Sommerpraktikum angetreten haben!
 

powerbaer2000

ww-fichte
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Leider nicht nur die schulischen Leistungen

Wir stellen in nahezu allen Branchen fest, dass ein sehr hoher Anteil bei den sogenannten "weichen" Qualifikationen schon im ersten Bewerbungsgespräch versagen. Dies alleine auf die Schule zu schieben, was ja keiner macht, wäre daneben.

Es geht um so einfache Dinge (man könnte fast lachen, wenns nicht so traurig wäre) wie...

Beispiele eines realen Bewerbertages in einem großen Schreinerbetrieb:

- Man nimmt seine Basecap ab, wenn man zum Ausbilder zum Gespräch in den Raum kommt.

- Der Kaugummi hat während des Gespräches nicht seinen Ort im Mund.

- "...ich muss noch mal schnell pissen gehen, wo ist denn Euer Klo?"

- Seife und Wasser verbessern auch das Klima beim Vorstellungsgespäch.

- Auf die Frage was erwarten SIe sich von Ihrem neuen Ausbildungsplatz, sagt man doch erst am Schluß "Kohle"

Die Liste ist nicht erfunden und liese sich lange fortsetzen.

Von 22 Bewerbern wurden 4 zum Probearbeiten eingeladen, einer kam.

Und der wurde trotz miserabler schulischer Leistungen genommen.

Und ganz alleine das Elternhaus ist auch nicht Schuld.
 
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