China Oil von Massaranduba-Terrasse entfernen

Claudia_L

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Hallo liebe Holzspezialisten,

ich hoffe ihr könnt mir bei meinem Problem helfen.

Ich habe von einer Firma eine Terrasse aus Massaranduba-Holz bauen lassen.
Die Firma hat die Terrasse nach Fertigstellung mit Nanosol China Oil eingeölt.

Leider wurden beim Auftragen des Öls einige der Verarbeitungshinweise nicht beachtet:

- die Oberfläche muss gründlich gereinigt werden
----> Die Terrasse wurde mit einem Besen nur oberflächlich gereinigt.

- nach ein paar Minuten muss überschüssiges Öl mit einem Lappen oder einem Schwamm vom Holz entfernt werden
----> Dies hat nicht stattgefunden. Die Terrasse wurde komplett sehr dick mit Öl eingestrichen, überschüssiges Öl wurde nicht entfernt

- das Öl darf keinen Film auf der Holzoberfläche bilden
----> Da das überschüssige Öl nicht ordnungsgemäß entfernt wurde, entstand auf der gesamten Terrasse ein dicker Öl-Film

Dies führt nun dazu, dass die Terrasse bereits nach zwei Tagen recht unansehnlich aussieht. Sobald man einen Stuhl etwa auf der Terrasse verschiebt, bilden sich häßliche weiße Streifen und die überschüssige Ölschicht platzt stückchenweise ab.

Ich habe dies der Firma als Mangel aufgegeben und warte noch auf eine Antwort, wie die Firma das Problem zu lösen gedenkt. Mein Vertrauen in die Firma ist jedoch ziemlich angeschlagen, so dass ich die Spezialisten hier um eine Meinung bitte, wie sie das Problem lösen würden, ich möchte nämlich nicht, dass eine unsachgemäße Entfernung des Öls ggf. zu weiteren Folgeschäden führt.

Gibt es eine bewährte Methode, wie in solchen Fällen das überschüssige Öl zu entfernen ist?

Ich würde mich über kurzfristige Antworten freuen.

Viele Grüße

Claudia
 

carsten

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Hallo

ist ein häufig vorkommender Fehler, nach dem Motto viel hilft viel.
Besorg dir etwas von dem Öl und erwärme es im Wasserbad auf 50-60 °C. Das trägst du stückweise auf alter Baumwolllappen ( T-shirt). Die Wärme sollte das nicht eingedrungene Öl anlösen und wieder verflüssigen. So kannst du es nach und nach abnehmen. Wenn es eine wirklich dicke Schicht ist kannst du diese evtl mit einer Ziehklinge abziehen. Der Umgnag erfordert aber etwas Übung.
Eine Menge Tipps zum Thema Ölen findets du auch unter https://www.woodworker.de/forum/thema-olen-t5017.html
 

raftinthomas

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mensch carsten,

hats du zeit zuviel ? mit nem läppchen auf der terasse ?
ich denke, ich würd dem zeug mit nem (heiss-)dampfstrahlreiniger zu leibve rücken und nach einer woche trocknungsphase neu ölen.
 

Claudia_L

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Hallo Carsten, hallo Thomas,

vielen Dank für Eure schnellen Antworten.

Wenn ich das richtig verstehe, dann wird das gehärtete Öl ab einer bestimmten Temperatur wieder flüssig und man kann es mit einem Lappen abwischen. Das wäre ja eine gute Sache, wenn das klappt.

Da die Terrasse mit fast 20 qm recht groß ist, wäre mir eine Variante bei der man schnell vorankommt natürlich am liebsten.

Ich habe gestern mal einer kleinen Stelle versucht, dem überschüssigen Öl mit einem Schrubber und etwas kaltem Wasser zu Leibe zu rücken. Wenn man eine Weile an der selben Stelle rumschrubbt, dann bildet sich ein weißer Schaum und ich habe den Eindruck, dass sich das überschüssige Öl löst. Würde man statt des kalten Wassers mit erhitztem Wasser arbeiten, dann müsste sich das Öl doch auch lösen, oder?

Was haltet ihr von der Variante, die Terrasse mit einem Schrubber und heißem Wasser zu "bearbeiten" (ist beides im Haushalt vorhanden ... im Gegensatz zum Dampfstrahlreiniger) :emoji_wink:

Oder könnte man ggf. sogar einen handelsüblichen Fön nehmen um das harte Öl zu erwärmen und abzuwischen?

Das China-Öl besteht zu 85% aus Tungöl. Ich habe gelesen, dass Tungöl sehr giftig sein soll. Können ggf. giftige Gase beim erwärmen entstehen oder muss man sonst irgendwas beachten? Wird ggf. mein Gartenboden kontaminiert, wenn ich das Öl zusammen mit dem heißen Wasser abspüle?

Fragen über Fragen ... wäre nett, wenn ihr mir nochmal antwortet.

Viele Grüße

Claudia
 

mauser

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Hallo Kollegen,

was zum Teufel ist „Massaranduba-Holz“?! Und auch noch mit „Nanosol China Oil“??!!

Mit freundlichen Grüßen

mauser
 

Claudia_L

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mauser schrieb:
Hallo Kollegen,
was zum Teufel ist „Massaranduba-Holz“?!

Die Suche bei Google nach "Massaranduba" bringt über 200.000 Ergebnisse :emoji_wink:

Bitte nicht böse sein, aber es wäre mir lieb, wenn in diesem Thread wirklich mein Problem diskutiert wird und nicht auf Nebenthemen ausgewichen wird.

Danke und viele Grüße

Claudia
 

edelres

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Oelfinish entfernen

Hallo Claudia,

@carsten, wenn auch ungern bezueglich der Loesbarkeit von getrockneten Oelfilmen (Leinoel/Tungoel) muss ich dir wiedersprechen. Bei beiden Oelen ist der sich durch Oxidation/Polimerisation gebildete Film ein neues Produkt, welches nicht loeslich ist,. ein neuer Oelauftrag verbindet sich mit dem Film und verstaerkt (im Prinzip) diesen.

Die Unloesbarkeit der Filmschicht ist die Voraussetzung fuer die so geschaetzte Wiederstandsfaehigkeit.

Liebe Claudia nach deinen Anfuehrungen ist so gut wie alles was man falsch machen kann bei der Veranda ausgefuehrt worden.

Zur Giftigkeit von Tungoel, die Nuesse aus welchem Tungoel gepresst wird sind fuer den Menschen ungeniessbar. Das frisch gepresste Oel kann zu Hautreizungen (Veraetzungen) fuehren. In ca zwanzig Jahren, habe ich noch nie eine Hautreizung usw erlebt. Hier in den USA ist Tungoel als Finish fuer Holz zugelassen, welches mit Lebensmittel in Beruehrung kommt.

Um die Veranda jetzt richtig zu versiegeln, muss der Oelanstrich abgelaugt werden. Aetznatronlauge 10% verseift das getrocknete Oel, mit einer Messingbuerste und fliessendem Wasser, kann dies in Faserrichtung ausbebuerstet werden. Der Oelfilm laesst sich nicht mit heissem Wasser aufloesen.

Ich kenne das Holz nicht, ob es gerbstoffhaltig ist, wenn ja dann wird das
Holz von der Natronlauge dunkel gefaerbt, diese Faerbung kann mit Saeure ( Zitronensaeure) aufgehellt werden.


Abschleifen waere auch eine Loesung, wenn ca 2 bis 3 mm abgeschliffen wird, so dass eine glatte saugfaehige Oberflaeche vorhanden ist. Wird das getrocknete Oel nur teilweise entfernt, bilden sich bei einem neuen Oelauftrag nach einiger Zeit Flecken, da keine einheitliche Filmbildung entstanden ist.

Oelfinish prinzipiell:

Leinoelfirnis oder Tungoel werden auf eine Holzoberflaeche aufgetragen, das Oel wird vom Holz aufgesaugt, nach ca 15 bis 90 Minuten, wird alles Oel auf der Oberflaeche mit einem fusselfreien Lappen abgerieben. Das im Holz befindliche Oel, (Leinoelfirnis) oxidiert mit dem Sauerstoff der Luft und bildet einen unloeslichen Film. Die Filmbildung beginnt an der Oberflaeche zu erst und dann langsamer darunter.

Tungoel polimerisiert bei der Trocknung, da nicht auf Sauerstoff angewiesen, trocknet das Oel im Holz und auf der Oberflaeche gleichzeitig.

Das Oel fuellt die Poren des Holzes und verfilmt in der Holzoberflaeche. Mit mehreren Auftraegn nach Einhaltung von Trockenpausen kann der Film verstaerkt und dem Verwendungszweck angepasst werden.

Eine richtig geoelte Holzoberflaeche ist durch den gebildeten Film, gegen die Aufnahme von Wasser abgedichtet. Dadurch kann das Holz keine oder nur sehr geringe Volumensaenderungen (Schwellen/Schwinden) ausfuehren. Die Holzoberflaeche nutzt sich im Laufe der Zeit ab. Das sollte im Auge behalten werden. Sieht die Oberflaeche nicht mehr so gut aus, dann die Oberflaeche mit einem Fettloesendem Waschmittel reinigen, trocknen lassen, rauhe abgenutzte Stellen mit 180er Papier glaetten und einen neuen Oelauftrag oder bei Bedarf mehrere versiegeln das Holz gegen Schaeden.

Auf der Oberflache getrocknetes Oel, verhaelt sich wie ein Lack. In der Waerme und Kaelte aendert sich der Lack staerker als das Holz, und loest sich so vom Untergrund, die Oberflaeche bekommt Risse (oft fuer das Auge nicht sichtbar) in diesen Rissen finden bestimmte Pilze Eingang und dann kann es vorkommen dass die ganze Lackschicht schwarz aussieht.

Ich arbeite seit vierzig+ Jahren mit Oelfinish, ist sehr einfach, sehr haltbar und bis heute sehr billig (Wertbezogen), jeder Laie kann dies ausfuehren. Was als ein Nachteil gilt, ist dass es laenger dauert und mann/frau viel Geduld aufbringen muessen.

Ich habe aus meiner Sicht soviel geschrieben, dass du so ungefaehr einen Einblick bekommst um was es sich in diesem Fall handelt bzw wie es berichtigt werden kann.

Bitte teile dies nicht der Firma mit, sondern hoere dir die Vorschlaege an (auf schriftliche Vorschlaege bestehen) und poste die Vorschlaege hier, ich verfolge diese Forum regelmaessig und werde dann darauf eingehen.

Zu meiner Erfahrung, ich habe so ziemlich alles an Fehlern gemacht, was man so machen kann und wie man diese vermeidet. Nach dem Motto Dumheit ist, es immer das gleiche zu versuchen und ein anderes Ergebnis erwarten!

Wuensche dir viel Glueck und ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Mfg

Ottmar

PS: In den Anfang sechziger Jahre, sah ich bei einer Werftfuehrung in Kiel ein Segelschulschiff (ich glaube die Passat), auf diesem Schiff wurde in der Werft, die Deckbeplankung erneuert, einmalig schoenes Teakholz. Ein Zimmermann welcher mir Fragen beantwortete, sagte, die neue Beplankung sei nur deswegen notwendig geworden, weil im Laufe der Zeit, das Holz nicht gepflegt wurde. Auch Umbauten/Einbauten trugen zum Schaden bei. Der Mann erklaerte, dass bei richtiger Pflege das Deck so lange haelt als das Schiff gepflegt wird.Das Segelschiff war um 1900 gebaut und wie er sagte, war nur die mangelde Pflege die Ursache das Deck zu erneuern.
Die Werft verwendete Tungoel fuer das neue Deck.
 

Claudia_L

ww-pappel
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Hallo Ottmar,

auch Dir vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Nachdem ich heute in einem Holzspezialgeschäft und einer Abbeizerei war, die jeweils total ratlos waren (Zitat: "die Terrasse können Sie nur noch abreißen" :confused: ) habe ich nun scheinbar doch eine annehmbare Lösung gefunden.

Mit einer Messingbürste läßt sich die trockene Öl-/Lackschicht relativ gut - sogar in den Ritzen - entfernen. Das ist zwar eine sehr mühsehlige Angelegenheit, da man wirklich Diele für Diele und Rille für Rille gründlich abbürsten muss, aber da es von der Terrassenbaufirma gemacht werden muss, soll mir das egal sein.

Ich habe es an zwei Stellen probiert. Nach dem Abbürsten ist die Oberfläche total matt und minimal aufgerauht. Wenn man nun auf diese Stellen sehr sehr dünn farbloses Bangkirai-Öl aufträgt, dann ist hoffentlich das Erscheinungsbild der Terrasse wieder hergestellt. Das neue Öl werde ich zur Sicherheit lieber selber auftragen und nicht von der Terrassenbaufirma ausführen lassen. Dann kann ich mir sicher sein, dass die Terrasse vor dem Streichen absolut sauber ist und nicht wieder das Öl zu dick auftetragen wird.

Viele Grüße

Claudia
 
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