Die Letzten ihrer Zunft

garfilius

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.... Ich kenne in meinem Kollegenkreis (wo es schon ein paar Beamte hat) niemanden, der seinen Kindern ein Haus finanzieren könnte, so wie Jan Bertigs schreibt. Ganz einfach deshalb, weil dieselben Beamten erst mal die eigene Bude bezahlen müssen. ....Dumme Neiddebatte, mit der man nur von der eigenen Unzulänglichkeit ablenken will. ....

Ich meine, mich zu erinnern, dass es bei Beamten unterschiedliche Besoldungsgruppen gibt. Und eine A16 endet irgendwo bei 6.000 + Ortszuschlag+ einige andere Zuschläge.
Ich weiß, daß eine A2 bei rund 1.700,- monatlich anfängt und eine A16 wohl eher selten ist. Insofern muss die Aussage von Jan nicht falsch sein, dass Beamte ein Haus für den Filius finanzieren. Sie war allerdings zu pauschal.
Auf dem gleichen Niveau bewegen sich pauschale Vermutungen über die Einkünfte von Selbstständigen, Ärzten, Architekten, Anwälten usw.
 

edelres

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Das Glas ist halb voll

Hallo besorgte Forumsfreunde ein Hallo auch an die weniger oder nicht besorgten.


So ziemlich am Anfang des threads wurde vor den amerikanischen Verhaeltnissen gewarnt.

Hier gibt es weder Lehrlinge, Gesellen oder Meister(*) allgemein gesagt im Schreinerhandwerk.

Also haben die hier keine solchen Probleme.

Jeder der es hier im Beruf und Leben zu etwas bringen will muss bestrebt sein, bessere Qualitaeten zu liefern als andere, da heisst es vorwaerts Schauen und keine Zeit mit Nebensaechlichkeiten der Vergangenheit verlieren. Wer staendig rueckwaerts schaut stolpert beinm vorwaerts bewegen dabei ueber seine eigenen Fuesse.

(*) ausser von Europa eingewanderten Handwerkern

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Ich suche im Leben und Beruf nach Loesungen und bin dabei immer gutgefahren. Probleme anderer sehe ich als Gelegenheit fuer mich solche zu meinem Vorteil aus der Welt zu schaffen.
 

Jan Bertigs

Gäste
Ich weiß, daß eine A2 bei rund 1.700,- monatlich anfängt und eine A16 wohl eher selten ist. Insofern muss die Aussage von Jan nicht falsch sein, dass Beamte ein Haus für den Filius finanzieren. Sie war allerdings zu pauschal.


Ist sie nicht!
Die Vermögensverhältnisse von Beamten spielen bei einer Bürgschaft zu einem Haus für den lebensunfähigen Nachwuchs nur eine untergeordnete Rolle.
Jeder Jungspund im Beamtenstatus wird von den Banken mit offenen Armen empfangen.
Der Verdienst ist sicher und die Altersversorgung gewährleistet.
Traumkunden für jede Bank.

Mein Nachbar dagegen hat mir vor zwei Monaten ein Schreiben einer sehr bekannten Telefongesellschaft gezeigt.
Ihm wurde der Abschluß eines Handyvertrags wegen unsicherer Einkommensverhältnisse verweigert.

Nun ist dieser Mann aber kein popeliger kleiner Beamter, sondern seit dreißig Jahren Eigner eines metallverarbeitenden Betriebs mit derzeit 8 Beschäftigten.
Er hat hohe, vermutlich verlorene, Außenstände und eine schwierige Auftragslage, hat aber bisher alle Rechnungen bezahlen können und dem Staat (und sicher auch seiner Bank) in diesen drei Jahrzehnten enorme Einkünfte beschert.

Ich stell mir gerade vor, was die Bank sagen würde, wenn nun gerade er seinem Sohn auf Pump ein Haus schenken wollte.

PS:
Die Verallgemeinerungen und das Festbeißen am Thema "Beamter" kam übrigens von "Turin", der mit seiner Einstellung zum wahren Leben in meinem Betrieb die Probezeit sicher nicht überstehen würde.
Solche Leute habe ich gefressen.

Genau da spiegelt sich nämlich die Einstellung der heutigen Heulsusen-Gesellschaft wider, die glaubt, daß ihnen alles auf lau zustände und es ihnen trozdem schlechter ginge als allen anderen.




Jan
 

Holz-Christian

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Ja, sehr schön. Es ist wirklich immer wieder schön mitzubekommen, wenn Leute, die sich nur um sich selbst drehen über Personengruppen reden, über die sie sich keine Meinung bilden sollten, weil sie die Verhältnisse nicht kennen. Ich kenne in meinem Kollegenkreis (wo es schon ein paar Beamte hat) niemanden, der seinen Kindern ein Haus finanzieren könnte, so wie Jan Bertigs schreibt. Ganz einfach deshalb, weil dieselben Beamten erst mal die eigene Bude bezahlen müssen. Insofern hat da nix "gesessen". Aber vielleicht liegts nur am Intellekt der Diskussionsteilnehmer. Der erinnert mich sehr an die Leute in der Tischlerei, in der ich damals meine Tischlerlehre angefangen hatte. Alles nette Leute und sehr gut in ihrem Fach, aber eben auch sehr einfache Leute.
Davon mal abgesehen: je nach Laufbahngruppe und Berufsfeld ist für den Beamtenstatus ein Studium erforderlich. Dazu brauchts ein Abitur, mindestens aber Fachhochschulreife. Tja, und wer da nun rumheult, dass er so wenig Geld verdient und neidvoll zum Nachbarn schielt, der angeblich seinem Kind das Haus finanziert, der hätte sich eben in der Schule mal besser auf die Lappen gesetzt. Dann hätte es vielleicht doch zu mehr gereicht. Dumme Neiddebatte, mit der man nur von der eigenen Unzulänglichkeit ablenken will. Das selbe habe ich in der Nachbarschaft: beide HartzIV und wenn die Alte mal wieder besoffen ist, schimpft sie in Anwesenheit meiner Frau über die Beamten. Na, passt doch.
Aber ich möchte Euch nicht weiter in der Diskussion über die verschrobene Jugend stören.

Grüße
Stefan

Na ja, da hat der gute Turin wohl vergessen, das die einfachen Leute mit dem dummen Intellekt sein Gehalt erwirtschaften. Oder anders ausgedrückt, gäbe es lauter so intelligente Menschen wie Turin, müssten wir alle verhungern....:emoji_wink:
Noch zum Thema Studium: Da protestieren momentan Leute, die größtenteils noch keinerlei Abgaben und Steuern bezahlt haben gegen die Studienbedingungen und Studiengebühr....
Weil sie von ihrer ruhigen Kugel runterkommen, und internationale Standarts erfüllen müssen.
Meine Meinung: Regelstudienzeit soll frei sein, jedes Semester darüber hinaus sollen die Herrschaften voll bezahlen müssen! Dann würde sich rasch die Spreu vom Weizen trennen.

Gruß vom Waldler!:emoji_wink:
 

raftinthomas

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ich sach mal so: hier in diesem thread herrscht ja die reinste und übelste stammtischatmosphäre.
stänkert jetzt noch ein bisschen gegen schwarze, behinderte, leute islamischen glaubens, frauen und schwule, dann habt ihr das dutzend voll.....
kannjawohlnichtwahrsein, einer schlimmer als der andere!
 

Chilipepper

ww-ahorn
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Das hat auch meiner Meinung nach nichts mehr mit dem 1. Beitrag zu tun.

Um es nochmals in Erinnerung zu rufen, ging es mal um ein Lehrstellenangebot worauf keiner reagierte.
Ich erspare mir das kopieren des Beitrags von Georg. Wer hier schreibt - kann auch lesen.
 

Hobla

ww-birnbaum
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Hallo beieinander

meinereiner denkt da so an die gute alte Zeit zurück -
jemand sagte mal: die heutige Zeit wird mal die gute alte Zeit der Zukunft sein..... bzw. die Zeit, die unseren Eltern als total schlimm vorkam, ist für uns die gute alte Zeit.....

Es ist heute sehr schwer gutes Personal zu finden, viele "Kids" finden (hand)working is out - echt cool sind nur Computerfreaks - eh Alter, da krieg isch doch nen dicken (H)als, solche Spießer, ne Alder ich net.......

Nun, es gibt sie noch, diese Ausnahmen, qualitativ wertvoll - Menschen die wirklich noch was lernen wollen, aber sie sind wie guter Wein - selten und daher wertvoll - Gott sei Dank kenne ich noch ein paar von denen....

In diesem Sinne wünsche alle Suchenden - gute Findende und ein gutes Zwanzig(hundert)Zehner Jahr.
 

garfilius

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.....
Jeder der es hier im Beruf und Leben zu etwas bringen will muss bestrebt sein, bessere Qualitaeten zu liefern als andere, ....

Danke Ottmar,

in Deutschland scheint sich die Auftragslage im Baugewerbe ausschließlich über den Preis zu regulieren, vor allem bei Auftraggebern, die nicht regelmäßig/öfter solche Leistungen beauftragen. Und die zum Preis passende schlechte Qualität soll dann über Gutachter und Anwälte reguliert werden :mad:.

Ich werde mich bemühen, mich nicht mehr so lange über die Vergangenheit zu ärgern :emoji_wink:
 

yoghurt

Moderator
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ich sach mal so: hier in diesem thread herrscht ja die reinste und übelste stammtischatmosphäre.
stänkert jetzt noch ein bisschen gegen schwarze, behinderte, leute islamischen glaubens, frauen und schwule, dann habt ihr das dutzend voll.....
kannjawohlnichtwahrsein, einer schlimmer als der andere!

Ja! Und da sollten wir nicht weitermachen! Denn schließlich sind wir hier am Tresen und nicht am Stammtisch!
Von daher finde ich es auch überhaupt nicht schlimm, dass hier soviel OT geschrieben wird, das ist an jedem Tresen so und dazu sind Tresen imho da.

Auf das Beamten- und Studentenbashing gehe ich jetzt lieber nicht ein. Die Argumente zeugen davon, dass die Schreiber sich nie in der jeweiligen Situation befunden haben.

Gruß

Heiko (schwer arbeitender, schlecht bezahlter, unter hohem Druck stehender, vom Beamtentum nicht überzeugter, ehemalig studierender Beamter)
 

schorsch

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Hallo,
Aus den Antworten spricht ja nicht gerade viel Zuversicht was den Nachwuchs im Schreinerhandwerk betrifft. Braucht man vielleicht in Zukunft keinen qualifizierten Nachwuchs in der jetzigen Form oder bekommt man diesen einfach nicht mehr? Reicht zukünftig vielleicht auch schon das Anlernen zum CNC-Führer und Maschinenbediener oder zur Servicekraft Möbelmontage oder...?
Für den gut ausgebildeten Schreiner müsste sich daraus eine rosige Zukunft ergeben, wenn Leute gesucht sind die Zusammenhänge noch verstehen und diese qualitativ hochwertig umsetzen können. Diese Leute findet man als Arbeitgeber auch heute schon nicht mehr auf den Arbeitsmarkt. Wer solche Mitarbeiter hat kann sich glücklich schätzen, wird dieser aber zukünftige sicher besser entlohnen müssen um sie zu halten.
Demjenigen Arbeitgeber der nur Spezialisten sucht bzw braucht wird es meiner Ansicht nach nicht besser ergehen, da diese Mitarbeiter emotional nicht mehr mit dem Handwerk verbunden sind und sich an den Löhnen die in der Industrie bezahlt werden orientieren wird.
Meiner Ansicht nach wird derjenige der in Zukunft individuelles sucht oder braucht deutlich länger warten müssen und deutlich mehr dafür zahlen müssen.
Gruß Georg
 

Ekahard

ww-buche
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@ Georg

Viele Kollegen meckern über den Fachkräfte Mangel. Wenn man Sie fragt vieviele Azubis Sie denn haben. " Damit will ich mich gar nicht abgeben, da kommt doch nur Blödsinn bei raus."
Meine Antwort ist dann nur " Ich bilde meine zukünftigen Fachkräfte selber aus "

Ich habe im Moment zwei Lehrlinge ( erste und zweite Lehrjahr ) und bin damit sehr gut zufrieden. Bei uns haben wir uns mit den Schulen ( Haupt/Realschule) zusammengesetzt, die den Schülern vermitteln in welchen Betrieben Sie ein Praktikum machen können. Nach vernünftiger Bewerbung ( ca 10 - 15 Stück ) suchen wir uns die Schüler aus und geben Ihnen einen Praktikumsplatz. Das Praktikum geht dann über ein halbes Jahr jeden Montag. So kann man sich schon ein gutes Bild machen ob er das Zeug zum Lehrling hat oder nicht.

Ich habe natürlich auch schon schlechte Schüler ( Azubis ) dabei gehabt, aber ich kann den Menschen nur vorm Kopf schauen. Dafür vergebe ich aber Praktikumsstellen, um das beste heraus zu suchen.
Alles im allen ist es aber nicht so schlimm. es gibt tatsächlich noch ne Menge Schüler die nicht dumm, faul und frech sind.

Ich würde dir auch empfehlen in die Schule zu gehen und den Schuleiter/in direkt ansprechen dass du einen Ausbildungsplatz hast. Ich bin mir sicher, dass die sich freuen und dir auch helfen können.

Viel Erfolg Jürgen
 

Eurippon

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Nettes Gejammer....

Nach durchlesen der ganzen Beiträge hier drängt sich der Gedanke auf es läge nur am Arbeitswillen der Jugendlichen und der daraus folgenden Misere fürs Tischlerhandwerk. Doch der Grund ist imho ein anderer.
Gegen das Arbeiten an sich sträubt sich ja kaum einer, jeder wäre froh wenn einen Ausbildungstelle hätte. Doch es herrscht allzu oft eine falsche Vorstellung vom Beruf, gerade was die Holzverarbeitung betrifft. Das hängt auch mit den oft SEHR unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten der Betriebe zusammen. Um Fenster in einen Neubau zu prügeln brauche ich weniger Feingefühl als wenn ich Furnier verarbeite. Viele Betriebe verarbeiten schon kein Furnier mehr, verdienen ihr Geld auf der Baustelle was auch grundsätzlich lobenswert ist. Wenn jetzt ein angehender Azubi das Weltbild vertritt, der Tischler mache hauptsächlich Innenausbau - sprich Fenster, Türen, Boden, Decken, Wände - assoziiert er ein bestimmtes Anforderungsprofil, was aber nur eine Seite der Medaille ist.
Für den einen Betrieb mag so jemand ausreichend sein, für andere widerum sich als ungeeignet erweisen.
Unbestritten ist der Verfall des Feingefühls der Jugend, der Wertvorstellung von genauem Arbeiten...eigentlich das was der Tischler der "Alten Epoche" - sprich WIR als Indikator für die Bewertung heranziehen. Die Ursachen hierfür sind schnell ausgemacht: Mangelnde praktische Beschäftigung in früher Kindheit. Keiner baut mehr Baumhäuser oder hilft Papa beim streichen des Gartenzauns.
Es wird mehr Gewicht in die schulische Ausbildung gelegt, da Abitur und Studium (leider Gottes wahr) als sichere Methode gelten einen hohen Lebensstandard zu erlangen.
Jetzt befinden wir uns in der Bredouille einerseits vom Bewerber hohe praktische Fähigkeiten, gute schulische Leistungen und excellentes "kreatives Problemlösen" zu erwarten, andererseits aber nicht die wirtschaftliche Fähigkeit besitzen diese auch entsprechend gegenüber anderen konkurrierenden Berufsgruppen mit gleichem Anforderungsprofil zu entlohnen.
Das Tischlerhandwerk ist gegenüber früherer Zeit schwerer geworden, die Anforderungen höher aber die Halbwertzeit für die wirtschaftliche Sicherheit geringer.
Ich nehme es keinem übel wenn er aus seinen vorhandenen Fähigkeiten versucht den maximalen Profit zu ziehen. Die Aufklärungsarbeit um den Berufsstand zu retten sollten die Innungen übernehmen, aber bislang haben sich diese vornehm zurückgehalten.
 

elgarlopin

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Gute Ansprechpartner sind insbesondere die Arbeitslehre-Lehrer und Koordinatoren für die Berufsvorbereitung (und somit auch Praktikumsplätze) an Gesamtschulen. Jetzt hier bitte keine schulpolitische Grundsatzdiskussion anfangen!
Die kennen ihre "Pappenheimer" meist über die Jahre sehr gut, insbesondere in Hinsicht auf Geschick, Zuverlässigkeit, Einsatz, Rechenkünste, Umgang mit Material und Werkzeug usw.
Habe es selber jahrelang mit Freude gemacht und auch gerne vermittelt (mit allseitiger Zufriedenheit - fast- immer).
Franz
 

GertG

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Hallo,
interessantes Thema.
Fast alle Meinungen kann ich nachvollziehen.
Bis auf die desjenigen, der eine einzelne Bemerkung über Beamte aus dem Zusammenhang gerissen und sich daran hochgezogen hat.
(Wir hätten vor 19 Jahren sicher keine Finanzierung in der Art für unser Haus bekommen, wenn meine Frau nicht beamtete Lehrerin gewesen wäre. Heute wahrscheinlich mit noch weniger Erfolgsaussicht. Aber das nur am Rande)

Ich möchte meine Sicht als Außenstehender auch mal schildern.
Als ich mich vor ziemlich genau 35 Jahren für einen Beruf entscheiden sollte, stand "Tischler" ganz oben auf der Liste.
Noch heute habe ich eine starke Affinität dazu, wie meine Anwesenheit hier zeigt.

Letzten Endes habe ich mich dann doch für eine kaufmännische Lehre in einem größeren mittelständischen Betrieb entschieden.
Weshalb?
Die schmutzigen Hände waren es sicher nicht.

Aber ich bekam dort fast das Doppelte an Entlohnung wie im Handwerk.
Für jemand, der bis dato nur vom Taschengeld seiner Eltern leben mußte, nicht unerheblich.
Wichtiger war aber der Eindruck der Betriebe im Holzhandwerk, die ich gesehen hatte.
Fast alles kleine, uralte Betriebe in Hinterhöfen, die mehr den Eindruck eines Museums als den eines Ortes machten, wo auch künftig gutes Geld verdient wird.
Umgerüstete Transmissionsmaschinen, ungepflastere Höfe und ein sehr(!) legerer Umgangston.

Eine dieser Firmen war allerdings recht groß und in neuen Räumlichkeiten, aber da standen schon damals Dutzende Kunststofffenster auf dem Hof herum.
Da roch es nicht nach Holz, sondern nach gesägtem PVC.
Die Gesellen fuhrwerkten an irgendwelchen Profilsägeautomaten und die Lehrlinge waren den ganzen Tag als sprechende Sackkarre unterwegs.
Da hatte ich nun überhaupt keine Lust drauf.

In meinem Lehrbetrieb dagegen, damals 6.700 Leute stark, hatten wir z.B. 6 festangestellte Pförtner, die rund um die Uhr da saßen, der Ausbildungsleiter trug Krawatte und siezte uns vom ersten Tag an.

Außerdem hatte ich mir überlegt, daß man als Schreiner nur eben als Schreiner oder eben als Ungelernter in einem anderen Beruf arbeiten kann.
Als Kaufmann kann ich überall arbeiten; in der Lebensmittelindustrie genauso wie in der Baubranche; im Speditionswesen oder aber auch in einer (größeren) Schreinerei.

Das hat damals den Ausschlag gegeben. Und ich halte die Entscheidung heute noch für richtig.
Von den drei Leuten aus meinem Bekanntenkreis, die damals zeitgleich die Ausbildung zum Tischler gemacht haben, ist dagegen keiner mehr in seinem erlernten Beruf.

Das man mich hier richtig versteht:
Ich finde das jetzt nicht gut. Ihr habt wirklich die schönere Arbeit.
Aber man muß auch längerfristig eine Perspektive haben und Geld verdienen.




Eine zweite Sache spielt da noch mit rein.
Haben damals, vor etwa vierzig Jahren, die Tischlereien den Wettstreit mit den Möbelhäusern und Küchencentern noch verloren, sind sie jetzt, im Zeitalter des Internets, komplett aus dem Gesichtsfeld der Öffentlichkeit verschwunden.

Ich kenne genug Leute, die größere fünfstellige Summen bei irgendwelchen Edelküchenherstellern lassen, aber überhaupt nicht auf die Idee kommen, diesbezüglich mal bei Euch anzufragen.
"Stimmt, die gibts ja auch noch. Da könnte man vielleicht auch mal anfragen.......können die so was überhaupt?" ist dann immer so die Reaktion, wenn man das Thema auf Euch bringt.

Ihr seid da ziemlich mies aufgestellt.
Irgendwie habe ich auch hier den Eindruck von einer Menge wirklich netter, aber in der Kosequenz doch ziemlich einsamer Einzelkämpfer.
Und der Verein, der Euch doch nach außen vertreten soll, Eure Innung, scheint sich eher mit Pöstchenschieberei und juristischen Spitzfindigkeiten, die Euch das Leben erschweren, zu befassen.
Jedenfalls, wenn man den Berichten hier glauben darf.

Was Euch fehlt, ist ein schlagkräftiger Verband, der gute Lobbyarbeit betreibt und Euch auch ins Bewußtsein der Leute bringt.
Dann habt ihr auch das Image, daß die Lehrlinge zu Euch führt.

So, wie es jetzt bei den meisten Betrieben im Holzhandwerk, die ich kenne, bestellt ist, bleibt Euch sicher nicht mehr viel Zeit dazu.


Gert
 

schorsch

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Hallo,
ein von mir leicht umgeschriebenes Sprichwort das mir so beim durchlesen des letzten Beitrag wieder eingefallen ist. "Ein Schreiner ist das Kamel auf dem der Kaufmann durch die Wüste reitet". Ich denke mir, so kommen sich auch viele vor die im Handwerk ihr Geld verdienen. In der jetzigen Zeit muss man in diesem Beruf ein Idealist sein und sich das auch leisten können. Schade
Gruß Georg
 

Ekahard

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Hallo,
ein von mir leicht umgeschriebenes Sprichwort das mir so beim durchlesen des letzten Beitrag wieder eingefallen ist. "Ein Schreiner ist das Kamel auf dem der Kaufmann durch die Wüste reitet". Ich denke mir, so kommen sich auch viele vor die im Handwerk ihr Geld verdienen. In der jetzigen Zeit muss man in diesem Beruf ein Idealist sein und sich das auch leisten können. Schade
Gruß Georg

Ein herrliches Sprichwort, auch wenn die Minderheit bei uns im Beruf zwei Höcker hat:emoji_grin:
 

Unregistriert

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Das merken die ganzen Schlaumeier erst wenn sie bei Ikea und Konsorten in der Warteschlange "Abteilung Reklamationen "stehen.
 
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