Dielen schief geschnitten

mm.eisenach

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Liebe Fachleute,

ich wende mich mit einer Frage nach fachgerechter Dielenbearbeitung an Euch.

Folgender Fall:

Ein Tischler hier vom Ort hat uns aus in unserer Scheune lagernden unbesäumten Kiefernbrettern Dielen geschnitten. Es war abgemacht, dass er die Bretter besäumt, abrichtet, hobelt und an der Längsseite mit Nut und Feder versieht.

Das hat er auch gemacht, nun sind die Bretter aber, wie ich beim Verlegen festgestellt habe, nicht parallel zugeschnitten, sondern weisen auf 4m Länge und bei einer Breite zwischen 200 und 320 mm eine Differenz von 5-20 mm auf. Das schien mit recht viel und etwas unpraktisch fürs Verlegen (zumal manchmal auch eine Rundung in der Längsseite ist, sodass die Fuge irgendwo immer klafft).

Auf Nachfrage hin sagt er, das wäre eben beim einzelnen Besäumen so, und alternativ könne er nur alles auf Einheitsbreite sägen.

Meine Frage: ist die beschriebene Breitentoleranz tatsächlich in Ordnung, sodass wir damit leben müssen (ich habe die anderen Dielen in unserem Haus nachgemessen und die tw. sehr alten Exemplare sind durchweg exakter geschnitten) oder handelt es sich hier um schlechte Arbeit?

Gruß und Dank,

Matthias
 

SimonS

ww-birnbaum
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Hallo,
beim blosen Besäumen, d.h. an der Formatkreissäge auf dem Schiebeschlitten, kann es kaum vermieden werden, Toleranzen im mm bis cm Bereich zu bekommen (beiseitig besäumt). Um allerdings parallele Bohlen zu erhalten, müssen diese am Parallelanschlag auf Breite geschnitten werden. So ist eine Breitentoleranz von ca.<1mm-3mm-5mm zu erreichen (je nach Sägeblatt, Maschine, Bediener!). Um noch exaktere Breiten zu erreichen, sollten die Bohlen mit der Dickenhobelmaschine auf Maß gehobelt werden (nach vorherigem einseitigen Abrichten der Schmalseite). Bei unterschiedlichen Bohlenbreiten bedeutet dies, es muss bei jedem Brett neu der Parallelanschlag an der Kreissäge und die Höhe der Dickenhobelmaschine eingestellt werden. Natürlich ist dies mehr Arbeitsaufwand, hätte aber in deinem beschriebenen Fall so gemacht werden müssen. Allerdings reicht die Dickenhobelmaschine meist nur bis Brettbreiten von ca.260mm.
Alternativ ist das Abbreiten am Parallelanschlag der Formatkreissäge und anschliesendes Abrichten. Hierdurch sind meiner Meinung nach aber auch Toleranzen von 1-2mm erziehlbar. Auch eine Tischfräse mit Falzkopf kann zum Parallelfräsen benutzt werden.
Sollten die Bohlen etwas krumm sein (d.h. parallel aber nicht gerade), so können beim Verlegen mit entsprechenden Zurrgurten die Fugen relativ dicht gehalten werden.
Hoffe etwas Licht in die Angelegenheit gebracht zu haben.
Grüsse
 

leo

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Ich bin zwar nur Laie, aber ich weiß, daß es bei langen Dielen durchaus üblich war (und ist), sie nicht parallel zu besäumen. Das spart Holz - der Baum wird ja nach oben hin dünner - und sieht beim Verlegen lebendiger aus. Jede zweite Diele muß jeweils gedreht werden. Wenn man`s kauft, heißt das "Schloßdiele". Trotzdem sollte die einzelne Schmalseite natürlich exakt gerade sein.
 

raftinthomas

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hab ich noch nie gehört. das erfordet aber auch raumbreite dielen und man darf auf keinen fall fallende längen haben.

meiner meinung nach gabs da irgendwie ein kommunikationsproblem zwischen kunde und schreiner. diele sollten parallel geschnitten sein, und man kann diese ja in verschiedenen ratserbreiten anfertigen, zb 120, 140, 160 + 180 mm, so dass jeweils reihenweise die breite gewechselt wird. das gibt auch ein etwas lebhafteres bild.


edit: ich hab noch mal rumgegoogelt, unter schlossdiele findet man gerade mal 2070 einträge. im allgemeinen wird damit eine grossformatige hobeldiele beschrieben, meist aus eiche teils auch aus douglasie bis 13 m (sic!) länge. fallende breiten und längen sind üblich. zu trapezförmigen dielen hab ich nix gefunden.
 

raftinthomas

ww-robinie
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aha, wieder etwas gelernt.
aber wie gesagt, soetwas funktioniert nur bei raumlangen dielen, sonst kommts zu merkwürdigen stössen und fugenverläufen.
das wird bestimmt nicht die ausgangssituation vom threaderöffner gewesen sein.
wobei ich folgendes nicht ganz verstanden habe:
" weisen auf 4m Länge und bei einer Breite zwischen 200 und 320 mm eine Differenz von 5-20 mm auf"
heisst das, das die dielen zwar fallende (dh unterschiedlich gestaffelte) breiten haben, diese jedoch jeweils nur ca 5-20 mm konisch sind ?
 

mm.eisenach

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Danke für die Infos

Liebe Woodworker,

danke für die schnellen und informativen Reaktionen. Konisch war zwar nicht ausgemacht, und - da die Dielen wegen nicht mittiger Nut auch nicht gedreht werden können - auch schlecht zu verlegen, aber ich werde wohl versuchen, sich ungefähr ausgleichende Variationen nebeneinander zu legen.

Zu der Verständnisfrage: die Dielen sind ca 4 m lang (das ist bei uns tatsächlich raumlang), jede hat ihre eingene Breite, so wie es das Brett hergab und jede einzelne variiert in der Breite um die besagten 5-20 mm (in Ausnahmefällen auch noch mehr).

Vielen Dank auch an SimonS für die arbeitstechnischen Informationen, ich vermute da hätte tatsächlich vorher Genaueres abgesprochen werden sollen.

Das mit den Spanngurten scheint mir ein guter Hinweis, ich werde es versuchen. Besteht die Gefahr, dass sich so unter Spannung stehende Dielen bei verändernden Temperaturen (zurzeit ist das Haus nur sehr gering geheizt, da wir noch nicht drin wohnen) aufwölben? (Unterkonstruktion ist eine Kreuzlattung auf Deckenbalken).

Gruß, Matthias
 

SimonS

ww-birnbaum
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Hallo,
Es besteht eher die Gefahr, dass die Fugen bei Raumtemperatur größer werden(wenn die Dielen bisher in der Scheune waren ziemlich sicher!), da die Ausgleichsfeuchte in zentralbeheizten Räumen bei vielleicht 7-8% liegt, und in der Scheune bei ca.14% und in nur wenig beheizten Räumen bei vielleicht 10% liegt. Es kommt also zum Schwund. Kritisch wird es nur, wenn große Wassermengen auf die Dielen gelangt, und diese quellen. Dann besteht die Gefahr der Aufwölbung.
Grüße Simon
 

derdad

Moderator
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Mahlzeit!
Die Dielen können sehr wohl gedreht werden, aber eben nicht oben nach unten, sondern einfach links nach rechts. So wird das Konische ausgeglichen, anders geht es sowieso nicht.
Falls nur "besäumt" ausgehandelt wurde, scheinen mir 5-20mm nicht allzuviel.
Solche Dielen werden ja normalerweise auf Polsterhölzer genagelt (oder auch auf einen Blindboden), deshalb ist die Gefahr, dass sie nach dem Spannen wieder aufgehen wirklich gering. Ich hatte mal das Vergnügen in einem ganzen Haus die (von einer anderen Tischlerei) verlegten Dielen wieder herauszureissen und neue zu verlegen, weil die verlegten zu viel geschwunden sind und dadurch Fugen bis 15mm entstanden.
Zum Spannen kann man auch sogenannte "Klampfen" (gebogene Spanner/verbinder aus der Zimmerei) verwenden. Zwischen Diele und Klampfe eine Zulage. Klampfe in den Polster geschlagen, angehoben (Hebelwirkung) und die Diele vernagelt. Besser kann ich es leider nicht erklären.
Oder auch ein Packerl auf den Polster geschraubt und mit Keilen verspannt.

gerhard
 

markusG

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Mahlzeit!
Die Dielen können sehr wohl gedreht werden, aber eben nicht oben nach unten, sondern einfach links nach rechts. So wird das Konische ausgeglichen, anders geht es sowieso nicht.

gerhard

Wie können Nut- und Federbretter von links nach rechts gedreht werden?? :confused:

Ich bin zwar kein Holzfachmann, aber 20mm konisch auf 4m Länge kommt mir persönlich sehr viel vor!
Natürlich hätte vorher eine genauere Absprache erfolgen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer.

Trotzdem noch viel Spaß beim verlegen deines Fussbodens.

Gruß
...markusG
 
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